Menschen mit Rückenschmerzen, ältere Mitbürger, Behinderte oder Verletzte sind ihnen mehr als dankbar: Physiotherapeuten (früher als ‚Krankengymnasten‘ bezeichnet) haben heutzutage ein sehr breites Betätigungsfeld. Erfahren Sie nun, wie Sie diesen spannenden Beruf erlernen können, welche Herausforderungen Sie konkret erwarten, wie Ihre Verdienstspanne bemessen ist und welche Zukunftsaussichten dabei bestehen.
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Bild: von willma… Quelle: Photocase


Voraussetzungen

Die Ausbildung zum Physiotherapeuten umfasst drei Jahre und wird ausschließlich an Berufsfachschulen angeboten. Aus diesem Grund gibt es währenddessen keine Vergütung. Voraussetzungen sind mindestens die Mittlere Reife, Empathie und Einfühlungsvermögen sowie Interesse an medizinischen Themen.

Die Ausbildung besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil, wobei die Theorie sehr umfassend unterrichtet wird. Der komplexe menschliche Bewegungsapparat mit seinen Muskeln, Sehnen und Knochen ist Gegenstand des Unterrichts. Darauf basierend lernen Sie Behandlungs- und Massagetechniken, Maßnahmen zur Prävention und Grundlagen der Rehabilitation.

Die Vermittlung sozialer Kompetenzen ist ein ebenso elementarer Bestandteil der Ausbildung, da der Umgang mit Patienten die Hauptaufgabe des Physiotherapeuten darstellt. Haben Sie die Berufsfachschule erfolgreich durchlaufen, können Sie nach dem Masseur- und Physiotherapeutengesetz eine Erlaubnis beantragen, um die Berufsbezeichnung führen zu dürfen.

Berufseinstieg

Es gibt viele Einsatzorte für Physiotherapeuten: Vor allem ist die Berufsgruppe in den zahlreichen Therapiepraxen, Krankenhäusern und Kliniken, Rehabilitationseinrichtungen und Seniorenheimen beschäftigt – mittlerweile jedoch ebenso in Wellness- und Fitnessoasen.

Sind Sie auf der Suche nach einer Stelle, dann sollten Sie den potenziellen Arbeitgeber möglichst vor Ort aufsuchen, da soziale Kompetenzen in diesem Beruf sehr wichtig sind. Stellen Sie sich direkt vor, haben Sie die Möglichkeit, sich persönlich zu präsentieren. Ansonsten laufen die Bewerbungsverfahren auf klassischem Weg über Bewerbungsmappen, wobei vor allem größere Unternehmen die Option der Online-Bewerbung anbieten.

Entwicklungen der letzten Jahre und Prognose

Die Prognose für den Beruf des Physiotherapeuten ist mehr als gut. Da viele Menschen überwiegend im Sitzen tätig sind und somit die Bewegung zu kurz kommt, sind beispielsweise Rückenschmerzen ein Volksleiden. Hinzu kommt der demographische Wandel, der dazu führt, dass es immer mehr ältere Mitbürger geben wird. Dabei steigt die Wahrscheinlichkeit für Erkrankungen des Bewegungsapparates mit dem Alter.

Dies spiegelt sich in konkreten Zahlen wider: Im Zeitraum von 1999 bis 2011 ist die Anzahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Physiotherapeuten von 110.000 auf 177.000 gestiegen, während die Arbeitslosenquote rapide gesunken ist.

Mögliche Qualifikationen

Da die medizinischen Erkenntnisse sehr schnell voranschreiten und somit immer neue Therapiekonzepte entwickelt werden, sind Physiotherapeuten darauf angewiesen, sich ständig weiterzubilden. Die gesetzliche Regelung sieht mindestens alle zwei Jahre eine externe Fortbildung vor.

Bereits nach Ihrer Ausbildung können Sie einen Abschluss als Gymnastiklehrer anschließen, was ein zusätzliches Ausbildungsjahr bedeutet. Zudem besteht die Möglichkeit der Zertifikatsweiterbildung mit Schwerpunkten auf der Manuellen Therapie, Manuellen Lymphdrainage etc. Außerdem können sich Physiotherapeuten auf Bereiche wie Sporttherapie oder Osteopathie spezialisieren.

Erwägenswert ist ebenso die Option eines Bachelor- oder Masterstudiums mit Abschlüssen in Physiotherapie, Gesundheitsmanagement oder Heilpädagogik, falls Sie über eine Hochschul- oder Fachhochschulreife verfügen. Viele Hochschulen bieten jedoch mittlerweile die Möglichkeit an, bereits mit einer abgeschlossenen Ausbildung ein Studium beginnen zu können.

Bei einem Bachelor-Studium in Vollzeit können Sie mit einer durchschnittlichen Studiendauer von sechs bis acht Semestern rechnen. Hinsichtlich der Kosten sind hochschulabhängige Semestergebühren und in bestimmten Bundesländern Studiengebühren zu berücksichtigen, die bis zu 500 Euro betragen können.

Ein Trend, der sich ebenfalls zunehmend durchsetzt: Immer mehr Physiotherapeuten wählen den Weg in die Selbstständigkeit. Hier gibt es spezielle Fortbildungsmöglichkeiten, die zum Teil gesetzlich vorgeschrieben sind, um den Qualitätsstandard zu gewährleisten.

Das Gehalt: Fakten & Zahlen

Ein Beruf sollte Freude bereiten, selbstverständlich ist aber auch das Gehalt ein entscheidendes Kriterium. Was verdienen Physiotherapeuten? Dies hängt davon ab, in welchem Bereich Sie arbeiten: im öffentlichen Dienst, in einer privaten Praxis oder als Selbstständiger.

Im öffentlichen Dienst gilt der Tarifvertrag TvöD. Je nach Berufsjahren und Qualifikationen steigt das Gehalt. Das minimale Einstiegsbruttogehalt mit abgeschlossener Ausbildung beträgt demnach 1.600 Euro, das maximale Gehalt mit Bachelor-Abschluss steigt nach einigen Jahren im öffentlichen Dienst auf 3.800 Euro.

Das durchschnittliche Bruttoeinstiegsgehalt für ausgebildete Physiotherapeuten beläuft sich aktuellen Statistiken zufolge auf 2.100 Euro, da sie in der Regel in die Gehaltsstufe 7 des TvöD eingeordnet werden. Bei gleichbleibender Qualifikation klettert das Einkommen mit den Berufsjahren auf 2.700 Euro.

Bei Selbstständigen ist die Auftragslage entscheidend, wobei die Therapieeinheiten meist von den Krankenkassen bezahlt werden. Diese vergüten im Schnitt 20 Minuten Therapie mit 10 Euro. Dies bedeutet, dass Sie bei voller Auslastung 30 Euro pro Stunde erzielen können.

In privaten Praxen können die Gehälter für Angestellte stark abweichen, da keine Tarifbindung gilt. Einige Arbeitgeber orientieren sich zwar am TvöD, viele allerdings nicht.

Generell bestehen erhebliche regionale Unterschiede bezüglich des Einkommens. So verdienen Beschäftigte in Ostdeutschland im Durchschnitt weniger als ihre Kollegen in Westdeutschland. In Bundesländern, in denen die Lebenshaltungskosten höher sind – zum Beispiel in Bayern oder Baden-Württemberg – sind auch die Gehälter in der Regel höher.

Spitzenreiter bezüglich des Durchschnittsverdienstes sind das Saarland (2.130 Euro), Baden-Württemberg (2.055 Euro) und Bayern (2.019 Euro), Schlusslichter Sachsen (1.355 Euro), Sachsen-Anhalt (1.430 Euro) und Mecklenburg-Vorpommern (1.430 Euro). Für das genaue Gehalt ist letztlich die Qualifikation des Physiotherapeuten ausschlaggebend.

Das Für und Wider des Berufs

Konkurrenzdruck, unter Umständen der Umgang mit Schwerstkranken, ständige Fortbildungen, um auf dem Markt bestehen zu können: Physiotherapeuten wird eine Menge abverlangt.

Allerdings ist dieser Beruf auch ungemein bereichernd: Dazu gehört zum Beispiel das dankbare Lächeln, wenn Sie jemanden von seinen Schmerzen befreit und ihm ein Stück Lebensqualität zurückgegeben haben. Für viele ältere Patienten sind Sie als Physiotherapeut oftmals einer der wenigen sozialen Kontakte, die geblieben sind.

Der Umgang mit Menschen, die Gespräche, die sich während der Therapien entwickeln, und die Einblicke in das persönliche Leben sind es, die diesen Beruf so faszinierend machen. Nicht umsonst ist die Ausstiegsquote im Bereich Physiotherapie sehr gering, vielmehr nutzen die meisten diese Option, um sich weiterzuentwickeln und erleben den Beruf als individuelle Bereicherung.


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