
Bild: “Tablets” von Martin Voltri. Lizenz: CC BY 2.0
1. Meinung: Prof. Dr. Peter Baumgartner
… Leiter des Departments für Interaktive Medien und Bildungstechnologien an der Donau-Universität Krems äußerte sich letztes Jahr im Interview mit Lecturio zur Zukunft des E-Learnings.
Demzufolge sieht er fünf Tendenzen für zukünftiges technologiegestütztes Lernen. E-Learning versteht sich erstens nicht mehr als zusätzliche Methode, sondern als integrativen Bestandteil didaktischer Konzeptionen. Es ist zweitens ein Element in der kohärenten Gestaltung von Lernprozessen und hiermit wichtiges Qualitätsmerkmal von Bildungsangeboten.
Drittens verbessert sich der Zugang zu E-Learning-Angeboten im Sinne situativen Lernens durch die generell zunehmende Ubiquität von Computern. Als vierte Tendenz sieht Baumgartner die weltweite Vernetzung bildungswilliger Menschen, die gemeinsames Lernen und Organisieren möglich macht.
Der letzte Aspekt bezieht sich auf die zunehmende Bedeutung von institutionsungebundenen Lernprozessen.
Es wird sich eine E-Learning Infrastruktur entwickeln, die die Validierung von nichtformalen und informellen Lernprozessen unterstützt (z.B. Open Badges).1
Meinung 2: Andreas Nau
… strategischer Geschäftsführer der Softwarefirma easySoft für Bildungs-Management-Systeme in St. Johann, definiert die Zukunft des E-Learnings, insbesondere des mobilen Lernens, im günstigsten Falle eingebettet in ein ganzheitliches Bildungskonzept, das Präsenzseminare weiterhin als wichtigen Bestandteil ansieht.
Workflowanalysen zur Prozessoptimierung, die in seinen Schulungen stark nachgefragt wird, seien mit Mobile Learning nicht möglich, wohl aber Wiederholungs- oder Assistenzfunktionen.
Meinung 3: Prof Dr. Heribert Nacken
… Lehrgebietsleiter der Ingenieurhydrologie an der RWTH Aachen, versteht E-Learning zukünftig auch als Blended Learning, also als Kombination von digitaler und face-to-face-Bildung.
Sieben Voraussetzungen müssen hierfür geschaffen werden:
- belastbare, mediendidaktische Konzepte
- experimentierfreudige und neugierige Dozenten, die entsprechend weitergebildet werden
- Anreizsysteme für Lehrer (z.B. Rankings)
- finanzielle Mittel
- Studierende, die die Angebote aktiv nutzen
Last but not least, brauchen wir Mechanismen, um festzustellen, ob alle diese Aktivitäten (…) tatsächlich dazu führen, dass die Qualität der Lehre verbessert wird.2
Meinung 4: Dr. Michael Kopp
… E-Learning-Berater an der Akademie für neue Medien und Wissenstransfer der Universität Graz, sieht E-Learning-Trends als Wellen auf den Bildungsmarkt zukommen. MOOCs sind demzufolge mittlerweile Schnee von Gestern.
Er wünscht sich für den Hochschulbereich eine intensivere Beschäftigung mit den Educational Ressources, weil Lehrunterlagen aus dem Hochschulbetrieb für die Veröffentlichung im Internet oft noch untauglich sind.
Meinung 5: Thomas Czerwionka
… wissenschaftlicher Mitarbeiter für E-Portfolios im Projekt teach4TU an der TU Braunschweig, kritisiert aktuell den Begriff E-Learning.
Zum einen ist er nicht mehr zeitgemäß, zum anderen steht er einer sachlich-konstruktiven Auseinandersetzung mit den Potenzialen digitaler Medien im Lehren und Lernen eher im Wege als dass er sie fördert.3
Vielmehr wäre es an der Zeit, E-Learning nicht mehr als eine neue, zusätzliche, vom „traditionellen“ Lernen abgegrenzte Form der Lehr- und Lernunterstützung zu definieren, sondern als selbstverständlich in modernen Bildungsprozessen anzuerkennen. Wie der neue Umgang mit E-Learning aussehen könnte, hat Czerwionka momentan noch offen gelassen.
Meinung 6: Dr. Jochen Robes
… E-Learning und Human Resources-Berater, sieht das Ende der MOOCs und des Begriffs E-Learning ebenfalls in naher Zukunft.
Alles wird in der Cloud liegen, und der Zugriff auf diese Informationen erfolgt über Technologien und Erweiterungen, die wir heute nur erahnen. Viele Lernprozesse werden im Alltag verschwinden, persönliche Online-Assistenten werden uns dabei unterstützen.4
Im Gespräch mit Lecturio kritisiert er die oft mangelnde Konzeption und Reflektion von Bildungsprozessen, um technologiegestütztes Lernen tatsächlich effizient und wirkungsvoll einsetzen zu können. Er fordert eine stärkere Auseinandersetzung mit den möglichen Bildungsszenarien mithilfe mobiler Endgeräte, „die den Bedürfnissen einer Generation Y mehr entgegenkommen.“5
Meinung 7: Stefan Janssen
… Europa-Chef des E-Learning-Anbieters Skillsoft mit Sitz in Düsseldorf, spürt ebenfalls den Trend zur Nutzung mobiler Endgeräte und hier insbesondere das Microlearning.
Wir beobachten eine steigende Nachfrage bei Kursen, die im zwei- bis fünfminütigen Bereich liegen.6
Diese können unterwegs oder am Arbeitsplatz genutzt werden, und dienen hauptsächlich der Lösung aktueller Probleme, vor allem im Bereich der Recherche.
Hinzu kommt der Trend, entsprechende Software nicht mehr zu kaufen, sondern zu mieten und an die individuellen Bedürfnisse im Unternehmen anpassen zu lassen.
Cloud Computing bestimmt künftig die Rahmenbedingungen des betrieblichen Lernens.7
Quellen:
1) Interview mit Peter Baumgartner via Lecturio
2) 100 Meinungen zu E-Learning via Virtuelle Hoschule
3) E- war einmal via Oliver Tacke
4) und 5) Lecturio interviewt Dr. Jochen Robes, Weiterbildungsexperte via Lecturio
6) und 7) Die Generation Y ist schuld via personalwirtschaft.de
Schreiben Sie einen Kommentar
3 Gedanken zu „7 Meinungen etablierter Bildungsexperten zur Zukunft des E-Learnings“
E-Learning ist eine hervorragende Ergänzung zu Präsenztrainings. Gerade dort, wo es um die Vermittlung von reinem Fachwissen geht. Wir setzen es erfolgreich ein, vom Auszubildenden bis zur Führungskraft.
Freilich sollte berücksichtigt werden, dass diese Form der Weiterbildung nicht jedem Lerntyp gleichermaßen entspricht.
Danke für diese Informationen. Kurz, knapp, knackig – und dabei vielfältig.
Erstaunlich finde ich es allerdings, liebe Lecturios, dass nicht eine einzige Fach-Frau zu Wort gekommen ist. 7 Männer, keine Frau? Dabei ist das Bildungswesen sehr sehr weiblich geprägt…
Zumindest die Meinung von Prof. Miriam Meckel hätte ich hier sehr gern noch gelesen…
Inge Bell
Sehr geehrte Frau Bell, danke für Ihren Kommentar und Ihr Lob. Und tatsächlich haben Sie recht: Bei diesem Beitrag fehlt die Stimme einer (oder mehrerer) Frauen. Das nächste Mal werden wir das auf jeden Fall berücksichtigen. Es grüßt Sie herzlich ihr Lecturio-Team.