Fast die Hälfte aller Doktoranden hat schon einmal ans Abbrechen gedacht. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie des Hochschul-Informations-Systems (HIS).
Eine Frage des Geldes?
Die Untersuchung beschäftigt sich mit allgemeinen Kennzahlen zur Situationen der Promovierenden in Deutschland. Im Jahr 2011 waren das 26.981 Personen, die den Dr.-Grad erlangt haben. 45 Prozent davon waren Frauen, was einen kontinuierlichen Anstieg in den letzten zwölf Jahren bedeutet. Auch wenn die Studie offen lässt, wie viele Promotionen abgebrochen wurden, so liefert sie trotzdem spannende Ergebnisse, die in diese Richtung gehen. Insgesamt haben 41 Prozent aller Doktoranden mal daran gedacht, ihre Promotion abzubrechen. Besonders diejenigen, die schon seit mehr als drei Jahren an der Doktorarbeit sitzen, haben einen Abbruch in Erwägung gezogen (51 Prozent).
Die Studie zeigt allerdings auch, dass es Unterschiede zwischen den Doktoranden und ihrer Einstellung zur Doktorarbeit gibt. Besonders wissenschaftliche Mitarbeiter denken vergleichsweise häufiger über einen Abbruch nach als solche, die sich ihren Lebensunterhalt beispielsweise durch ein Stipendium finanzieren. Ein möglicher Grund könnte die weiteren beruflichen Verpflichtungen sein, die Nicht-Stipendiaten haben. Das HIS stellt fest: „Wahrend nicht einmal jede(r) dritte Stipendiat(in) bereits über einen Abbruch nachgedacht hat, liegt der Anteil unter Promovierenden, die an Fachhochschulen beschäftigt sind, fast doppelt so hoch.“
Schnelle Psychologen, langsame Ingenieure
Dass immer etwas dazwischen kommen kann und Promotionen häufig länger dauern als geplant, zeigt ein weiteres Ergebnis der Untersuchung. Demnach gehen Doktoranden im Durchschnitt davon aus, dass sie 3,9 Jahre für ihre Doktorarbeit brauchen. Die Realität zeigt aber, dass sie 0,6 Jahre länger brauchen. Je nach Fächergruppe gibt es aber Unterschiede: Während in der Erziehungswissenschaft, der Psychologie, den Naturwissenschaften und der Mathematik die geschätzte Dauer nur wenige Monate unter dem tatsächlichen Zeitrahmen liegt, brauchen Geistes- und Sozialwissenschaftler sowie Ingenieure fast ein Jahr länger als geplant.
Häufig ist vor allem Frust mit dem Thema ein wichtiger Punkt, der zum Abbruch der Promotion führen kann. Dabei ist vor allem interessant, wie die Doktoranden in Deutschland überhaupt auf ihr Forschungsprojekt kommen. Etwa die Hälfte aller Promovierenden hat ihr Thema selbst gewählt. Deutliche Unterschiede gibt es jedoch dabei, in welchem Rahmen sich die Forscher der Arbeit widmen. Mitarbeiter in einem Forschungsprojekt haben sich zu etwa 29 Prozent selbst für ein Thema entschieden, während frei Promovierende zu etwa 80 Prozent selbst gewählt haben, womit sie sich beschäftigten.
Die gesamte HIS-Studie mit noch mehr Zahlen und Fakten zur Situation der Promovierenden in Deutschland findet ihr hier.
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