Parainfluenza-Virus

Klassifizierung

Allgemeine Merkmale

Struktur

• Gehört zur Familie der Paramyxoviridae
• Subfamilie: Paramyxovirinae
• Einzelsträngige, lineare RNA RNA Die Ribonukleinsäure – Aufbau, Struktur und verschiedene Arten von RNA, „negative-Sense“ Viren
• Bekapselt
• Großes, spiralförmiges Kapsid, das die RNA-abhängige RNA-Polymerase beinhaltet

Klinisch relevante Arten

• Die Familie der Paramyxoviridae besteht aus 3 Gattungen:
  • Paramyxovirus: umfasst die Parainfluenzaviren (Respirovirus) und das Mumpsvirus(Rubulavirus)
  • Pneumovirus: umfasst das Respiratorische Synzytialvirus (RSV)
  • Morbillivirus: umfasst das Masernvirus
• Die Familie der Paramyxoviridae verursacht 30–40 % aller akuten Atemwegsinfektionen bei Säuglingen und Kindern.
• Humane Parainfluenzaviren (HPIV) werden derzeit auf der Grundlage antigener und genetischer Merkmale in 5 Serotypen eingeteilt:
  • HPIV-1
  • HPIV-2
  • HPIV-3
  • HPIV-4a
  • HPIV-4b
• Die Serotypen werden in 2 verschiedene Gattungen eingeteilt:
  • Respirovirus (HPIV-1 und HPIV-3)
  • Rubulavirus (HPIV-2, HPIV-4a und HPIV-4b)

Pathogenese

Infektionswege

• Der Mensch ist das einzige Reservoir.
• Die Übertragung erfolgt hauptsächlich über Tröpfchen in der Luft, die mit den Schleimhäuten von Augen, Mund oder Nase Nase Anatomie der Nase in Berührung kommen.
• Auch der direkte Kontakt mit infizierten Keimträgern ist ein häufiger Übertragungsweg.
• Inkubationszeit: 2–6 Tage

Virulenzfaktoren

HPIVs haben 6 Hauptproteine:

• Hämagglutinin-Neuraminidase (HN): befindet sich auf der Virusoberfläche und ist für die Anheftung des Virus und den Zelleintritt verantwortlich.
• Fusionsprotein: befindet sich auf der Virusoberfläche und ist für die Fusion mit der Wirtszelle und den Zelleintritt verantwortlich.
• Matrixprotein: befindet sich in der Virushülle und ist für den Zusammenbau des Virus verantwortlich.
• Nukleoprotein: befindet sich im Nukleokapsid, ist Teil des RNA-Genom-Komplexes.
• Phosphoprotein: befindet sich im Nukleokapsid, ist Teil des RNA-Polymerase-Komplexes.
• Großes Protein: befindet sich im Nukleokapsid, ist Teil des RNA-Polymerase-Komplexes.

Replikationszyklus

1. Die Virusreplikation erfolgt nach dem Eindringen in eine Wirtszelle durch Anlagerung und Fusion mit der Zellmembran Zellmembran Die Zelle: Zellmembran des Wirts und wird durch die HN und das Fusionsprotein unterstützt.
2. Das virale Nukleokapsid dringt in das Zytoplasma der Wirtszelle ein.
3. Die Transkription des Genoms erfolgt im Zytoplasma durch die RNA-abhängige RNA-Polymerase (großes Protein).
4. Die Translation und Synthese der viralen Proteine Proteine Proteine und Peptide wird von den Ribosomen des Wirts durchgeführt.
5. Die RNA-Polymerase synthetisiert ein Positiv-Sense-Antigenom, einen komplementären Matrizenstrang, der zur Konstruktion von Negative-Sense-RNA verwendet wird, die dann mit dem Nukleoprotein assoziiert wird.
6. Die virale RNA RNA Die Ribonukleinsäure – Aufbau, Struktur und verschiedene Arten von RNA wird in Nukleokapside verpackt und zur Plasmamembran transportiert, wo sie zusammengefügt wird und sich ausbreitet.
7. Alternativ kann die RNA RNA Die Ribonukleinsäure – Aufbau, Struktur und verschiedene Arten von RNA auch für nachfolgende Transkriptions- und Replikationszyklen verwendet werden.

Pathophysiologie

HPIVs verursachen eine Entzündung Entzündung Entzündung der Atemwege durch die Hochregulierung von Entzündungszytokinen, darunter:

• Interferon α (IFN-α)
• Interleukine Interleukine Interleukine (IL-2, IL-6)
• Tumor-Nekrose-Faktor α (TNF-α)

Virusspezifische IgE-Antikörper vermitteln die Freisetzung von Histamin in den Atemwegen und tragen so zu den grippeähnlichen Symptomen oder der Pathogenese des Pseudokrupps bei.

Risikofaktoren

• Immunsuppression
• Malnutrition
• Überbelegung, z. B. in Pflegeeinrichtungen und Kindertagesstätten
• Vitamin-A-Mangel Vitamin-A-Mangel Fettlösliche Vitamine und deren Mangelerscheinungen
• Mangelndes Stillen

Durch humane Parainfluenzaviren verursachte Krankheiten

Humane Parainfluenzaviren lösen grippeähnliche Symptome aus. Sie werden mit allen Arten von Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege in Verbindung gebracht. Die Serotypen können Krankheiten mit unterschiedlichem Schweregrad verursachen.

• Fieberhafte Laryngotracheobronchitis
• Pseudokrupp Pseudokrupp Pseudokrupp (Subglottische Laryngitis, Stenosierende Laryngotracheobronchitis)
• Bronchitis
• Bronchiolitis
• Bronchopneumonie

Komplikationen

• Otitis Media
• Bakterielle Superinfektionen mit Staphylokokken Staphylokokken Staphylococcus, Pneumokokken oder Haemophilus Haemophilus Haemophilus influenzae

Epidemiologie

1. Infektionen treten vor allem im Kleinkindalter auf.
2. Bei Kindern bis 10 Jahren liegt eine Durchseuchungsrate von ca. 90 % vor.
3. Infektionen treten endemisch und epidemisch auf.
4. Die Morbiditäts- und Mortalitätsraten sind in den Entwicklungsländern höher.

Diagnostik

• Isolierung und Identifizierung des Virus in Zellkulturen
• Direktnachweis des Virus aus Atemwegssekreten mittels ELISA, PCR oder direkter Immunfluoreszenz
• Serumantikörper IgM
• Ein signifikanter Anstieg der IgG-Antikörper innerhalb von 1–3 Wochen (retrospektiv)
• Zervikale oder thorakale Röntgenaufnahmen sind wichtig, wenn der Verdacht auf Epiglottitis Epiglottitis Epiglottitis, Pseudokrupp Pseudokrupp Pseudokrupp (Subglottische Laryngitis, Stenosierende Laryngotracheobronchitis) oder Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung) besteht.
  • Beim Pseudokrupp Pseudokrupp Pseudokrupp (Subglottische Laryngitis, Stenosierende Laryngotracheobronchitis) ist auf dem Röntgenbild des Thorax das „Kirchturmzeichen“ zu sehen, das durch eine subglottische Schwellung mit Verengung der Luftröhre Luftröhre Trachea zustande kommt.
  • Bei Epiglottitis ist das “Daumenzeichen” auf seitlichen Halsansichten zu sehen; der Zustand ist auf eine Vergrößerung der Epiglottis Epiglottis Larynx (Kehlkopf) und eine Aufblähung des Hypopharynx zurückzuführen.

Therapie

Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung.

• In der Regel selbstlimitierender Verlauf
• Rein symptomatische Therapie

Schwere Symptomatik:

• Überwachung auf der Intensivstation
• Bei Patient*innen mit schwerer Atemwegsobstruktion Atemwegsobstruktion Atemwegsobstruktion aufgrund von Schwellungen kann eine endotracheale Intubation erforderlich sein.
• Indikationen für einen Krankenhausaufenthalt:
  • Starke Atembeschwerden
  • Dehydrierung Dehydrierung Volumenmangel und Dehydration
  • Hypoxie
  • Stridor in Ruhe, nach Therapiebeginn
  • Bedarf an wiederholten Dosen Epinephrin Epinephrin Sympathomimetika
  • Rebound-Laryngospasmus bei Patient*innen, die Epinephrin Epinephrin Sympathomimetika erhalten

Klinische Relevanz

• Pseudokrupp Pseudokrupp Pseudokrupp (Subglottische Laryngitis, Stenosierende Laryngotracheobronchitis): Auch bekannt als Laryngotracheobronchitis: Der Pseudokrupp Pseudokrupp Pseudokrupp (Subglottische Laryngitis, Stenosierende Laryngotracheobronchitis) ist eine Erkrankung, die zu einer schweren Entzündung Entzündung Entzündung der oberen Atemwege führt und in der Regel bei Kindern < 5 Jahren auftritt. Die Patient*innen entwickeln einen bellenden Husten und inspiratorischen Stridor. Die meisten Fälle treten durch humane Parainfluenzaviren auf, gefolgt von RSV, Adenoviren, Rhinoviren Rhinoviren Rhinovirus und Enteroviren. Pseudokrupp Pseudokrupp Pseudokrupp (Subglottische Laryngitis, Stenosierende Laryngotracheobronchitis) wird in der Regel klinisch oder durch Röntgenaufnahmen (Kirchturmzeichen) diagnostiziert.
• Akute Bronchiolitis Akute Bronchiolitis Akute Bronchiolitis: Atemwegserkrankung, die durch eine Entzündung Entzündung Entzündung der Bronchiolen verursacht wird. Die Mehrzahl der Fälle von akuter Bronchiolitis wird durch RSV verursacht. Die Patient*innen stellen sich in der Regel mit Symptomen der oberen Atemwege vor und entwickeln später Symptome der unteren Atemwege, einschließlich Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot), Keuchen Keuchen Keuchen, Räuspern und Hypoxie. Die Diagnose ist klinisch, und die Behandlung zielt auf die Verbesserung der Sauerstoffversorgung und der Flüssigkeitszufuhr ab. Die Krankheit ist selbstlimitierend und hat bei entsprechender Behandlung eine gute Prognose.
• Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung): Infektion der unteren Atemwege, die dazu führt, dass sich die Alveolen mit Flüssigkeit oder Eiter füllen. Zu den Symptomen einer Lungenentzündung Lungenentzündung Pneumonie (Lungenentzündung) gehören Husten mit Auswurf, Fieber Fieber Fieber, Schüttelfrost und Atemnot Atemnot Dyspnoe (Atemnot/Luftnot). Zur Behandlung bakterieller Ursachen sind Antibiotika angezeigt. Einige Formen der Lungenentzündung Lungenentzündung Pneumonie (Lungenentzündung) können durch Impfungen verhindert werden.