
Bild: “Meditation” vonBalint Földesi. Lizenz: CC BY 2.0
Was sich messbar verändert, wenn Sie meditieren
Herbert Benson von der Harvard Medical School forscht seit vielen Jahren auf dem Gebiet physiologischer Effekte durch Meditation. Er wies unter anderem nach, dass während der Meditation der Lactatspiegel im Blut – ein Stressindikator – sinkt, ebenso der Blutdruck, die muskuläre Anspannung und die Atemfrequenz. Der gesamte Stoffwechsel verlangsamt sich.
Benson ging aber noch weiter. Er etablierte eine eigene Meditationsform und fand im Laufe seiner Forschertätigkeit unter anderem heraus:
- Personen mit Einschlafstörungen konnten zu 75 % geheilt werden (die übrigen 25 % erlebten eine Besserung ihrer Schlafstörungen).
- Krebs- und Aidspatienten litten weniger unter den Nebenwirkungen der Therapien.
- Patienten, die mit Angstzuständen oder Depressionen zu kämpfen hatten, konnten ihr Befinden dank der Meditation deutlich verbessern.
- Menschen mit Migräne gelang es, die Häufigkeit und Heftigkeit der Anfälle zu reduzieren.
- Bei Patienten mit chronischen Schmerzen verringerten sich diese durch regelmäßige Meditation.
Auch Fadel Zeidan, Forscher an der Wake Forest University School of Medicine in Winston-Salem, konnte eine deutliche Verringerung von Schmerzen durch Meditation nachweisen. Ängste und Müdigkeit reduzierten sich. Er fand außerdem heraus, dass die Stimmungslage, die Gedächtnisleistung, visuelle Aufmerksamkeit, räumliche Wahrnehmung und Konzentrationsfähigkeit, sowie die kognitiven Fähigkeiten insgesamt zunahmen.
Wie sich das Gehirn durch Meditation verändert
Wolf Singer, Leiter des Frankfurter Max-Planck-Instituts für Hirnforschung, spricht von einer grundlegenden Veränderung der Aufmerksamkeit durch Meditation, einem klareren Blick auf sich selbst und andere Menschen, einer verbesserten Fähigkeit zur Empathie.
Wissenschaftliche Belege dafür konnte beispielsweise auch Amishi Jha von der Universität in Pennsylvania erbringen: In ihrer Forschung hat sich gezeigt, dass Menschen, die nicht meditieren, viel leichter ablenkbar sind, als geübte Meditierende. Das rührt daher, dass der anteriore cinguläre Kortex – eine der Hirnregionen, die mit der Aufmerksamkeit zu tun haben – durch Übung trainiert werden kann.
Auch Britta Hölzel vertritt diese Ansicht. Sie war unter anderem an einer Studie in Gießen beteiligt, in der mittels eines Kernspintomographen nachgewiesen werden konnte, dass Meditierende eine stärkere Aktivierung in diesem Gehirnareal aufweisen als Ungeübte.
Eindrucksvolle Ergebnisse lieferte darüber hinaus die Arbeit von Sara Lazar (Harvard Medical School). Sie konnte zeigen, dass regelmäßige Meditation bewirken kann, dass die Struktur der grauen Substanz im Gehirn mit 50 Jahren dieselbe Beschaffenheit aufweist wie im Alter von 25.
Bei Personen, die nicht meditieren, verhält es sich anders: Degenerative Prozesse durch das Älterwerden führen zu einem Verlust von grauer Materie, was zu einer Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit führt.
Insbesondere das Arbeitsgedächtnis wird in Mitleidenschaft gezogen; logische Schlussfolgerungen zu ziehen wird zunehmend schwieriger. Die Neurowissenschaftlerin fand aber noch mehr heraus: Nicht nur der alterungsbedingte Verlust von grauer Materie kann vermieden werden – ihren Probanden gelang es in unterschiedlichen Versuchen auch, die graue Materie in ihren Gehirnen zu vermehren!
Insbesondere in den Bereichen, die für das Treffen von Entscheidungen, Lernen und Erinnerungsvermögen zuständig sind, fand Lazar positive Veränderungen durch praktizierte Meditation. Auch die Hirnareale, die dafür zuständig sind, dass wir empathisch sind, Mitgefühl haben, die Perspektiven anderer Menschen übernehmen und unsere Emotionen regulieren können, legten an grauer Substanz zu.
Allerdings wurden nicht alle Hirnareale durch Meditation größer: Die Medulla schrumpfte bei den Probanden messbar. Für Lazar ein klares Indiz dafür, dass die Testpersonen die reine Wahrheit sagen, wenn Sie davon berichten, wie viel weniger gestresst sie sich fühlen, seitdem sie regelmäßig meditieren. Und das, obwohl sich an der Umgebung der Studienteilnehmer nichts verändert hatte.
Erfahren Sie es selbst
Es gibt, wie Sie sehen, zahlreiche wissenschaftliche Belege dafür, dass Meditation einen förderlichen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und Gesundheit des Menschen hat. Auch im sozialen und emotionalen Bereich profitieren wir davon, uns regelmäßig darin zu üben, in der Stille, im Hier und Jetzt und ganz bei uns selbst zu sein.
Sowohl Sara Lazar als auch Britta Hölzel und Wolf Singer richteten ihr Interesse als Wissenschaftler auf dieses Forschungsfeld, nachdem sie persönlich erstaunliche Erfahrungen mit meditativen Praktiken gemacht hatten. Machen Sie sich auf Ihren eigenen Weg. Inspiration finden Sie in unserem weiterführenden Beitrag Meditationen für Einsteiger.
Quellen
- Bewusstseinswandel durch Meditation via Süddeutsche Zeitung
- Exploring the stability and mutability of attention and working memory
- How meditation can reshape our brains via Harvard Medical School
- Neuroimaging methodologies to investigate brain mechanisms via Wake Forest University School of Medicine
- Relaxation Response via Harvard Medical School
- Yoga und Meditation können das Gehirn jung halten via Justus-Liebig-Universität Gießen
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