Swyer-Syndrom

Epidemiologie und Ätiologie

Synonyme

• 46,XY komplette Gonadendysgenesie
• Weiblicher XY-Typ

Epidemiologie

• 1 : 80.000–100.000 Lebendgeburten
• Die Patientinnen haben ein höheres Risiko, ein Gonadoblastom oder Dysgerminom zu entwickeln, als die Allgemeinbevölkerung.

Ätiologie

Das Swyer-Syndrom kann durch verschiedene genetische Anomalien verursacht werden:

• Mutation des sex determining region of Y (SRY)-Gen:
  • Tritt in 20 % der Fälle auf
  • Das SRY-Gen spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des männlichen Geschlechts, indem es die Transformation von Keimdrüsengewebe in Hoden Hoden Hoden auslöst.
  • Bei der Mutation handelt es sich meist um eine kleine Deletion in der DNA-bindenden Region des SRY-Gens auf dem Y-Chromosom.
• Map3K1 Genmutation
  • Tritt in 18 % der Fälle auf
  • Kodiert ein Protein, das bei der Bestimmung der Geschlechtsmerkmale während der Schwangerschaft Schwangerschaft Schwangerschaft: Diagnostik, mütterliche Physiologie und Routineversorgung hilft.
  • Mutationen reduzieren die Expression der SOX9- und SRY-Gene und aktivieren die Expression frauenspezifischer Gene (WNT, Beta-Catenin und FOXL2).
• NR5A1-Genmutation
  • Tritt in 9 % der Fälle auf
  • Kodiert für den nukleären Rezeptor des Steroidgenetischen Faktors 1, ein wichtiges Protein für die Produktion/Differenzierung von Sexualhormonen
• SOX9-Genmutation
  • Hemmt in der Regel die Bildung des weiblichen Fortpflanzungssystems und ermöglicht so die Entwicklung der männlichen Fortpflanzungsorgane

Pathophysiologie und Klinik

Pathophysiologie

• Normale Entwicklung bis zur 8. Schwangerschaftswoche
• SRY-Genmutation tritt auf → primordiale Keimdrüsen Keimdrüsen Endokrines System: Überblick entwickeln sich nicht zu Hoden Hoden Hoden → Anti-Müller-Hormon (AMH) und Testosteron Testosteron Androgene und Antiandrogene werden nicht ausgeschüttet → unentwickelte männliche Genitalien + Entwicklung von Gebärmutter Gebärmutter Uterus, Cervix uteri und Tuba uterina und Vagina Vagina Vagina, Vulva und Beckenboden

Klinik

• Phänotypisch weiblich
• Normale präpubertäre Entwicklung
• Großwuchs (10–12 cm größer als Menschen ohne Swyer-Syndrom (in Relation zu Alter und Geschlecht))
• Neurologischer Phänotyp: normal
• Verhaltensphänotyp: normal
• Geschlechtsentwicklung/Fertilität:
  • Primäre Amenorrhö
  • Unfruchtbarkeit Unfruchtbarkeit Unfruchtbarkeit aufgrund von nicht funktionierenden Eierstöcken (eine Schwangerschaft Schwangerschaft Schwangerschaft: Diagnostik, mütterliche Physiologie und Routineversorgung ist mit einer Eizellspende möglich)
  • Gesenkter Östrogen-Level aufgrund nicht funktionsfähiger Ovarien Ovarien Ovarien (Streak-Gonaden)
• Assoziationen: stark erhöhtes Risiko der Tumorbildung durch die Streak-Gonaden (Gonadoblastom oder Dysgerminom)

Diagnostik und Therapie

Diagnostik

• Hauptsächlich klinisch aufgrund des Ausbleibens der Pubertät Pubertät Pubertät und fehlender Entwicklung sekundärer Geschlechtsmerkmale
  • Verzögerte oder fehlende Entwicklung der Brust
  • Fehlen von Schambehaarung
  • Primäre Amenorrhö
• Bestätigt durch Karyotypisierung:
  • 46,XY: Swyer-Syndrom
  • 46,XX: primäre Ovarialinsuffizienz Primäre Ovarialinsuffizienz Prämature Ovarialinsuffizienz (POI)
  • 45,XO: Turner-Syndrom Turner-Syndrom Turner-Syndrom
• Labor:
  • Erhöhte Spiegel der follikelstimulierenden (FSH) und luteinisierenden (LH) Hormone Hormone Endokrines System: Überblick
  • Zur Identifizierung eines Gonadoblastoms oder Dysgerminoms sollten Tumormarker erhoben werden: Alpha-Fetoprotein, humanes Choriongonadotropin, Laktatdehydrogenase und alkalische Phosphatase der Plazenta Plazenta Plazenta, Nabelschnur und Amnionhöhle
• Ergänzende Tests:
  • Gentests und Sequenzierung zur Bestimmung des defekten Gens (hat keinen Einfluss auf den Behandlungsplan)
  • Transabdominale Ultraschalluntersuchung des Beckens
    • Bewertung des Status der Müllerschen Strukturen und der Eierstöcke
    • Zeigt Streak-Gonaden und normale Müllersche Strukturen

Therapie

• Hormonersatztherapie (zur Herbeiführung einer normalen weiblichen Pubertät Pubertät Pubertät und der Entwicklung normaler sekundärer Geschlechtsmerkmale):
  • Östrogen-basierte Therapie
  • Zyklische Östrogen- und Gestagenersatztherapie
• Gonadektomie: indiziert bei allen Patientinnen mit Swyer-Syndrom wegen des Risikos von Neoplasien in den abnormen Streak-Gonaden
• Psychotherapie Psychotherapie Psychotherapie
• Fertilitätsbehandlung
  • Einzige Option für eine Schwangerschaft Schwangerschaft Schwangerschaft: Diagnostik, mütterliche Physiologie und Routineversorgung ist die Verwendung von Spendereizellen.
  • Da die meisten Patientinnen mit Swyer-Syndrom eine hypotrophe Gebärmutter Gebärmutter Uterus, Cervix uteri und Tuba uterina haben, ist ein elektiver Kaiserschnitt in der 36. Woche erforderlich, um eine Uterusruptur Uterusruptur Vaginale Blutung in der Spätschwangerschaft während der Wehen zu vermeiden.

Differenzialdiagnosen

• Kongenitale Nebennierenhyperplasie: eine Gruppe seltener autosomal rezessiver Krankheiten, die durch Defekte in Enzymen der Nebennieren Nebennieren Nebennieren gekennzeichnet sind, die an der Synthese von Cortisol, Androgenen und Aldosteron beteiligt sind. Die Patient*innen können ein breites Spektrum an Symptomen aufweisen, darunter Virilisierung bei Frauen, Salzverlust, der zu Hypotonie Hypotonie Hypotonie und anderen Elektrolytstörungen führt, und ein vorzeitiger Abschluss des Wachstums, der sich in Kleinwuchs Kleinwuchs Kleinwuchs bei Kindern äußert.
• Komplette Androgenresistenz Androgenresistenz Androgenresistenz (AIS): eine X-chromosomal-rezessive Erkrankung, bei der eine genetische Mutation eine vollständige Resistenz gegen Testosteron Testosteron Androgene und Antiandrogene verursacht. Infolgedessen sind Patient*innen mit dieser Störung genotypisch männlich, mit einem 46,XY-Karyotyp, aber ohne Maskulinisierung der äußeren Genitalien oder Virilisierung. Es beeinträchtigt die weibliche Genital- oder Sexualentwicklung nicht wesentlich.
• Hypergonadotrope Ovarialdysgenesie: auch 46,XX-Ovarialdysgenesie genannt, ein primärer Defekt in der Entwicklung der Eierstöcke, der bei einer Frau mit normalem Karyotyp (46,XX) zu einer vorzeitigen Insuffizienz der Eierstöcke führt. Das Versagen der Gonadenentwicklung wird durch eine Resistenz gegen die Stimulation von Gonadotropin verursacht.