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Bild: “fire.JPG” von Ms. Glaze. Lizenz: CC BY 2.0
Mehr zu Verletzungen durch elektrischen Strom finden Sie im Artikel „Forensische Traumatologie – Schussverletzungen, Ertrinkungstod und thermische Gewalt“.
Definition
Im Wesentlichen werden drei Formen der thermischen Gewebe– und Organschädigung unterschieden:
- Trocken: direkte Verbrennung durch direkte (Flammen) und indirekte (Strahlungshitze) Hitzeeinwirkung
- Feucht: Verbrühungen
- Inhalationstrauma: Rauchgas
Zwei Patientengruppen kommen häufig vor:
- Kleinkinder mit Verbrühungsverletzungen (z.B. durch Topf vom Herd ziehen)
- Arbeitsunfälle bei Erwachsenen (vor allem Flammverbrennung)
Verbrennungstiefe- und Schweregradeinteilung

Bild: „Schematische Übersicht über die Verbrennungsgrade 1-3“ von Persian Poet Gal at en.wikipedia. Lizenz: CC BY-SA 3.0
Einteilung | Klinisches Bild | Verbrennungstiefe |
1° | Rötung
![]() Verbrennung ersten Grades |
Oberflächliche Epithelschädigung ohne Zelltod |
2° a | Blasenbildung, roter Wundgrund, stark schmerzhaft
![]() Bild: „Verbrennung des Grades 2a“ von Yunaerith. Lizenz: CC BY-SA 3.0 |
Schädigung der Epidermis und oberflächlicher Anteile der Dermis mit Sequestrierung |
2° b | Blasenbildung, heller Wundgrund, schmerzhaft
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|
Weitgehende Schädigung der Dermis unter Erhalt der Haarfollikel und Drüsenanhängsel |
3° | Epidermisfetzen, Gewebe nach Reinigung weiß, Schmerzen nur am Wundrand
![]() Bild: „Verbrennung 3. Grades“ von Dr. Andreas Settje, SKM-Hospital, Nepal. Lizenz: CC BY-SA 3.0 |
Vollständige Zerstörung von Epidermis und Dermis |
4° | Verkohlung, Lyse | Zerstörung weitgehender Schichten mit Unterhautfettgewebe, evtl. Muskeln, Sehnen, Knochen und Gelenken |
Um den Schweregrad der Brandverletzung anhand der betroffenen Körperoberfläche festzustellen, wird die sog. Neuner-Regel nach Wallace verwendet.
Die letale Grenze ist häufig erreicht, wenn eine bestimmte Prozentzahl der Körperoberfläche betroffen ist.
- Bei Erwachsenen: 50-70 %
- Bei Kindern: 60-80 %
Welche Maßnahmen ergreifen Sie?
Eigenschutz ist besonders wichtig!
Neben den Erstmaßnahmen wie Beseitigung der Hitzequelle, Kontrolle der Vitalfunktionen und Einschätzung mit Hilfe der 9-Regel und Verbrennungstiefe, hat der Wärmeerhalt des Patienten oberste Priorität. Decken Sie betroffene Hautareale mithilfe von metallbeschichteten Folien, sterilen Tüchern oder Verbandsmaterialien ab. Die großen Flüssigkeits-/Eiweißverluste müssen durch eine Volumentherapie bei Erwachsenen ab 15 % betroffener KOF, bei Kindern ab 8 %, ausgeglichen werden, ansonsten drohen Volumenmangelschock und Sepsis/SIRS. Mittel der Wahl sind balancierte Vollelektrolytlösungen, Kolloide sollten nur als Ausnahme im schweren Schockzustand eingesetzt werden.
Praktisches Beispiel: Patient wiegt 80 kg, 20 % KOF sind betroffen = 6400 ml (6,4 l/24 h).
Bei Verdacht auf ein Inhalationstrauma muss 100 % Sauerstoff verabreicht werden, vermeiden Sie hingegen eine prophylaktische Intubation! Erst bei Patienten mit 30-40 % betroffener KOF ist dies nötig, bei kleinflächigen Verbrennungen ohne Inhalationstrauma ist nicht von einer Minderung der Atemwegsfunktion auszugehen. Analgetisch verwenden Sie potente Opioide in Kombination mit Benzodiazepinen.
Die geschädigte Hautbarriere, die lokale Entzündungsreaktion und der posttraumatische Stress schwächen das Immunsystem und können in eine Sepsis münden, deshalb:
Keine Kortikosteroide bei Verbrennungen!
Weitere No-Gos am Unfallort:
- Keine Entfernung von verbackener Kleidung und Verbrennungsschorf
- Keine Säuberung der Verbrennungswunde von Schmutz und Ruß
- Keine Anbringung eines Salbenverbandes
- Keine Eröffnung und Abtragung der Brandblasen
Verlegung in Brandverletztenzentrum?
- Alle Patienten mit Verbrennungen an Gesicht, Hals, Händen, Füßen, Ano-Genital-Region, Achselhöhlen, Gelenken und sonstigen komplizierten Lokalisationen
- Patienten mit > 15 % KOF 2. Grades (bei Kindern < 1 Jahr ab 5 % !)
- Patienten mit > 10 % KOF 3. Grades (bei Kindern < 1 Jahr ab 1 % !)
- Patienten mit Begleitverletzungen, Inhalationsschaden, Hochspannungsverletzungen
Weitere Diagnostik
Der Patient sollte entkleidet und die Haut inspiziert werden. Per Nadelstichprobe überprüfen Sie die Schmerzempfindung und Sensibilität. Im Labor sollte ein kleines Blutbild und das Eiweiß bestimmt werden. Bei dem Verdacht einer Wundinfektion sollte ein mikrobiologischer Abstrich durchgeführt werden.
Beliebte Prüfungsfrage zu Verbrennungen
Wodurch wäre eine Verbrennung 3. Grades am ehesten charakterisiert?
- Extreme Schmerzhaftigkeit der verbrannten Hautareale
- Verlust der Oberflächensensibilität
- Zerstörung von Teilen der Dermis, Hautanhangsgebilde erhalten
- Blasenbildung
- Verbrennungen von mehr als einem Drittel der Körperoberfläche
Quellen und Leitlinie
Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin und Bundesverband der Ärztlichen Leiter der Rettungsdienste Deutschlands finden Sie hier.
Lösung: Antwort B ist richtig.
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