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Bild: “Wirkstoffkombinationen bei Bluthochdruck, Grüne Linien: empfohlene Kombination, synergistische Wirkung. Gelbe Linien: mögliche Kombination.” von . Lizenz: CC BY-SA 3.0
Übersicht zu den Betablockern
Zum einen sind unselektive Betablocker bekannt, die sowohl β1– als auch β2-Rezeptoren unspezifisch blocken. Zu diesen Substanzen gehören sowohl Propranolol und Timolol als auch Carvedilol und Sotalol. Zum anderen gibt es Substanzen, die spezifisch auf die β1-Rezeptoren wirken. Dazu gehören Metoprolol, Bisoprolol und Celiprolol sowie Atenolol, Nebivolol, Betaxolol und Esmolol. Bei höheren Konzentrationen können aber auch diese Substanzen eine hemmende Wirkung auf β2-Rezeptoren ausüben. Die unselektiven Betablocker eignen sich weniger zur Therapie der arteriellen Hypertonie.

Bild: “Auswahl nicht-selektiver Betablocker” von Yikrazuul. Lizenz: Public Domain
Bekannt ist außerdem, dass bei einer Therapie mit Betablockern die Zahl der β-Rezeptoren zunimmt. Daher müssen Betablocker langsam ausgeschlichen werden, um einen Rebound-Effekt zu verhindern, der zu tachykarden Rhythmusstörungen, einem akuten Koronarsyndrom oder einem plötzlichen Herztod führen kann. Dieser Mechanismus wird gerne vom IMPP erfragt.

Bild: “Auswahl β1-selectiver Betablocker” von Yikrazuul. Lizenz: Public Domain
Wirkmechanismus und Wirkung von Betablockern
Bei dem Wirkmechanismus der Betablocker handelt es sich um einen kompetitiven Antagonismus an den jeweiligen β-Adrenorezeptoren, an denen adrenerge Substanzen binden. Je nachdem, auf welchen der Rezeptoren die Pharmaka wirken, zeigen sich unterschiedliche Wirkungen:
Wirkungen am β1-Rezeptor
Die Blockade am β1-Rezeptor führt zu einer Senkung der Herzfrequenz und –kraft. Wichtigster Faktor ist aber vermutlich eine verminderte Reninfreisetzung in der Niere. Eine Hemmung der β1-Rezeptor ist somit für die negative Dromotropie, Inotropie und Chronotropie der Betablocker verantwortlich.
Zusätzlich wird der Sympathikotonus zentral gesenkt und das Herzzeitvolumen nimmt ab. Der Herzmuskel bedarf so weniger Sauerstoff, vor allem unter Belastung. Betablocker stellen die Klasse II der Antiarrhythmika dar. Vor allem relativ lipophile Substanzen (beispielsweise Metoprolol und Bisoprolol) scheinen hier einen günstigen antiarrhythmischen Effekt zu erzielen.
Diese Wirkung wird über einen verringerten systolischen Calcium-Rückstrom sowie eine verringerte Calcium-Freisetzung aus dem Ryanodin-Rezeptor erzielt, sodass die ventrikuläre Automatiebereitschaft sinkt. Auch der verringerte Energieverbrauch und die verbesserte Durchblutung bei längerer Diastole unterstützen die antiarrhythmische Wirkung.
Wirkungen am β2-Rezeptor
Wird der β2-Rezeptor gehemmt, kommt es zunächst zu einem erhöhten Tonus der glatten Muskelzellen in peripheren Gefäßen, der aber im Verlauf der Therapie wieder verschwindet. Die Glykogenolyse in der Leber und den Skelettmuskeln sowie die Lipolyse im Fettgewebe sinken. Im Pankreas wird die Insulinsekretion gemindert.
Weitere Wirkungen
Carvedilol vermittelt über eine α1-Blockade einen vasodilatierenden Effekt. Nebivolol steigert die NO-Freisetzung und wirkt hierüber vasodilatierend.
Nebenwirkungen der Betablocker
Zu den wichtigsten Nebenwirkungen von Betablockern zählen Bradykardie, ein überschießender Blutdruckabfall und die Gefahr eines AV-Blocks. Auch ein sinuatrialer Block sowie Psoriasis-Exazerbationen sind möglich.
Des Weiteren zählen zu den unerwünschten Wirkungen unter Betablocker-Therapie ein Anstieg der Lipidwerte und die Verstärkung einer Hypoglykämie mit abgeschwächten Warnsymptomen bei Diabtes mellitus Typ I. Exazerbationen eines Asthma bronchiale sind möglich.
Müdigkeit und depressive Verstimmungen sowie kalte Extremitäten werden zu den Nebenwirkungen von Betablockern gezählt. Auch Potenzstörungen erfragt das IMPP hier gerne im Zusammenhang, diese Nebenwirkung ist aber häufig umstritten.
Indikationen für Betablocker
Eine Therapie mit Betablockern ist bei verschiedenen Erkrankungen des Herzens indiziert. So werden Betablocker sowohl bei der koronaren Herzkrankheit und zur Prophylaxe einer Angina pectoris als auch bei einem akuten Koronarsyndrom und zur Reinfarktprophylaxe eingesetzt. Bei Herzrhythmusstörungen werden Betablocker ebenfalls angewendet, auch wenn keine akute rhythmisierende Wirkung nachgewiesen werden kann.
In der Behandlung des arteriellen Hypertonus können Betablocker sowohl als Mono- als auch als Kombinationstherapie verschrieben werden, stehen aber hinter den ACE-Hemmern und AT1-Blockern nur an dritter Stelle.
In der Therapie der chronischen Herzinsuffizienz stehen die Betablocker in ihrer Wichtigkeit direkt hinter den ACE-Hemmern aufgrund der Senkung des Energieverbrauchs und sind in den NYHA-Stadien II-IV in jedem Fall indiziert und in NYHA-Stadium I nach Herzinfarkt oder bei Hypertonie.
Vor allem Propranolol ist bei einer thyreotoxischen Krise indiziert, da es neben der Behandlung der sympathomimetischen Symptome die Konversion von T4 zu T3 hemmt.

Bild: “Propranolol” von Benjah-bmm27. Lizenz: Public Domain
Kontraindikationen für Betablocker
Bei einer akut dekompensierten Herzinsuffizienz sind Betablocker kontraindiziert. Ebenso bei ausgeprägter Hypotonie oder Bradykardie oder bestehendem AV-Block II. oder III. Grades. Auch ein bestehendes Asthma bronchiale oder eine COPD mit bronchialer Hyperreagibilität zählen aufgrund der möglichen Wirkung an β2-Rezeptoren als Kontraindikation für eine Therapie mit Betablockern.
Bei bestehender Schocksymptomatik oder Psoriasis ist ebenfalls Vorsicht geboten. Eine Kombinationstherapie mit Calciumkanalblockern vom Diltiazem- und Verapamil-Typ darf nicht erfolgen, da die Gefahr eines Sinus-Knoten-Syndroms oder AV-Blocks stark ansteigt! Diesen Umstand erfragt das IMPP gerne.
Einige relative Kontraindikationen können noch formuliert werden: Hierzu zählt auch der Diabetes mellitus wegen der Gefahr der Hypoglykämie, das Raynaud-Syndrom und die pAVK, eine Hypothyreose und Schwangerschaft und Stillzeit.
Dosierungsempfehlungen von Betablockern
Bei kompensierter chronischer Herzinsuffizienz sollte die Anfangsdosis immer 1/20 bis 1/10 der Zieldosis betragen! Die einschleichende Therapie wird mit der niedrigsten Dosis begonnen und unter Überwachung der negativ inotropen Wirkung alle 14 Tage verdoppelt.
Substanz | Zieldosis |
Bisoprolol | 1 x 10 mg |
Carvedilol | 2 x 25 mg |
Metoprolol | 1 x 200 mg (in ZOK-Galenik) |
Beliebte Prüfungsfragen zu Betablockern
1. Ein Patient wird mit neu angesetztem Metoprolol aus dem Krankenhaus entlassen. Was ist am ehesten zu erwarten?
- veränderte Kalium-Werte im Serum
- veränderte Calcium-Werte im Serum
- veränderte Glukose-Werte im Serum
- veränderte Natrium-Werte im Serum
- veränderte Chlorid-Werte im Serum
2. Welche der genannten Kombinationen hat das höchste Risiko eines AV-Blocks?
- Metoprolol und Verapamil
- Amlodipin und Bisoprolol
- Candesartan und Amlodipin
- Ramipril und Hydrochlorothiazid
- Losartan und Piretanid
3. Welche der folgenden Nebenwirkungen kommt bei einem Patienten, der mit Metoprolol behandelt wird, am ehesten vor?
- Gerinnungsstörung
- Rhabdomyolyse
- Reentry
- AV-Block
- Reflektorische Tachykardie
Quellen
Aktories, Klaus u.a.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 11. Auflage – Elsevier 2013
ALLEX Alles fürs Examen Band C – Thieme 2012
Wuttke, Henrike; Eschenhagen, Thomas: Hamburger Pharmakologie-Repetitorium: Eine Übersicht klinisch relevanter arzneitherapeutischer Fakten, 3. Auflage – Institut für Experimentelle Pharmakologie und Toxikologie und Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf 2014
Lösungen zu den Fragen: 1C, 2A, 3D
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