Inhaltsverzeichnis
- Definition Abort
- Abortus imminens
- Missed abortion
- Abortus incipiens
- Abortus incompletus
- Abortus completus
- Habitueller Abort
- Therapie von Aborten und Fehlgeburten
- Beliebte Prüfungsfragen zu Aborten und Fehlgeburten
- Quellen und Leitlinie zu Aborten und Fehlgeburten
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Bild: “Human Embryo – Approximately 8 weeks estimated gestational age” von lunar caustic. Lizenz: CC BY 2.0
Definition Abort
Ein Abort entspricht einer Schwangerschaft, die vor Eintreten der Lebensfähigkeit des Kindes zum Ende kommt. Mit einer Prävalenz von 10 – 20 % kommen Aborte sehr häufig vor. Bei den verschiedenen Formen spielen vor allem die Vitalitätszeichen des Kindes eine Rolle.
Abortus imminens
Der Abortus imminens ist die drohende Fehlgeburt und ist grundsätzlich reversibel. Typischerweise stellen sich die Patienten mit vaginalen Blutungen und noch geschlossenem Muttermund vor. Die Schwangerschaft ist noch intakt und kindliche Herztöne sind weiterhin nachweisbar. Therapeutisch sollte eine körperliche Schonung mit Magnesiumgabe angestrebt werden.
Missed abortion
Dabei handelt es sich um eine Abortform, die eher asymptomatisch verläuft. In der Regel wird die Diagnose bei Routineuntersuchungen gestellt. Dabei sind keine kindlichen Herztöne mehr nachweisbar. Therapeutisch ist eine Kürettage (= Ausschabung) die Therapie der Wahl.

Bild: “Delayed or missed miscarriage at 13 weeks” von Mikael Häggström. Lizenz: Public Domain
Abortus incipiens
Dies entspricht einer beginnenden Fehlgeburt. Der Muttermund ist bereits durch Wehen eröffnet. Typische Symptome sind die vaginale Blutung mit Unterbauchschmerzen und fehlenden kindlichen Herztönen. Die Therapie der Wahl ist auch hier die Kürettage.
Abortus incompletus
Dies bezeichnet eine unvollständige Fehlgeburt. Dabei sind bereits Teile des Trophoblasten abgestoßen worden. Der Muttermund ist hierbei vollständig eröffnet und kindliche Herztöne sind nicht mehr nachweisbar. Die Patienten schildern häufig starke vaginale Blutungen mit Unterbauchschmerzen. Auch hier ist eine therapeutische Intervention noch notwendig, um den abgestorbenen Trophoblasten zu entfernen.

Bild: “Incomplete miscarriage” von Mikael Häggström. Lizenz: Public Domain
Abortus completus
Bei dieser Form wurde die Frucht bereits komplett abgestoßen. Eine Kürettage ist in diesem Falle nicht mehr notwendig. Klinisch stellt sich der Uterus eher klein und induriert dar. Die vaginale Blutung sistiert in der Regel.

Bild: “Complete miscarriage” von Mikael Häggström. Lizenz: Public Domain
Habitueller Abort
Beim habituellen Abort haben bereits drei oder mehr aufeinanderfolgende Spontanaborte stattgefunden. Ätiologisch können verschiedene Faktoren daran beteiligt sein, u. a. genetische Veränderungen im Sinne von Chromosomenaberrationen. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um balancierte Translokationen.
Eine weitere Ursache kann durch ein PCO-Syndrom (= polyzystisches Ovarialsyndrom) bedingt sein, denn dabei ist die Follikelreifung gestört. Weiterhin kann es durch anatomische Veränderungen zu Spontanaborten führen. Nicht selten sind auch immunologische Ursachen an habituellen Aborten beteiligt. Häufig liegt ein Antiphospholipidsyndrom vor. Dabei kommt es etwa ab dem zweiten Trimenon zu thromboembolischen Ereignissen und bedingt dabei die Fehlgeburt.
Nach einer umfangreichen Diagnostik wird in der Regel die Ursache für die habituellen Aborte gefunden. Therapeutisch wird die Patientin anschließend kausal behandelt – etwa bei Uterusanomalien mittels operativer Korrektur oder mittels immunologischer Therapie bei Vorliegen von Antiphospholipidantikörpern.
Therapie von Aborten und Fehlgeburten
Therapeutisch kommen neben einer Abrasio (= Kürettage) auch eine Cerclage, Tokolyse und Lungenreifeinduktion in Betracht. Erstere ist die Therapie der Wahl bei einer Frühschwangerschaft. Die Kürettage bezeichnet eine Ausschabung des Cavum uteri. Dabei wird das Cavum bis zur oberflächlichen Schleimhaut ausgeschabt.
Wenn die Schwangerschaft bereits fortgeschritten ist und sich die Betroffene bereits in der 24. SSW befindet, können eine Tokolyse und eine Lungenreifeinduktion erfolgen, da in diesem Bereich das Kind als lebensfähig gilt. Eine Tokolyse entspricht einer Wehenhemmung. Diese kann medikamentös mittels beta-2-Sympathomimetika (z.B. Fenoterol) oder Magnesiumsulfat erfolgen.
Die Lungenreifeinduktion erfolgt mittels Glukokortikoiden. Im Abstand von 24 h werden zweimal 12 mg Betamethasonbeta-2-Sympathomimetika injiziert. Diese Maßnahmen induzieren eine Surfactant-Produktion der Pneumozyten und verhindern damit ein Atemnotsyndrom des Kindes.
Nach wiederholten Spätaborten und einer drohenden Zervixinsuffizienz kann eine Cerclage notwendig werden. Dabei wird versucht, den inneren Muttermund mittels resorbierbaren Fäden zu formen und zusammenzuhalten.
Beliebte Prüfungsfragen zu Aborten und Fehlgeburten
Die Lösungen befinden sich unterhalb der Quellenangabe.
1. Im Rahmen einer Kontrolluntersuchung bei einer schwangeren Frau in der 22. + 4. SSW stellen Sie fehlende Herztöne fest. Die Patientin ist in einem guten Allgemeinzustand und bemerkte auch keine Schmerzen im Bauch. Welche der folgenden Diagnosen ist am wahrscheinlichsten?
- Abortus incipiens
- Abortus imminens
- Missed abortion
- Abortus incompletus
- Abortus completus
2. Eine Frau in der 4. + 3. SSW stellt sich mit vaginalen Blutungen vor. Im Ultraschall diagnostizieren Sie einen Abort. Intrauterin stellt sich ein Rest der Fruchthöhle dar. Welche Maßnahme ist die Therapie der ersten Wahl?
- Cerclage
- Lungenreifeinduktion
- Tokolyse mit Prostaglandinen
- Kürettage
- Tokolyse mit Magnesiumsulfat
3. Eine Frau stellt sich bei Ihnen wiederholt mit einem Abort vor. Den Vorbefunden können Sie entnehmen, dass dies der vierte Abort ist. Der Kinderwunsch in der Partnerschaft ist sehr groß. Was ist eine häufige Ursache dafür?
- Antiphospholipidsyndrom
- Eklampsie
- Präeklampsie
- Atemnotsyndrom
- HELLP-Syndrom
Quellen und Leitlinie zu Aborten und Fehlgeburten
S1-Leitlinie Spontanabort, Diagnostik und Therapie beim wiederholten Spontanabort der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). In: AWMF online (Stand 2013, gültig bis 31.01.2017)
Duale Reihe-Stauber, Weyerstahl-Gynäkologie und Geburtshilfe; 2. Auflage
Thieme- Gätje et.al- Kurzlehrbuch Gynäkologie und Geburtshilfe; 2. Auflage
Lösungen zu den Fragen: 1C, 2D, 3A
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Ein Gedanke zu „Die Fehlgeburt – Ein Überblick über Aborte und deren Behandlung“
SIE VERMENGEN INHALTLICH ZU DIFFERENZIERENDE KRANKHEITSBILDER.
Ein nicht lebendes Kind ist eine Fehlgeburt. Dann hängt die Therapie vom SS-Alter ab. Dies hat nichts zu tun mit der bedrohten Schwangerschaft an der Grenze der Lebensfähigkeit!
Sie vermengen hier unzulässig und oberflächlich, damit inhaltlich höchst problematisch völlig verschiedene Entitäten. Es werden irgendwelche prüfungsfragen und online erhältliche LL vermengt, die offenkundig nicht verstanden wurden.
Das geht besser und sorgfältiger!!!!!
Beste Grüße
Dr. Marc Schuessler
Chefarzt Frauenklinik und Perinatalzentrum
Allgemeines Krankenhaus Hagen