Seit Mai 2015 gelten Neuerungen bezüglich der Frauenquote. Demnach sollten börsennotierte Großunternehmen mit mehr als 2000 Mitarbeitern mindestens 30 % weibliche Mitglieder in ihre Aufsichtsräte wählen. Das heißt, dass Frauen bei einer Neubesetzung Vorrang haben. Zudem wird darüber diskutiert, ob Frauen die besseren Manager sind. Was bringt die Frauenquote und ist die Entscheidung für eine weibliche Führungskraft gewinnbringender?
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Bild: “Sonnwend-Klettern-019” von Filip Brocke. Lizenz: CC BY 2.0


1. Fakten

Im 21. Jahrhundert sollte es selbstverständlich sein, dass sich nicht nur Frauen in Führungspositionen für weibliche CEOs aussprechen. Verstärkt preisen auch Männer in Top-Positionen Frauen als hoch qualifizierte Fachkräfte an. Wie zum Beispiel VW-Chef Martin Winterkorn, der Frauen für die „besseren Männer“ hält.

Die seit Jahren immer wieder diskutierte Frauenquote soll immer mehr Vorstandsposten mit Managerinnen besetzen. Die Realität sieht jedoch anders aus.

Im Dezember 2014 kommt die Wochenzeitung DIE ZEIT zu der traurigen Bilanz, dass jede 2. Topmanagerin scheitert.

Zwischen August 2012 und Juli 2014 waren zwar 17 Frauen auf Vorstandsposten tätig, für 7 von ihnen wurde das Beschäftigungsverhältnis jedoch Mitte Dezember 2014 schon wieder beendet. Kaum eine dieser Entscheidungen soll freiwillig getroffen worden sein.

Im selben Zeitraum gab es 168 männliche Dax-Vorstände, von denen 42 Beschäftigte gingen. Demzufolge jeder 4. Auch die Beweggründe und weiteren Karriereverläufe unterschieden sich von denen der Frauen.

Während Männer ihren Posten aus Altersgründen oder neuen Top-Jobs verließen, verschwanden die Frauen weitgehend.

Dieser Umstand ist allerdings kein deutsches Phänomen, sondern besteht im Ausland ebenso.

Statistik: Frauenanteil in den Vorständen der größten börsennotierten Unternehmen in der Europäischen Union 2012 | Statista

2. Frauen als die „besseren Männer“

Auch wenn die vorangegangen Fakten nicht besonders ermutigend klingen, gibt es nicht wenige Entscheidungsträger, die sich ausgesprochen positiv über Frauen in Führungspositionen äußern.

Infografik: Frauenquote in den Aufsichtsräten der Top 10 DAX-Unternehmen | Statista

Wie bereits erwähnt, gehört VW-Chef Martin Winterkorn zu diesen Befürwortern. Auch wenn man sich über die Bezeichnung „bessere Männer“ streiten mag, beschreibt er fachlich gut qualifizierte Frauen in Führungspositionen als zielstrebiger und konsequenter.

Eine mögliche Begründung sieht Winterkorn darin, dass sich die weiblichen Manager bereits gegen eine Männermehrheit durchsetzen mussten. Trotzdem spricht sich der Topmanager mit folgenden Worten gegen eine Frauenquote aus:

Im Management und auch in den Vorständen unserer Marken haben wir inzwischen eine ganze Reihe von Frauen – und zwar aufgrund ihrer Qualifikation, nicht der Quote.

Zudem verfolge der Automobilhersteller bereits eine flexible Personalpolitik und möchte diesen Kurs weiterhin fortführen. Dabei orientiert sich das Unternehmen an einer differenzierten Quote. Winterkorn sagt dazu:

Wenn heute zehn Prozent der Maschinenbau-Hochschulabsolventen Frauen sind, dann wollen wir in den entsprechenden Bereichen auch mindestens zehn Prozent Frauen einstellen.

Gleiche Bedingungen gelten auch für Elektrotechnik, Informatik und Ingenieurwissenschaften. Diese Frauenquote soll kontinuierlich und nachhaltig bis auf 30 % erhöht werden.

Die Studie Ketchum Leadership Communication Monitor (KLCM) 2014 bestätigt das. Von 500 deutschen Teilnehmern waren 58 % der Meinung, dass Frauen in Führungspositionen besser mit Herausforderungen umgehen können.

 3. Kritikpunkte

Eine kanadische Befragung von 624 Vorstandsmitgliedern kommt zu ähnlichem Schluss. Prof. Chris Barth behauptete daraufhin, dass Frauen die besseren Manager wären.

Die Studie wurde mit 624 routinierten Führungskräften durchgeführt, die alle über ausgeprägte Erfahrungen im Management verfügten. Darunter waren 75 % Männer.

Auffällig war, dass die männlichen Teilnehmer nach festgelegten Strukturen entschieden. Frauen dagegen zeigten sich kooperativer und waren bemüht, die Interessen aller Beteiligten einzubeziehen. Weiblichen Führungskräften kam es vor allem darauf an, eine faire und ethisch vertretbare Lösung zu finden.

Der Redakteur Ferdinand Knauß merkte nach Erscheinen der Studie einige Kritikpunkte an. Zudem stelle er in einem Artikel der Wirtschaftswoche die relevante Frage: Was ist die „bessere“ Entscheidung?

Diese Einschätzung kann nach Knauß erst nach zeitlichem Abstand vorgenommen werden, da die Konsequenzen sich erst später zeigen würden. Außerdem sei eine zeitgleiche Befragung und Beobachtung von über 600 Managern nicht möglich.

Knauß wirft Barth vor, sein Urteil auf einem moralischen anstatt auf ein einem betriebswirtschaftlichem Kriterium aufgebaut zu haben.

Auch der Personalberater Heiner Thronberg warnte in einem Artikel des Manager Magazins davor, Personalentscheidungen anhand des Geschlechts zu treffen. Unqualifizierte Männer mit unqualifizierten Frauen zu ersetzen, mache keinen Sinn und würde schwer wiegende Konsequenzen nach sich ziehen.

4. Fazit

Gleichberechtigte Bedingungen sind auch im Management noch keine Selbstverständlichkeit und sorgen häufig für Diskussionen. Obwohl Studien Frauen als bessere Manager einstufen und eine Frauenquote für mehr weibliche Führungskräfte sorgen möchte, bleiben diese Versuche oft theoretisch. Nur um Quoten zu erfüllen, sollten Qualifikationen nicht außer Acht gelassen werden. Die theoretischen Ansätze sollten heute jedoch längst zur Realität geworden sein.

Quellen

VW-Boss Winterkorn: Frauen sind die besseren Manager via FOCUS online

Frauen. Vorstand. Abgehängt. via ZEIT ONLINE

Studie: Frauen sind die besseren Führungskräfte via W&V online

Warum Frauen angeblich die besseren Manager sind via Wirtschaftswoche online

Frauenquote: „Sind Frauen die besseren Manager, bloß weil sie weiblich sind?“ via manager magazin

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