Pseudokrupp (Subglottische Laryngitis, Stenosierende Laryngotracheobronchitis)

Überblick

• Synonyme: Subglottische Laryngitis Laryngitis Laryngitis, stenosierende Laryngotracheobronchitis, Krupp-Syndrom
• Abzugrenzen von einem „echten Krupp“ bei einer diphtherischen Kehlkopfentzündung
• Kinder erwachen oft nachts mit anfallsartigem, bellenden Husten
• Beim Erreichen der Notaufnahme sind die Symptome durch die frische Luft häufig schon gebessert.

Epidemiologie

• Kinder zwischen 6 Monaten und 6 Jahren (Altersgipfel bei 36 Monaten)
• Häufiger Grund für nächtliche Vorstellung in der Notaufnahme
• Häufiger im Herbst und frühen Winter
• Häufiger bei Jungen, m:w 1,4:1

Übertragung

• In den ersten Tagen, besonders am ersten oder zweiten Tag ansteckend
• Tröpfcheninfektion

Risikofaktoren

• Frühgeburt Frühgeburt Vorzeitige Wehentätigkeit und Frühgeburt
• Alter: 6 Monate bis 6 Jahre
• Asthma

Ätiologie und Pathophysiologie

Der Pseudokrupp wird hauptsächlich viral verursacht und selten durch Bakterien.

• Viral:
  • Am häufigsten: Parainfluenzavirus Typ 1 und 2 (50 % der Fälle)
    • drei Virulenzproteine: Fusionsprotein, Hämagglutinin, Neuraminidase
  • Andere: Respiratory Syncytial Virus (zweithäufigste Ursache), Adenovirus Adenovirus Adenovirus, Coronavirus Coronavirus Coronavirus, Masernvirus, Influenzavirus, Rhinovirus Rhinovirus Rhinovirus, Enterovirus, Herpes-simplex-Virus, Metapneumovirus
• Bakteriell:
  • Normalerweise unterteilt in (gehören nicht zum klassischen Pseudokrupp):
    • Bakterielle Tracheitis
    • Laryngotracheobronchitis
    • Kehlkopfdiphtherie (echter Krupp) durch Corynebacterium diphtheriae
    • Laryngotracheale Bronchopneumonitis
  • Andere auslösende Bakterien:
    • Mycoplasma pneumoniae
    • Staphylococcus Staphylococcus Staphylococcus aureus
    • Haemophilus Haemophilus Haemophilus influenzae
    • Streptokokken-Pneumonie
    • Moraxella Moraxella Moraxella catarrhalis
• Pathophysiologie:
  • Viren, die einen Pseudokrupp verursachen, infizieren das Nasen- und Rachenschleimhautepithel durch eine Tröpfchenübertragung.
  • Die Infektion breitet sich über das respiratorische Epithel Epithel Epithel: Definition, Arten und Funktion – Histologie auf den Kehlkopf Kehlkopf Larynx (Kehlkopf) und die Luftröhre Luftröhre Trachea aus.
  • Eine Infektion löst die Infiltration von weißen Leukozyten, insbesondere Histiozyten, Neutrophilen, Plasmazellen und Lymphozyten Lymphozyten Lymphozyten aus.
  • Führt zu Schwellungen und Ödemen der Trachea Trachea Trachea, am Larynx Larynx Larynx (Kehlkopf) und in den großen Bronchien
  • Schwellungen verengen teilweise die Atemwege.
  • Schweres Atmen unter Belastung und anderer intensiver körperlicher Aktivitäten führen zu Stridor.

Symptome

• Rhinorrhoe
• Charakteristischer bellender Husten
• Inspiratorischer Stridor
• Leichtes Fieber Fieber Fieber
• Heiserkeit
• Akute Vergrößerung der Tonsillen
• Schwierigkeiten beim Schlucken Schlucken Gastrointestinale Motilität und Essen ( Dysphagie Dysphagie Dysphagie)
• Hoover-Zeichen (Einwärtsbewegung des unteren Brustkorbs während der Inspiration)
• Agitation
• Pulsus paradoxus als Folge einer Obstruktion der oberen Atemwege
• 2 klinische Phasen:
  • Prodromalphase
    • Rhinorrhoe
    • Allgemeines Krankheitsgefühl
  • Entzündungsphase
    • Leicht: bellender Husten, Heiserkeit und leichter inspiratorischer Stridor
    • Mäßig: Ruhedyspnoe, ausgeprägte thorakale Einziehungen, Blässe, Tachykardie
    • Schwer: schwere Tachydyspnoe in Ruhe mit zunehmender Ateminsuffizienz Ateminsuffizienz Ateminsuffizienz, Zyanose, Hypoxämie, Bradykardie Bradykardie Bradyarrhythmien

Diagnostik

• Klinische Diagnose
• Die Diagnose basiert auf dem Vorhandensein eines charakteristischen bellenden Hustens und eines inspiratorischen Stridors.
• Anamnese: Impfstatus Überprüfung (Diphtherieimpfung: wichtig für den Ausschluss einer Kehlkopfdiphtherie mit echten Krupp)
• Körperliche Untersuchung:
  • Möglichst wenig! (Verschlimmerung durch vermehrte Schwellung möglich)
  • Keine Racheninspektion mit Spatel!
• Für die Diagnose sind weder Röntgenbilder noch Laboruntersuchungen erforderlich.
• Bei Patient*innen mit wiederkehrenden Krupp-Episoden kann eine Bronchoskopie indiziert sein.
• Der Schweregrad der Erkrankung kann anhand des Westley-Scores beurteilt werden:

• Leicht: Gesamtpunktzahl ≤ 2 = bellender Husten und Heiserkeit, aber kein Stridor in Ruhe
• Mittel: Gesamtpunktzahl von 3 bis 7
• Schwer: Gesamtpunktzahl ≥ 8 = offensichtlicher Stridor und Hoover-Zeichen
• Drohende respiratorische Insuffizienz: Gesamtpunktzahl ≥ 12

Therapie

• Sofortmaßnahmen:
  • Eltern sollen Ruhe bewahren
  • Kind in aufrechte Position bringen
  • Kind beruhigen
  • Frische Luft (Öffnen von Fenstern)
  • Luftfeuchtigkeit erhöhen (z. B. durch Inhalation)
  • Prednisolon Prednisolon Immunsuppressiva rektal (vermindert die Schwellung)
• Kaltlufttherapie
• Systemische Glucocorticoide
• Ggf. Sauerstoffgabe
• In < 1 % der Fälle ist eine endotracheale Intubation und Sedierung erforderlich.
• Inhalatives Adrenalin kann in schweren Fällen indiziert sein
• 3–4 Stunden nach Erstbehandlung und pharmakologischer Intervention beobachten
• Antibiotika werden nur bei einer primären oder sekundären bakteriellen Infektion verschrieben.

Prognose

• Der Pseudokrupp ist eine selbstlimitierende Krankheit, die normalerweise innerhalb von 3 Tagen (80 % der Fälle) ausheilt.
• Die meisten Fälle bessern sich in 3–7 Tagen.
• Ein Krankenhausaufenthalt ist nur in 8–15 % der Fälle erforderlich.
• Mortalität tritt bei < 1 % der intubierten Patient*innen auf
• Komplikationen (gelegentlich)
  • Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung)
  • Lungenödem Lungenödem Atemwegsobstruktion
  • Sekundäre bakterielle Tracheitis (hohes Fieber Fieber Fieber, septisches Erscheinungsbild, schleimig-eitrige Exsudate in der Trachea Trachea Trachea)
  • Atemstillstand
  • Pneumothorax Pneumothorax Pneumothorax
  • Pneumomediastinum
  • Wiederkehrende Symptome (5 % der Fälle)

Differenzialdiagnosen

• Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung): eine akute oder chronische Entzündung Entzündung Entzündung des Lungengewebes, die den Alveolarraum und/oder das interstitielle Gewebe betrifft. Ursachen sind Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen. Klinisch präsentiert sich die Penumonie mit Husten mit Auswurf, Fieber Fieber Fieber, Schüttelfrost und Atembeschwerden.
• Lungenödem Lungenödem Atemwegsobstruktion: Flüssigkeitsansammlung in der Lunge Lunge Lunge: Anatomie. Die Symptome können akut auftreten oder schleichend entwickeln und umfassen Atembeschwerden, Husten, Brustschmerzen Brustschmerzen Brustschmerzen und Müdigkeit.
• Sekundäre bakterielle Tracheitis: verursacht durch eine sekundäre bakterielle Infektion der Trachea Trachea Trachea, die zur Bildung von schleimig-eitrigen Exsudaten führt. Eine Obstruktion der oberen Atemwege kann bei der sekundären bakteriellen Tracheitis zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen.
• Respiratorische Insuffizienz: ist eine Störung der Ventilation Ventilation Atemmechanik, des pulmonalen Gasaustausches oder der Lungendurchblutung und führt zum Atemversagen.
• Pneumothorax Pneumothorax Pneumothorax: Ansammlung von Luft im Pleuraspalt, die zur Einengung von Lunge Lunge Lunge: Anatomie (und ggf. vom Herzen) führt und ein Kollabieren der Lunge Lunge Lunge: Anatomie als Folge hat.
• Epiglottitis Epiglottitis Epiglottitis: eine gefährliche Entzündung Entzündung Entzündung der Epiglottis Epiglottis Larynx (Kehlkopf) durch Haemophilus-, Streptokokken- oder Staphylokokken-Infektionen, die Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot), Stridor und Zyanose verursacht und schließlich durch Obstruktion der Atemwege zum Tod führen kann.
• Kehlkopfdiphtherie: zeigt sich als geschwollener Hals (sogennanter „Stierhals“), begleitet von den folgenden klinischen Symptomen: „bellender“ Husten, Stridor, Heiserkeit, Atembeschwerden und diphtherietischen Krupp.
• Fremdkörperaspiration Fremdkörperaspiration Fremdkörperaspiration: Eingeatmete Nahrung kann sich im Kehlkopf Kehlkopf Larynx (Kehlkopf) oder in der Trachea Trachea Trachea festsetzen, was zum Ersticken und möglicherweise zum Tod führen kann.
• Peritonsillare, parapharyngeale oder retropharyngeale Abszesse: Pharynxabszesse gehen mit Fieber Fieber Fieber, Lymphadenopathie Lymphadenopathie Lymphadenopathie, Nackenschmerzen Nackenschmerzen Nackenschmerzen, Nackensteifigkeit, Speichelfluss, Uvulaabweichung, gedämpfter und heiserer Stimme und Schluckbeschwerden einher.