Ich hatte mal eine Chefin, die nachts um eins noch anrief, um den nächsten Tag zu besprechen. Einen Chef, der sich nicht entscheiden konnte, ob er mein bester Freund oder mein strenger Vorgesetzter sein sollte. Und eine Freundin, die dann meine Chefin wurde. Keines dieser Modelle war ideal, aber funktioniert haben sie alle – mehr oder weniger: Es gibt keinen perfekten Chef, wie es keinen perfekten Menschen gibt. Aber es gibt Eigenschaften, die er haben sollte, weil sie ihn voranbringen und solche, die ihn eher behindern werden. In der Blogparade von Thomas Mampel gehen wir dieser Frage nach.
Zugegeben: als Vorgesetzter nachts zu arbeiten und überhaupt nicht daran zu denken, dass die Mitarbeiter schon schlafen könnten, ist ignorant. Aber es zeugt auch von einem schlechten Zeitmanagement, wenn es tatsächlich nötig wird, bis tief in die Nacht noch den nächsten Tag zu planen und schnell die letzten Änderungen abzusprechen. Wenn er dann konstatiert, er hätte die ganze NACHT gearbeitet, fragt man sich unwillkürlich: was hat er denn den ganzen TAG über gemacht? Ein guter Führungsstil zeichnet sich auch dadurch ab, dass die Führungskraft selbst ein gutes Zeitmanagementbesitzt. Organisation und Struktur sind oft vernachlässigte Themen in der Führungsetage. Ein chaotischer Chef bedeutet meist auch Chaos im Unternehmen. Meetings sind ein gutes Beispiel dafür: sie sind oft nicht strukturiert und dauern viel zu lange.
Ebenfalls wichtig für eine gute Führung ist das richtige Verhältnis zu den Mitarbeitern. Dabei fragt man sich selbst: will man eher den kumpelhaften Typ, mit dem man nach Feierabend noch ein Bier trinken geht oder lieber die strenge Sorte? Distanziert oder halbes Familienmitglied? Zwar ist es prinzipiell positiv, wenn die Mitarbeiterführung zwanglos und locker erfolgt, aber allzu kumpelhaft sollte sie dann doch nicht sein. Und bei kleinsten Ärgernissen in den herrischen Führungsstil zu wechseln, macht auch keinen guten Eindruck. Ein guter Chef ist Führungskraft und Vertrauter zusammen. Bei Problemen innerhalb seines Teams ist er ein guter Zuhörer und zur Not auch Streitschlichter. Überhaupt ist die Kommunikation eines der wichtigsten Themen. Als Führungskraft muss man zwischen den Zeilen lesen können. Der Chef sollte wissen, was seine Mitarbeiter oder auch seine Kunden wirklich meinen, wenn sie etwas sagen und er muss geschickt darauf eingehen. Auch in der direkten Kommunikation mit dem Mitarbeiter, beispielsweise in einem kritischen Gespräch, braucht er das nötige Feingefühl und muss klare und deutliche Aussagen treffen können.
Und auch wenn es seltsam klingt: ein guter Chef ist gut gekleidet und weiß sich zu benehmen. Das sollte zwar nicht erwähnenswert sein, ist es aber dennoch. Gerade wenn die Führungskraft noch sehr jung und ein lockerer, dynamischer Typ ist, besteht oft die Gefahr, dass er sich äußerst leger kleidet und verhält. Spätestens wenn es zum direkten Kundenkontakt kommt, sollten der Kleidungsstil und das Verhalten entsprechend seriöser sein. Auf eine gewisse Etikette im Business-Alltag sollte also Wert gelegt werden.
Letzten Endes muss es den perfekten Chef gar nicht geben – man muss nur wissen, wie man die unterschiedlichen Typen einordnet und mit ihnen umgeht.
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