Schistosoma/ Schistosomiasis (Bilharziose)

Allgemeine Merkmale und Epidemiologie

Schistosoma

• Trematode
• Parasitärer Plattwurm
• Eier:
  • Rund oder oval geformt
  • Klappbar an einem Ende
• Erwachsene:
  • Langgestreckt
  • Röhrenförmig
  • 10-20 mm lang
  • Die Männchen sind kleiner als die Weibchen.
  • Orale und ventrale Saugnäpfe

Klinisch relevante Arten

• GI-Krankheit:
  • S. mansoni
  • S. japonicum
  • S. mekongi
  • S. intercalatum
• Erkrankungen des Urogenitaltrakts: S. haematobium

Epidemiologie

• Weltweite jährliche Inzidenz: 200-300 Millionen
• Männer > Frauen
• Kinder und Heranwachsende > Erwachsene
• Sterblichkeitsrate: 0,3 pro 100.000 Fälle

Geografische Verbreitung

• S. mansoni:
  • Afrika südlich der Sahara
  • Südamerika
  • Karibik
  • Naher Osten
• S. japonicum:
  • China
  • Philippinen
  • Thailand
  • Indonesien
• S. haematobium:
  • Afrika
  • Naher Osten
• S. mekongi: Südostasien
• S. intercalatum: Zentral- und Westafrika

Pathogenese

Reservoir

• Menschen
• Säugetiere:
  • Domestizierte und wilde Tiere
  • Viehbestand
• Süßwasserschnecken sind Zwischenwirte.

Infektionsweg

Die Übertragung erfolgt durch Hautkontakt mit infiziertem Süßwasser.

Risikofaktoren des Wirtes

Schistosoma besiedelt Süßwasserumgebungen in Gebieten mit schlechter Abwasserentsorgung.

• Exposition in der Freizeit:
  • Schwimmen
  • Spielen im Wasser oder Schlamm
• Berufliche Expositionen:
  • Angeln
  • Wäscherei

Lebenszyklus

• Schistosoma-Larven (Miracidien) dringen in eine Schnecke (Zwischenwirt) ein → ungeschlechtliche Vermehrung und Reifung zu Zerkarien → Freisetzung aus der Schnecke ins Wasser
• Zerkarien dringen in die menschliche Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion ein → werden zu Schistosomulae, nachdem sie ihre gegabelten Schwänze abgeworfen haben
• Wanderung in die Blutbahn → Infektion der Leber Leber Leber → Reifung und Vermehrung
• Erwachsene Würmer wandern durch die Pfortader in die Mesenterialvenen des Darms.
• Die Weibchen legen Eier → dringen in die Därme ein → werden mit dem Kot ausgeschieden
• Eier schlüpfen im Wasser → Zyklus geht weiter
• Hinweis: S. haematobium besiedelt den vesikalen Venenplexus → Eier werden mit dem Urin ausgeschieden

Pathophysiologie

Die klinische Erkrankung wird verursacht durch:

• Bewegung der Eier durch das splanchnische Venensystem zur/zum:
  • Leber Leber Leber
  • Lunge Lunge Lunge: Anatomie
  • Milz Milz Milz
  • Gehirn
  • Rückenmark Rückenmark Rückenmark
• Die Immunreaktion auf die von den Eiern abgesonderten Proteine Proteine Proteine und Peptide und Kohlenhydrate Kohlenhydrate Chemie der Kohlenhydrate führt zu
  • Darmentzündung → Blutverlust und Narbenbildung
  • Periportale Fibrose → portale Hypertonie Hypertonie Arterielle Hypertonie und Ösophagusvarizen
  • Blasenentzündung Blasenentzündung Harnwegsinfektion → Pseudopolypen und Blasenkrebs

Klinik

Die meisten Patient*innen sind asymptomatisch. Symptomatische Personen können sich auf verschiedene Weise präsentieren:

Akute Schistosomen-Dermatitis

Auch bekannt als “Schwimmerekzem”:

• Pruritischer Ausschlag an der Eintrittsstelle der Zerkarien:
  • Kann papulös oder urtikariell sein
  • Aufgrund einer Überempfindlichkeitsreaktion
• Häufiger sind Füße und Unterschenkel Unterschenkel Unterschenkel betroffen.

Akutes Schistosomiasis-Syndrom (Katayama-Fieber)

Tritt aufgrund einer systemischen Überempfindlichkeitsreaktion 3-8 Wochen nach der Erstinfektion auf:

• Fieber Fieber Fieber
• Schüttelfrost
• Ermüdung
• Urtikaria Urtikaria Urtikaria (Nesselsucht)
• Angioödem Angioödem Angioödem
• Nicht produktiver Husten
• Myalgien
• Arthralgien
• Schmerzen im Unterleib
• Diarrhö

Chronische Schistosomiasis

Das Erscheinungsbild kann je nach Anzahl der Eier im Gewebe, dem Infektionsort und der Immunreaktion des Wirts variieren.

Intestinale Schistosomiasis:

• Schmerzen im Unterleib
• Verminderter Appetit
• Diarrhö
• Blutungen aus dem Darm
• Komplikationen:
  • Darmverengungen
  • Darmpolypen und Darmdysplasie

Hepatosplenische Schistosomiasis:

• Hepatosplenomegalie
• Komplikationen der portalen Hypertension:
  • Ösophagusvarizen (Blutungsrisiko)
  • Pulmonale Hypertonie Pulmonale Hypertonie Pulmonale Hypertonie (Folge portosystemischer Kollateralen, die eine Embolie in die Lunge Lunge Lunge: Anatomie ermöglichen)
• Hinweis: Die Leberfunktion ist nicht beeinträchtigt.

Urogentialbereich Bilharziose:

• Dysurie Dysurie Harnwegsinfektion
• Häufigkeit des Harndranges
• Endhämaturie (Blut am Ende des Urinstrahls)
• Hämospermie
• Genitale Ulzerationen
• Komplikationen:
  • Ureter-Strikturen
  • Blasenhalsobstruktion
  • Hydronephrose Hydronephrose Hydronephrose
  • Harnblasenkrebs
  • Unfruchtbarkeit Unfruchtbarkeit Unfruchtbarkeit (aufgrund einer Beteiligung der Eierstöcke oder Eileiter Eileiter Uterus, Cervix uteri und Tuba uterina)

Neuroschistosomiasis:

• Akute Myelopathie
• Transversale Myelitis
• Intrazerebrale Läsionen
• Multifokale Enzephalopathie

Diagnostik, Therapie und Prävention

Diagnostik

• Mikroskopische Untersuchung von Urin und Stuhl auf lebende Eier (Goldstandard)
• Serologische Untersuchung:
  • ELISA
  • Indirekter Immunofluoreszenz-Antikörper-Test
• Antigen-Tests:
  • Zirkulierendes Antigen von Schistosomen
  • Zirkulierendes kathodisches Antigen
  • PCR
• Parasiten-DNA-Tests (PCR) im Blut
• CT und MRT MRT Magnetresonanztomographie (MRT) können unspezifische Veränderungen für Neuroschistosomiasis zeigen.

Therapie

• Anthelminthische Therapie (Praziquantel):
  • ↑ Calcium-Ionen-Durchlässigkeit bei erwachsenen Würmern
  • Eine Schädigung des Wurms führt zu einer Immunreaktion des Wirts.
• Kortikosteroide zur Verringerung der Entzündung Entzündung Entzündung in:
  • Akutes Schistosomiasis-Syndrom
  • Neuroschistosomiasis

Prävention

Persönlicher Schutz in endemischen Gebieten:

• Vermeiden vom Schwimmen oder Waten in Süßwasser.
• Nach kurzem, versehentlichem Wasserkontakt gründlich abtrocknen.
• Tragen von Schutzkleidung und -schuhe.
• Badewasser abkochen.

Kontrollstrategien:

• Sanitärprogramme (Entsorgung von menschlichem Urin und Fäkalien weg von Süßwasserquellen)
• Schneckenkontrolle
• Gemeindebasierte Massenbehandlungsprogramme

Vergleich von ähnlichen Helminthen

Differentialdiagnosen

• Gastroenteritis Gastroenteritis Gastroenteritis: Entzündung Entzündung Entzündung des Magens und des Darms, die häufig durch Infektionen mit Bakterien, Viren oder Parasiten verursacht wird. Zu den klinischen Merkmalen gehören Bauchschmerzen, Durchfall Durchfall Durchfall (Diarrhö), Erbrechen Erbrechen Erbrechen im Kindesalter, Fieber Fieber Fieber und Dehydrierung Dehydrierung Volumenmangel und Dehydration. Ein diagnostischer Test mit Stuhlanalyse oder Kultur ist nicht immer erforderlich, kann aber zur Bestimmung der Ätiologie beitragen. Die meisten Fälle sind selbstlimitierend, daher ist die einzige erforderliche Behandlung eine unterstützende Therapie (Flüssigkeit).
• Entzündliche Darmerkrankung (CED): chronische Entzündung Entzündung Entzündung des Magen-Darm-Trakts aufgrund einer zellvermittelten Immunreaktion auf die Magen-Darm-Schleimhaut. Morbus Crohn Morbus Crohn Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Colitis ulcerosa Colitis ulcerosa sind Arten von CED. Zu den Symptomen gehören Durchfall Durchfall Durchfall (Diarrhö), Bauchschmerzen, Gewichtsverlust und extraintestinale Manifestationen. Die Diagnose umfasst Bildgebung, Endoskopie und Biopsie. Die Behandlung umfasst Steroide, Aminosalicylate, Immunmodulatoren und biologische Wirkstoffe.
• Virale Hepatitis: Leberentzündung, die durch eine Infektion mit einem Hepatitis-Virus verursacht wird. Die Patient*innen können ein virales Prodrom mit Fieber Fieber Fieber, Anorexie und Übelkeit aufweisen. Außerdem treten Schmerzen im rechten oberen Quadranten, Gelbsucht und Transaminaseanstieg auf. Die Diagnose wird durch einen viralen serologischen Test gestellt, um die virale Hepatitis von der Bilharziose zu unterscheiden. Die Behandlung der akuten Hepatitis ist unterstützend.
• Akute Pankreatitis Pankreatitis Akute Pankreatitis: Entzündung Entzündung Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Die Patient*innen stellen sich mit einem plötzlich auftretenden starken epigastrischen Schmerz vor, der typischerweise stechend ist und in den Rücken ausstrahlt. Akute Pankreatitis Pankreatitis Akute Pankreatitis wird mit Alkoholmissbrauch und Gallensteinen in Verbindung gebracht. Die Diagnose basiert auf Bauchschmerzen, erhöhter Lipase und/oder bildgebenden Verfahren (die ein Pankreasödem zeigen). Die Behandlung umfasst Darmruhe, Schmerzkontrolle und intravenöse Flüssigkeitszufuhr.
• Kontaktdermatitis: eine erythematöse, papulöse Dermatitis, oft mit vesikulären Bereichen (aufgrund direkter Exposition der Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion gegenüber einem schädigenden Reizstoff mit direkter zytotoxischer Wirkung). Die Diagnose basiert auf der Anamnese und den Ergebnissen der körperlichen Untersuchung. Die Behandlung umfasst die Vermeidung der auslösenden Reizstoffe, die Anwendung von Schutzmaßnahmen und die Verwendung von Weichmachern und Feuchtigkeitscremes. Topische Steroide sind das Mittel der ersten Wahl.
• Harnwegsinfektionen: ein breites Krankheitsspektrum, das von der einfachen Blasenentzündung Blasenentzündung Harnwegsinfektion bis zur schweren Pyelonephritis Pyelonephritis Pyelonephritis und perinephritischer Abszess reicht. Je nach Ort der Infektion können die Patient*innen mit Dysurie Dysurie Harnwegsinfektion, Harndrang/Häufigkeit, suprapubischen Schmerzen und/oder Fieber Fieber Fieber auftreten. Urinanalyse und Kultur stellen die Diagnose. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören orale oder i.v. Antibiotika.
• Diphyllobothriasis: eine parasitäre Darminfektion, die durch Diphyllobothrium Diphyllobothrium Diphyllobothrium/Diphyllobothriasis, einen Zestoden, verursacht wird und durch den Verzehr von Larven in ungenügend gekochtem oder rohem Fisch aus Kaltwasserseeregionen erworben wird. Die Patient*innen leiden unter Bauchbeschwerden, Durchfall Durchfall Durchfall (Diarrhö), Glossitis und Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen. Die Diphyllobothriasis wird durch eine mikroskopische Untersuchung des Stuhls auf Eizellen und Parasiten diagnostiziert. Die Behandlung umfasst eine anthelminthische Therapie wie Praziqunatel.
• Taeniasis Taeniasis Taenia/Taeniasis: eine Bandwurminfektion, die nach dem Verzehr von rohem oder nicht ausreichend gegartem Rind- oder Schweinefleisch auftritt. Die Patient*innen sind im Allgemeinen asymptomatisch, können aber Proglottiden aufweisen. Bei Taenia Taenia Taenia/Taeniasis solium kann es selten zu Krampfanfällen aufgrund einer Neurozystizerkose kommen. Die Diagnose erfordert einen hohen Verdachtsindex, eine Stuhlanalyse (auf Eizellen und Parasiten) oder eine Bildgebung. Die Behandlung umfasst eine anthelmintische Therapie.