Der Auftrag, §§ 662 ff. BGB

Der Auftrag, §§ 662 ff. BGB

Nach herrschender Meinung wird der Auftrag als unvollkommen zweiseitig verpflichtender Vertrag eingeordnet. Der folgende Beitrag vermittelt einen Überblick über seine Merkmale und die Pflichten der Vertragsparteien.
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Lecturio Redaktion

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23.02.2024

Inhalt

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I. Die Merkmale des Auftrags

Gemäß § 662 BGB verpflichtet sich der Beauftragte durch die Annahme eines Auftrags, ein ihm von dem Auftraggeber übertragenes Geschäft für diesen unentgeltlich zu besorgen. Den Auftraggeber trifft demnach nicht zwangsläufig die Pflicht zu einer Leistung. Hat er dennoch eine solche Pflicht, steht sie nicht mit der Geschäftsbesorgungspflicht des Auftragnehmers im Synallagma.

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Der Auftrag wird zum Gefälligkeitsverhältnis dadurch abgegrenzt, dass die Parteien bei letzterem keinen Rechtsbindungswillen haben. Bei der Unterscheidung müssen die Art des Geschäfts und seine rechtliche sowie wirtschaftliche Bedeutung als Kriterien einbezogen werden.

Die Geschäftsbesorgung kann in einer rechtlichen oder tatsächlichen Handlung bestehen. Daneben erledigt der Auftragnehmer diese auch dann für den Auftraggeber, wenn sie ebenfalls in seinem eigenen Interesse liegt.

Auftrag, § 662 BGB
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II. Die Pflichten des Auftragnehmers

Der Auftragnehmer hat die Pflicht, die Geschäftsbesorgung für den Auftraggeber auszuführen. Gemäß § 664 Abs. 1 S. 1 BGB darf er diese Aufgabe im Zweifel nicht auf einen Dritten übertragen. Sofern ihm die Übertragung erlaubt ist, hat er nach § 664 Abs. 1 S. 2 BGB nur ein ihm bei der Übertragung zur Last fallendes Verschulden zu vertreten. Für das Verschulden eines Gehilfen ist er entsprechend § 664 Abs. 1 S. 3 BGB nach § 278 BGB verantwortlich.

Gemäß § 665 S. 1 BGB ist der Beauftragte berechtigt, von den Weisungen des Auftraggebers abzuweichen, wenn er den Umständen nach annehmen darf, dass der Auftraggeber bei Kenntnis der Sachlage die Abweichung billigen würde. Hieraus ergibt sich eine Weisungsgebundenheit des Auftragnehmers.

Nach § 665 S. 2 BGB hat der Beauftragte, vor der Abweichung dem Auftraggeber Anzeige zu machen und dessen Entschließung abzuwarten, wenn nicht mit dem Aufschub Gefahr verbunden ist.

Zudem trifft den Auftragnehmer nach § 666 BGB eine Auskunfts- und Rechenschaftspflicht: Er ist verpflichtet, dem Auftraggeber die erforderlichen Nachrichten zu geben, auf Verlangen über den Stand des Geschäfts Auskunft zu erteilen und nach der Ausführung des Auftrags Rechenschaft abzulegen. Das Ablegen der Rechenschaft bedeutet, dass der Auftragnehmer dem Auftraggeber eine genaue Auflistung seiner Einnahmen und Ausgaben vorlegen muss.

§ 667 BGB bestimmt, dass der Beauftragte verpflichtet ist, dem Auftraggeber alles herauszugeben, was er zur Ausführung des Auftrags erhält und was er aus der Geschäftsbesorgung erlangt. Damit sind Sachen und Forderungen gemeint.

Nach § 668 BGB muss der Beauftragte dasjenige Geld von der Zeit der Verwendung an verzinsen, das er für sich verwendet, wenn er es dem Auftraggeber herauszugeben oder für ihn zu verwenden hat.

§ 662 BGB Auftrag
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III. Die Pflichten des Auftraggebers

§ 670 BGB bestimmt, dass der Auftraggeber zum Ersatz verpflichtet ist, wenn der Beauftragte zum Zwecke der Ausführung des Auftrags Aufwendungen (= freiwillige Vermögensopfer) macht, die er den Umständen nach für erforderlich halten darf.

Nach herrschender Ansicht ist diese Vorschrift auch auf Schäden (= unfreiwillige Vermögensopfer) anzuwenden, bei denen sich ein typisches Risiko der Geschäftsbesorgung niedergeschlagen hat. Nach § 253 Abs. 2 BGB analog besteht auch ein Schmerzensgeldanspruch seitens des Auftragnehmers.

Eine Vergütung kann der Auftragnehmer aufgrund der unentgeltlichen Natur des Auftrags regelmäßig nicht einfordern. Für die zur Ausführung des Auftrags erforderlichen Aufwendungen hat der Auftraggeber jedoch gemäß § 669 BGB dem Beauftragten auf Verlangen Vorschuss zu leisten.

Zusätzlich hat der Auftraggeber generelle Obhuts- und Schutzpflichten aus § 241 Abs. 2 BGB.

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Quellen

  • Looschelders, Dirk: Schuldrecht Besonderer Teil, 10. Aufl., München 2015.

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Simon Veiser

Simon Veiser beschäftigt sich seit 2010 nicht nur theoretisch mit IT Service Management und ITIL, sondern auch als leidenschaftlicher Berater und Trainer. In unterschiedlichsten Projekten definierte, implementierte und optimierte er erfolgreiche IT Service Management Systeme. Dabei unterstützte er das organisatorische Change Management als zentralen Erfolgsfaktor in IT-Projekten. Simon Veiser ist ausgebildeter Trainer (CompTIA CTT+) und absolvierte die Zertifizierungen zum ITIL v3 Expert und ITIL 4 Managing Professional.

Dr. Frank Stummer

Dr. Frank Stummer ist Gründer und CEO der Digital Forensics GmbH und seit vielen Jahren insbesondere im Bereich der forensischen Netzwerkverkehrsanalyse tätig. Er ist Mitgründer mehrerer Unternehmen im Hochtechnologiebereich, u.a. der ipoque GmbH und der Adyton Systems AG, die beide von einem Konzern akquiriert wurden, sowie der Rhebo GmbH, einem Unternehmen für IT-Sicherheit und Netzwerküberwachung im Bereich Industrie 4.0 und IoT. Zuvor arbeitete er als Unternehmensberater für internationale Großkonzerne. Frank Stummer studierte Betriebswirtschaft an der TU Bergakademie Freiberg und promovierte am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe.

Sobair Barak

Sobair Barak hat einen Masterabschluss in Wirtschaftsingenieurwesen absolviert und hat sich anschließend an der Harvard Business School weitergebildet. Heute ist er in einer Management-Position tätig und hat bereits diverse berufliche Auszeichnungen erhalten. Es ist seine persönliche Mission, in seinen Kursen besonders praxisrelevantes Wissen zu vermitteln, welches im täglichen Arbeits- und Geschäftsalltag von Nutzen ist.

Wolfgang A. Erharter

Wolfgang A. Erharter ist Managementtrainer, Organisationsberater, Musiker und Buchautor. Er begleitet seit über 15 Jahren Unternehmen, Führungskräfte und Start-ups. Daneben hält er Vorträge auf Kongressen und Vorlesungen in MBA-Programmen. 2012 ist sein Buch „Kreativität gibt es nicht“ erschienen, in dem er mit gängigen Mythen aufräumt und seine „Logik des Schaffens“ darlegt. Seine Vorträge gestaltet er musikalisch mit seiner Geige.

Holger Wöltje

Holger Wöltje ist Diplom-Ingenieur (BA) für Informationstechnik und mehrfacher Bestseller-Autor. Seit 1996 hat er über 15.800 Anwendern in Seminaren und Work-shops geholfen, die moderne Technik produktiver einzusetzen. Seit 2001 ist Holger Wöltje selbstständiger Berater und Vortragsredner. Er unterstützt die Mitarbeiter von mittelständischen Firmen und Fortune-Global-500- sowie DAX-30-Unternehmen dabei, ihren Arbeitsstil zu optimieren und zeigt Outlook-, OneNote- und SharePoint-Nutzern, wie sie ihre Termine, Aufgaben und E-Mails in den Griff bekommen, alle wichtigen Infos immer elektronisch parat haben, im Team effektiv zusammenarbeiten, mit moderner Technik produktiver arbeiten und mehr Zeit für das Wesentliche gewinnen.

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Frank Eilers ist Keynote Speaker zu den Zukunftsthemen Digitale Transformation, Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit. Er betreibt seit mehreren Jahren den Podcast „Arbeitsphilosophen“ und übersetzt komplexe Zukunftsthemen für ein breites Publikum. Als ehemaliger Stand-up Comedian bringt Eilers eine ordentliche Portion Humor und Lockerheit mit. 2017 wurde er für seine Arbeit mit dem Coaching Award ausgezeichnet.

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Yasmin Kardi ist zertifizierter Scrum Master, Product Owner und Agile Coach und berät neben ihrer Rolle als Product Owner Teams und das höhere Management zu den Themen agile Methoden, Design Thinking, OKR, Scrum, hybrides Projektmanagement und Change Management.. Zu ihrer Kernkompetenz gehört es u.a. internationale Projekte auszusteuern, die sich vor allem auf Produkt-, Business Model Innovation und dem Aufbau von Sales-Strategien fokussieren.

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Leon Chaudhari ist ein gefragter Marketingexperte, Inhaber mehrerer Unternehmen im Kreativ- und E-Learning-Bereich und Trainer für Marketingagenturen, KMUs und Personal Brands. Er unterstützt seine Kunden vor allem in den Bereichen digitales Marketing, Unternehmensgründung, Kundenakquise, Automatisierung und Chat Bot Programmierung. Seit nun bereits sechs Jahren unterrichtet er online und gründete im Jahr 2017 die „MyTeachingHero“ Akademie.

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Als akkreditierter Trainer für PRINCE2® und weitere international anerkannte Methoden im Projekt- und Portfoliomanagement gibt Andreas Ellenberger seit Jahren sein Methodenwissen mit viel Bezug zur praktischen Umsetzung weiter. In seinen Präsenztrainings geht er konkret auf die Situation der Teilnehmer ein und erarbeitet gemeinsam Lösungsansätze für die eigene Praxis auf Basis der Theorie, um Nachhaltigkeit zu erreichen. Da ihm dies am Herzen liegt, steht er für Telefoncoachings und Prüfungen einzelner Unterlagen bzgl. der Anwendung gern zur Verfügung.

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Zach Davis ist studierter Betriebswirt und Experte für Zeitintelligenz und Zukunftsfähigkeit. Als Unternehmens-Coach hat er einen tiefen Einblick in über 80 verschiedene Branchen erhalten. Er wurde 2011 als Vortragsredner des Jahres ausgezeichnet und ist bis heute als Speaker gefragt. Außerdem ist Zach Davis Autor von acht Büchern und Gründer des Trainingsinstituts Peoplebuilding.

Wladislav Jachtchenko

Wladislaw Jachtchenko ist mehrfach ausgezeichneter Experte, TOP-Speaker in Europa und gefragter Business Coach. Er hält Vorträge, trainiert und coacht seit 2007 Politiker, Führungskräfte und Mitarbeiter namhafter Unternehmen wie Allianz, BMW, Pro7, Westwing, 3M und viele andere – sowohl offline in Präsenztrainings als auch online in seiner Argumentorik Online-Akademie mit bereits über 52.000 Teilnehmern. Er vermittelt seinen Kunden nicht nur Tools professioneller Rhetorik, sondern auch effektive Überzeugungstechniken, Methoden für erfolgreiches Verhandeln, professionelles Konfliktmanagement und Techniken für effektives Leadership.

Alexander Plath

Alexander Plath ist seit über 30 Jahren im Verkauf und Vertrieb aktiv und hat in dieser Zeit alle Stationen vom Verkäufer bis zum Direktor Vertrieb Ausland und Mediensprecher eines multinationalen Unternehmens durchlaufen. Seit mehr als 20 Jahren coacht er Führungskräfte und Verkäufer*innen und ist ein gefragter Trainer und Referent im In- und Ausland, der vor allem mit hoher Praxisnähe, Humor und Begeisterung überzeugt.