Malignes Mesotheliom

Definition und Epidemiologie

Definition

• Das maligne Mesotheliom ist ein hoch maligner Tumor, der von serösen Häuten (Mesothel) ausgeht.
• Das Pleuramesotheliom kommt am häufigsten vor (> 85 % der Fälle). Es gibt aber auch Peritonealmesotheliome oder Mesotheliome des Perikards oder der Tunica vaginalis testis.
• Eine Asbestexposition stellt den wichtigsten Risikofaktor dar.
• Mesotheliome sind meist maligne und nur selten benigne.

Epidemiologie

• Selten; macht < 1 % aller Krebsarten aus.
• Inzidenz: ca. 1,1/100 000 Einwohner pro Jahr.
• Männer sind häufiger betroffen (Männer : Frauen = 3:1).
• Durchschnittsalter bei Diagnosestellung: > 50 Jahre.
• In der Regel bestand eine vorherige Asbestexposition von 20 – 40 Jahren.

Ätiologie und Pathophysiologie

Ätiologie

• Die meisten Fälle (> 80 %) sind durch eine Asbestexposition bedingt, auch wenn die Exposition nur 1 – 2 Jahre dauerte und > 40 Jahre (insbesondere Krokydolithasbest) her ist.
• Berufe mit hohem Risiko, ohne angemessenen Schutz (heutzutage hauptsächlich in Entwicklungsländern), einschließlich Arbeiten im Schiffbau, Bergbau, Keramik, Arbeiten in der Automobilindustire, das Arbeiten mit Bremsbelägen, Isolierungsarbeiten, die Stahlindustrie, Renovierungsarbeiten und das Arbeiten in Fabriken für Hitzeschutzbekleidung.
• Auch die Exposition umstehender Personen, beispielsweise als Elektriker oder Maler, die in Werften arbeiten, sowie durch Familienmitglieder, die die Kleidung der Arbeiter waschen, ist mit einem höheren Mesotheliomrisiko verbunden.
• Rauchen, Alkohol oder bestimmte Diäten erhöhen das Mesotheliomrisiko nicht (Rauchen zusätzlich zur Asbestexposition erhöht das Lungenkrebsrisiko signifikant, nicht jedoch das Risiko für ein Mesotheliom).
• Keimbahnmutationen in den BAP1-, CDKN2A- und NF2-Genen oder chromosomale Deletionen erhöhen die Anfälligkeit gegenüber Mesotheliomen.
• Selten assoziiert mit einer Bestrahlung der Brust oder Inhalation von Erioniten (einem anderen faserigen Mineral) oder Talk.

Pathophysiologie

• Die Asbestfasern werden tief in die Lunge Lunge Lunge: Anatomie eingeatmet und dringen in den Pleuraspalt ein, wo sie mit Mesothelzellen interagieren und eine anhaltende Entzündungsreaktion hervorrufen, die Zyklen von Gewebeschädigung und -reparatur induzieren.
• Dieser Prozess führt schließlich durch unbekannte Mechanismen zu einem Mesotheliom, obwohl viele Patienten*innen Träger sogenannter “Krebsanfälligkeitsgene” wie BAP1 sind.
• Besonders gefährlich ist Asbest mit hohem Faseranteil. Asbestzement, wie “Eternit” gilt hingegen als weitgehend ungefährlich.
• Mikroskopisch zu unterscheiden sind 3 histologische Typen: epithelial, sarkomatös und bivalent.
• Üblicherweise ist die parietale Pleura Pleura Pleura betroffen und nicht die viszerale Pleura Pleura Pleura.
• Gutartige Pleuraplaques können auch aufgrund von einer chronischen Verletzung entstehen. Es handelt sich um gut umschriebene weiße Plaques, die aus dichtem, oft verkalktem, azellulärem Kollagen Kollagen Bindegewebe bestehen. Diese Plaques sind keine Präkanzerose.
• Mesotheliome sind oft multifokal, typischerweise mit lokaler Ausbreitung auf die viszerale Pleura Pleura Pleura, die Brustwand Brustwand Brustwand, das Zwerchfell Zwerchfell Zwerchfell (Diaphragma) und die regionalen Lymphknoten Lymphknoten Lymphsystem.
• Gelegentlich kann es über das Lymphsystem Lymphsystem Lymphsystem zu einer Streuung des Mesothelioms in das Peritoneum Peritoneum Peritoneum und Retroperitoneum kommen.
• Mesotheliome breiten sich meist kontinuierlich aus.

Klinik

Pleuramesotheliom

• Lange asymptomatisch. Symptome können erst > 20 Jahre nach Asbestexposition auftreten.
• Häufigste Symptome:
  • Progressive Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot) (aufgrund eines malignen Pleuraergusses).
  • Brustwandschmerzen.
  • Meist einseitiger maligner Pleuraerguss Pleuraerguss Pleuraerguss.
• Andere Symptome: chronischer Husten, Auswurf, Unwohlsein, Fieber Fieber Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit, Dysphagie Dysphagie Dysphagie und Gewichtsverlust.

Peritonealmesotheliom

• Häufigste Symptome:
  • Schwellung im Bereich des Bauches und unklare Bauchschmerzen aufgrund von Aszites Aszites Aszites.
• Andere Symptome: Gewichtsverlust, Fieber Fieber Fieber, Schüttelfrost, Nachtschweiß, Übelkeit und Obstipation Obstipation Obstipation.
• Als Spätkomplikation kann es zu einem Dünndarmverschluss kommen.

Mesotheliom des Perikards

• Brustschmerzen Brustschmerzen Brustschmerzen, Husten, Orthopnoe Orthopnoe Atemwegsobstruktion, Arrhythmien, Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot).
• Anzeichen einer konstriktiven Perikarditis Perikarditis Perikarditis (Müdigkeit, obere Einflusstauung, peripheres Ödem).

Diagnostik

• Anamnese: Fragen nach Asbestexposition. Wichtig ist hier eine Berufsanamnese.
• Körperliche Untersuchung:
  • Abgeschwächte Atemgeräusche oder gedämpfter Klopfschall bei Pleuraerguss Pleuraerguss Pleuraerguss.
  • Verminderter Stimmfremitus bei Pleuraerguss Pleuraerguss Pleuraerguss.
• Röntgen-Thorax oder Computertomographie Computertomographie Computertomografie (CT) (CT) des Brustkorbs:
  • Multiple Herde in der Pleura Pleura Pleura (Pleuraverdickungen).
  • Pleuraerguss Pleuraerguss Pleuraerguss und/oder Pneumothorax Pneumothorax Pneumothorax.
• Pleurapunktion Pleurapunktion Invasive Verfahren am Thorax: Exsudativer Pleuraerguss Pleuraerguss Pleuraerguss ± maligne Zytologie.
• Biopsie:
  • Durchführung über videoassistierte Thorakoskopie Thorakoskopie Pleuritis oder Laparoskopie Laparoskopie Laparotomie und Laparoskopie.
  • Makroskopische Befunde: gruppierte Knötchen auf mesothelial ausgekleideten Oberflächen.
  • Mikroskopische Befunde: Mesotheliomzellen und Psammomkörperchen (konzentrische Ansammlungen von Kalzium Kalzium Elektrolyte, die wie Sandkörner aussehen).
  • Nach dem Eingriff sollte eine prophylaktische Bestrahlung des Stichkanals erfolgen, um die Gefahr für Impfmetastasen (Risiko von 20 %) zu reduzieren.
• Immunhistochemie (wichtigstes Diagnostikum für die Diagnose):
  • Eingesetz, um Mesotheliome zu identifizieren und differentialdiagnostisch von anderen tumorösen Erkrankungen, wie Adenokarzinomen, abzugrenzen.
  • Zum Einsatz kommen mesotheliale Marker (z. B. Mesothelin, Calretinin, Cytokeratin 5/6, Vimentin) und differentialdiagnostisch Marker für andere Tumore aufgrund von einer ähnlichen Morphologie (z. B. Claudin-4, MOC-31 zum Nachweis von Karzinomen).

Therapie

• Im Allgemeinen ist das Mesotheliom resistent gegenüber einer Strahlen- und Chemotherapie.
• Es wird zwischen einer palliativen Chemotherapie (Cisplatin, Pemetrexed) und Radiatio oder einer kurativ intendierten Operation entschieden.
• Bei weniger als einem Drittel der Patienten*innen kommt es zu einer definitiven chirurgischen Resektion.
  • Pleurektomie
  • Pneumonektomie
  • Perikardektomie
• Eine chirurgische Therapie wird in der Regel mit Chemotherapie und Bestrahlung kombiniert. Man unterscheidet zwischen einer kurativen und palliativen Intention.
• Symptomatische Behandlung mit Schmerzmitteln, Pleurapunktion Pleurapunktion Invasive Verfahren am Thorax und Pleurodese.
• Die meisten Patienten mit Pleuramesotheliom sterben an der lokalen Ausdehnung und einer respiratorischen Insuffizienz. Der Tumor kann das Perikard Perikard Anatomie des Herzens und das Herz befallen. Bei Befall des Peritoneums, kann es zu einem Dünndarmverschluss kommen.

Prognose: Die mediane Überlebenszeit beträgt 8–14 Monate. Selbst bei einer radikalen operativen Therapie überleben nur etwa ein Viertel der Patienten*innen.

Differenzialdiagnosen

Die folgenden Erkrankungen stellen Differenzialdiagnosen für Mesotheliome dar.

• Gutartige asbestbedingte Pleuraplaques und -ergüsse.
• Metastasierende Karzinome aus Lungen-, Brust- oder extrathorakalen Lokalisationen.
  • Bronchialkarzinom: eine bösartige Erkrankung, die die Atemwege oder das Lungenparenchym befällt. Eine ausgedehnte Ausbreitung des primären Bronchialkarzinoms kann zu einem malignen Perikard- oder Pleuraerguss Pleuraerguss Pleuraerguss führen.
  • Brustkrebs Brustkrebs Mammakarzinom (Brustkrebs): Entwicklung von Krebszellen aus dem Gewebe der Brust. Brustkrebs Brustkrebs Mammakarzinom (Brustkrebs) ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Kann in Lunge Lunge Lunge: Anatomie und Pleura Pleura Pleura metastasieren und zeigt sich im CT-Thorax oder Röntgen-Thorax durch multiple Läsionen und einen meist einseitigen Pleuraerguss Pleuraerguss Pleuraerguss.
• Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung): akute oder chronische Entzündung Entzündung Entzündung des Lungengewebes. Ursächlich sind Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen. Manifestiert sich mit Fieber Fieber Fieber, Husten, Unwohlsein, pathologischen Atemgeräuschen und Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot) und kann zu einem Pleuraerguss Pleuraerguss Pleuraerguss mit pleuritischen Brustschmerzen Brustschmerzen Brustschmerzen führen.
• Lungenfibrose: Eine Gruppe von Erkrankungen, deren spezifische Ursache nicht bekannt ist. Es kommt zu einer Schädigung und Vernarbung des Lungenparenchyms. Dies führt zu einer Beeinträchtigung der Lungenfunktion. Manifestiert sich durch Belastungsdyspnoe, unproduktiven Husten, Gewichtsverlust, leichtes Fieber Fieber Fieber und Müdigkeit.
• Lungenembolie Lungenembolie Lungenarterienembolie (LAE): ein potenziell tödlicher Verschluss einer Lungenarterie, der durch eine mechanische Obstruktion durch einen Thrombus, Luft oder Fett entsteht. Manifestiert sich mit plötzlich einsetzender Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot), pleuritischen Schmerzen, Husten, Orthopnoe Orthopnoe Atemwegsobstruktion und Keuchen Keuchen Keuchen.
• Thymom Thymom Bildgebung des Mediastinums: eine bösartige Erkrankung, die ihren Ursprung im Thymus hat. Kann asymptomatisch verlaufen und zufällig auf einem Röntgen-Thorax-Befund entdeckt werden oder mit Brustschmerzen Brustschmerzen Brustschmerzen, Husten, Dyspnoe Dyspnoe Dyspnoe (Atemnot/Luftnot) oder paraneoplastischen Syndromen einhergehen.