Multiples Myelom

Das Multiples Myelom (MM) ist eine maligne Erkrankung der Plasmazellen (aktivierte B-Lymphozyten), die hauptsächlich bei älteren Menschen auftritt. Die monoklonale Proliferation von Plasmazellen führt zu einer übermäßigen Sekretion von IgG-Antikörpern, sowie zytokingetriggerter osteoklastischer Aktivität, welche Knochenresorption Knochenresorption Knochenumbau und -heilung, Knochenschmerzen, pathologische Frakturen und Stoffwechselstörungen zur Folge hat. Durch die übermäßige Sekretion von Antikörpern kommt es außerdem zu Proteinurie und damit verbundenen Nierenschäden sowie zur Produktion und Gewebeablagerung von Amyloidfibrillen. Stoffwechselstörungen in Kombination mit Amyloidablagerungen im Gewebe verursachen Endorganschäden. Die Diagnostik erfolgt durch Plasmaelektrophorese und Knochenmarkbiopsie. Die Therapie zielt auf die Verlangsamung des Krankheitsverlaufs ab; Es gibt jedoch keine Heilung für das MM. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei unter 50 %.

Aktualisiert: 16.02.2023

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

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Überblick

Definition

Das Multiple Myelom (MM) ist eine maligne Knochenmarkerkrankung, die aus monoklonalen Plasmazellen entsteht.

Epidemiologie

  • MM macht 10 % aller hämatologischen Malignome aus
  • Jährlich ca. 3.600 Neuerkrankungsfälle bei Männern und ca. 2.900 Neuerkrankungsfälle bei Frauen in Deutschland (abhängig je nach Abstammung).
  • Höchste Inzidenz bei Menschen mit afroamerikanischer Herkunft.
  • Männer > Frauen
  • Medianes Erkrankungsalter in Deutschland beträgt bei Diagnose bei Männern 72 Jahre und bei Frauen 74 Jahre (abhängig je nach Abstammung).

Ätiologie

  • Monoklonale Proliferation von Plasmazellen, die monoklonale Antikörper produzieren
  • MGUS (monoklonlae Gammopathie unklarer Signifikanz) gilt als Vorläufer.
  • Der ursächliche Mechanismus ist unbekannt, aber vermutete und/oder beitragende Mechanismen umfassen:

Pathophysiologie

Pathogenese

  • Klinische Vorstufen des Multiplen Myeloms sind die MGUS und das schwelende (smouldering) Myelom, die dann zu einem ausgewachsenen Multiplen Myelom fortschreiten
  • Ungefähr 1 % der MGUS pro Jahr schreitet zu einem Multiplen Myelom fort.
  • Der genaue Progressionsmechanismus ist unbekannt, wahrscheinlich sind aber zusätzliche Mutationen beteiligt
  • Tumorzellen zeigen eine gemischte Morphologie:
    • Manche sehen aus wie reife Plasmazellen
    • Einige erscheinen unreif (groß, vielkernig, bizarr geformt)
    • Zellen sind positiv für CD138 und CD56.
  • Die Proliferation monoklonaler Plasmazellen ist mit der Antikörperproduktion verbunden:
    • IgG > IgA > IgD > IgM
    • Paraprotein (Monoklonales Protein/M-Protein) ist ein monoklonaler Antikörper und wird in> 95 % der Fälle nachgewiesen:
      • 1 schwere Kette + 1 leichte Kette
      • ODER nur leichte Ketten
  • Zytokine:

Pathophysiologische Effekte

  • Knochenläsionen:
    • Myelomzellen regulieren die Expression von RANKL („Receptor Activator of NF-κB Ligand“) durch Stromazellen des Knochenmarks hoch.
    • RANKL stimuliert die Osteoklastenaktivität.
    • Tumorzellen setzen auch Modulatoren des Wnt-Signalwegs frei, was zu einer Hemmung der Osteoblasten Osteoblasten Knochenentwicklung und Ossifikation führt.
    • Die Folge sind lytische Knochenläsionen und Hyperkalzämie Hyperkalzämie Hyperkalzämie.
  • Knochenmarkinfiltration:
  • Produktion monoklonaler Antikörper:
    • Bence-Jones-Proteinurie:
      • Leichtketten werden von den Nieren Nieren Niere ausgeschieden.
      • Leichtketten sind für das Nierentubulusepithel toxisch.
      • Die Folge ist eine Nierenfunktionsstörung.
    • Amyloidose Amyloidose Amyloidose: von Ablagerung überschüssiger Leichtketten in Nieren Nieren Niere und anderen Geweben
  • Hyperviskosität:
    • Assoziiert mit übermäßigen M-Proteinen
    • Verklumpungen in Kapillarbetten
    • Meistens bei MM-Subtypen, die mit übermäßigem IgA assoziiert sind (etwa 7 % der Patient*innen)
Knochenresorption bei Vorliegen eines Multiplen Myeloms

Knochenresorption bei Vorliegen eines Multiplen Myeloms:
Die Zytokinfreisetzung durch Plasmazellen führt zu einer Aktivierung der Osteoklasten.
FRP2: N-formyl Peptide Receptor 2
DKK1: Dickkopf-1
RANKL: Receptor Activator of Nuclear Factor kappa-B Ligand

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Klinik

Eselsbrücke

Merkmale von MM: “CRAB

Diagnostik

Labordiagnostik

  • Kleines Blutbild:
  • Chemie:
    • Ca
    • ↑ LDH
    • ↑ Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG)
    • ↑ Albumin
    • ↑ 𝛽2-Mikroglobulin
    • ↑ Kreatinin
  • Screening Urinanalyse:
    • Erhöhtes Protein
    • Erhöhte Anfälligkeit für HWI
  • 24-Stunden-Sammelurin:
  • Immunfixations-Elektrophorese im Serum und Urin (M-Spike)
  • Blutausstrich: Geldrollenbildung (Aggregation von Erythrozyten Erythrozyten Erythrozyten)
  • Knochenmarkbiopsie:
    • Bestätigungstest
    • > 10 % Plasmazellen

Bildgebende Verfahren

  • Low-Dose-Ganzkörper-CT ohne Kontrastmitttel zur Diagnostik von:
    • Osteolysen
    • Osteopenie
    • Stabilitätsbeurteilung
  • Low-Dose-Ganzkörper-CT ist Röntgendiagnsotik nach Pariser Schema in Sensitivität und Spezifität hinsichtlich der Detektion von Osteolysen überlegen
  • und ggf. MRT MRT Magnetresonanztomographie (MRT) zur Diagnostik von:
    • diffuser Knochenmarkinfiltraion
    • fokaler Knochenherde
    • extramedullärer Manifestation

Therapie

Therapie

Prognose

  • Zu den schlechten prognostischen Faktoren gehören:
  • 5-Jahres-Überlebensrate < 50 %
  • Infektionen sind eine wichtige Ursache für den frühen Tod bei MM.

Differentialdiagnosen

  • Waldenström-Makroglobulinämie: eine weitere Plasmazell-Neoplasie, bei der es zur Produktion von spezifischen IgM-Antikörpern kommt, was zu einem Hyperviskositätssyndrom Hyperviskositätssyndrom Perinatale Polyzythämie – Hyperviskositätssyndrom und Splenomegalie Splenomegalie Splenomegalie führt. Die Waldenstrom-Makroglobulinämie (auch bekannt als lymphoplasmozytisches Lymphom) ist indolenter als das MM. Die Diagnose wird durch Elektrophorese (IgM-Spike) und Knochenmarkbiopsie gestellt. Asymptomatische Fälle erfordern nicht immer eine Behandlung. Die Chemotherapie ist der wichtigste Bestandteil der Therapie symptomatischer Erkrankungen.
  • Monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz: mäßige Erhöhung des M-Proteins ohne klinische Symptome. Serum-M-Proteinkonzentration beträgt < 3 g/dl und die Plasmazellkonzentration < 10 %. Die Krankheit zeigt keine Hinweise auf eine Schädigung der Endorgane. Die Diagnose wird durch Plasmapherese und Knochenmarkbiopsie gestellt. Von Bedeutung ist das Risiko einer Progression zum MM. Es ist keine spezielle Behandlung erforderlich.
  • Knochenmetastasierung: Ausbreitung von Primärtumoren auf die Knochen Knochen Aufbau der Knochen. Knochenmetastasen werden unter anderem häufig bei Prostata-, Brust- und Lungenkrebs beobachtet. Die Klinik kann Knochenschmerzen, pathologische Frakturen und konstitutionelle Symptome umfassen. Die Diagnose wird bei bekannter Malignität in der Regel durch bildgebende Verfahren gestellt. Die Behandlung ist meist supportiv.

Quellen

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  6. Wörmann, B., Driessen, C., Einsele, H., Goldschmidt, H., Gunsilius, E., Kortüm, M., Kröger, N., Ludwig, H., Mügge, L.-O., Naumann, R., Pritzkuleit, R., Röllig, C., Scheid,C., Taverna, C., Weisel, K., Weißinger, F. Onkopedia, Multiples Myelom. https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/multiples-myelom/@@guideline/html/index.html#ID0EVRAE (Zugriff am 7. September 2022).

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