Inhaltsverzeichnis
- Definition
- Epidemiologie
- Ätiologie
- Klinik
- Verlaufs- und Sonderformen
- Diagnostik und Differentialdiagnosen
- Therapie
- Beliebte Prüfungsfragen zur Schizophrenie
- Quelle und Leitlinie
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Bild: “Schizophrenia on Vimeo by Ralph Buckley” von Ralph Buckley. Lizenz: CC BY 2.0
Definition
Schizophrenie als heterogenes Krankheitsbild
Schizophrenie ist eine Erkrankung, bei der es zu einer Fehlinterpretation der Realität durch den Betroffenen kommt. Es kann zu Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Ich-Störungen, Persönlichkeitsstörungen, unangemessenen Verhaltensweisen oder Emotionen kommen, die in ein für den Betrachter bizarres, regressives Verhalten münden können.
Die Schizophrenie ist eine schwierige und schwerwiegende Diagnose, weshalb die Definition nicht in einem Satz zusammenzufassen ist. Es handelt sich nicht um eine Blickdiagnose, sondern erfordert die genaue Einschätzung des momentanen Zustandes des Patienten sowie eine Analyse der Krankheitsgeschichte und der Symptomkonstellation.
Epidemiologie
Schizophrenie in der Bevölkerung
Auch heute noch bedeutet diese Diagnose eine Stigmatisierung für die Betroffenen, weshalb man die Diagnose nicht leichtfertig treffen sollte. Das Life-Time-Risk, also das Risiko im Laufe seines Lebens an einer Schizophrenie zu erkranken, beträgt 1%, während die Prävalenz 0,5-1% beträgt.
Die Krankheit tritt vor allem im jungen Erwachsenenalter (16-35 Jahre) und nur selten in Kindheit und höherem Alter auf, wobei zwischen den verschiedenen Subtypen (s.u.) unterschieden werden muss. Männer und Frauen erkranken ungefähr gleich häufig, wobei die Krankheit bei Männern im Schnitt drei bis vier Jahre früher ausbricht.
Ätiologie
Multifaktorielle Genese der Schizophrenie
Die Ätiologie der Schizophrenie ist noch nicht vollständig geklärt, jedoch steht fest, dass sie eine multifaktorielle Genese hat, wobei eine genetisch bedingte Vulnerabilität eine wichtige Rolle spielt. So ist zum Beispiel die Prävalenz bei Kindern mit einem erkrankten Elternteil um 5-10 % erhöht, wenn beide Eltern an Schizophrenie erkrankt sind sogar um 40-50 %.
Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modell zur Entstehung der Schizophrenie
Damit die Krankheit manifest wird, müssen zusätzlich zur Vulnerabilität noch andere Faktoren hinzukommen. Endogene (hormonell) und exogene (Umwelt) Faktoren können ein „Trigger“ der Krankheit sein. So kann z.B. Cannabiskonsum als Auslöser in Betracht kommen. Betroffene können dann Stresssituationen nicht mehr bewältigen (Coping) und es kommt zum Ausbruch der Krankheit
Weitere Ansätze zur Erklärung der Entstehung der Schizophrenie
Aus biochemischer Sicht scheint für die Symptomatik Betroffener eine Überaktivität zentral- nervöser dopaminerger Strukturen verantwortlich zu sein. Diese „Dopaminhypothese„ ist jedoch noch nicht bewiesen.
Vor allem in der pränatalen und perinatalen Phase können Komplikationen auftreten, welche später im Zusammenhang mit Stress Störungen beim Kind auslösen können. Auch das Aufwachsen in urbaner Umgebung kann ein Einflussfaktor sein. Ebenso scheinen virale Infektionen im Mutterleib und bei Neugeborenen eine Rolle zu spielen.
Auffällig ist, dass bei einem Großteil der Patienten Abnormitäten im ZNS zu finden sind: Erweiterte Ventrikel, Hypofrontalität (verminderter Metabolismus im Frontalhirn), Schäden im Temporallappen.
Klinik
Symptome der Schizophrenie erkennen und einordnen
Die Symptome der Schizophrenie sind vielfältig und müssen nicht immer alle bei jedem Patienten vorhanden sein. Im Folgenden sind wichtige Symptome zur Erstellung des psychopathologischen Befundes aufgezählt:
Formale Denkstörungen
Zerfahrenes, inkohärentes Denken bis hin zur Schizoaphasie (die Gedanken reißen ab, sind unvollständig und unzusammenhängend, bis hin zum kompletten Sprachverfall). Beispiele für in diese Kategorie passende Symptome sind Gedankenabreißen, Denkhemmungen, Danebenreden (auf Fragen völlig andere Dinge antworten), Perseverationen (Wiederholungen) oder Neologismen (Neuschöpfung von Worten).
Inhaltliche Denkstörungen = Wahninhalte
Beispiele für Wahnvorstellungen beim Erkrankten können Verfolgungswahn, Größenwahn oder auch religiöser Wahn sein. Die Patienten haben weniger die Fähigkeit eingehende neurologische Signale zu verarbeiten und vor allem zu filtern, sodass ihre real gefühlte Erlebniswelt sehr viel größer ist, als bei gesunden Menschen.
Affektstörungen
Oft tritt zu der großen Masse an Reizen ein entgegengesetzter Ausdruck nach außen und es kommt zu einer Affektverflachung, die sich als eine Armut an Mimik, Gestik und Blickkontakt manifestieren kann. Die vielen nicht zu verarbeitenden Reize machen den Betroffenen häufig Angst und minimal neue Eindrücke können die Situation vollends zum Eskalieren bringen. Die ständige Angst ist häufig Auslöser für Depression, Flucht, Ratlosigkeit oder aggressive Erregung.
Ich-Störungen
Störungen, die die einheitliche Wahrnehmung des eigenen Ichs angreifen und verändern. Betroffene empfinden die Umwelt als fremd (Derealisation) oder sogar den eigenen Körper (Depersonalisation). Weiterhin kann es zu einem Gefühl der Fremdbeeinflussung mit Gedankeneingebung, Gedankenentzug und Gedankenausbreitung kommen.
Positiv- und Negativsymptome der Schizophrenie
Die genannten Symptome lassen sich nach ihrem Charakter in Positiv- und Negativsymptome einteilen:
- Positivsymptome: Wahn, formale Denkstörungen, Ich-Störungen, Halluzinationen, Katatonie
- Negativsymptome: Affektverflachung, sozialer Rückzug, Antriebsminderung
Prodromalphase: Bereits vor Ausbruch der Erkrankung, kann es zu Auffälligkeiten wie Schulabbruch, Leistungsminderung und sozialem Rückzug kommen.
Verlaufs- und Sonderformen
Subtypen der Schizophrenie
Hebephrene Form | Katatone Form | Paranoide Form | Schizophrenia simplex |
Trias aus Affekt-/Denk- und Aktivitätsstörungen mit oft heiterer läppischer Stimmung |
Psychomotorische Störungen: Hyperkinese und Hypokinese (körperlicher Ruhezustand bis hin zum lebensgefährlichen Stupor) in akuten Ausbrüchen; Wahn/Halluzinationen/Denk- und Affektstörungen möglich | Vor allem Wahn und Halluzinationen
|
Progrediente Negativsymptomatik mit Antriebsverlust, manchmal körperliche Gefühlsstörungen und Missempfindungen, Positivsymptome fehlen meistens |
Insbesondere bei Jugendlichen | Relativ Selten | Häufigste Form | Selten |
Erkrankungsalter: 15-25 Jahre | Erkrankungsalter: 15-25 Jahre | Erkrankungsalter: 20-30 Jahre | Schleichender Verlauf |
Diagnostik und Differentialdiagnosen
Die Schizophrenie richtig diagnostizieren
Um eine Schizophrenie zu diagnostizieren, muss gemäß ICD-10 eine charakteristische Symptomatik (s.o.) mindestens einen Monat lang kontinuierlich bestehen und es darf keine organische Ursache der Symptome nachweisbar sein.
Ähnliche Krankheitsbilder wie die Schizophrenie
Wie bereits erwähnt, müssen organische Ursachen ausgeschlossen werden. Krankheiten, die Psychosen hervorrufen können, sind z.B. Folgende: Morbus Wilson, Morbus Gaucher, Porphyrie. Weiterhin kann es sich auch um eine schizotypische Persönlichkeitsstörung oder eine Wahnstörung (ahn als einziges Symptom) handeln.
Therapie
Behandlung der Schizophrenie
Sowohl bei der akuten als auch bei der chronischen Schizophrenie und zur Erhaltung einer stabilen Phase (Remission) sind Antipsychotika (Neuroleptika) die Mittel der Wahl. Sie reduzieren die Überstimulation und erleichtern die Reizverarbeitung im Gehirn des Betroffenen. Zusätzlich soll die Psychotherapie den Patienten kognitiv und emotional stärken. Auch Soziotherapeutische Verfahren arbeiten darauf hin, den Patienten zu rehabilitieren um ihn wieder in die Gesellschaft zu integrieren.
Beliebte Prüfungsfragen zur Schizophrenie
Die Lösungen befinden sich unterhalb der Quellenangaben.
1) Welche der folgend genannten Ursachen wird nicht als Möglichkeit der Entstehung einer Schizophrenie diskutiert?
- Virale Infektionen im Mutterleib
- Multifaktorielle Genese
- Dopaminhypothese
- Nikotinabusus
- Vulnerabilitäts-Stress-Coping-Modell
2) Welches der Symptome gehört zur Kategorie der Negativsymptomatik?
- Wahn
- Affektverflachung
- Katatonie
- Halluzinationen
- Ich-Störungen
3) Welche Aussage bezüglich der Schizophrenie trifft zu?
- Die Schizophrenie tritt vor allem im Kindes- und Greisenalter auf.
- Die Behandlung der Schizophrenie schließt immer einen neurochirurgischen Eingriff ein.
- Zur Diagnosestellung müssen organische Ursachen ausgeschlossen werden.
- Die Verlaufsformen der Schizophrenie sind allesamt sehr selten.
- Die Prävalenz der Schizophrenie beträgt 0,1 %.
Quelle und Leitlinie
S3-Leitlinie Schizophrenie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN). In: AWMF online (Stand: 01.11.2005 (in Überarbeitung), gültig bis 01.11.2010)
Fleischhacker, W. W., Hinterhuber, H.: Lehrbuch Psychiatrie (2012) – Springer Wien NewYork
Lernkarte „Schizophrenie“ via MIAMED AMBOSS
Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A.: Duale Reihe: Psychiatrie und Psychotherapie, 4. Auflage (2009) – Thieme Verlag
Zum Nachlesen:
http://www.leben-mit-schizophrenie.com/de/Was-ist-Schizophrenie.php, Lecturio Online Kurs: Einführung in die Psychologie
Lösungen: 1D, 2B, 3C
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