NeutrophileNeutrophileZellen des angeborenen Immunsystems sind ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems und spielen eine bedeutende Rolle bei der Bekämpfung von Infektionen (bakteriell und fungal). Eine geringe Anzahl zirkulierender NeutrophileNeutrophileZellen des angeborenen Immunsystems, die als Neutropenie bezeichnet wird, prädisponiert den Körper für wiederkehrende Infektionen oder SepsisSepsisSepsis und septischer Schock, obwohl Patient*innen auch asymptomatisch sein können. Die meisten Ursachen für Neutropenie sind erworben, einschließlich Neutropenie sekundär zu Infektionen, Knochenmarkserkrankungen und/oder Nebenwirkungen vieler Medikamente. Die Diagnose wird anhand des großen Blutbilds und peripheren Blutausstrichen gestellt. Die Therapie zielt auf die Behebung der Ursache und die Vorbeugung und Behandlung von Infektionen ab.
Enthalten von Enzymen, Oxidationsmitteln und Proteinen in 4 Arten von Granula (Bildung während der Neutrophilendifferenzierung):
Azurophile (primäre) Granula: antibakterielle ProteineProteineProteine und Peptide wie Myeloperoxidase und CAP37; Funktion hauptsächlich innerhalb der Phagolysosomen
Gelatinase-Granula: antibakterielles Protein, Lysozym und die Proteasen Gelatinase (Matrix-Metalloproteinase 9) und Leukolysin
Sekretorische Granula: Transmembranrezeptoren (z.B. Tumornekrosefaktorrezeptoren und Interferon-α-Rezeptoren), bei der Exozytose Interaktion von Neutrophilen mit der Plasmamembran
Produktion von neutrophilen extrazellulären Netzen (NETs):
Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen in verschiedenen Vergrößerungen, um extrazelluläre Netze (NETs) von Neutrophilen zu demonstrieren: Die Schnitte stammen von Candida albicans-infizierten Mäuselungen 24 Stunden nach intranasaler Belastung. A: Eine Bronchiole (b), die mit C. albicans kolonisiert und von Immunzellen des Wirts infiltriert wurde. B: Hochauflösendes Bild des eingerahmten Bereichs von Tafel A zeigt respiratorisches Epithel der Bronchiole, das mit Hefeformen von C. albicans (Pfeil) und Hyphen (Pfeilspitze) kolonisiert ist. C: Hochauflösendes Bild des eingerahmten Bereichs von Tafel B zeigt NETs, die Pilzoberflächen bedecken (Pfeil).
Maßstabsbalken in A = 100 µm, in B = 10 µm und in C = 2 µm
Bild : „A scanning electron microscope“ von Urban CF et al. Lizenz: CC BY 2.5
Wright-Färbung eines peripheren Blutausstrichs mit 5 normalen, reifen Neutrophilen (polymorphkernige Zellen): Jede neutrophile Zelle hat einen dichten Kern, der in 2–5 Lappen umgeben von blassrosa-blaues Zytoplasma angeordnet ist. Die feine Granularität des Zytoplasmas ist nur bei höherer Vergrößerung zu erkennen. Die Lebensdauer von Neutrophilen im Blut beträgt 6–10 Stunden.
Bild : „hematoxylin eosin stain“ von Berkshire Community College Bioscience Image Library. Lizenz: Public Domain
Bei nicht-chemotherapiebedingter leichter Neutropenie (ANC = 1000–1500 Zellen/µl) kein signifikant erhöhtes Infektionsrisiko
Bei schwerer Neutropenie (ANC < 500/µl) erhebliches Infektionsrisiko; stationäre Behandlung mit parenteralen Antibiotika bei FieberFieberFieber auch ohne klinische Anzeichen einer Infektion
Neutropenie kann isoliert oder in Verbindung mit anderen hämatologischen Anomalien und/oder Knochenmarkdefekten (z.B. megaloblastäre AnämieAnämieAnämie: Überblick und Formen oder Leukämie) auftreten.
Margination: adhärent am Gefäßendothel oder in der MilzMilzMilz lokalisiert
Gewebe: Verlassen des Blutes zufällig nach etwa 6–10 Stunden zum Eindringen ins Gewebe zur Zerstörung von Krankheitserregern oder Durchlaufen der Apoptose
Neutropenie wird am häufigsten erworben, oft nach Infektionen oder als Nebenwirkung einer Reihe verschiedener Medikamente. In seltenen Fällen kann Neutropenie „primär“ oder angeboren als Teil eines selteneren Syndroms sein.
Erworbene Neutropenie: nicht-medikamentös
Infektionen (häufigste Form der erworbenen Neutropenie):
Einige Medikamente, darunter viele Chemotherapeutika, erzeugen eine vorhersagbare dosisabhängige Myelosuppression. Viele andere Medikamente sind mit schwerer isolierter Neutropenie (bekannt als idiosynkratische Arzneimittelreaktionen (IDRs)) verbunden, die typischerweise innerhalb von 3 Monaten nach Einnahme der Medikamente auftritt.
Medikamente im Zusammenhang mit Myelosuppression (auszugsweise Liste, enthält viele Chemotherapien und ImmunsuppressivaImmunsuppressivaImmunsuppressiva):
Neutropenie ist mit mehreren seltenen Syndromen verbunden. Beispiele beinhalten:
Benigne familiäre (ethnische) Neutropenie
Hereditäre (oder angeborene) Neutropenie
Kostmann-Syndrom
Zyklische Neutropenie
Shwachman-Diamond-Syndrom
Klinik
Patient*innen mit Neutropenie sind entweder asymptomatisch, zeigen Infektionen oder Symptome der zugrunde liegenden Ursache ihrer Neutropenie.
Infektionen
Die primären Symptome, die direkt mit Neutropenie zusammenhängen, sind Infektionen. Virusinfektionen können Neutropenie verursachen, während Patient*innen mit mittelschwerer bis schwerer Neutropenie eher eine bakterielle oder Pilzinfektion entwickeln. Mögliche klinische Präsentationen sind:
Hinweis: Patient*innen haben kein erhöhtes Risiko für virale oder parasitäre Infektionen, da diese Infektionen nicht durch NeutrophileNeutrophileZellen des angeborenen Immunsystems neutralisiert werden.
Sonstige Befunde zur Anamnese und körperlichen Untersuchung
Ggf. asymptomatisch
Medikamentenanamnese als mögliche Neutropenieursache
Symptome im Zusammenhang mit der primären Ursache, zum Beispiel:
Peripherer Blutausstrich bei einem Patienten mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) mit einem Mangel an Neutrophilen
Bild: „ANA-Negative Presentation of SLE in Man with Severe Autoimmune Neutropenia“ von Case Reports in Medicine. Lizenz: CC BY 4.0
Peripherer Blutaustrisch mit Nachweis hypersegmentierter neutrophiler Granulozyten: Dieser Befund kann ein Hinweis auf einen Folsäure- oder Vitamin B12-Mangel sein.
Bild: „Hypersegmented Neutrophils (36831145373)“ von Ed Uthman. Lizenz: CC BY 2.0
Weitere Untersuchungen
Basierend auf dem klinischen Erscheinungsbild:
Röntgenthorax zur Untersuchung auf Infektionen oder Malignität
Prophylaktische Anwendung bei Chemotherapie-Patient*innen mit Risiko für Neutropenie
Kinder mit schwerer angeborener Neutropenie und/oder Knochenmarkversagen
Zyklische Neutropenie bei ANC < 200 und vorliegenden Infektionen
Knochenmarkstransplantation: bei Kindern mit Kostmann-Syndrom kurativ
Indikationen für eine sofortige hämatologische Überweisung:
Explosionen oder andere Befunde mit hämatologischen Malignitätshinweis im peripheren Blutausstrich
ANC < 200
Panzytopenie
Behandlung von neutropenischem FieberFieberFieber bei Krebspatient*innen
Neutropenisches FieberFieberFieber ist die häufigste lebensbedrohliche Komplikation einer Krebstherapie.
Empirische Antibiotikatherapie zwingend erforderlich zur Prognoseverbesserung und Mortalitätssenkung
Identifikation eines Erregers nur in ⅓ der Fälle, daher Breitspektrumantibiotika mit Abdeckung der zu erwartenden Krankheitserregern
Prophylaktische Antibiotika und Wachstumsfaktorunterstützung zu Beginn einer Neutropenie nur bei einer kleinen Untergruppe von Hochrisiko-Krebspatient*innen unter Chemotherapie nützlich
Differentialdiagnosen
Benigne familiäre (ethnische) Neutropenie: erbliche Ursache einer leichten bis mittelschweren Neutropenie, die am häufigsten bei Personen afrikanischer Abstammung auftritt. Diese Patient*innen können während einer Infektion keine Leukozytose erzeugen, aber ihre Klinik ist ansonsten normal. Sie präsentieren sich während einer Infektion mit FieberFieberFieber und Tachykardie, haben keine erhöhte Inzidenz von Infektionen und kein erhöhtes Risiko für eine febrile Neutropenie als Folge einer myelosuppressiven Therapie. Die Knochenmarkreserven der Betroffenen sind normal.
Hereditäre Neutropenie/angeborene Neutropenie: Zustand, der aus Mutationen in einem von mehreren Genen resultiert, typischerweise autosomal-dominant vererbt wird und oft zu schwerer Neutropenie führt. Dieser Zustand tritt häufiger bei Säuglingen und Kleinkindern auf. Zu den Symptomen gehören Wunden im Mund, häufiges FieberFieberFieber, Pneumonien, Ohrenentzündungen und rektale Wunden. Wenn die Erkrankung nicht sofort behandelt wird, kann ein Kind aufgrund schwerer Zahnfleischinfektionen beginnen, ZähneZähneAnatomie der Zähne zu verlieren.
Kostmann-Syndrom: erbliche Ursache einer schweren kongenitalen Neutropenie (ANC ist oft< 200). Es wird autosomal-rezessiv vererbt, obwohl die ursächlichen Gene unbekannt sind. Das Kostmann-Syndrom ist ein aggressiver Zustand, bei dem Patient*innen nicht in der Lage sind, effektiv NeutrophileNeutrophileZellen des angeborenen Immunsystems zu bilden. Betroffene werden in der Regel sehr krank und benötigen möglicherweise eine KnochenmarktransplantationKnochenmarktransplantationOrgantransplantation, die alleinig kurativ ist.
Zyklische Neutropenie: autosomal-dominante Ursache der episodischen Neutropenie bei Kindern und Erwachsenen. Episoden treten ungefähr alle 3 Wochen auf (Bereich 12–35 Tage) und dauern 3–6 Tage in einem einzigen Zyklus an. Die Symptome sind FieberFieberFieber, Infektionen und Geschwüre. Vielen Kindern geht es nach der PubertätPubertätPubertät besser.
Shwachman-Diamond-Syndrom: sehr seltenes Syndrom, das im Säuglingsalter auftritt und autosomal-rezessiv vererbt wird. Das Syndrom ist gekennzeichnet durch Pankreasinsuffizienz, metaphysäre Dysostosen (Aufweitung an den Enden der Röhrenknochen mit Einschnürung und Sklerose der DiaphyseDiaphyseAufbau der Knochen), Wachstumsverzögerung und Neutropenie mit oder ohne AnämieAnämieAnämie: Überblick und Formen oder ThrombozytopenieThrombozytopenieThrombozytopenie.