Anatomie des Herzens

Das Herz ist eine Muskelpumpe, die hauptsächlich aus Herzmuskelgewebe besteht und in 4 Binnenräume unterteilt ist: Der rechte und linke Vorhof dienen der Aufnahme von Blut aus den großen Gefäßen, die beiden Herzkammern pumpen das Blut durch den Körper. Der Blutfluss erfolgt unidirektional von der rechten Herzseite durch die Lunge Lunge Lunge: Anatomie und dann zurück zur linken Herzseite, von wo es in den restlichen Körperkreislauf gelangt. Während das Blut durch das Herz fließt, verhindern 4 wichtige Herzklappen den Rückfluss. Der Herzmuskel selbst wird von den Koronararterien versorgt. Das Herz verfügt zudem über ein autonomes Reizleitungssystem, das seine rhythmischen Kontraktionen auslöst.

Aktualisiert: 27.03.2024

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

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durch Physikum, M2 und M3.

Allgemeiner Aufbau und Lage des Herzens

Überblick über die Anatomie des Herzens

Das Herz ist eine Muskelpumpe bestehend aus Herzmuskelgewebe, das in vier Binnenräumen unterteilt ist.

  • 4 Binnenräume:
    • Atrium dextrum (rechter Vorhof)
    • Ventriculus dexter (rechter Ventrikel)
    • Atrium sinistrum (linker Vorhof)
    • Ventriculus sinister (linker Ventrikel)
  • Verbindungen zu den großen Gefäßen:
    • Venen Venen Venen (leiten das Blut zum Herzen zurück):
      • Vv. cavae superior und inferior (sauerstoffarmes Blut) → rechter Vorhof
      • Vv. pulmonales (sauerstoffreiches Blut) → linker Vorhof
    • Arterien Arterien Arterien (leiten das Blut vom Herzen weg):
      • Truncus pulmonalis und A. pulmonalis (sauerstoffarmes Blut) → aus dem rechten Ventrikel
      • Aorta (sauerstoffreiches Blut) → aus dem linken Ventrikel
  • Herzklappen:
    • Befinden sich zwischen Vorhof, Kammer und Gefäßen
    • Das Blut fließt unidirektional in, durch und aus dem Herzen. Die Herzklappen verhindern einen Rückfluss.
    • Herzklappen (in der Reihenfolge des Blutflusses):
      • Valva atrioventricularis dextra (Trikuspidalklappe)
      • Valva trunci pulmonalis (Pulmonalklappe)
      • Valva atrioventricularis sinistra (Mitralklappe)
      • Valva aortae (Aortenklappe)
  • Gefäßsystem:
    • Der Herzmuskel selbst wird über Koronararterien versorgt.
    • Der venöse Abfluss erfolgt über Koronarvenen.
  • Reizleitungssystem:
    • Elektrische „Verkabelung“, die das elektrische Signal erzeugt und im gesamten Herzen weiterleitet
    • Auslösung der Kontraktion des Herzens
  • Schutzhülle:
    • Das Herz ist von einer robusten, zweilagigen Membran umgeben, die Perikard genannt wird.
Allgemeine Struktur und Durchblutung des Herzens

Allgemeine Anatomie und Durchblutung des Herzens

In blau ist die Flussrichtung des desoxygenierten Blutes, in rot die Flussrichtung des oxygenierten Blutes dargestellt.

Bild von Lecturio.

Größe und Form

  • Etwa faustgroß
  • Form: umgedrehte Pyramide oder Kegel
    • Basis: oberer Teil des Herzens mit den Vorhöfen
    • Apex: untere, abgerundete Spitze, die nach links ausgerichtet ist
  • Maße eines erwachsenen Herzens:
    • Breite (an der Basis): ca. 9 cm
    • Länge (von der Basis bis zur Spitze): ca. 13 cm
    • Tiefe (dickste Stelle): ca. 6 cm
  • Gewicht: ca. 300 g

Lage und Orientierung

  • Befindet sich im Mediastinum Mediastinum Mediastinum und große Gefäße zwischen den Lungen
  • Die durch das Perikard abgegrenzte seröse Höhle, in dem sich das Herz befindet, wird als Perikardhöhle bezeichnet.
  • Auf Höhe von T5 – T8
  • Etwa ⅔ des Herzens ist linksseitig der Medianebene lokalisiert.
  • Das Herz ist leicht gedreht:
    • Die rechte Herzseite ist hauptsächlich nach anterior ausgerichtet.
    • Die linke Herzseite ist hauptsächlich nach posterior ausgerichtet.
  • Herzbasis: auf Höhe des 3. Rippenknorpels
  • Herzspitze:
    • Inferolateraler Teil des linken Ventrikels
    • Linksseitig auf Höhe des 5. Interkostalraums
    • Etwa 7 – 9 cm linksseitig der Medianebene
  • Strukturen, die die verschiedenen Oberflächen des Herzens bilden:
    • Facies sternocostalis (anterior): rechter Ventrikel
    • Facies diaphragmatica (inferior): rechter und linker Ventrikel
    • Facies pulmonalis sinistra (lateral): linker Vorhof und linker Ventrikel
    • Facies pulmonalis dextra (lateral): rechter Vorhof

Topografische Anatomie

Perikard

Vergleichbar mit der Pleurahöhle um die Lunge Lunge Lunge: Anatomie oder der Peritonealhöhle im Bauchraum ist die Perikardhöhle um das Herz, die von einer Doppelschicht aus fibroelastischem Bindegewebe Bindegewebe Bindegewebe, dem sogenannten Perikard, umschlossen ist.

Schichten des Perikards

  • Äußere Schicht:
    • Bildet die äußere Schicht der Perikardhöhle
    • Besteht aus:
      • Pericardium fibrosum: straffes Bindegewebe Bindegewebe Bindegewebe
      • Lamina parietalis pericardii: dünne, glatte, innere seröse Schicht
    • Bindegewebe Bindegewebe Bindegewebe und seröse Perikardschichten stehen miteinander in direktem Kontakt
    • Verankerung des Herzens an:
  • Lamina visceralis pericardii:
    • Bedeckt direkt die Herzoberfläche
    • Seröse Bindegewebsschicht bestehend aus:
    • Enthält Fettgewebe Fettgewebe Fettgewebe: Histologie, das Furchen auf der Herzoberfläche ausfüllt → Schutz der Herzkranzgefäße
    • Auch bekannt als Epikard (äußere Schicht der Herzwand)
    • Kontinuierlich Übergang in das parietale Perikard an der Herzbasis
  • Herzbeutel:
    • Der Raum zwischen der parietalen und viszeralen Schicht des Perikards
    • Enthält etwa 15 – 50 ml Perikardflüssigkeit (ein Ultrafiltrat aus Plasma Plasma Transfusionsprodukte)
    • Klinische Relevanz: Herzbeuteltamponade
      • Das bindegewebige Perikard dehnt sich bei schneller Flüssigkeitsansammlung nicht schnell genug aus.
      • Ein schneller Anstieg der serösen oder hämorrhagischen Flüssigkeit (ab 80 ml) in diesem Hohlraum führt zu einer erhöhten Druckbelastung des Herzens und einem eingeschränkten Blutfluss.
      • Langsam fortschreitende Ergüsse können ohne Symptome auf 2 l ansteigen.
Perikardhöhle des Herzens

Perikardhöhle des Herzens

Bild von Lecturio.

Umschlagfalten des Perikards

Es gibt 2 wichtige Ausbuchtungen der Perikardhöhle, die durch die Umschlagfalten von viszeralem auf parietales Perikard entstehen:

  • Sinus obliquus pericardii:
    • Raum hinter dem Herzen, zwischen den Vv. pulmonales
    • Gebildet durch folgende Strukturen:
      • dorsal: parietales Perikard
      • lateral: Vv. pulmonales
      • ventral: linker Vorhof
  • Sinus transversus pericardii:
    • Raum über dem Herzen, hinter der Aorta und dem Truncus pulmonalis
    • Im Rahmen von Herzoperation kann an dieser Stelle die Aorta abgeklemmt werden.

Herzwand

Schichten der Herzwand

  • Epikard:
    • Äußerste Schicht des Herzens
    • Gebildet von der viszeralen Schicht des Perikards
  • Myokard:
    • Mittlere Muskelschicht
  • Mit Abstand die dickeste Schicht des Herzens
    • Zusammengesetzt aus:
      • Schraubenförmig angeordnetem Herzmuskelgewebe
      • Herzskelett aus kollagenfaserigem Bindegewebe Bindegewebe Bindegewebe
    • Zweck des Herzskeletts:
      • Strukturelle Unterstützung (mechanische Stabilisierung insbesondere im Bereich der Herzklappen)
      • Ansatz und Ursprung von Herzmuskelzellen
      • Verhinderung einer unkontrollierten Überleitung der Vorhoferregung auf das Ventrikelmyokard (elektrische Isolation von Vorhöfen und Ventrikeln)
  • Endokard:
    • Innerste Schicht
    • Glatte Wandbedeckung des inneren Herzens und der Herzklappen
    • Kontinuierlicher Übergang zum Endothel der Blutgefäße
    • Zusammengesetzt aus:
      • Endothel: einfaches Plattenepithel
      • Subendotheliale Schicht: lockeres kollagenes Bindegewebe Bindegewebe Bindegewebe unterhalb des Endothels (entspricht einer Lamina propria)
  • Subendokardiale Schicht:
    • Lockeres kollagenes Bindegewebe Bindegewebe Bindegewebe
    • Trennt das empfindliche Endokard von dem Myokard und dessen kräftigen Pumpwirkung

Anordnung des Myokards

  • Komplexe Muster
  • Form einer Acht um die Vorhöfe und die großen Gefäße
  • Form einer weiteren Acht um die Herzkammern
  • Zusätzliche oberflächliche Schichten umschließen die Ventrikel.
  • Ermöglicht eine effektive Kontraktion
Orientierung des Myokards

Verlauf des Myokards ermöglicht die effektive Pumpleistung des Herzens

Bild von Lecturio.

Herzbinnenräume und Herzklappen

Herzbinnenräume

Das Herz besteht aus 4 Binnenräumen: 2 Vorhöfe (Empfangskammern) und 2 Ventrikel (Pumpkammern).

Rechter Vorhof:

  • Erhält sauerstoffarmes Blut aus dem großen Körperkreislauf über:
    • V. cava superior: venöser Abfluss der oberen Körperhälfte
    • V. cava inferior: venöser Abfluss der unteren Körperhälfte
    • Sinus coronarius: venöser Abfluss des Herzmuskels
  • Nachdem das Blut aus dem großen Körperkreislauf in den rechten Vorhof gelangt, wird es in den rechten Ventrikel gepumpt.
  • Auricula dextra (rechtes Herzohr):
    • Muskelausstülpungen über den Vorhöfen, nahe der aufsteigenden Aorta
    • Leichte Erhöhung der atrialen Kapazität
  • Sinus venarum cavarum:
    • Glatte, dünnwandige Ausbuchtung im posterioren Anteil des Vorhofs
    • Einströmungsbereich der Hohlvenen
  • Musculi pectinati:
    • Raue, kammartige Myokardwülste
    • Auskleidung der Vorderwand und des rechten sowie linken Herzohrs
  • Crista terminalis: Muskelleiste, die die Grenze zwischen Herzohr und Sinus venarum cavarum markiert
  • Septum interatriale: muskulöses Septum zwischen rechtem und linkem Vorhof
  • Fossa ovalis:
    • Ovale Einsenkung im Septum interatriale
    • Überbleibsel des Foramen ovale Foramen ovale Persistierendes Foramen Ovale (pränatale Öffnung im Septum interatriale, die den direkten Blutfluss vom rechten in den linken Vorhof unter Umgehung der Lungen ermöglicht, da diese beim Fötus noch nicht für die Sauerstoffversorgung verwendet werden)

Linker Vorhof:

  • Erhält sauerstoffreiches Blut aus dem kleinen Lungenkreislauf über:
    • Vena pulmonalis dextra / sinistra superior
    • Vena pulmonalis dextra / sinistra inferior
  • Nachdem das Blut aus dem Lungenkreislauf in den linken Vorhof gelangt, wird es in den linken Ventrikel gepumpt.
  • Wandbeschaffenheit:
    • Überwiegend glattwandig (keine Musculi pectinati im linken Vorhof, nur im linken Herzohr)
    • Das Myokard ist aufgrund der höheren Druckbelastung der linken Herzseite dickwandiger als im rechten Vorhof.
  • Auricula sinistra (linkes Herzohr): ähnlich dem des rechten Vorhofs
  • Valvula foraminis ovalis: halbmondförmige Erhebung auf dem Septum interatriale (Überbleibsel des Foramen ovale Foramen ovale Persistierendes Foramen Ovale)

Rechter Ventrikel:

  • Erhält sauerstoffarmes Blut aus dem rechten Vorhof durch die Trikuspidalklappe
  • Pumpt Blut durch die Pulmonalklappe in den Truncus pulmonalis → Lungenkreislauf
  • Die Wände sind dicker als im rechten Vorhof, aber dünner als im linken Ventrikel.
  • Trabeculae carneae: innere Muskelleisten in den Ventrikeln (ähneln den Musculi pectinati der Vorhöfe)
  • Mm. papillares (Papillarmuskeln): Muskeln, die am Boden des rechten Ventrikels entspringen und über Chordae tendinae (Sehnenfäden) den Verschluss der Trikuspidalklappe unterstützen
  • Chordae tendineae: Sehnenstrangartige Strukturen, die die Mm. papillares mit der Trikuspidalklappe verbinden
  • Septum interventriculare:
    • Wand zwischen rechtem und linkem Ventrikel
    • Besteht aus einem membranösen und einem muskulären Anteil

Linker Ventrikel:

  • Erhält sauerstoffreiches Blut aus dem linken Vorhof durch die Mitralklappe
  • Pumpt Blut durch die Aortenklappe in die Aorta → großer Körperkreislauf
  • Dickste Myokardschicht (höchste Druckbelastung)
  • Wie der rechte Ventrikel enthält auch der linke Ventrikel:
    • Trabeculae carneae
    • Mm. papillares zum Verschluss der Mitralklappe
    • Chordae tendineae zwischen den Mm. papillares und der Mitralklappe

Herzkrankzfurchen

  • Sichtbare Furchen (Sulci) auf der Herzoberfläche
  • Markierung der Grenzen der 4 Binnenräume
  • In den Sulci verlaufen Herzkranzgefäße umgeben von Fettgewebe Fettgewebe Fettgewebe: Histologie.
  • Sulcus atrioventricularis:
    • Grenze zwischen Vorhöfen und Ventrikeln
    • Bezeichnung als Sulcus coronarius aufgrund des Verlaufs der Herzkranzgefäße
  • Sulcus interventricularis anterior: Projektion des Septum interventriculare auf die Vorderseite des Herzens
  • Sulcus interventricularis posterior: Projektion des Septum interventriculare auf die Hinterseite des Herzens

Herzklappen

  • Allgemeines:
  • Trikuspidalklappe:
    • Zwischen rechtem Vorhof und rechtem Ventrikel
    • Synonym: Valva atrioventricularis dextra
    • 3 Segel: anterior, posterior und septal
  • Mitralklappe:
    • Zwischen linkem Vorhof und linkem Ventrikel
    • Synonym: Valva atrioventricularis sinistra
    • Bikuspidal = 2 Segel: anterior und posterior
  • Pulmonalklappe:
    • Zwischen rechtem Ventrikel und Truncus pulmonalis
    • Synonym: Valva trunci pulmonalis
    • Halbmondförmig, mit 3 Taschen: dexter, sinister und anterior
  • Aortenklappe:
    • Zwischen linkem Ventrikel und Aorta
    • Synonym: Valva aortae
    • Halbmondförmig, mit 3 Taschen: dexter, sinister und posterior
Ansicht der Herzklappen aus atrialer Perspektive

Ansicht der Herzklappen aus Sicht der Vorhöfe (entfernte Vorhöfe)

Bild von BioDigital, bearbeitet von Lecturio

Blutfluss durch das Herz

Blut fließt in, durch und aus dem Herzen, indem es nacheinander die folgenden Strukturen (in aufgeführter Reihenfolge) passiert:

  1. Sauerstoffarmes Blut gelangt über die Vv. cavae inferior und superior in das Herz →
  2. Rechter Vorhof →
  3. Trikuspidalklappe →
  4. Rechter Ventrikel →
  5. Pulmonalklappe →
  6. Truncus pulmonalis →
  7. Aa. pulmonales →
  8. Lunge Lunge Lunge: Anatomie (Blut wird mit Sauerstoff angereichert) →
  9. Vv. pulmonales →
  10. Linker Vorhof →
  11. Mitralklappe →
  12. Linker Ventrikel →
  13. Aortenklappe →
  14. Aorta →
  15. Systemische Arterien Arterien Arterien Kapillaren Kapillaren Kapillaren (Blut wird desoxygeniert) → Venen Venen Venen
  16. Vv. cavae inferior und superior
  17. Wiedereintritt in das Herz
Blutzirkulation durch den Körper

Blutzirkulation durch den Körper:
Sauerstoffarmes Blut tritt in die rechte Herzhälfte ein und gelangt durch den Truncus pulmonalis in die Lunge, wo es mit Sauerstoff angereichert wird. Das Blut fließt dann über die Lungenvenen zur linken Herzseite zurück, von wo es in die Aorta gepumpt und im ganzen Körper verteilt wird. In den Kapillaren wird das Blut desoxygeniert und gelangt anschließend über Vv. cavae inferior und superior zum Herzen zurück.
LA: linker Vorhof
LV: linker Ventrikel
RA: rechter Vorhof
RV: rechter Ventrikel

Bild von Lecturio.

Koronarkreislauf

Der Koronarkreislauf beschreibt den Blutfluss durch die Gefäße, die den Herzmuskel selbst versorgen. Es gibt zwei primäre Koronararterien: Die linke und die rechte, die beide direkt oberhalb der Aortenklappe aus der Aorta entspringen.

A. coronaria sinistra (Englisches Akronym: LCA)

  • Verläuft hinter dem Truncus pulmonalis → um die linke Herzseite unterhalb des linken Vorhofs im Sulcus coronarius
  • Blutversorgung:
    • Linke Herzseite
    • Septum interventriculare
  • Aufzweigung:
    • R. interventricularis anterior:
      • Englisches Akronym: RIVA / LAD (left anterior descending artery)
      • Verläuft im Sulcus interventricularis anterior in Richtung Apex
      • Versorgt Septum interventriculare und Vorderwand beider Ventrikel
      • Klinische Relevanz: Häufigste Lokalisation des Koronarverschlusses bei einem Myokardinfarkt Myokardinfarkt Myokardinfarkt
    • R. circumflexus:
      • Umwindet die linke Herzseite im Sulcus coronarius
      • Anastomosen mit kleinen Ästen der A. coronaria dextra
      • Versorgt linken Vorhof und Hinterwand des linken Ventrikels
    • Von jedem dieser arteriellen Äste gehen weitere kleinere Äste ab.
Linke Koronararterie und ihre Äste

A. coronaria sinistra und ihre Äste

Bild von BioDigital, bearbeitet von Lecturio

A. coronaria dextra (Englisches Akronym: RCA)

  • Verläuft um die rechte Herzseite unterhalb des rechten Vorhofs im Sulcus coronarius
  • Blutversorgung:
    • Rechter Vorhof
    • Teile beider Ventrikel
    • Reizleitungssystem (Klinische Relevanz: Verschluss der RCA ist mit Arrhythmien verbunden)
  • Aufzweigung:
    • R. interventricularis posterior:
      • Englisches Akronym: PDA (posterior ascending artery)
      • Verläuft im Sulcus interventricularis posterior in Richtung Apex
      • Versorgung der Hinterwand beider Ventrikel
      • Entspringt in manchen Fällen aus der A. coronaria sinistra und nicht aus der A. coronaria dextra
    • R. marginalis dexter: Versorgung der lateralen Anteile des rechten Vorhofs und rechten Ventrikels

Versorgungstypen

Der Versorgungstyp des Herzens wird hauptsächlich durch die Arterie bestimmt, die den R. interventricularis posterior abgibt.

  • Rechtsdominanter Versorgungstyp (ca. 75 % der Menschen): R. interventricularis posterior (PDA) entspringt der RCA
  • Linksdominanter Versorgungstyp (ca. 20 % der Menschen): R. interventricularis posterior (PDA) entspringt der LCA (aus dem R. circumflexus)
  • Kodominanter Versorgungstyp (am seltensten): Versorgungstyp mit zwei PDAs
    • Ein R. interventricularis posterior entspringt aus der A. coronaria dextra.
    • Der andere R. interventricularis posterior entspringt aus dem R. circumflexus.
  • Unterscheidung zwischen Normalversorgungstyp (ca. 55 %), Rechtsversorgungstyp und Linksversorgungstyp (jeweils ca. 15 – 20 %) in Abhängigkeit davon, welche Koronararterie bei der Versorgung der Hinterwand dominiert.

Koronarvenen

  • V. cardiaca magna:
    • Venöser Abfluss der Vorderwand des Herzens
    • Verläuft mit dem R. interventricularis anterior im Sulcus interventricularis anterior
  • V. cardiaca media:
    • Venöser Abfluss der Hinterwand des Herzens
    • Verläuft mit dem R. interventricularis posterior im Sulcus interventricularis posterior
  • V. cardiaca parva
  • Die V. cardiaca magna und media münden in den Sinus coronarius:
    • Venöses Sammelgefäß, das im Sulcus atrioventricularis posterior verläuft
    • Mündet im rechten Vorhof
  • Etwa 20 % des Koronarkreislaufs gelangt über kleine transmurale Gefäße direkt in den rechten Ventrikel.
Herzvene

Dorsale Ansicht des Herzens mit dargestelltem Sinus coronarius und V. cardiaca magna.

Bild von BioDigital, bearbeitet von Lecturio
Tabelle: Zusammenfassung des Koronarkreislaufes
Gefäß Verlauf Versorgungsgebiet / Venöser Abfluss
A. coronaria sinistra R. interventricularis anterior Im Sulcus interventricularis anterior in Richtung Apex
  • Großteil des linken Vorhofs und linken Ventrikels
  • Vorderer Anteil des Septum interventriculare
R. circumflexus Im Sulcus coronarius in Richtung Hinterwand des Herzens Hinterer Anteil des linken Vorhofs und linken Ventrikels
A. coronaria dextra R. interventricularis posterior Im Sulcus interventricularis posterior in Richtung Apex Rechter und linker Ventrikel, hinteres ⅓ des Septum interventriculare
R. marginalis dextra Über den rechten Vorhof in Richtung Apex Rechter Vorhof und Apex
V. cardiaca magna Mit dem R. interventricularis anterior im Sulcus interventricularis anterior Versorgungsgebiet der A. coronaria sinistra
V. cardiaca media Mit dem R. interventricularis posterior im Sulcus interventricularis posterior Hinterwand des rechten und linken Ventrikels

Reizleitungssystem des Herzens

Übersicht über das Reizleitungssystem des Herzens

  • Das Herz erzeugt seine eigenen elektrischen Impulse.
  • Diese elektrische Erregung breitet sich entlang spezifischer Leitungsfasern im gesamten Herzen aus.
  • Die Erregung des Myokards löst eine Kontraktion aus.
  • Bestimmte anatomische Merkmale dieses Systems gewährleisten, dass durch die Erregung eine effiziente und koordinierte Kontraktion ausgelöst wird.

Anatomie des Reizleitungssystems

  • Das Reizleitungssystem ist:
    • Myogen = Das elektrische Signal stammt von modifizierten Myokardzellen im Herzen selbst und nicht von peripheren Nervenfasern Nervenfasern Nervensystem: Histologie.
    • Autorhythmisch = spontane Depolarisation in regelmäßigen Zeitabständen
  • Sinusknoten:
    • Wichtigster Schrittmacher des Herzens
    • Depolarisation (Erzeugung eines Aktionspotentials) erfolgt ca. 60 – 80 Mal pro Minute → Herzfrequenz Herzfrequenz Herzphysiologie = 60 – 80 Schläge pro Minute
    • Ansammlung modifizierter Kardiomyozyten im rechten Vorhof:
      • Tiefe Epikardschichten
      • Im Einstromgebiet der V. cava superior in den rechten Vorhof
    • Versorgung durch den R. nodi sinuatriales, der der A. coronaria dextra (60 %) oder der A. coronaria sinistra (40 %) entspringt
  • AV-Knoten:
    • Lokalisiert am Septum interatriale:
      • In der posteroinferioren Region, nahe der Öffnung des Sinus coronarius
      • Befindet sich in einem Areal, das als Koch Dreieck bezeichnet wird
    • Natürliche Schrittmacherfrequenz von 40 – 60 Schlägen pro Minute (normalerweise überlagert durch die Schrittmacherfrequenz des Sinusknotens)
    • Wirkt als Frequenzfilter zwischen Vorhöfen und Ventrikeln:
      • Verzögerung des elektrischen Signals → zeitlich versetzte Kontraktion von Vorhöfen und Ventrikeln
      • Das bindegewebige Herzskelett wirkt als elektrischer Isolator und verhindert, dass die Erregung den AV-Knoten umgeht und eine frühe ventrikuläre Depolarisation verursacht.
    • Versorgung durch den R. nodi atrioventricularis
  • Ventrikuläres Reizleitungssystem:
    • His-Bündel: Weiterleitung des elektrischen Signals aus dem AV-Knoten über das Septum interventriculare
    • Rechter und linker Kammerschenkel:
      • Aufteilung innerhalb des Septum interventriculare in ein rechtes und ein linkes Bündel
      • Beide verlaufen zur Herzspitze.
    • Purkinje-Fasern:
      • Entstehen aus den Kammerschenkeln in der Nähe der Herzspitze
      • Verlaufen aufwärts und erregen die Ventrikelwände
      • Schnellste Leitungsfasern
      • Natürliche Schrittmacherfrequenz von 25 – 40 Schlägen pro Minute
Herzleitungssystem

Reizleitungssystem des Herzens:
Beginn im Sinusknoten und Ende in den Purkinje-Fasern
AV: atrioventrikulär

Bild von Lecturio.

Einfluss des vegetativen Nervensystems auf das Herz

Die Erregungsbildung am Herzen geschieht autonom über die verschiedenen Schrittmacherzentren des Herzens, wie zum Beispiel den Sinusknoten oder den AV-Knoten. Das vegetative Nervensystem Nervensystem Nervensystem: Aufbau, Funktion und Erkrankungen kann diese Erregungsbildungssysteme nur beeinflussen.

  • Die Innervation des Herzens erfolgt über verschiedene Plexus.
  • Plexus cardiacus: Ausprägung v.a. an der Herzbasis und entlang der Koronargefäße
  • Plexus aorticus thoracicus: Abgabe einzelner Fasern zum Herzen
  • Plexus pulmonalis
    • Verlauf entlang der Aa. und Vv. pulmonales
    • Abgabe einzelner Fasern zum Plexus cardiacus.

Parasympathikus

  • Verlauf: Für die parasympathische Innervation des Herzens ist der N. vagus verantwortlich.
    • Entspringt kranial aus verschiedenen Segmenten
    • Fasern ziehen im Mediastinum Mediastinum Mediastinum und große Gefäße superius und anschließend im Mediastinum Mediastinum Mediastinum und große Gefäße posterius zu den Plexus cardiaci profundus et superficialis, die auf beiden Seiten des Herzens im Wesentlichen den Koronararterien folgend verlaufen. 
    • Umschaltung des N. vagus dexter und sinister erfolgt im Plexus cardiacus.
    • Die Innervation des Parasympathikus ist auf die Vorhöfe des Herzens beschränkt.
  • Äste:
    • Rr. cardiacicervicalessuperiores
    • Rr. cardiaci cervcales inferiores
    • Rr. cardiaci thoracici
  • Funktionen:
    • Vermehrter Einfluss in Ruhe, ruhige Grundaktion, „Rest and Digest“-Reaktionen
    • Möglichkeit des Herzens zur Regeneration
    • negativ chronotrop: Senkung der Herzfrequenz Herzfrequenz Herzphysiologie
    • negativ dromotrop: verlangsamte Überleitung des Aktionspotentials

Sympathikus

  • Verlauf: Die sympathische Innervation des Herzens kommt aus den Segmenten Th 1-4.
    • Umschaltung der Fasern im Grenzstrang
    • Nach Umschaltung Verlauf nach kranial zum Herzen als Nn. cardiaci
    • Abgabe von Ästen zu den Plexus cardiaci profundus et superficialis zur Bildung zweier engmaschiger Netze um das Herz gemeinsam mit dem Parasympathikus
  • Äste:
    • N. cardiacus cervicales superior
    • N. cardiacus cervicales medialis
    • N. cardiacus cervicales inferior
    • Nn. cardiaci thoracici
  • Funktionen: Der Sympathikus bewirkt am Herzen Flight, Fight und Fright Reaktionen.
    • positiv chronotrop: Steigerung der Herzfrequenz Herzfrequenz Herzphysiologie
    • positiv inotrop: Steigerung der Kontraktionskraft
    • positiv dromotrop: schnellere Überleitung des Aktionspotentials
    • postiv lusitrop: beschleunigte Entspannung des Herzmuskels

Viszeroafferenzen

Sie leiten Informationen der Pressorezeptoren und der Chemorezeptoren sowie Schmerzreize zentralwärts weiter.

Klinische Relevanz

Quellen

  1. Drake RL, Vogl, AW, Mitchell, AMW (2020). Regional Anatomy, Mediastinum. In Drake, RL., et al. (Hrsg.), Gray’s Anatomy for Students (4. Aufl., S. 190–215). Churchill Livingstone/Elsevier
  2. Moore, KL, et al. (Hrsg.). (2014). Thorax. In Moore, KL, et al. (Hrsg.), Clinically Oriented Anatomy (7. Aufl., S. 135–159). Lippincott Williams & Wilkins.
  3. John Volpe BS (2021). Anatomy, Thorax, Heart and Pericardial Cavity https://www.statpearls.com/ArticleLibrary/viewarticle/36077
  4. Saladin, KS, Miller, L. (2004). Anatomy and Physiology (3. Aufl., S. 716–727). Mc Graw-Hügel.
  5. Prometheus LernAtlas – Innere Organe. Schünke M, Schulte E, Schumacher U, Voll M, Wesker K. Hrsg. 5. Auflage. Stuttgart: Thieme; 2018. doi:10.1055/b-006-149645

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