Cyanidvergiftung

Cyanwasserstoff, auch Blausäure oder Zyanid genannt, ist eine extrem giftige, farblose, brennbare Flüssigkeit, die in unterschiedlichen Industrien verwendet wird, und etwa bei der Herstellung von Gummi, Kunststoff und Haushaltsfarben verwendet wird. Die Exposition gegenüber Cyanid kann durch Inhalation, Hautkontakt oder orale Aufnahme erfolgen. Die Cyanidvergiftung ist eine häufige Komplikation von Bränden in geschlossenen Räumen, da Cyanid ein Nebenprodukt der Kunststoffverbrennung ist. Die Symptome entwickeln sich innerhalb von Sekunden bis Minuten und umfassen kardiovaskuläre, respiratorische und neurologische Veränderungen. Die Behandlung umfasst in erster Linie Hydroxocobalamin, sowie Natriumthiosulfat und ggf. Nitrite. Wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird, ist eine Cyanidvergiftung häufig tödlich.

Aktualisiert: 27.06.2023

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

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Überblick

Definition

Cyanid ist ein hochletales mitochondriales Toxin, das innerhalb von Minuten bis Stunden nach Exposition zum Tod führt.

Epidemiologie

  • Industrielle Exposition und Selbstmord → häufiger männliches Geschlecht betroffen

Ätiologie

  • Hausbrände:
    • Häufigste Ursache einer Zyanidvergiftung
    • Nebenprodukt der Verbrennung synthetischer Produkte (Kunststoff, Farben)
  • Ernährung: Einnahme von Amygdalin (cyanogenes Glukosid in Aprikosenkernen)
  • Medizinisch:
    • Nebenwirkung der Anwendung von Nitroprussid (entweder eine hohe Dosis oder eine Langzeitanwendung)
    • Kurzwirksame Medikamente für den hypertensiven Notfall führen zur Cyanidfreisetzung
  • Selbstmord oder Mord: Kaliumcyanid, Natriumcyanid
  • Industrie: Exposition am Arbeitsplatz in der verarbeitenden Industrie

Pathophysiologie und Klinik

Pathophysiologie

  • Aufnahme über Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion, Lunge Lunge Lunge: Anatomie, Schleimhäute oder GI-Trakt
  • Schnelle Distribution im ganzen Körper
  • Hauptwirkungsmechanismus:
    • Hemmung der mitochondrialen Elektronentransportkette Elektronentransportkette Atmungskette durch die Hemmung von Komplex IV (Cytochrom-c-Oxidase, a3-Untereinheit) durch Bindung an Eisen Eisen Spurenelemente (III) (Fe3+)
    • Ergebnis: Blockade der oxidativen Phosphorylierung und Hemmung der aeroben ATP-Produktion
    • ATP wird dann hauptsächlich auf dem anaeroben Weg produziert, was zu einer Laktatproduktion und einer metabolischen Azidose führt.
    • Ergebnis: funktionelle histotoxische Hypoxie:
  • Zusätzliche beitragende Mechanismen von Cyanid:
    • Hemmung von Antioxidantien
    • Induktion des apoptotischen Zelltods
    • Hemmung der Bildung von Gamma-Aminobuttersäure (GABA) → Anfallsgefahr
    • Bindung von Hämoglobin → Cyanohämoglobin (Unfähigkeit O2 zu transportieren)
  • Cyanidstoffwechsel:
    • Entgiftung durch das Rhodanese-Enzym
    • Umwandlung von Cyanid in wasserlösliches Thiocyanat (benötigt Schwefel) und Ausscheidung mit dem Urin

Klinik

Die Symptome entwickeln sich innerhalb von Sekunden bis Minuten.

Akute Zyanidvergiftung

Akute Cyanidvergiftung:
Die Computertomographie zeigt ein diffuses Hirnödem in Verbindung mit einer anoxischen Hirnverletzung.

Bild : „Brain anoxic injury“ vom Department of Medicine, Temple University Hospital, Philadelphia, PA 19140, USA. Lizenz: CC BY 3.0

Diagnose und Therapie

Diagnose

Anamnese und körperliche Untersuchung:

  • Expositionsanamnese
  • Bitterer/Mandelgeruch
  • Farbveränderung der Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion (gerötet/zyanotisch)
  • Charakteristische Symptome

Labordiagnostik:

  • Schwere metabolische Azidose Metabolische Azidose Metabolische Azidose mit Anionenlücke
  • Laktat
  • Verringerter venös-arterieller PO2 -Gradient (venöse Hyperoxie)
  • Cyanidspiegel im Blut (nicht sehr zuverlässiger Test)
  • Glukose (zur Beurteilung einer möglichen Hypoglykämie Hypoglykämie Hypoglykämie)
  • Weitere mögliche Tests:
    • Carboxyhämoglobin und Methämoglobin: Ausschluss einer gleichzeitigen Exposition mit Kohlenmonoxid (CO) und die Einnahme anderer Arzneimittel
    • Paracetamol- und Salicylatspiegel: Ausschluss Einnahme anderer Medikamente

Therapie

Allgemeine Überlegungen:

  • Schnelle Behandlung von jedem Verdacht auf eine Zyanidvergiftung aufgrund der hohen Sterblichkeitsrate
  • Möglicherweise schwer zu diagnostizieren/erkennen
  • Vermutung bei jedem Opfer einer Rauchvergiftung

Dekontamination:

  • Entfernung der Betroffenen von der Quelle
  • Entfernung der Kleidung
  • Reinigung der Wunden
  • Bei oraler Einnahme → Aktivkohle

Reanimation:

  • Beurteilung von Atemweg, Belüftung, Kreislauf (ABC)
  • Atemwegssicherung mit hohem O2-Fluss (die Verwendung einer hyperbaren Oxygenierung ist umstritten.)
  • I.v.- Flüssigkeiten und Katecholamine bei Bedarf
  • Glukosegabe bei Hypoglykämie Hypoglykämie Hypoglykämie
  • Benzodiazepine Benzodiazepine Benzodiazepine bei Krampfanfällen

Antidots:

  • Hydroxocobalamin (Vitamin B12) bindet direkt Cyanidmoleküle und ist die zu bevorzugende Behandlung.
  • Natriumthiosulfat fungiert als Schwefelspender für das Enzym Rhodanese, um Cyanid in ausscheidbares Thiocyanat umzuwandeln.
  • Nitrite (Natriumnitrit oder Amylnitrit) induzieren Methämoglobinämie Methämoglobinämie Methämoglobinämie:

Differentialdiagnosen

  • Methämoglobinämie Methämoglobinämie Methämoglobinämie: ein Zustand von erhöhtem Methämoglobin, das oxidiertes Fe3+ anstelle von Fe2+ enthält. Methämoglobin bindet kein O2. Methämoglobinämie Methämoglobinämie Methämoglobinämie kann durch Nitrate Nitrate Nitrate, Dapson und Lokalanästhetika verursacht werden und verursacht Gewebehypoxie. Die klinischen Zeichen umfassen Zyanose, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Krampfanfälle Krampfanfälle Krampfanfälle im Kindesalter, Kurzatmigkeit und/oder Arrhythmien. Methämoglobinämie Methämoglobinämie Methämoglobinämie wird mittels Blutgasanalyse diagnostiziert und mit Methylenblau und Vitamin C-Gabe behandelt.
  • Kohlenmonoxidvergiftung: ein geruchloses, geschmackloses, farbloses, nicht reizendes Gas, das bei der Verbrennung von Kohlenwasserstoffen (Bränden, Autoabgasen, Gasheizungen) entsteht. Kohlenmonoxid hat eine höhere Affinität zu Hämoglobin als O2 und bildet Carboxyhämoglobin, was zur Beeinträchtigung von O2-Transport und -Verwertung führt. Zu den Symptomen gehören Verwirrung, Kopfschmerzen, Schwindel, rosige Wangen, Koma Koma Koma und schließlich Tod. Die Diagnose wird klinisch gestellt und mittels Blutgasanalyse bestätigt. Die Therapie besteht aus der Gabe von 100 % O2 und, falls dies fehlschlägt, hyperbarer Oxygenierung.
  • Einnahme von Medikamenten: Unterschiedliche Medikamente können Vergiftungssymptome hervorrufen, die denen von Zyanid ähneln, wie etwa trizyklische Antidepressiva Trizyklische Antidepressiva Trizyklische Antidepressiva (TCA), Salicylate, Organophosphate, Isoniazid und Strychnin. Eine detaillierte Anamnese und ein hoher klinischer Verdacht sind für eine korrekte Diagnose unerlässlich. Die Therapie hängt vom jeweiligen Wirkstoff ab.

Quellen

  1. Leybell, I. (2020). Cyanide Toxicity. Emedicine. https://emedicine.medscape.com/article/814287-overview#a5 (Zugriff am 24. März 2021).
  2. Su, M and Desai, S. (2020). Cyanide poisoning. UpToDate. https://www.uptodate.com/contents/cyanide-poisoning#H2 (Zugriff am 24. März 2021).
  3. Mégarbane B, Delahaye A, Goldgran-Tolédano D, Baud FJ. (2003). Antidotal treatment of cyanide poisoning. J Chin Med Assoc. 2003;66(4):193.
  4. Stimpfl, T., Grassberger, M. & Andresen, H. Zyanidvergiftung. Rechtsmedizin 17, 343–350 (2007). https://doi.org/10.1007/s00194-007-0468-5

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Simon Veiser

Simon Veiser beschäftigt sich seit 2010 nicht nur theoretisch mit IT Service Management und ITIL, sondern auch als leidenschaftlicher Berater und Trainer. In unterschiedlichsten Projekten definierte, implementierte und optimierte er erfolgreiche IT Service Management Systeme. Dabei unterstützte er das organisatorische Change Management als zentralen Erfolgsfaktor in IT-Projekten. Simon Veiser ist ausgebildeter Trainer (CompTIA CTT+) und absolvierte die Zertifizierungen zum ITIL v3 Expert und ITIL 4 Managing Professional.

Dr. Frank Stummer

Dr. Frank Stummer ist Gründer und CEO der Digital Forensics GmbH und seit vielen Jahren insbesondere im Bereich der forensischen Netzwerkverkehrsanalyse tätig. Er ist Mitgründer mehrerer Unternehmen im Hochtechnologiebereich, u.a. der ipoque GmbH und der Adyton Systems AG, die beide von einem Konzern akquiriert wurden, sowie der Rhebo GmbH, einem Unternehmen für IT-Sicherheit und Netzwerküberwachung im Bereich Industrie 4.0 und IoT. Zuvor arbeitete er als Unternehmensberater für internationale Großkonzerne. Frank Stummer studierte Betriebswirtschaft an der TU Bergakademie Freiberg und promovierte am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe.

Sobair Barak

Sobair Barak hat einen Masterabschluss in Wirtschaftsingenieurwesen absolviert und hat sich anschließend an der Harvard Business School weitergebildet. Heute ist er in einer Management-Position tätig und hat bereits diverse berufliche Auszeichnungen erhalten. Es ist seine persönliche Mission, in seinen Kursen besonders praxisrelevantes Wissen zu vermitteln, welches im täglichen Arbeits- und Geschäftsalltag von Nutzen ist.

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Wolfgang A. Erharter ist Managementtrainer, Organisationsberater, Musiker und Buchautor. Er begleitet seit über 15 Jahren Unternehmen, Führungskräfte und Start-ups. Daneben hält er Vorträge auf Kongressen und Vorlesungen in MBA-Programmen. 2012 ist sein Buch „Kreativität gibt es nicht“ erschienen, in dem er mit gängigen Mythen aufräumt und seine „Logik des Schaffens“ darlegt. Seine Vorträge gestaltet er musikalisch mit seiner Geige.

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Holger Wöltje ist Diplom-Ingenieur (BA) für Informationstechnik und mehrfacher Bestseller-Autor. Seit 1996 hat er über 15.800 Anwendern in Seminaren und Work-shops geholfen, die moderne Technik produktiver einzusetzen. Seit 2001 ist Holger Wöltje selbstständiger Berater und Vortragsredner. Er unterstützt die Mitarbeiter von mittelständischen Firmen und Fortune-Global-500- sowie DAX-30-Unternehmen dabei, ihren Arbeitsstil zu optimieren und zeigt Outlook-, OneNote- und SharePoint-Nutzern, wie sie ihre Termine, Aufgaben und E-Mails in den Griff bekommen, alle wichtigen Infos immer elektronisch parat haben, im Team effektiv zusammenarbeiten, mit moderner Technik produktiver arbeiten und mehr Zeit für das Wesentliche gewinnen.

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Alexander Plath ist seit über 30 Jahren im Verkauf und Vertrieb aktiv und hat in dieser Zeit alle Stationen vom Verkäufer bis zum Direktor Vertrieb Ausland und Mediensprecher eines multinationalen Unternehmens durchlaufen. Seit mehr als 20 Jahren coacht er Führungskräfte und Verkäufer*innen und ist ein gefragter Trainer und Referent im In- und Ausland, der vor allem mit hoher Praxisnähe, Humor und Begeisterung überzeugt.

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