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Bild: “A person with a pericardial effusion” von James Heilman, MD. Lizenz: CC BY-SA 3.0
Definition
Akute und chronische Perikarditis
Die akute Perikarditis beschreibt eine akute Entzündung des Herzbeutels. Die chronische Perikarditis ist eine nicht ausgeheilte akute Perikarditis mit einem vernarbtem, geschrumpften Herzbeutel.
Einteilung der akuten Perikarditis
Die akute Perikarditis wird eingeteilt in:
- Pericarditis sicca fibrinosa
- Pericarditis exsudativa
Ätiologie
Ursachen der Perikarditis
Die Ätiologien der akuten und chronischen Perikarditis unterscheiden sich nicht, wobei bei der chronischen Perikarditis die tuberkulöse Genese die häufigste Ursache sein soll. Die infektiöse Perikarditis wird am häufigsten durch Viren wie Coxackie A und B, CMV und andere verursacht, seltener durch Bakterien. Meist ist die die ätiologische Genese jedoch unklar.
Die Formen der Perikarditis
Daneben gibt es die immunologische Perikarditis, die im Rahmen von Systemerkrankungen entsteht, wie beispielsweise beim rheumatischen Fieber, beim Lupus erythematodes aber auch allergisch bedingt sein kann. Das Dressler-Syndrom beschreibt eine nach wenigen Wochen postmyokardinarkt auftretende Myokarditis.
Des Weiteren sind die Perikarditis epistenocardica, die kurz nach einem epikardnahen Infarkt entsteht, sowie eine urämische Perikarditis und die Perikarditis bei M. Wegener bekannt. Die Tumorperikariditis entsteht durch infiltratives Wachstum oder Metastasierung von Bronchial- oder Mamma-Karzinomen, Melanomen, Lymphomen oder Leukämien. Selten kann eine Perikarditis auch Arzneimittel induziert sein.
Symptome und Klinik
Symptome und Klinik der akuten Perikarditis
Klinisch muss eine trockene oder fibrinöse Perikarditis von einer feuchten oder exsudativen Perikarditis abgegrenzt werden. Die trockene Perikarditis findet sich zu Beginn oder am Ende der Erkrankung und geht mit stechenden oder schneidenden thorakalen beziehungsweise retrosternalen Schmerzen einher, die sich im Liegen, bei starker Inspiration und bei Husten verstärken. Auskultierbar ist ein schabendes Reibegeräusch. Diese Form findet sich häufig bei Urämie oder Herzinfarkt.
Die feuchte Perikarditis tritt in Zusammenhang mit Tuberkulose, Virusinfekten und rheumatischem Fieber auf. Die Schmerzen verschwinden häufig, wenn die trockene in die feuchte Perikarditis übergeht und die Herztöne werden leiser.
Symptome und Klinik der chronischen Perikarditis
In erster Linie zeigen sich Symptome, die durch einen Rückstau des Blutes vom rechten Herzen verursacht werden. Dazu gehört die Entstehung von Ödemen und Aszites, sowie ein erhöhter Venendruck und Lebervergrößerung. Des Weiteren kommt es zum Low-Output-Herzversagen, welches von Belastungsdyspnoe und Müdigkeit begleitet wird.
Lerntabelle akute und chronische Perikarditis
Akute Perikarditis | Chronische Perikarditis |
Seriöse Perikarditis | Concretio pericardii (adhäsive Perikarditis) |
Fibrinöse Perikarditis | Accretio pericardii |
Eitrige Perikarditis | Constrictio pericardii (konstriktive Perikarditis) |
Hämorrhagische Perikarditis | |
Tuberkulöse (käsige) Perikarditis |
Diagnostik
Diagnoseverfahren bei Perikarditis

Bild: “An ECG showing pericarditis” von James Heilman, MD. Lizenz: CC BY-SA 3.0
Zur Diagnostik der akuten Perikarditis gehören neben der Berücksichtigung der Klinik die Auskultation, das EKG, die Echokardiografie und eventuell Perikardpunktionen und –biopsien. Das EKG ist durch die Verwicklung des Myokards in das Entzündungsgeschehen verändert. Somit zeigt sich eine Veränderung in allen Ableitungen und nicht lokal begrenzt. Typisch ist eine ST-Streckenhebung, die konkav aus der aufsteigenden S-Zacke verläuft. Im Verlauf kommt es zu einem terminal negativen T ohne R-Verlust.
Radiologische Diagnostik bei Perikarditis
Im Röntgen-Thorax kann ein verbreiterter Herzschatten zu sehen sein, wenn die Ergussmenge über 300 ml liegt. Ein Erguss kann bereits ab 50 ml in der Echokardiografie dargestellt werden.

Bild: “A person with a pericardial effusion” von James Heilman, MD. Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die chronische Perikarditis lässt sich ähnlich diagnostizieren. Das EKG kann hier eventuell zusätzlich ein Vorhofflimmern zeigen. CT oder MRT können sinnvoll sein.
Differentialdiagnosen
Ähnliche Krankheitsbilder wie Perikarditis
Zu den Differentialdiagnosen der akuten Perikarditis gehören die myogene Herzdilatation, bei der aber kein Erguss nachgewiesen werden kann, sowie der Herzinfarkt, dessen Bild im EKG aber ein anderes ist. Von der chronischen Perikarditis muss die restriktive Kardiomyopathie (RCM) abgegrenzt werden.
Lerntabelle: Unterschied zwischen Herzinfarkt und Perikarditis
Charakteristisch/ Parameter | Perikarditis | Herzinfarkt |
Schmerzbeschreibung | Heftiger, pleuritischer, retrosternal oder links präkordialer Schmerz | gewaltiger, druckartiger, schwerer Schmerz, oft beschrieben als „Elefanten auf der Brust“ |
Ausstrahlung | Schmerz strahlt auf die Trapezrippe oder keine Strahlung | Schmerz strahlt auf den Unterkiefer oder linken Arm oder strahlt nicht |
Belastung | Verändert die Schmerzen nicht | Kann den Schmerz erhöhen |
Position | Schmerz ist schlimmer in der Rückenlage oder bei der Inspiration | Nicht positionsbezogen |
Auftreten/Dauer | Plötzliche Schmerzen, die Stunden, manchmal Tage dauern, bevor der Patient in die Notaufnahme kommt | Plötzliche oder chronische Verschlechterung der Schmerzen, die in Anfällen kommen und gehen oder es kann Stunden dauern, bevor der Patient entscheidet, in die Notaufnahme zu kommen. |
Tabelle: “Clinical presentation of pericarditis” via Wikipedia. Lizenz: CC BY-SA 3.0
Therapie
Therapieansätze bei Perikarditis
Die Therapie der akuten Perikarditis lässt sich in einen kausalen Therapieansatz teilen, der die Behandlung des Grundleidens, beispielsweise des rheumatischen Fiebers, der bakteriellen Genese oder die Urämie berücksichtigt. Des Weiteren empfiehlt sich die symptomatische Behandlung mit NSAR oder ASS und bei Kontraindikationen für diese mit Kortikosteroiden.
Die Therapie der chronischen Perikarditis besteht aus einer operativen Dekortikation des Herzens oder einer Perikardektomie.
Komplikationen
Mögliche Komplikationen bei Perikarditis
Zu den Komplikationen der akuten Perikarditis gehört die Perikardtamponade durch große Exsudatmengen, die Rezidiventstehung und die Verschmelzung der beiden Perikardblätter durch Fibrosierung („Pericarditis constictiva“) sowie das Übergreifen der Entzündung auf das Myokard („Perimyokarditis“).
Beliebte Prüfungsfragen zur Perikarditis
Die Lösungen befinden sich unterhalb der Quellenangaben.
1. Was beschreibt das Dressler-Syndrom?
- Eine postmyokardinfarkt entstandene Perikarditis
- Eine Perikarditis epistenocardica
- Eine Tumorperikarditis
- Eine immunologische Perikarditis
- Eine durch Viren verursachte Perikarditis
2. Welche EKG-Veränderung ist typisch für die Perikarditis?
- Eine ST-Hebung, die konkav aus der aufsteigenden S-Zacke kommt
- Eine ST-Senkung, die aus der aufsteigenden S-Zacke kommt
- Eine P-Negativierung
- Eine T-Negativierung
- Eine Verbreiterung des QRS-Komplexes
3. Welches der folgenden Symptome ist am ehesten charakteristisch für eine chronische Perikarditis?
- Stechende thorakale Schmerzen
- Schneidende retrosternale Schmerzen
- Ödeme
- Schmerzen, die sich bei Husten verstärken
- Leiser werdende Herztöne
Quellen und Leitlinie zur Perikarditis
Leitlinie für Perikarditis der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) (Stand 2015)
ALLEX Alles fürs Examen Band A – Thieme 2012
Duale Reihe: Innere Medizin, 3. Auflage – Thieme 2013
Herold, Gerd u.a.: Innere Medizin 2014
Perikarditis via DocCheck Flexikon
Lösungen zu den Prüfungsfragen: 1A, 2A, 3C
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