Knochenbrecherfieber. Dandy-Fieber. Dengue-Fieber. Unter diesen Begriffen schreibt die Krankheit, welche durch das Dengue-Virus ausgelöst wird, immer wieder Schlagzeilen. Das Dengue-Fieber stellt die häufigste Viruserkrankung in tropischen Gebieten dar und hat sich in den letzten 50 Jahren verdreißigfacht. Durch die globale Reiselust werden auch Mediziner in Europa täglich mit neuen Infizierten konfrontiert. Die Einstiegsfrage bei jedem unklaren Fieber in Praxis oder Klinik sollte lauten: „Haben Sie kürzlich Fernreisen unternommen?“ Alle weiteren Fakten, die Sie zu Dengue-Fieber wissen sollten, lesen Sie hier.
Inhaltsverzeichnis

Bild: “ ” von Lukas Hofstetter. Lizenz: CC BY 2.0
Definition und Epidemiologie
Dengue-Fieber durch Mückenstich

Bild: „A TEM micrograph showing Dengue virus virions (the cluster of dark dots near the center)“ von CDC per Unviersity of South Carolina Biomedical Sciences web page. Lizenz: Public Domain
Der Infektionsweg ist identisch zu beispielsweise Malaria oder Gelbfieber. Die Übertragung des RNA-Virus aus der Gruppe der Flaviviren auf den Menschen findet durch den Stich einer Mücke statt, in diesem Fall ist der Vektor die ägyptische Tigermücke „Aedes aegypti“. Die wichtigsten durch Flaviviren ausgelösten Krankheiten sind Gelbfieber, Dengue-Fieber, FSME, West-Nile-Fieber und die Japanische Enzephalitis.
Es gibt vier unterschiedliche Serotypen DENV-1 –DENV-4 ohne Kreuzimmunität, was vor allem bei wiederholter Infektion von besonderer Bedeutung für die aggravierenden Verläufe ist.
Die Hauptendemiegebiete sind Indien, Südostasien (z.B. Thailand, Vietnam oder Indonesien), Mittelamerika, Zentralafrika und Nordostaustralien. Die Vorkommensgebiete weiten sich allerdings von ihren typischen tropischen und subtropischen Lokalisationen durch die Klimaerwärmung auch bis nach Europa aus. Im Jahr 2012 gab es laut European Centre for Disease Prevention and Control erste autochthone Infizierte auf Madeira (Portugal).
Symptome
Typischer Verlauf des Dengue-Fiebers
Nach einer Inkubationszeit von zwei Tagen bis zwei Wochen entstehen bei ca. 10 % der Infizierten fieberhafte Verläufe, 90 % verlaufen asymptomatisch. Der klinische Verlauf lässt sich in drei Stadien unterteilen:
Stadium I (1.-2. Tag)
Die Patienten entwickeln Symptome ähnlich einer Influenza-Grippe mit plötzlichem, hohem Fieber und starkem Krankheitsgefühl. Hinzu können Knochenschmerzen in Wirbelsäule und Extremitäten („break bone fever“) und ausgeprägte Myalgien kommen. Typisch ist auch ein starker retroorbitaler Kopfschmerz.
Stadium II (3.-5. Tag)
Nach einer fieberfreien Periode kommt es erneut zu einem Fieberanstieg, begleitet von einem Masern-ähnlichen Exanthem und generalisierten Lymphknotenschwellungen.

Bild: „A typical rash as seen in dengue fever.“ von United States Military. Lizenz: Public Domain
Stadium III (7. Tag +)
Meist klingen die Symptome in dieser Erholungsphase ab.

Bild: „Main symptoms of dengue fever.“ von Mikael Häggström. Lizenz: Public Domain
Die Betroffenen bilden nur AK gegen den Virustyp, mit dem sie infiziert wurden, z.B. DENV-1. Kommen sie ein zweites Mal mit einem anderen Dengue-Fieber-Virus in Kontakt, können die AK die neuen Viren nicht neutralisieren.
Es bilden sich AK-Virus-Komplexe, die von Makrophagen jedoch nicht vernichtet werden können, sondern zur weiteren Virusreplikation noch beitragen. In diesen Fällen kann es zu hämorrhagischem Dengue-Fieber und Dengue-Schock-Syndrom kommen.
Hämorrhagisches Dengue-Fieber und Dengue-Schock-Syndrom
Etwa 1-2 % der Erkrankten entwickeln ein hämorrhagisches Fieber/akutes Schock-Syndrom mit Fieber, Schocksymptomatik, Thrombopenien und Petechien und durch „capillary leakage“ ausgelöste Blutungen ins Gewebe und in Organe. Anzeichen dafür sind z. B. Zahnfleischblutungen, Blut im Urin und Teerstühle.
Diagnostik
Nachweis des Dengue-Virus im Blut
Gewonnen wird das Dengue-Virus im Blut und kann mit Hilfe der PCR direkt nachgewiesen werden. Eine alternative bietet die Antikörper-Serologie. Hierbei müssen strenge Sicherheitsvorschriften beachtet werden: Die Tests dürfen nur in Laboren der Schutzstufe 3 durchgeführt werden. In Deutschland besteht eine Meldepflicht bei Verdacht, Erkrankung, Tod, direktem und indirektem Erregernachweis oder hämorrhagischem Krankheitsverlauf.
Differentialdiagnosen
Dengue-Fieber: Viele ähnliche Krankheitsbilder
Die Liste der Differentialdiagnosen ist lang und vielfältig. Besonderen Fokus sollten Sie auf den Ausschluss von folgenden Krankheitsbildern legen:
- Malaria
- Chikungunyafieber
- Gelbfieber
- Influenza
- Masern
- Typhus
Therapie
Symptomatische Behandlung des Dengue-Fiebers
Es ist keine ursächliche Therapie möglich. Sie können rein symptomatisch behandeln. Das umfasst primär Volumengabe zur Rehydratation und analgetische Therapie.
Prophylaxe
Im Gegensatz zu Gelbfieber gibt es für das Dengue-Fieber keine Impfung. Es gelten die üblichen Empfehlungen zu geeigneter Kleidung (langärmlig, hell, speziell imprägniert), Mückenschutzsprays und sonstigen Repellentien. Die Tigermücken sind auch tagaktiv, weshalb ein Moskitonetz nur einen sehr limitierten Schutz darstellt.
Tipps zur Vorsorge
Um sich selbst vor Auslandsaufenthalten, vielleicht sogar für Famulatur oder PJ, aktuell zu informieren oder Patienten hilfreiche Informationsquellen zu nennen:
- Merkblätter des Auswärtigen Amts finden Sie hier
- Tropenmedizinische Ambulanz Charité Berlin
- Löscher (Thieme 2010): Tropenmedizin in Klinik und Praxis: mit Reise- und Migrationsmedizin.
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