Inhaltsverzeichnis
- Die Flexoren der Hüfte
- Die Extensoren der Hüfte
- Die Abduktoren der Hüfte
- Die Adduktoren der Hüfte
- Die Außenrotatoren der Hüfte
- Die Innenrotatoren der Hüfte
- Tabellarische Übersicht der Hüftmuskeln nach Funktion
- Beliebte Prüfungsfragen zur Muskulatur der Hüfte und des Oberschenkels
- Dieser kostenlose Leitfaden zeigt Ihnen leicht &verständlich die Anatomie Grundlagen auf.✔ Knochen, Gelenke und Muskeln✔ Gefäße und Gefäßsystem✔ Nerven und Nervensystem

Bild: “Gluteal Muscles that Move the Femur” von Phil Schatz. Lizenz: CC BY 4.0
Die Flexoren der Hüfte
Ingesamt vier große Muskeln bilden die Flexorengruppe des Hüftgelenkes. Es handelt sich um den Musculus iliopsosas, den Musculus rectus femoris, den Musculus tensor fasciae latae und den Musculus sartorius.
Weitere Muskeln, die eine Flexion in der Hüfte durchführen können, aber nicht zur Flexorengruppe zählen sind:
- Musculus pectineus
- Musculus adductor longus
- Musculus adductor brevis
- Musculus gracilis
- Musculus gluteus medius
- Musculus gluteus minimus
Musculus iliopsoas
Anatomisch wird der Musculus iliopsoas in zwei Teile aufgeteilt: den Musculus psoas major und den Musculus iliacus.

Bild: “Musculus psoas major” von Beth ohara. Lizenz: CC BY-SA 3.0
Der Musculus psoas major unterteilt sich weiterhin in eine oberflächliche sowie eine tiefe Schicht. Die oberflächliche Schicht entspringt vom Brustwirbelkörper 12, den Lendenwirbelkörpern 1 bis 4 und den entsprechenden Disci vertebralis. Die tiefe Schicht entspringt von den Processus costales der Lendenwirbel 1 bis 5. Ihr gemeinsamer Ansatz ist am Trochanter minor. Er erhält seine Innervation über den Nervus femoralis (Th12-L3) und den Plexus lumbalis (L1-L4). Er ist der stärkste Flexor der Hüfte aufgrund seines großen physiologischen Querschnitts.
Der Musculus iliacus entspringt von der Fossa iliaca ossis ilii sowie der Gelenkkapsel des Hüftgelenkes und inseriert gemeinsam mit dem Psoas major am Trochanter minor. Er wird durch den Nervus femoralis (L3-L4) und den Plexus lumbalis innerviert und synergiert die Flexion des Hüftgelenkes.
Besonderheiten: Manche Menschen haben zusätzlich einen Musculus psoas minor, welcher vom Brustwirbelkörper 12 und Lendenwirbelkörper 1 entspringt und an der Faszie des Psoas major ansetzt.
Funktionelle Hinweise: Neben der Funktion als Flexor können Psoas major und Iliacus weitere Bewegungen synergieren. Der Psoas major kann Außenrotation sowie Innen- und Außenrotation des Hüftgelenkes. Außerdem kann er Lateralflexion und Inklination der Lendenwirbelsäule bewirken. Der Iliacus macht zusätzlich Adduktion, Innen- und Außenrotation im Hüftgelenk sowie eine Vorbeugung des Rumpfes bei bilateraler Innervation.
Musculus rectus femoris
Der Musculus rectus femoris entspringt von der Spina iliaca anterior inferior (SIAI) sowie dem Oberrand des Acetabulums und inseriert an der Tuberositas tibiae. Er wird durch den Nervus femoralis (L2-L4) innerviert und flektiert das Hüftgelenk.
Besonderheiten: Der Endsehnenanteil beginnt bereits eine Handbreit cranial der Patella und setzt sich als Ligamentum patellae fort.
Funktionelle Hinweise: Er arbeitet zusätzlich als Abduktor des Hüftgelenkes sowie Extensor des Kniegelenkes.
Klininische Hinweise: Bei manchen Operationsformen der Totalendoprothetik werden Teile des Kapsel-Band-Apparates des Hüftgelenkes entfernt. Dadurch wird ein Ursprungsbereich des Rectus femoris abgeschnitten, so dass der Patient möglicherweise postoperative Probleme bei der Anspannung des Quadrizeps haben kann.
Musculus tensor fasciae latae
Ursprung des Musculus tensor fasciae latae ist die Spina iliaca anterior superior (SIAS) und er läuft zusammen mit dem Musculus gluteus maximus in den Tractus iliotibialis hinein. Er inseriert am Condylus lateralis tibiae. Bei aktiver Innervation durch den Nervus gluteus superior (L4-L5) arbeitet er als Flexor des Hüftgelenkes.
Besonderheiten: Er liegt ventral des Musculus gluteus medius und ist entwicklungsgeschichtlich eine Abspaltung des selbigen.
Funktionelle Hinweise: Neben seiner Primärfunktion kann dieser Muskel Abduktion und Innenrotation des Hüftgelenkes und zentriert das Caput femoris in der Gelenkpfanne. Durch die Verbindung mit dem Kniegelenk über den Tractus iliotibialis ist er an der lateralen Stabilisation des Kniegelenkes beteiligt.
Klinische Hinweise: Ist die Lateralfaszie unter zu starker Spannung aufgrund einer Irritation des Musculus tensor fasciae latae kann dies zur sogenannten Coxa saltans („Schnappende Hüfte Phänomen“) führen. Es entsteht ein schnappendes Geräusch, wenn der Tractus iliotibialis bei Flexion und Extension der Hüfte über den Trochanter major rutscht. Bei langanhaltender Problematik kann es zusätzlich zu einer Entzündung der Bursa trochanterica kommen, die mitunter sehr schmerzhaft sein kann.
Musculus sartorius
Der Musculus sartorius entspringt von der Spina iliaca anterior superior (SIAS) sowie der Ala ossis ilii und findet an der Medialseite der Tibia seinen Ansatz. Er erhält durch den Nervus femoralis (L2-L3) seine Innervation und ist ein Flexor des Hüftgelenkes.
Besonderheiten: Er bildet zusammen mit dem Musculus gracilis und dem Musculus semitendinosus an seiner Insertion das Pes anserinus.
Funktionelle Hinweise: Neben der Flexion kann er zusätzlich Abduktiuon und Außenrotation im Hüftgelenk, sowie Flexion und Innenrotation im Kniegelenk.
Die Extensoren der Hüfte
Die Extensorengruppe des Hüftgelenkes besteht aus dem Musculus gluteus maximus sowie den Muskeln der Ischiokrualen Gruppe, welche aus Musculus biceps femoris, sowie Musculus semitendinosus und Musculus semimembranosus besteht.
Weitere Muskeln, die eine Extension in der Hüfte durchführen können, aber nicht zur Extensorengruppe zählen sind:
- Musculus gluteus medius
- Musculus gluteus minimus
- Musculus adductor magnus
- Kurze Außen- rotationsmuskeln (z.B. M. piriformis, Mm. obturatorii)
Musculus gluteus maximus

Bild: “Gluteus maximus muscle” von Användare:Chrizz. Lizenz: CC BY-SA 3.0
Ala ossis ilii, die Dorsalflächen von Os sacrum und Os coccygis, das Ligamentum sacrotuberale und die Fascia thoracolumbalis dienen dem Musculus gluteus maximus als Ursprung. Er zieht zusammen mit dem Musculus tensor fasciae latae in den Tractus iliotibialis ein und findet so seinen Ansatz am Condylus lateralis tibiae. Bei aktiver Innervation durch den Nervus gluteus inferior (L4-S1) führt er eine Extension des Hüftgelenkes aus.
Besonderheiten: Der caudale Teil dieses Muskels zieht außerdem zur Tuberositas glutea und der Linea aspera.
Funktionelle Hinweise: Neben seiner Primärfunktion ist er ein kräftiger Außenrotator der Hüfte. Da durch seinen bereiten flächigen Verlauf sowohl craniale als auch caudale Faseranteile vorhanden sind, kann er sowohl Abduktion als auch Adduktion im Hüftgelenk durchführen (Autoantagonismus). Außerdem zentriert er das Caput femoris in der Gelenkpfanne und stabilisiert das Kniegelenk lateral.
Klinische Hinweise: Ist der Musculus gluteus maximus zu lange pathophysiologischem Druck ausgesetzt können sich die ansatznahen Schleimbeutel entzünden. Diese schmerzhafte Bursitis wird Webersknopf genannt.
Musculus biceps femoris
Der erste Muskel der Ischiokruralen Gruppe teilt sich in zwei verschiedene Anteile: Caput longum und Caput breve.
Ursprung des Caput longum ist das Tuber ischiadicum und die Ursprünge des Caput breve sind das Labium laterale der Linea aspera und das Septum intermusculare femoris laterale. Sie inserieren gemeinsam an der dorsalen Fläche des Fibulaköpfchens. Das Caput longum wird vom Nervus tibialis (L5-S2) und das Caput breve vom Nervus fibularis communis (L5-S2) innerviert. Beide Muskelköpfe sind Extensoren des Hüftgelenkes.
Besonderheiten: Er teilt seinen Ursprungspunkt mit Musculus semitendinosus am Ligamentum sacrotuberale. Diese Stelle wird auch als Caput commune genannt.
Funktionelle Hinweise: Neben seiner Primärfunktion in der Hüfte ist er ein Flexor und Außenrotator des Kniegelenkes.
Klinische Hinweise: Bei proximaler Schädigung des Nervus tibialis bleibt die Flexionsfähigkeit des Muskels im Knie erhalten. Dies liegt darin begründet, dass das Caput breve durch den Nervus fibularis communis innerviert wird und seinen Teil der Bewegungsfunktion weiter ausführen kann.
Musculus semitendinosus
Ursprung des Musculus semitendinosus ist das Tuber ischiadicum und sein Ansatz die Medialseite der Tibia. Bei aktiver Innervation durch den Nervus ischiadicus (L5-S2) extendiert er das Hüftgelenk.
Besonderheiten: Er bildet zusammen mit dem Musculus gracilis und dem Musculus sartorius an seiner Insertion das Pes anserinus.
Funktionelle Hinweise: Neben seiner Primärfunktion in der Hüfte bewirkt er Flexion und Innenrotation im Kniegelenk.
Musculus semimembranosus
Der Musculus semimembranosus hat seinen Ursprung an der Dorsalfläche des Tuber ischiadicum und er inseriert am Condylus medialis tibiae, der Faszie des Musculus popliteus, dem Ligamentum popliteum obliquum sowie an den dorsalen Anteilen der Kniegelenkskapsel. Wie der Semitendinosus wird er vom Nervus ischiadicus (L5-S2) innerviert und ist ein Extensor des Hüftgelenkes.
Besonderheiten: Der Insertionspunkt des Muskels wird Pes anserinus profundus genannt.
Funktionelle Hinweise: Neben seiner Primärfunktion in der Hüfte bewirkt er Flexion und Innenrotation im Kniegelenk.
Die Abduktoren der Hüfte
Zu den Hüftabduktoren gehören Musculus gluteus medius, Musculus gluteus minimus und Musculus piriformis.
Weitere Muskeln, die eine Abduktion in der Hüfte durchführen können, aber nicht zur Abduktorengruppe zählen sind:
- Musculus tensor fasciae latae
- Musculus gluteus maximus (craniale Fasern)
Musculus gluteus medius

Bild: “Posterior Hip Muscles 3″. Lizenz: CC BY-SA 3.0
Der Musculus gluteus medius entspringt von der Ala ossis ilii und der Linea glutea posterior und inseriert am Trochanter major. Er erhält seine Innervation durch den Nervus gluteus superior (L4-L5) und abduziert das Hüftgelenk.
Besonderheiten: Sein dorsales Drittel wird vom Musculus gluteus maximus überdeckt und zwischen seiner Sehne und dem Trochanter major ist die Bursa trochanterica m. glutaei medii superficialis eingelagert.
Funktionelle Hinweise: Neben seiner Primärfunktion bewirkt er eine Flexion und Innenrotation (ventrale Anteile) sowie Extension und Außenrotation (dorsale Anteile).
Klinische Hinweise: Bei einer Schwächung der Musculi glutei medius et minimus ist die Stabilisierung des Beckens beim Gehen nicht mehr gewährleistet und es sinkt zur Spielbeinseite ab. Dieses Phänomen wird in der Medizin auch Trendelenburg-Zeichen genannt.
Musculus gluteus minimus

Bild: “Posterior Hip Muscles 1″. Lizenz: CC BY-SA 3.0
Ursprung des Musculus gluteus minimus ist die Ala ossis ilii, sein Ansatz der Ventralrand des Trochanter major. Bei aktiver Innervation durch den Nervus gluteus superior führt er Abduktion im Hüftgelenk aus.
Besonderheiten: Er wird vom Musculus gluteus medius überdeckt und in seinem Inserationsbereich befindet sich zwischen der Sehne und dem Knochen die Bursa trochanterica m. glutei minimi.
Funktionelle Hinweise: Neben seiner Primärfunktion wirkt er synergetisch mit dem Musculus gluteus medius bei Flexion, Extension, Innen- und Außenrotation des Hüftgelenkes mit.
Klinische Hinweise: Bei einer Schwächung der Musculi glutei medius et minimus ist die Stabilisierung des Beckens beim Gehen nicht mehr gewährleistet und es sinkt zur Spielbeinseite ab. Dieses Phänomen wird in der Medizin auch Trendelenburg-Zeichen genannt.
Musculus piriformis

Bild: “Posterior Hip Muscles 1″. Lizenz: CC BY-SA 3.0
Der Musculus piriformis entspringt von der Facies pelvica ossis sacri, dem oberen Rand der Incisura ischiadica major, dem Ligamentum sacrotuberale und der Gelenkkapsel des Iliosacralgelenkes und inseriert am Trochanter major. Er wird durch den Plexus sacralis (L5-S2) und den Nervus ischiadicus innerviert und agiert als Abduktor des Hüftgelenkes.
Besonderheiten: Oberhalb des Piriformis gibt es einen Spalt, der Foramen suprapiriforme genannt wird. Durch dieses verlaufen die Arteria und Vena glutea superior sowie der Nervus gluteus superior.
Funktionelle Hinweise: Ab 60 Grad Hüftflexion findet im Muskel eine Funktionsumkehr statt. Der Muskelverlauf verändert sich im Verhältnis zur Rotationsachse was unterschiedliche biomechanische Reaktionen hervorruft. In Extensionsstellung verläuft er dorsal, was in außenrotatorischer Wirkung resultiert, in Flexionsstellung ventral und daher innenrotatorisch. Weiterhin wirkt der Musculus piriformis in der 60 Grad-Flexionsstellung als Extensor der Hüfte.
Klinische Hinweise: Wird der Ischiasnerv auf Höhe des Muskels irritiert, spricht man vom sogenannten Piriformis-Syndrom. Ursachen für die Irritierung können raumfordernde morphologische Veränderungen wie muskulärer Hypertonus oder Hämatome sein. Patienten klagen über Schmerzen und nervale Ausstrahlung am Gesäß bis unteres Drittel des dorsalen Unterschenkels (Area nervina) und durch fehlerhafte Diagnostik wird dieses Krankheitsbild schnell mit einem Bandscheibenvorfall verwechselt, obwohl die Ausstrahlungsgebiete nicht identisch sind.
Die Adduktoren der Hüfte
Zur Adduktorengruppe zählen die meisten Muskeln mit Funktion im Hüftgelenk. Zu ihr gehören Musculus pectineus, Musculus adductor longus, Musculus gracilis, Musculus adductor brevis und Musculus adductor magnus.
Weitere Muskeln, die eine Adduktion in der Hüfte durchführen können, aber nicht zur Adduktorengruppe zählen sind:
- Ischiokrurale Muskelgruppe
- Musculus gluteus maximus (caudale Fasern)
- Musculus quadratus femoris
Musculus pectineus
Ursprünge des Musculus pectineus sind die Eminentia iliopubica entlang des Pecten ossis pubis und das Tuberculum pubicum. Er inseriert an der Linea pectinea sowie der Linea aspera femoris und wird vom Nervus femoralis und Nervus obturatorius (L2-L4) innerviert. Er dient dem Hüftgelenk als Adduktor.
Besonderheiten: Er bildet zusammen mit dem Musculus iliopsosas die Fossa iliopectinea, die als Durchlassöffnung verschiedener Gefäße fungiert.
Funktionelle Hinweise: Neben seiner Primärfunktion ist er ein Flexor und Außenrotator des Hüftgelenkes.
Musculus adductor longus
Der Musculus adductor longus entspringt am Os pubis zwischen Crista pubica und Symphysis pubica und findet seinen Ansatz an der Linea aspera sowie anteilig an der Membrana vastoadductoria. Bei aktiver Innervation durch den Ramus anterior des Nervus obturatorius (L2-L4) führt er eine Adduktion im Hüftgelenk aus.
Besonderheiten: Er begrenzt den Eingang des Canalis adductorius durch den die Arteria und Vena femoralis hindurchlaufen.
Funktionelle Hinweise: Neben seiner Primärfunktion agiert er als Flexor des Hüftgelenkes bis 70 Grad und danach als Extensor. Weiterhin ist er in der Lage das Hüftgelenk nach außen zu rotieren.
Musculus gracilis
Der Musculus gracilis entspringt Ramus inferior ossis pubis und der Symphyse und findet seinen Ansatz medial der Tuberositas tibiae. Er wird vom Ramus anterior des Nervus obturatorius (L2-L4) innerviert und adduziert das Hüftgelenk.
Besonderheiten: Er bildet zusammen mit dem Musculus sartorius und dem Musculus semitendinosus an seiner Insertion das Pes anserinus.
Funktionelle Hinweise: Neben seiner Primärfunktion ist der Muskel auch ein Flexor der Hüfte bis 70 Grad, danach ein Extensor. Außerdem kann er das Knie flektieren und innenrotieren.
Musculus adductor brevis
Der „kleine kurze Adduktor“ hat seinen Ursprung am Ramus superior et inferior ossis pubis und findet an der Linea aspera seinen Ansatz. Bei aktiver Innervation durch den Nervus obturatorius (L2-L4) fungiert er als Adduktor der Hüfte.
Besonderheiten: Er bildet zusammen mit dem Musculus adductor magnus die tiefe Schicht der Hüftadduktoren.
Funktionelle Hinweise: Neben seiner Primärfunktion ist er auch ein Flexor des Hüftgelenkes bis 80 Grad, danach ein Extensor.
Musculus adductor magnus
Der Musculus adductor magnus entspringt vom vom Ramus inferior ossis pubis und dem Tuber ischiadicum und inseriert am Labium mediale der Linea aspera (proximaler Anteil) und am Tuberculum adductorium des Epicondylus medialis (distaler Anteil). Er erhält seine Innervation über die cranialen Anteile des Ramus posterior des Nervus obturatorius (L3-L4) und dem Pars tibialis des Nervus ischiadicus (L4-L5) und ist ein großer Adduktor des Hüftgelenkes.
Besonderheiten: Er bildet zusammen mit dem Musculus vastus medialis die Membrana vastoadductoria.
Funktionelle Hinweise: Neben seiner Primärfunktion ist er ein kräftiger Extensor der Hüfte und kann sowohl Außenrotation (proximale Anteile) als auch Innenrotation (distale Anteile).
Die Außenrotatoren der Hüfte
Musculus obturatorius internus, Musculi gemelli, Musculus obturatorius externus und Musculus quadratus femoris bilden die Außenrotatorengruppe des Hüftgelenkes. In mancher medizinischer Literatur zählt auch der Musculus piriformis zur Gruppe der Außenrotatoren. Da seine außenrotatorische Wirkung durchaus beachtlich ist, ist dies nicht als Fehler zu bewerten.
Weitere Muskeln, die eine Außenrotation in der Hüfte durchführen können, aber nicht zur Außenrotatorengruppe zählen sind:
- Musculus gluteus maximus
- Musculus gluteus medius
- Musculus gluteus minimus
- Musculus sartorius
- Musculus biceps femoris
- Musculus iliopsoas
- Musculus adductor magnus
- Musculus adductor longus
- Musculus pectineus
Musculus obturatorius internus
Der Musculus obturatorius internus entspringt von der Membrana obturatoria und inseriert am Trochanter major und der Fossa trochanterica femoris. Die Innervation erfolgt durch den Nervus musculi obturatorii interni (L5-S2) und er führt eine Außenrotation im Hüftgelenk durch.
Besonderheiten: Bei manchen Patienten kann die Innervation zusätzlich zwischen Plexus sacralis, Nervus gluteus und Nervus pudendus variieren. Je nach Literatur wird dieser Muskel auch Musculus obturator internus genannt.
Funktionelle Hinweise: Neben seiner Primärfunktion vermag es dieser Muskel auch Adduktion und Extension, sowie Abduktion ab 90 Grad Flexion zu synergieren.
Musculi gemelli

Bild: “Posterior Hip Muscles 1″. Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Musculi gemelli bestehen aus Musculus gemellus superior und Musculus gemellus inferior.
Ursprungsfläche des Musculus gemellus superior ist die Spina ischiadica ossis ischii und er inseriert am Trochanter major und der Fossa trochanterica femoris. Er erhält seine Innervation durch den Plexus sacralis (L5-S2) und ist ein Außenrotator des Hüftgelenkes.
Der Musculus gemellus inferior entspringt am Tuber ischiadicum und findet seinen Ansatz an der Fossa trochanterica femoris. Genau wie der Gemellus superior wird er durch den Plexus sacralis (L5-S2) innerviert und ist ein Außenrotator der Hüfte.
Besonderheiten: Bei manchen Patienten kann die Innervation zusätzlich zwischen Plexus sacralis, Nervus gluteus inferior und Nervus pudendus variieren. Speziell der Musculus gemellus inferior kann durch den Nervus musculi quadrati femoris versorgt sein. Diese Muskeln gehören ursprünglich zum Musculus obturatorius internus. Man findet diese drei Muskeln zusammen in der Literatur oft unter dem Begriff Musculus triceps coxae.
Funktionelle Hinweise: Diese Muskeln agieren zusätzlich zu ihrer Primärfunktion als Adduktoren und Extensoren der Hüfte aus der Neutral-Null-Stellung (NN) und können bei 90 Grad Hüftflexion die Abduktion synergieren.
Musculus obturatorius externus
Lateralfläche des Foramen obturatum, Außenfläche der Membrana obturatoria, Ramus ossis pubis und Ramus inferior ossis ischii dienen dem Musculus obturatorius externus als Ursprung. Von dort aus verläuft er dünn und geradlinig zur Fossa trochanterica femoris. Bei aktiver Innervation durch den Nervus obturatorius (L3-L4) führt er eine Außenrotation im Hüftgelenk aus.
Besonderheiten: Je nach Literatur wird dieser Muskel auch Musculus obturator externus genannt.
Funktionelle Hinweise: Neben seiner Primärfunktion agiert der Obturatorius externus auch als schwacher Adduktor der Hüfte. Er zentriert das Caput femoris in der Gelenkpfanne.
Musculus quadratus femoris
Der Musculus quadratus femoris entspringt vom Tuber ischiadicum und inseriert an der Crista intertrochanterica femoris. Die Innervation erfolgt durch den Nervus musculi quadrati femoris (L5-S2) und er ist ein Außenrotator der Hüfte.
Besonderheiten: Er kann mit dem Musculus gemellus inferior oder dem Musculus adductor magnus verwachsen sein. Bei manchen Patienten fehlt der Muskel sogar vollständig ohne nennenswerte Funktionseinschränkung im Hüftgelenk. Er kann zusätzlich vom Nervus gluteus inferior und tibialen Anteilen des Nervus ischiadicus innerviert werden.
Funktionelle Hinweise: Der Muskel synergiert die Extension des Hüftgelenkes aus Flexionsstellung und Adduktion.
Die Innenrotatoren der Hüfte
In der vorliegenden Anatomieliteratur wird eine tatsächliche Innenrotatorengruppe nicht wirklich beschrieben, da es nur wenige Muskeln gibt die eine reine Innenrotation durchführen und ihre Kraftentfaltung nur einem Drittel der Außenrotatoren entspricht. Muskeln die eine Innenrotation im Hüftgelenk durchführen sind Musculus gluteus medius, Musculus gluteus minimus, Musculus tensor fascia latae und Musculus adductor magnus mit seinem distalen Faseranteil.
Tabellarische Übersicht der Hüftmuskeln nach Funktion
Muskelgruppe | Muskeln mit Primärfunktion | Synergetische Muskeln |
Flexoren des Hüftgelenkes |
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Extensoren des Hüftgelenkes |
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Abduktoren des Hüftgelenkes |
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Adduktoren des Hüftgelenkes |
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Außenrotatoren des Hüftgelenkes |
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Innenrotatoren des Hüftgelenkes | (nicht separat beschrieben) |
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Beliebte Prüfungsfragen zur Muskulatur der Hüfte und des Oberschenkels
Die Lösungen befinden sich unterhalb der Quellenangaben.
1. Welcher der folgenden Muskeln zählt nicht zu den Extensorengruppe der Hüfte?
- Musculus glutaeus maximus
- Musculus glutaeus medius
- Musculus biceps femoris
- Musculus semitendinosus
- Musculus semimembranosus
2. Welcher der folgenden Muskeln hat keine synergetische Funktion als Innenrotator der Hüfte?
- Musculus glutaeus medius
- Musculus glutaeus minimus
- Musculus tensor fasciae latae
- Musculus adductor magnus
- Musculus adductor longus
3. Welche der folgenden Muskeln ist für das Trendelenburg-Zeichen verantwortlich?
- Musculus glutaeus medius + Musculus glutaeus minimus
- Musculus gemellus superior + Musculus gemellus inferior
- Musculus biceps femoris caput longum + Musculus biceps femoris caput breve
- Musculus adductor longus + Musculus adductor brevis
- Musculus obturatorius externus + Musculus obturatiorus internus
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2 Gedanken zu „Anatomie der unteren Extremität: Muskulatur der Hüfte und des Oberschenkels“
ich will den m.abduktor magnus abgeblldet sehen
Liebe Karin Conne,
sicher meinen Sie den M.adductor magnus. Diesen finden Sie auf folgenden Bildern im Artikel: „Gluteal Muscles that Move the Femur“ und „Musculus psoas major“.
Zur Abduktorengruppe hingegen zählen: M. gluteus medius, M. gluteus minimus und M. piriformis.
Isabel von Lecturio