Akute Bronchitis

Überblick

Definition

Bei der akute Bronchitis liegt eine Entzündung Entzündung Entzündung der mittleren und größeren Bronchien vor, während das Lungenparenchym nicht betroffen ist.

• Virale oder bakterielle Infektion
• Oft geht eine Infektion der oberen Atemwege (Erkältungskrankheiten) mit ähnlicher Ätiologie voraus.
• Eine virale akute Bronchitis kann sich zu einer sekundären bakteriellen Superinfektion entwickeln.
• Bronchiolitis: im Säuglingsalter vorkommende Infektion der Bronchiolen und kleiner Bronchien
• Tracheobronchitis: Trachea Trachea Trachea ist mitbetroffen

Epidemiologie

Die akute Bronchitis ist eine sehr häufige Erkrankung.

• Inzidenz:
  • Etwa 5 % der Erwachsenen erleiden jedes Jahr eine akute Bronchitis.
  • Häufiger Grund für das Vorstellen in einer Sprechstunde
• Vorkommen: häufiger im Spätherbst und in den Wintermonaten
• Alle Geschlechter gleichermaßen betroffen
• Altersgipfel: Kinder und Jugendliche häufiger betroffen als Erwachsene

Ätiologie

Die akute Bronchitis wird am häufigsten durch eine Virusinfektion verursacht, obwohl bakterielle Ursachen möglich sind.

• Virale Bronchitis: verursachen ca. 95 % aller Fälle von akuten Bronchitiden
  • Adenoviren
  • Influenzaviren
  • Parainfluenza
  • Respiratorisches Synzytial-Virus (RSV)
  • Rhinoviren Rhinoviren Rhinovirus
  • Coronaviren (auch SARS-Coronavirus-2 ( SARS-CoV-2 SARS-CoV-2 Coronavirus))
• Bakterielle akute Bronchitis: verursacht nur ca. 5 % der Fälle
  • Mycoplasma pneumoniae
  • Pneumokokken
  • Chlamydia pneumoniae
  • Bordetella Bordetella Bordetellen pertussis
  • Seltene Erreger, die typischerweise nur bei Erkrankungen der Atemwege oder chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (englisches Akronym: COPD COPD Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)) auftreten:
    • Streptococcus pneumoniae
    • Staphylococcus Staphylococcus Staphylococcus aureus
    • Haemophilus Haemophilus Haemophilus influenzae
    • Moraxella Moraxella Moraxella catarrhalis
• Risikofaktoren:
  • Chronische Lungenerkrankung (z. B. COPD COPD Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Asthma)
  • Rauchen
  • Chronische Belastung durch Luftverschmutzung

Pathophysiologie

Die akute Bronchitis ist gekennzeichnet durch eine Infektion und Entzündung Entzündung Entzündung der Zellen des Gewebes, die die Bronchien auskleiden.

• Reizung und Entzündung Entzündung Entzündung verursachen:
  • Eingeschränkte Ziliarfunktion
  • Hyperämie und Ödeme der Schleimhaut
  • Verminderte Funktion der Bronchialschleimhaut
  • Erhöhte Schleimproduktion → charakteristischer Husten bei akuter Bronchitis
• Eine Bronchopneumonie kann sich entwickeln, wenn sich die Entzündung Entzündung Entzündung nach unten auf die Bronchiolen und das Lungenparenchym ausbreitet.

Klinik

Die akute Bronchitis ist typischerweise eine selbstlimitierende Erkrankung mit einem ausgeprägten Husten, der oft noch mehrere Wochen anhalten kann nach Abklingen der allgemeinen Krankheitssymptome.

• Husten (Leitsymptom):
  • Akuter Beginn
  • Erst trockener Husten, dann produktiver Husten (mit klarem, gelbem oder eitrigem Auswurf)
  • Hinweis: Eitriger Auswurf ist nicht spezifisch für bakterielle Ursachen.
• Brustschmerzen Brustschmerzen Brustschmerzen durch häufiges Husten
• Keuchen Keuchen Keuchen
• Leichte Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot)
• Allgemeine Abgeschlagenheit
• Fieber Fieber Fieber:
  • Möglich, aber selten bei einer akuter Bronchitis
  • Wenn vorhanden, eher gering
  • Bei hohem Fieber Fieber Fieber: Ausschluss einer Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung) oder bakteriellen Superinfektion
• Eine Erkältungskrankheit (Synonym: „common cold“) geht häufig einer akuten Bronchitis voraus und kann mit Symptomen auftreten, die den Beginn einer akuten Bronchitis überlappen:
  • Kopfschmerzen
  • Behinderung der Nasenatmung
  • Halsschmerzen
  • Gliederschmerzen
• Symptome, die eher mit einer Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung) als mit einer akuten Bronchitis einhergehen:
  • Hohes Fieber Fieber Fieber
  • Tachypnoe Tachypnoe Untersuchung der Lunge
  • Rasselgeräusche bei der Auskultation
  • Gedämpfter Klopfschall bei der Perkussion
  • Verstärkter Stimmfremitus

Diagnostik

Die akute Bronchitis ist in der Regel eine klinische Diagnose, die auf Anamnese und körperlicher Untersuchung beruht. Bei Vorliegen von typischen Symptomen und gutem Allgemeinzustand und Fehlen von Red Flags sind keine weiteren diagnostischen Verfahren erforderlich. Bei nicht klaren Untersuchungsergebnissen und bei Verdacht auf eine Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung), können zusätzliche Verfahren notwendig sein.

Red Flags bei Husten

• Stridor
• Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot), Tachypnoe Tachypnoe Untersuchung der Lunge, Zyanose
• Neu aufgetretener Abfall der Sauerstoffsättigung Sauerstoffsättigung Grundlegende Verfahren
• Tachkardie
• Thoraxschmerzen
• Hämoptysen
• Schaumiger Auswurf
• Kürzliches Thoraxtrauma Thoraxtrauma Thoraxtrauma bei Kindern
• Inhalation von reizenden Substanzen
• Schwere Immunsuppression
• Gebrechlichkeit (Frailty)
• Bei Vorliegen von Red Flags müssen weitere diagnostische Untersuchungen erfolgen!

Röntgen Röntgen Röntgen Thorax

• Zum Ausschluss einer Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung)
• Indikationen:
  • Anzeichen einer Konsolidierung in der körperlichen Untersuchung:
    • Rasselgeräusche bei der Auskultation
    • Gedämpfter Klopfschall bei der Perkussion
    • Verstärkter Stimmfremitus
  • Schlechte Vitalzeichen:
    • Fieber Fieber Fieber
    • Tachykardie
    • Tachypnoe Tachypnoe Untersuchung der Lunge
    • ↓ Sauerstoffsättigung Sauerstoffsättigung Grundlegende Verfahren
  • Verwirrtheit oder Verhaltensänderungen bei älteren Menschen (> 75 Jahre)
  • Immungeschwächte Patient*innen
• Befunde:
  • Typischerweise unauffälliger Befund bei akuter Bronchitis
  • Kann eine Verdickung der Bronchialwände in den Unterlappen zeigen
  • Infiltrate/Konsolidierung weisen auf eine Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung) hin.

Erregerdiagnostik

• Selten sinnvoll, da Ergebnisse meistens die Therapie nicht beeinflussen
• Ggf. Influenzatest bei:
  • Fieber Fieber Fieber und Husten während der Grippesaison
  • Kindern < 2 Jahre
  • Erwachsenen > 65 Jahre
  • Schwangeren
  • Bewohner*innen von Pflegeheimen
  • Immungeschwächten Patient*innen
  • Chronischen Komorbiditäten:
    • Asthma
    • COPD COPD Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
    • Mukoviszidose Mukoviszidose Mukoviszidose (Zystische Fibrose)
    • Herz-, Nieren-, Leber-, endokrine oder Bluterkrankungen
    • BMI ≥ 40
• Ggf. Testung auf Keuchusten:
  • Paroxysmaler Husten mit inspiratorischem Keuchen Keuchen Keuchen
  • Erbrechen Erbrechen Erbrechen im Kindesalter nach Hustenanfall
• Ggf. Testung auf COVID-19: alle Personen mit Atemwegsinfektionen während der Pandemie

Therapie

Da die akute Bronchitis typischerweise selbstlimitierend ist, sind medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien in der Regel nicht notwendig, können aber zu einer subjektiven Verbesserung des Hustens und der allgemeinen Symptome führen.

Symptomatische Therapie

• Bei Husten:
  • Nichtpharmakologische Therapie (keine Daten zur Wirksamkeit, aber geringes Risiko in der Anwendung):
    • Heißer Tee
    • Halstabletten
    • Honig
  • Beta-2-Mimetika:
    • Keine generelle Empfehlung
    • Führen bei klinischer Obstruktion im Rahmen des Infekts zu einer schnellen Symptombesserung.
• Bei Abgeschlagenheit, Myalgien und Fieber Fieber Fieber:
  • Analgetische Antipyretika:
    • Nicht steroidale Antirheumatika (NSAR)
    • Paracetamol Paracetamol Paracetamol
• Patient*innen mit einer zugrunde liegenden Lungenerkrankung ( COPD COPD Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Asthma):
  • Optimieren der Therapie für die zugrunde liegenden Erkrankungen.
  • Bei bekannter oder vermuteter bakteriellen Infektionen Antibiotika in Betracht ziehen

Antibiotika

Antibiotika werden ausdrücklich NICHT bei der akuten Bronchitis bei ansonsten gesunden Erwachsenen empfohlen. Die Nebenwirkungen und die Gefahren der Resistenzentwicklung überwiegen den Nutzen des Einsatzes von Antibiotika bei akuten Bronchitiden. Trotzdem werden Antibiotika bei akuten Bronchitiden noch sehr häufig verschrieben.

• Risiken einer Antibiotikatherapie:
  • Veränderungen des Mikrobioms, die die Immunfunktion beeinträchtigen können
  • Clostridium-difficile- Infektion
  • Gefahr der Bildung von Antibiotikaresistenzen
• Indikationen für Antibiotika bei identifiziertem, behandelbarem Erreger:
  • Influenza Influenza Influenzaviren/Influenza: Neuraminidase-Hemmer (z. B. Oseltamivir Oseltamivir Antivirale Medikamente gegen Influenza, Zanamivir Zanamivir Antivirale Medikamente gegen Influenza)
  • Keuchhusten Keuchhusten Keuchhusten (Pertussis): Makrolide Makrolide Makrolide und Ketolide (z. B. Azithromycin, Erythromycin)
  • COVID-19: komplexe Therapie mit sich ändernden Richtlinien
• Andere bakterielle Ursachen einer akuten Bronchitis:
  • Antibiotika werden in der Regel nicht empfohlen, wenn keine Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung) vorliegt.
  • Bei bakterieller Genese: antibiotische Therapie bringt nur eine marginale Erleichterung der Symptome
  • Bei Patient*innen mit zugrunde liegenden Lungenerkrankungen und/oder bei Personen mit hohem Komplikationsrisiko

Lebensstiländerungen

• Raucherentwöhnung
• Vermeidung von Allergenen/Schadstoffen
• STIKO-Empfehlungen für Pneumokokken- und Influenzaimpfung beachten

Differentialdiagnosen

• Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung): eine Infektion des Lungenparenchyms, die am häufigsten durch Bakterien oder Viren verursacht wird. Ambulant erworbene Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung) machen 80 % der Fälle aus. Die Diagnose einer Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung) basiert auf dem klinischen Bild von Fieber Fieber Fieber, produktivem Husten, Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot), Rasselgeräuschen und Konsolidierung im Röntgenthorax. Eine Antibiotikatherapie erfolgt nach allgemeinen Empfehlungen für bestimmte Patient*innengruppen.
• Influenza Influenza Influenzaviren/Influenza: eine hochansteckende und fieberhafte Atemwegserkrankung. Die Influenza Influenza Influenzaviren/Influenza zeigt sich typischerweise mit Fieber Fieber Fieber, Myalgie und Kopfschmerzen. Bei Kindern können zusätzlich die Symptome einer Gastroenteritis Gastroenteritis Gastroenteritis auftreten. Die Diagnose erfolgt in der Regel klinisch, es stehen jedoch auch Tests auf Influenza Influenza Influenzaviren/Influenza zur Verfügung. Ein Röntgen Röntgen Röntgen Thorax ist bei Patient*innen mit hohem Pneumonierisiko oder bei Personen mit Symptomen einer komplizierenden viralen oder sekundären bakteriellen Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung) indiziert. Die Behandlung kann bei frühzeitigem Beginn mit Neuraminidase und M2-Hemmer erfolgen.
• Keuchhusten Keuchhusten Keuchhusten (Pertussis) (Pertussis): eine potenziell lebensbedrohliche bakterielle Infektion, die mit einem intensiven paroxysmalen Husten, gefolgt von einem inspiratorischen Keuchen Keuchen Keuchen und/oder Erbrechen Erbrechen Erbrechen im Kindesalter nach einem Hustenanfall, auftritt. Pertussis kann bei Säuglingen, die unter einem Jahr alt sind, schwerwiegend verlaufen. Bei Verdacht auf Pertussis sollte auch bei ausstehender Laborbestätigung eine sofortige Antibiotikatherapie mit Makroliden eingeleitet werden. Zur Prophylaxe steht ein Pertussis-Impfstoff zur Verfügung, der als Standardimpfung empfohlen wird.
• Bronchiolitis: eine Atemwegserkrankung bei Säuglingen (Definition international sehr unterschiedlich), die durch eine Entzündung Entzündung Entzündung der Bronchiolen verursacht wird. Die meisten Fälle werden durch RSV verursacht. Die Patient*innen stellen sich in der Regel anfangs mit Symptomen der oberen Atemwege vor, wie Husten und Nasenatmungsbehinderung, die zu Atemnot Atemnot Dyspnoe (Atemnot/Luftnot), Keuchen Keuchen Keuchen und Hypoxie führen können. Eine Diagnose wird meistens klinisch gestellt und die Behandlung zielt auf die Verbesserung der Sauerstoff- und Flüssigkeitszufuhr ab. Die Bronchiolitis ist eine selbstlimitierende Erkrankung mit guter Prognose.
• Akute Sinusitis Sinusitis Sinusitis (Rhinosinusitis): eine virale (am häufigsten), bakterielle oder Pilzinfektion der oberen Atemwege, die zu einer Entzündung Entzündung Entzündung der Schleimhaut der Nasennebenhöhlen Nasennebenhöhlen Nasennebenhöhlen führt. Eine akute Sinusitis Sinusitis Sinusitis (Rhinosinusitis) tritt in der Regel gleichzeitig mit einer Entzündung Entzündung Entzündung der Nasenschleimhaut Nasenschleimhaut Anatomie der Nase auf und zeigt sich mit Gesichtsschmerzen über den betroffenen Nebenhöhlen und eitrigem Schnupfen. Die Diagnose erfolgt in der Regel klinisch und die Therapie erfolgt symptomatisch. Antibiotika sind in den selteneren Fällen einer bakteriellen Sinusitis Sinusitis Sinusitis (Rhinosinusitis) indiziert.
• Asthma: eine chronische entzündliche Atemwegserkrankung, die durch bronchiale Überempfindlichkeit und Atemwegsobstruktion Atemwegsobstruktion Atemwegsobstruktion gekennzeichnet ist. Asthma zeigt sich typischerweise mit Keuchen Keuchen Keuchen, Husten und Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot). Die Diagnose wird durch einen Lungenfunktionstest Lungenfunktionstest Lungenfunktionstests bestätigt, der ein obstruktives Muster zeigt. Die Behandlung erfolgt mit Bronchodilatatoren Bronchodilatatoren Asthma-Medikamente und inhalativen Kortikosteroiden.
• Fremdkörperaspiration Fremdkörperaspiration Fremdkörperaspiration: Eingeatmete Fremdkörper können sich in den Bronchien festsetzen, die Atmung beeinträchtigen und zu einer Infektion oder Erosion Erosion Generalisierte und lokalisierte Exantheme der Bronchialwände führen. Fremdkörper werden häufiger von Kindern aspiriert, die sich dann mit Husten oder Keuchen Keuchen Keuchen präsentieren. Die Diagnose wird auf Grundlage von bildgebenden Verfahren gestellt, und die Behandlung umfasst das umgehende Entfernen des Fremdkörpers.
• Herzinsuffizienz: ist ein Symptomkomplex, der zeigt, dass das Herz nicht in der Lage ist, den Sauerstoffbedarf des Körpers ausreichend zudecken. Zu den Symptomen einer Herzinsuffizienz gehören Brustschmerzen Brustschmerzen Brustschmerzen, Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot) bei Belastung, Husten, Müdigkeit und Ödeme. Eine Echokardiografie und ein kardialer Belastungstest zeigen eine reduzierte Herzfunktion. Ein Röntgen Röntgen Röntgen Thorax kann ein Lungenödem Lungenödem Atemwegsobstruktion zeigen.