Chédiak-Higashi-Syndrom

Das Chédiak-Higashi-Syndrom (CHS) ist eine autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung, die durch Mutationen eines lysosomalen Stoffwechsel-Regulatorproteins verursacht wird. Dieses Protein spielt eine entscheidende Rolle bei der resultierenden Unfähigkeit von Neutrophilen, phagozytierte Mikroben abzutöten. Patienten mit CHS zeigen rezidivierende pyogene Infektionen, leichte Blutungen und blaue Flecken sowie neurologische Manifestationen. Das Syndrom ist darüber hinaus mit okulokutanem Albinismus Albinismus Albinismus verbunden. Die Diagnose wird auf der Grundlage einer Analyse von Blut- oder Knochenmarkausstrichen und einer genetischen Untersuchung gestellt. Die Therapie der Wahl ist die allogene Stammzelltransplantation Stammzelltransplantation Organtransplantation.

Aktualisiert: 10.07.2023

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

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Überblick

Epidemiologie

  • Inzidenz: < 1 von 1 Million Menschen (USA)
  • < 500 gemeldete Fälle weltweit
  • Die meisten Patient*innen sterben vor dem 10. Lebensjahr.

Ätiologie

  • Erbgang: autosomal-rezessiv
  • Gen: Mutationen im CHS1- (oder LYST)-Gen
    • Kodiert für einen Regulator des lysosomalen Stoffwechsels, der eine Rolle beim Transport von Material in Lysosomen spielt
    • Die genaue Rolle, die die Regulatorproteine des lysosomalen Transports bei der Abtötung von Mikroben in Lysosomen spielen, ist bislang unbekannt.

Pathophysiologie

  • Störung der lysosomalen Funktion, Aufrechterhaltung und des Stoffaustauschs → Versagen der Phagolysosomenbildung → phagozytierte Bakterien werden nicht durch lysosomale Enzyme Enzyme Grundlagen der Enzyme zerstört
  • Zusätzliche Effekte:
    • Beeinträchtigte Chemotaxis
    • Melanozyten können Melanin nicht auf Keratinozyten übertragen → Albinismus Albinismus Albinismus
    • Speichergranula der Thrombozyten Thrombozyten Thrombozyten ↓ → gestörte Thrombozytenaggregation → Blutung

Klinik

Zu den Anzeichen und Symptomen, die normalerweise kurz nach der Geburt auftreten, gehören die folgenden:

  • Spät einsetzende neurologische Manifestationen:
Hypopigmentierte Augen Chediak-Higashi-Syndrom

Hypopigmentierte Augen und Wimpern bei einem Patienten mit okulokutanem Albinismus:
Dies kann beim Chédiak-Higashi-Syndrom beobachtet werden.

Bild: „Eyes from a patient with OCA1A“ von Karen G et al. Lizenz: CC BY 2.0

Akzelerationsphase

Das Chédiak-Higashi-Syndrom (CHS) kann in eine Akzelerationsphase oder in ein lymphom-ähnliches Syndrom fortschreiten, bei dem sich defekte Leukozyten unkontrolliert teilen und metastasieren. Klinik und Symptome sind:

Diagnostik

Therapie

  • Therapie der Wahl: allogene Stammzelltransplantation Stammzelltransplantation Organtransplantation (kurativ)
  • Unterstützendes Therapie:
    • Infektionsprophylaxe mit Cotrimoxazol
    • Infektionen nach Erregerspektrum mit geeigneten Antibiotika behandeln
    • Standardimpfungen
    • Thrombozytentransfusionen bei schweren Blutungen
    • Therapie der Akzelerationsphase:
      • Kortikosteroide
      • intravenöses Immunglobulin (IVIG)
      • Chemotherapie (z.B. Etoposid, Methotrexat)
      • Splenektomie

Differentialdiagnosen

  • Leukozytenadhäsionsdefekt Typ 1: eine erbliche Erkrankung, die zu einer fehlenden CD18-Expression auf Neutrophilen führt, was zu einer Beeinträchtigung der Migrations-Fähigkeit von Neutrophilen aus den Blutgefäßen heraus führt. Patient*innen mit dieser Erkrankung leiden an rezidivierenden Infektionen, verzögerter Wundheilung Wundheilung Wundheilung und einer erhöhten Neutrophilenzahl. Dieser Defekt ist nicht mit okulokutanem Albinismus Albinismus Albinismus verbunden. Die Diagnose wird durch eine Durchflusszytometrie bestätigt, die einen Mangel an CD18 zeigt. Eine hämatopoetische Stammzelltransplantation Stammzelltransplantation Organtransplantation ist die Therapie der Wahl.
  • Septische Granulomatose Septische Granulomatose Septische Granulomatose: Folge defekter phagozytierender Zellen. Sie präsentiert sich mit rezidivierenden Infektionen, Abszesse und granulomatöse Läsionen mehrerer Organe haben. Die Diagnose wird durch einen Funktionstest Superoxid-Produktion der Neutrophilen gestellt. Antimikrobielle Prophylaxe, Interferon-Gamma, Granulozytentransfusion und Transplantation hämatopoetischer Stammzellen sind mögliche Behandlungsoptionen.
  • Schwere angeborene Neutropenie Schwere angeborene Neutropenie Schwere angeborene Neutropenie: seltene Erkrankung, die auf genetische Mutationen zurückzuführen ist, die die Myelopoese beeinflussen. Eine schwere angeborene Neutropenie Schwere angeborene Neutropenie Schwere angeborene Neutropenie manifestiert sich im Säuglingsalter mit lebensbedrohlichen bakteriellen Infektionen. Bei Laboruntersuchungen wird eine Neutropenie Neutropenie Neutropenie festgestellt, oft mit einer erhöhten Monozytenzahl. Auch eine Knochenmarkbiopsie kann für die Diagnose hilfreich sein. Die Behandlung beinhaltetet den Granulozyten-Kolonie-stimulierenden Faktor und die Transplantation von hämatopoetischen Stammzellen.
  • Myeloperoxidase-Mangel Myeloperoxidase-Mangel Myeloperoxidase-Mangel: autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung, die eine beeinträchtigte mikrobielle Abtötung durch Fresszellen verursacht. Die Mehrheit der Myeloperoxidase-Mangel Myeloperoxidase-Mangel Myeloperoxidase-Mangel ist asymptomatisch, während andere wiederkehrende schwere Pilzinfektionen ausbilden können. Die Diagnose wird durch histochemische Färbung auf Myeloperoxidase in Neutrophilen gestellt. Es gibt keine spezifische Behandlung für diesen Zustand, aber die Betroffenen sollten wegen jeglicher Infektionen behandelt werden.

Quellen

  1. Nowicki, R.J. (2018). Chediak-Higashi syndrome. In Elston, D.M. (Ed.), Medscape. https://emedicine.medscape.com/article/1114607-overview (Zugriff am 23.03.2021)
  2. Boztug, K. (2021). Chediak-Higashi syndrome. In TePas, E. (Ed.), UpToDate. https://www.uptodate.com/contents/chediak-higashi-syndrome (Zugriff am 03.05.2021)
  3. Fernandez, J. (2021). Chediak-Higashi syndrome. [online] MSD Manual Professional Version. https://www.msdmanuals.com/professional/immunology-allergic-disorders/immunodeficiency-disorders/ch%C3%A9diak-higashi-syndrome (Zugriff am 03.05.2021)
  4. Ajitkumar, A., Yarrarapu, S.N.S., and Ramphul, K. (2021). Chediak Higashi syndrome. [online] StatPearls. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK507881/ (Zugriff am 03.05.2021)
  5. Gortner, L., Meyer, S. & Bartmann. P. (2018). Pädiatrie (5., vollständig überarbeitete Auflage). Thieme. ISBN: 978-3-13-241153-1
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