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Bild: “Bronchitis” von BruceBlaus. Lizenz: CC BY-SA 4.0
Definition
Bei einer akuten Bronchitis handelt es sich um eine akute Entzündung der Bronchialschleimhäute. Aufgrund ihrer Pathogenese geht sie in vielen Fällen mit einer Entzündung der oberen Luftwege einher. Bei Mitbeteiligung der Trachea spricht man von Tracheobronchitis. Je nach Ursache unterscheidet man zwischen infektiöser und irritativer akuter Bronchitis.
Epidemiologie
Verbreitung der akuten Bronchitis
Die akute Bronchitis ist eine sehr häufig anzutreffende Erkrankung. Insbesondere in den Wintermonaten tritt sie gehäuft auf. Eine geschlechterspezifische Häufung existiert nicht. Kinder und Jugendliche zeigen sich anfälliger für die Ausbildung einer akuten Bronchitis als Erwachsene.
Einschränkend sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass die Diagnose einer akuten Bronchitis aufgrund fehlender richtungsweisender Laborparameter oftmals verfrüht bzw. voreilig gestellt wird. Nicht jeder im Zusammenhang eines Infekts der oberen Atemwege auftretende Husten wird verursacht durch eine Entzündung der Bronchialschleimhaut.
Ätiologie und Pathogenese
Viren als häufigste Ursache einer akuten Bronchitis
In den meisten Fällen geht der akuten Bronchitis eine Infektion der oberen Luftwege voraus. Circa 90 % aller akuten Bronchitiden werden dabei von Viren ausgelöst. Andere pathogene Agenzien wie Bakterien, Pilze oder chemische Reize sind dagegen nur in seltenen Fällen die primäre Ursache der Erkrankung.
Die entzündlichen Ursachen der akuten Bronchitis
In der Regel erfolgt die Infektion mit dem jeweiligen Erreger per Tröpfcheninfektion (z.B. über Husten). Nicht selten handelt es sich um Myxoviren wie Influenza- oder Parainfluenzaviren. Weitere Viren sind Adeno-, Coxsackie- und ECHO-Viren.
Bei Kindern handelt es sich zumeist um den sogenannten RS-Virus (Respiratory Syncytial Virus).
Die Viren bahnen sich einen Weg über den Mund bzw. den Nasen-Rachenraum über die Trachea bis in die Hauptbronchien. Dort greifen sie die Zellen der Bronchialschleimhaut an und beeinträchtigen die Funktion der Flimmerhärchen. Schleim und Krankheitserreger werden in der Folge nur noch verlangsamt oder in einem eingeschränkten Maße aus den Bronchien entfernt. In Reaktion darauf erhöht sich die Schleimproduktion. Es kommt zu einem Schleimstau, der wiederum zu einer Reizung der Hustenfühler führt. Diese Reizung zeigt als Resultat Husten.
Demgemäß ist Husten im Rahmen einer akuten Bronchitis zunächst als körpereigene Reaktion auf Schleimexpektoration zu verstehen. In diesem Sinne ist der typische Husten einer akuten Bronchitis ein Ersatzmechanismus zur Gewährleistung der von den angegriffenen Flimmerhärchen nicht mehr geleisteten mukoziliären Clearance.

Abbildung A zeigt die Lage der Lunge und Bronchien, im Körper | Abbildung B zeigt eine vergrößerte Detailansicht einer normalen Luftröhre | Abbildung C zeigt eine vergrößerte Detailansicht der Luftröhre mit Bronchitis. Die Röhre ist entzündet und enthält mehr Schleim als üblich.
Die sekundäre Superinfektion einer viralen akuten Bronchitis durch Bakterien
Wie bereits erwähnt, sind lediglich ca. 10 Prozent aller akuten Bronchitiden nicht viralen Ursprungs. Eine primär bakterielle Bronchitis ist daher selten, meist im Rahmen einer schwereren Grunderkrankung, zu erwarten. Allerdings kann auf die virale Infektion durchaus eine Sekundärinfektion mit Bakterien folgen (bakterielle Superinfektion). Auf die viral angegriffene Bronchialschleimhaut setzt sich also eine bakterielle Infektion. Die häufigsten bakteriellen Erreger einer akuten Bronchitis sind:
- Streptokokken
- Haemophilus influenzae
- Chlamydien
- Pneumokokken
- Staphylokokkus aureus
- Mycoplasma pneumoniae
Die irritativen Ursachen der akuten Bronchitis
Eine akute Bronchitis kann auch durch Noxen nicht-infektiöser Natur ausgelöst werden. Man spricht dann von irritativen Ursachen. Oft sind dies inhalative Dämpfe, Gase oder auch Rauch. Auch aspirierte Fremdkörper können eine akute Bronchitis auslösen. Nicht-infektiöse, eine hohe Schleimhauttoxizität aufweisende Agenzien sind konkret:
- Ammoniak
- Salzsäure
- Schwefeldioxid
- Nitrosegase
- Ozon
- Fluorkohlenwasserstoff
- Kadmiumoxid
- Platinsalze
- Bestrahlungen im Rahmen von Krebserkrankungen
Als eine weitere wichtige, nicht-infektiöse Ursache für eine akute Bronchitis kommt die sogenannte Stauungsbronchitis im Rahmen einer fortgeschrittenen Linksherzinsuffizienz in Frage.
Verlauf
Der Verlauf einer unkomplizierten akuten Bronchitis
Die ersten Anzeichen einer akuten Bronchitis
Die akute Bronchitis macht sich in der Regel einen bis wenige Tage nach der Infektion bemerkbar. Die Inkubationszeit ist jedoch stark vom Erreger abhängig. Viren haben im Vergleich zu Bakterien eine relativ kurze Inkubationszeit.
Anfangs zeigen sich allgemeine Grippesymptome wie Fieber und Abgeschlagenheit mit Beschwerden der oberen Luftwege. Bronchitische Symptome manifestieren sich naturgemäß erst nach Infektion der Bronchien. Typische bronchiale Symptome sind:
- Zunächst trockener, oft quälender, später dann produktiver Husten
- Rasselgeräusche, Pfeifen und Giemen bei der Auskultation
Weitere Symptome, die im Rahmen einer viralen Infektion unter Mitbeteiligung der Bronchien auftreten können, sind:
- Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen
- Heiserkeit
- Retrosternale brennende Schmerzen
- Nachtschweiß
Symptome im weiteren Verlauf einer unkompliziert verlaufenden akuten Bronchitis
Tage nach Beginn der Erkrankung wechselt der bis dahin trockene Husten üblicherweise in einen produktiven Husten mit zähflüssigem, meist klarem Auswurf. So kann der Husten auch über den gesamten Krankheitsverlauf hinweg trocken bleiben.
Hauptsymptome der Bronchitis im weiteren Verlauf sind:
- Quälender Husten
- Wundgefühl im Brustkorb
- Geröteter Rachen
- Geschwollene Lymphknoten im Waldeyerschen Rachenring
In der Regel heilt die unkomplizierte akute Bronchitis in einem Zeitraum von ein bis drei Wochen ohne weitere Komplikationen oder Nachwirkungen ab.
Der Verlauf einer obstruktiven (spastischen) akuten Bronchitis
Eine akute Bronchitis kann durch eine bakterielle Superinfektion verkompliziert werden. Hauptsymptom für eine vorliegende bakterielle Sekundärinfektion ist der gelbliche bis grünliche Auswurf, der sich bei ausschließlicher viraler Infektion nicht zeigt. Zusätzlich dazu zeigen sich verstärkt ausgeprägte Atemgeräusche wie Giemen und Rasseln sowie mitunter Dyspnoe und expiratorischer Stridor. Liegen derlei Symptome vor, ist die Wahrscheinlichkeit für eine obstruktive bzw. spastische Bronchitis hoch.
Diagnose
Anamnese und Klinik als Kernstück der Diagnostik einer akuten Bronchitis
Liegt keine verkomplizierte Form vor, wird die akute Bronchitis in der Regel über Anamnese und körperliche Untersuchung diagnostiziert. Laboruntersuchungen sind nur in seltenen Fällen erforderlich.
In der Anamnese und der körperlichen Untersuchung zeigt sich:
- Ein akuter Krankheitsbeginn
- Grippale Begleitsymptome
- Husten (oft quälend)
- Retrosternale Schmerzen
- Meist ein unauffälliger Auskultationsbefund
- Eventuell regionär geschwollene Lymphknoten
Weiterführende Diagnostik bei akuter Bronchitis
Kann über Anamnese und Klinik keine sichere Diagnose gestellt werden, bieten sich folgende weitere Diagnoseverfahren an:
- Laboruntersuchung (BSG, CRP, Leukozyten)
- Nachweis viraler Erreger (nur in seltenen Fällen notwendig)
- Röntgenuntersuchung des Thorax (bei Verdacht auf Pneumonie oder Tumor)
- Mikrobiologische Sputum-Untersuchung
- Bronchoskopie (bei eventuell auftretenden Hämoptysen)
- Nachweis von Soor und Candida-albicans bei Immunsuppression bzw. Immundefekt
Differenzialdiagnostik
Einer akuten Bronchitis ähnelnde Erkrankungen
In der Regel ist eine akute Bronchitis einfach zu diagnostizieren und bedarf keiner größeren differenzialdiagnostischer Erwägungen. Abzugrenzen ist sie in jedem Fall von:
Differenzialdiagnose | Ausschlussmaßnahmen |
Asthma bronchiale | IgE, Lungenfunktionsprüfung, Allergietests |
Pneumonie | Röntgenthorax |
Influenza | Virusnachweis |
Erhöhte differenzialdiagnostische Aufmerksamkeit sollte rezidivierenden Bronchitiden geschenkt werden, da dies ein Hinweis auf eine chronische Bronchitis oder aber auch einer verminderten immunologischen Abwehrleistung sein kann. Weitere differenzialdiagnostische Überlegungen sollten in folgende Richtungen gehen:
Differenzialdiagnose | Ausschlussmaßnahmen |
Tuberkulose | Mykobakteriennachweis/ Röntgenthorax |
Diphterie | Pseudomembranen, Abstrich |
Pseudokrupp | Heiserkeit, starker Stridor, Abstrich |
Chronische Bronchitis | Anamnese, Lungenfunktionsüberprüfung |
Bronchialkarzinom | Anamnese, Röntgenthorax |
Lungenmetastasen | Röntgenthorax |
Lungenembolie | Szintigrafie, Röntgen-CT |
Therapie
Behandlung der akuten Bronchitis
Ist der Verlauf unkompliziert, sollte lediglich symptomatisch behandelt und auf den Einsatz von antibiotisch wirksamen Pharmazeutika verzichtet werden. Im Vordergrund der symptomatischen Behandlung steht die Sekretolyse.
Vermieden werden sollten Inhalationsnoxen wie Zigarettenrauch und die gleichzeitige Gabe von Expektoranzien und Codein oder Noscapin. Bei verstärkter grippaler Begleitsymptomatik können Analgetika und Antipyretika gegeben werden.
Medikation bei akuter Bronchitis
Bei bakterieller Superinfektion mit protrahiertem bzw. fieberhaftem Verlauf und eitrigem, gelblich bis grünlich gefärbtem Sputum sollten Antibiotika eingesetzt werden. Allerdings sollte zum gezielten Einsatz, wenn möglich, zuvor ein Erregernachweis und ein Antibiogramm angefertigt werden.
Verlauf und Prognose
Meist gute Prognose der akuten Bronchitis
In der Regel heilt die akute Bronchitis nach einer Woche spontan ohne Komplikationen aus. Die akute Symptomatik besteht bei protrahiertem Verlauf mit bakterieller Beteiligung meist nicht länger als maximal zwei bis drei Wochen. Der Husten kann eventuell über das akute Stadium hinausgehen und aufgrund einer bestehenden bronchialen Hyperreaktivität noch einige Zeit anhalten.
Komplikationen
Zeigt sich der Verlauf in den allermeisten Fällen als unkompliziert und folgenlos für die Gesundheit, so kann eine akute Bronchitis für Risikopatienten zu einer schweren, folgenreichen Erkrankung werden.
Risikogruppen sind:
- Bettlägerige, ältere Menschen
- Raucher
- COPD-Patienten
Bei diesen Gruppen besteht das Risiko der Verschleppung einer akuten Bronchitis. Die daraus erwachsenden Komplikationen können zum Teil ein lebensbedrohliches Ausmaß annehmen. Folgende Erkrankungen können als Komplikationen aus einer akuten Bronchitis erwachsen:
- Bronchopneumonie
- Chronische Bronchitis
- Bronchiolitis obliterans
- Bronchiektasen
Personen, die überdurchschnittlich häufig (Kindern mehr als 6-10 Bronchitiden pro Jahr, Erwachsene mehr als 3-4 Episoden pro Jahr) unter einer akuten Bronchitis leiden, sollten ihren Lungenstatus überprüfen lassen, da gehäuft auftretende Episoden ein Hinweis auf eine Immunschwäche, ein Asthma bronchiale oder aber auch einen Bronchialtumor sein können.
Die akute Bronchitis bei Kindern
Kinderkrankheiten wie Masern, Keuchhusten und Mumps können eine akute Bronchitis mitbedingen. Da der untere Atemtrakt bei Säuglingen, Kleinkindern und Kindern noch nicht voll ausgereift ist, kann eine virale Infektion des Bronchialbereichs schnell zu einer Entzündung der Bronchiolen (Bronchiolitis) führen. In schweren Fällen kommt es so zu einer massiven Obstruktion der unteren Atemwege.
Häufigste Ursache der akuten Bronchitis bei Kindern ist das RS-Virus. Die häufigsten bakteriellen Erreger sind:
- Chlamydia pneumoniae
- Streptococcus pneumoniae
- Haemophilus influenzae
- Mykoplasma pneumoniae
- Moxarella catarrhalis
Beliebte Prüfungsfragen zur akuten Bronchitis
Die Lösungen befinden sich unterhalb der Quellenangaben.
1. Die Verkleinerung der Lunge bei der Expiration wird gefördert durch
- Den Strömungswiderstand in den Lumina der Bronchioli respiratorii
- Die Oberflächenspannung der Alveolen
- Die Surfactant-Bildung
- Eine Aktivierung der Mm. Scaleni
- Eine Bronchokonstriktion in der frühen Expirationsphase
2. Welche Aussage trifft nicht zu? Am Aufbau der Blut-Luft-Schranke sind beteiligt
- Das Zytoplasma der Endothelzellen der Kapillaren
- Die verschmolzenen Basalmembranen der Kapillaren und des Alveolarepithels
- Das Zytoplasma der Alveolarepithelzellen
- Die Alveolarmakrophagen
- Der Surfactant
3. Welche Aussage trifft für den Surfactant der Lunge nicht zu?
- Er ist ein Gemisch oberflächenaktiver Substanzen auf dem Alveolarepithel
- Er erhöht die Oberflächenspannung in den Alveolen
- Er wird von Alveolarzellen produziert
- Er trägt zur Verhütung von Atelektasen bei
- Er enthält Lipide
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