Der Dickdarm (lat. Intestinum crassum) folgt auf den Dünndarm, beginnt an der Ileozäkalklappe und endet am Anus. Er teilt sich auf in Caecum mit Appendix vermiformis, Colon und Rectum. So bildet er den terminalen Abschnitt des menschlichen Verdauungstrakts. Besonders prüfungsrelevant sind die Peritonealverhältnisse der einzelnen Darmabschnitte, Unterschiede zwischen Dickdarm und Dünndarm und das allgemeine Verständnis der Anatomie und Physiologie. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über alle wichtigen Basics zum Dickdarm.
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Blausen: Large Intestine Anatomy

Bild: “ The Colon.“ von BruceBlaus. Lizenz: CC BY 3.0


Lage des Dickdarms

Der Dickdarm beginnt ab der Ileozekalklappe, die den Dünndarm vor den Bakterien des Dickdarms schützt. Das sich anschließende Caecum im rechten Unterbauch endet blind (Caecum = Blinddarm). Daran hängt der Wurmfortsatz, der Appendix vermiformis. Er liegt meist retrozäkal, also hinter dem Caecum. Klinisch ist jedoch zu beachten, dass die Lage des Appendix variabel ist. An das Caecum schließt sich das Colon ascendens an. Es zieht nach oben bis zum Brustkorb.

Etwa auf der Höhe der 9. Rippe liegt die Flexura coli dextra, eine Krümmung des Kolons. Das Colon transversum hängt girlandenartig über den Dünndarmschlingen und endet in der Flexura coli sinistra auf der linken Körperhälfte. Ab dort zieht das Colon descendens hinunter bis zum linken vorderen Darmbeinstachel. Schließlich bildet das S-förmige Sigma und das anschließende Rektum das Ende des Dickdarms.

Dickdarm: Schematische Abbildung mit Beschriftung

Bild: “The large intestine includes the cecum, colon, and rectum.” von philschatz. Lizenz: CC BY 4.0

Äußere Form des Dickdarms

Der Dickdarm ist etwa 1,50 m lang und hat einen Durchmesser von etwa 5-8 cm. Wie ein Rahmen verläuft er um Teile des Dünndarms.

Zu den wichtigsten makroskopischen Merkmalen des Dickdarms gehören die Haustren. Dabei handelt es sich um Kontraktionsfalten oder Ausbuchtungen in der Wand des Dickdarms. Im Inneren des Darmlumens werden sie Plicae semilunares coli genannt. Die Tänien sind etwa 1 cm breite Bänder der Längsmuskulatur. Man unterscheidet zwischen Taenia libera, die frei sichtbar sind, Taenia omentalis, die am Omentum majus liegen, und Taenia mesocolica. Charakteristisch sind auch die Appendices epiploicae, Anhängsel aus Fettzellen und Bindegewebe an den Tänien.

Äußere Form des Dickdarms

Bild: “Anatomy” von philschatz. Lizenz: CC BY 4.0

Die Abschnitte des Kolons im Überblick:

– Caecum (Blinddarm) mit Appendix vermiformis (Wurmfortsatz)

– Enddarm:

  • Colon (Grimmdarm): Colon ascendens, Colon transversum, Colon descendens, Colon sigmoideum
  • Rectum (Mastdarm)

Peritonealverhältnisse des Dickdarms

Die Peritonealverhältnisse des Dickdarms sind ein beliebtes Prüfungsthema. Die Komplexität ergibt sich aus der Embryonalentwicklung und der damit einhergehenden Darmdrehung. Generell kann man feststellen, dass die Abschnitte des Dickdarms abwechselnd intra- und retroperitoneal liegen. Somit liegt das Caecum mit Appendix vermiformis intraperitoneal. Blutgefäße des Wurmfortsatzes führen im Mesoappendix zum Caecum und Ileum.

Aufsteigender und absteigender Teil des Colons liegen sekundär retroperitoneal. Colon transversum und Sigma liegen wiederum intraperitoneal. Die Curvatura major des Magens und das Colon transversum wird durch das Ligamentum gastrocolicum verbunden. Um operativ an den Pankreas und anderen retroperitoneale Organe zu gelangen, muss das Ligament durchtrennt werden. Dahinter liegt die Bursa omentalis.

Beziehung des Dickdarms zu Nachbarorganen

Lage Dickdarm: Schematische Abbildung inkl. duodnum, jejunum, ileum, rectum

Bild: “The three regions of the small intestine are the duodenum, jejunum, and ileum.” von philschatz. Lizenz: CC BY 4.0

  • Das Colon ascendens erstreckt sich vom rechten Unterbauch zum Brustkorb. Dabei liegt auf dessen linker Seite meist der Dünndarm.
  • Die Flexura coli dextra liegt an der Leber und tangiert teilweise die rechte Niere.
  • Das Colon transversum berührt sowohl Leber als auch Gallenblase.
  • Die Flexura coli sinistra liegt etwas höher, als die linke Seite, etwa auf Höhe der 10. Rippe. Sie liegt an der Milz und berührt die linke Niere.
  • Auf der rechten Seite des Colon descendens liegt häufig das Jejunum.

Blutversorgung des Dickdarms

Der Dickdarm wird durch Äste der A. mesenterica superior versorgt, nämlich durch A. ileocolica, A. colica dextra und A. colica media. Ab der Flexura coli sinistra verändert sich die arterielle Blutversorgung.
Dieser Punkt, an dem sich Blutversorgung sowie Innervation ändern, wird als Cannon-Böhm-Punkt bezeichnet. Der Rest wird durch die A. colica sinistra, 2-3 Aa. sigmoideae und A. rectalis superior, die Hauptäste der A. mesenterica inferior versorgt.

Innervation des Dickdarms

Die Bewegung des Dickdarms wird durch dessen Innervationsgeflecht in der Darmwand ermöglicht. Die sympathischen Fasern verringern die Darmaktivität. Die Parasympathischen Fasern erhöhen die Bewegung. Sie gehen vom N. vagus aus und laufen bis zu der Flexura coli sinistra. Daraufhin ändert sich die parasympathische Innervation und es übernehmen die Nervi splanchnici pelvici aus den Segmenten S2-S4. Dieses Gebiet wird Cannon-Böhm-Punkt genannt, genauso wie bei der Blutversorgung.

Unterschiede zwischen Dickdarm und Dünndarm im Überblick

Der Dickdarm ist makroskopisch durch seine Haustren, Tänien und Appendices epiploicae vom Dünndarm zu unterscheiden. Auch mikroskopisch weist die Dickdarmwand charakteristische Merkmale auf, die sich vom Dünndarm unterscheiden. Der Dickdarm weist keine Zotten auf, dafür tiefe Krypten (0,4-0,6 mm lang) mit vielen Becherzellen.

In der Wand finden sich vereinzelt Noduli lymphoidei solitarii. Im Dünndarm findet der Großteil der Verdauung statt und es werden viele Nahrungsstoffe aufgenommen. Im Gegensatz dazu wird dem Speisebrei im Dickdarm hauptsächlich Wasser entzogen. Gleichzeitig wird durch die Becherzellen Schleim abgesondert, der als Gleitmittel für den produzierten Stuhl dient.

Aufgaben des Dickdarms

Der Appendix vermiformis ist von Lymphgewebe durchzogen und ist Teil des Abwehrsystems.

Durch langsame peristaltische Bewegungen und Segmentation passieren Fäzes in 12-48 Stunden das Kolon. Es wird Wasser absorbiert und dadurch der Stuhl eingedickt. Zwischen 0,5-2l Flüssigkeit werden täglich aufgenommen. Maximal können 5-6 L im Dickdarm absorbiert werden und dadurch eine gegebenenfalls fehlende Flüssigkeitsaufnahme im Dünndarm kompensiert werden.

Becherzellen, die in tiefen Krypten liegen, sezernieren Muzine. Der daraus resultierende Schleim erleichtert die Passage des Stuhls durch den Darm.
Die Kryptenepithelzellen sezernieren und resorbieren Elektrolyte. Natrium wird via ENaC (= epithelial Na channel) aus dem Stuhl resorbiert. Das Steroidhormon Aldosteron reguliert dabei die Aufnahme. Kalium wird sezerniert, kann jedoch bei Kalium-Mangel im Körper auch rückresorbiert werden.
Im Dickdarm herrscht ein pH-Wert von 5.5-6.8, also ein saures Milieu. Dabei wird der pH-Wert alkalischer bis zum Endabschnitt.

Im Mastdarm wird der Kot gelagert, damit es erst nach Ansammlung größere Mengen zur Ausscheidung kommt. Ansonsten würde kontinuierlich Kot ausgeschieden.

Dickdarm: Schematische Darstellung der Histologie und mikroskopische Abbildung

Bild: “(a) The histologies of the large intestine and small intestine (not shown) are adapted for the digestive functions of each organ. (b) This micrograph shows the colon’s simple columnar epithelium and goblet cells. LM x 464. (credit b: Micrograph provided by the Regents of University of Michigan Medical School © 2012)” von philschatz. Lizenz: CC BY 4.0

Weitere Information dazu finden in unserem Beitrag zur Physiologie der Verdauung.

Die Darmflora

Eine weitere Besonderheit des Dickdarms ist die Vielfalt an Bakterien, die ihn besiedeln. Über 100 Billionen hauptsächlich anaerobe Bakterien sorgen dafür, dass ansonsten unverdauliche Nahrungsmittel gespalten werden. Außerdem produzieren die Darmbakterien für den Menschen wichtige Stoffe, wie z.B. Vitamin K.

Durch wiederholte antibiotische Therapien kann die empfindliche Darmflora gestört werden. Dadurch können sich in der Folge z.B. Durchfallerkrankungen entwickeln.

Lesen Sie hier mehr über die Beeinflussung der Ernährung durch Darmbakterien sowie über die Stuhltransplantation.

Krankheiten des Dickdarms

Appendizitis im Dickdarm

Im Laufe ihres Lebens haben etwa 10% aller Menschen eine Appendizitis. Häufig entsteht die Entzündung durch eine Obstruktion des Lumens in Folge von Kotsteinen, Tumoren oder Fremdkörpern.

Die akute Appendizitis kann sich innerhalb von Stunden manifestieren. Typisch sind Schmerzen, die zunächst im Nabelbereich, dann im rechten Unterbauch auftreten. Hinzu kommen Übelkeit, Brechreiz und Fieber.

McBurney-Punkt = Rechter Drittelpunkt auf der Verbindungslinie zwischen der rechten Spina iliaca anterior superior und dem Bauchnabel, in dessen Bereich bei einer Appendizitis durch Druck Schmerzen ausgelöst werden können.

Eine mögliche Komplikation einer unbehandelten Appendizitis ist die Perforation in die Peritonealhöhle und in der Folge eine Peritonitis, die sogar lebensbedrohlich sein kann. In der Regel wird ist die Behandlung eine Appendektomie.

Reizdarmsyndrom

Das Reizdarmsyndrom ist eine Gruppe von Darmerkrankungen, die häufig keinen organischen Befund liefern. Die Ätiologie ist dabei oft unklar. Die Beschwerden sind u. a. Verdauungsprobleme mit Schmerzen, Durchfall oder Verstopfungen. Glutensensitivität und psychische Faktoren stehen in Verbindung mit dem Reizdarmsyndrom.

Divertikulose des Dickdarms

Ein Darmdivertikel ist eine sackartige Ausbuchtung der Darmwand oder auch nur der Schleimhaut der Darmwand. Die Divertikulose ist eine Zivilisationskrankheit. Durch ballastarme Speisen wird die Nahrung langsamer im Darm befördert. Der Dickdarm muss sich stärker zusammenziehen und baut daher mehr Druck auf.

Daraufhin entstehen, meist im Colon sigmoideum, diese Ausstülpungen. Vor dem 30. Lebensjahr kommt Divertikulose eher selten vor, danach nimmt die Wahrscheinlichkeit allerdings jedes Jahr ca. 6-8% zu. Oft handelt es sich um einen Zufallsbefund, da keine Beschwerden vorliegen. Mögliche Komplikationen sind u. a. die Diverticulitis, Blutungen, Perforation, Fisteln und Stenosen.

Darmentzündungen

Eine Entzündung im Dickdarm wird Kolitis genannt. Man unterscheidet akut-entzündliche und chronisch-entzündliche Darmentzündungen.

Akute Darmentzündungen werden auch als Enteritis bezeichnet. Zu den prüfungsrelevanten chronischen Erkrankungen gehört Colitis Ulcerosa, eine Entzündungen des Darmtrakts, die in Schüben über Jahrzehnte hinweg verläuft. Die Colitis Ulcerosa ist auf Dickdarm und Rektum begrenzt.

Polypen im Dickdarm

Ein Polyp ist eine Gewebevermehrung im Dickdarm, die breit und flach, verzweigt oder gestielt ist. Meist sind sie kleiner als 1 cm und verursachen keine Beschwerden. Mögliche Beschwerden sind aber Verstopfungen, Schmerzen oder Blut im Stuhl. Gerade größere Polypen können sich zu bösartigen Tumoren, also zu einem kolorektalen Karzinom, entwickeln (Adenom-Karzinom-Sequenz).

Darmkrebs

Ein bösartiger Tumor des Dickdarms wird Kolonkarzinom genannt. Meistens entsteht das Karzinom aus vorhandenen benignen Darmpolypen durch die Adenom-Karzinom-Sequenz. Am häufigsten tritt Darmkrebs in der Altersgruppe zwischen 60 und 70 Jahren auf.

Merke: Bei jüngeren Patienten sollte an eine möglicherweise unentdeckte chronisch-entzündliche Darmerkrankung gedacht werden.
Darmkrebs

Bild: “Granular Cell Tumor, Sigmoid Colon” von Ed Uthman. Lizenz: CC BY 2.0

Risikofaktoren sind ein hohes Alter, Darmpolypen, genetische Faktoren und Colitis ulcerosa. Insbesondere die Ernährung spielt eine wichtige Rolle. Fettreiche Nahrung steigert das Krebsrisiko, während ballaststoffreiche Kost das Risiko verringert. Darmkrebs kommt daher häufiger in Industrieländern vor.

Symptome, wie okkulte Blutungen, entwickeln sich typischerweise erst spät. Dabei ist die Prognose meist davon abhängig, in welchem Stadium der Darmkrebs entdeckt wird. Er wird durch die TMN-Klassifikation festgestellt. Metastasen entwickeln sich früh lymphogen zu den regionalen Lymphknoten. Hämatogen metastasiert das Kolonkarzinom vor allem in die Leber, Lunge und ins Skelett.

Kolonresektion

Die Kolonresektion ist die Teilentfernung des Dickdarms. Indikationen sind Divertikulose, Kolonpolypen, Kolonkarzinome oder chronische-entzündliche Erkrankungen wie Colitis Ulcerosa.

Untersuchungen des Dickdarms

Perkussion Zu hören ist ein tympanitischer Klopfschall
Röntgenuntersuchung Kolonkontrasteinlauf
Kolonoskopie (= Darmspiegelung) Anhand eines biegsamen Endoskops durchgeführt. Zuvor werden dem Patienten Abführmittel und Salzlösung zur Reinigung des Darms gegeben.

Beliebte Prüfungsfragen zum Dickdarm

Die Lösungen befinden sich unterhalb der Quellenangaben.

1. Welche Struktur findet man im Dünndarm sowie im Dickdarm?

  1. Haustren
  2. Taenia libera
  3. Taenia omentalis
  4. Appendices epiploicae
  5. Becherzellen

2. Welche Aussage über den Dickdarm trifft nicht zu?

  1. Der Dickdarm ist bis zu 1,50 m lang.
  2. Das Caecum und Colon transversum liegen intraperitoneal.
  3. Colon ascendens und Colon descendens liegen retroperitoneal.
  4. Im Dickdarm werden hauptsächlich Nährstoffe absorbiert.
  5. Das Rektum ist Teil des Mastdarms.

3. Was ist kein typisches Symptom einer Appendizitis?

  1. Hämatemesis
  2. Fieber
  3. Übelkeit
  4. Schmerzen am McBurney-Punkt
  5. Brechreiz

Quellen

Lehrbuch der Anatomie (8. Auflage) – Lippert, Urban&Fischer

Kurzlehrbuch Anatomie – Hellmuth Michels, Claas Lennart Neumann, Urban&Fischer

Allgemeine Pathologie und Grundlagen der Speziellen Pathologie (11. Auflage) – Grundmann, Urban&Fischer

Antworten der Prüfungsfragen: 1E, 2D, 3A



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