Ulcus molle

Überblick

Definition

Ulcus molle Ulcus molle Syphilis ist eine sexuell übertragbare Krankheit, die durch das Bakterium Haemophilus Haemophilus Haemophilus ducreyi verursacht wird und durch schmerzhafte Genitalulzera und eine eitrige inguianale Lymphadenopathie Lymphadenopathie Lymphadenopathie gekennzeichnet ist.

Ätiologie

• H. ducreyi:
  • Grammnegativ
  • Nicht sporenbildend
  • Nicht motil
    • Fakultativ anaerobe kokkoide Stäbchen
  • Bestes Wachstum in feuchter Atmosphäre
• Assoziierte Risikofaktoren für sexuell übertragbare Krankheiten (Englisches Akronym: STDs):
  • Männer* ohne Zirkumzision (erschwerte Hygiene)
  • Niedriger sozioökonomischer Status
  • Schlechte Hygiene
  • Riskantes Sexualverhalten (Drogenabusus, Prostitution)

Epidemiologie

• Seltene Infektion in den meisten Industrieländern
  • 2020 insg. 40 Fälle in Deutschland
  • Prognose für 2023 in Deutschland: 40 Fälle
• Männer* 10-mal häufiger betroffen als Frauen*
• Häufig in den Tropen und Subtropen Afrikas, Lateinamerikas und Südostasiens

Pathophysiologie

• H. ducreyi-Infektion abhängig von:
  • Menge des Inokulums (100 koloniebildende Einheiten → Infektionsrisiko von 90 %)
  • Wirtsfaktoren
• Infektionsweg: Eindringen über Mikroabrasionen der Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion und (bei Sexualverkehr) Schleimhaut
• Infektionsprozess: Produktion eines zytostatischen, sich ausbreitenden Toxins → irreversible Epithelschädigung und Tod → Ulzeration

Klinik

• Inkubationszeit: Erste Läsionen zwischen 3 und 10 Tagen nach der Exposition, ggf. auch länger
• Läsion:
  • An der Eintrittstselle der Bakterien Entwicklung schmerzloser Papeln, die in den folgenden Tagen größer werden und sich zu schmerzhaften Ulzerationen entwickeln
  • Papeln → Pusteln → Ulzeration(en)
  • Weicher Schanker:
    • 1–2 cm
    • Schmerzhaft
    • Erythematöser Grund
    • Scharf abgrenzbarer, unregelmäßig gezackter Rand
    • Graues oder gelbes eitriges Exsudat
• Regionen: Genitalbereich und drainierende Lymphknoten Lymphknoten Lymphsystem
  • Männer*:
    • Corona glandis, Präputium und Glans Penis Penis Penis
  • Frauen*:
    • Labien, Introitus vagianae und Perianalregion
    • Ggf. asymptomatisch, wenn vaginale und zervikale Bereiche betroffen sind
  • Lymphadenopathie Lymphadenopathie Lymphadenopathie:
    • 50 % → unilaterale inguinale Lymphadenopathie Lymphadenopathie Lymphadenopathie
    • 25 % → innerhalb von 2 Wochen Leistenschwellung mit anschließender Ulzeration

Diagnostik

• Anamnese (z.B. Reiseanamnese wegen möglichem Aufenthalt in epidemischen Gebieten, Sexualanamnese)
• Klinik
• PCR-Tests aus Abstrichmaterial
• Erschwerte Anzucht (hohe Ansprüche und komplexe Nährmedien) und erschwerte Identifizierung unter dem Mikroskop aufgrund der Mischflora im Genitalbereich
  • Gram-Färbung: kleine gramnegative kokkoide Stäbchen in Kettenanordnung, die einem Fischschwarm oder einer Eisenbahnschiene ähneln (geringe Sensitivität)
• Differentialdiagnostik:
  • Herpes genitalis Herpes genitalis Herpes genitalis
  • Syphilis Syphilis Syphilis
  • HIV HIV Retroviren: HIV
• Wahrscheinliche Diagnostik:
  • ≥ 1 schmerzhafte Ulzeration(en)
  • Typische Symptomatik einer Läsion bei Ulcus molle Ulcus molle Syphilis
  • Negativer PCR-Test für HSV
  • Kein Hinweis auf Treponema Treponema Treponemen pallidum (Dunkelfeldmikroskopie oder serologische Tests)

Therapie

Allgemeine Grundsätze

• Krankheitsverlauf und Therapie:
  • Spontanes Auflösen der Läsion(en) innerhalb von 3 Monaten oder Auftreten von Komplikationen aufgrund der eitrigen Lymphadenitis
  • Antimikrobielle Theapie obligat zur weitestgehenden Vermeidung von Komplikationen
    • Sofortiger Therapiebeginn ohne Abwarten der Testergebnisse
• Zusätzliche Empfehlungen:
  • Untersuchung auf andere sexuell übertragbare Krankheiten
  • Vermeidung ungeschützten Geschlechtsverkehrs während der Therapie (bis zum Abklingen der Ulzerationen)
  • Untersuchung und Therapie der Sexualpartner*innen (auch bei Asymptomatik)

Konservative Therapie

• Einzeldosis Azithromycin p.o. oder Ceftriaxon Ceftriaxon Cephalosporine i.m.
  • Sicher für Schwangere
  • Verbesserte Compliance aufgrund der Einzeldosis
• Erythromycin p.o. über 7 Tage
• Ciprofloxacin p.o. über 3 Tage

Differentialdiagnosen

• Herpes genitalis Herpes genitalis Herpes genitalis: Dies ist eine häufige Geschlechtskrankheit, die durch HSV Typ 1 oder 2 verursacht wird. Prodrome gehen oft den schmerzhaften und flüssigkeitsgefüllten Bläschen auf einer erythematösen Basis voraus. Diese Bläschen bilden schließlich Ulzerationen, die verschmelzen können. Lymphadenopathie Lymphadenopathie Lymphadenopathie, Dysurie Dysurie Harnwegsinfektion und schwere Neuralgien können auftreten. Die Diagnostik erfolgt im Allgemeinen klinisch, kann aber ggf. durch Erreger- und Antigennachweise bestätigt werden. Die Therapie umfasst eine antivirale Therapie.
• Syphilis Syphilis Syphilis (Lues): Diese Geschlechtskrankheit wird durch Treponema Treponema Treponemen pallidum verursacht und hat 4 klinische Stadien. Die primäre Syphilis Syphilis Syphilis beginnt mit einem einzelnen schmerzlosen Geschwür an den Genitalien (harter Schanker, Ulcus durum). Der Progress zur sekundären Syphilis Syphilis Syphilis manifestiert sich als generalisiertes makulopapulöses Exanthem, das den Stamm, die Flanken, die Handflächen und Fußsohlen umfasst. Die tertiäre Syphilis Syphilis Syphilis präsentiert sich mit Gummen (granulomatöse Veränderungen, die ulzerieren können) und einer kardiovaskulären Symptomatik. Bei der quartären Syphilis Syphilis Syphilis kommt es zum ZNS-Befall, weswegen dieses Stadium auch Neurosyphilis genannt wird. Die Ruhephase zwischen sekundärer und tertiärer Syphilis Syphilis Syphilis wird latente Syphilis Syphilis Syphilis genannt.
• Granuloma venereum ( Donovanosis Donovanosis Donovanosis (Granuloma inguinale)): Donovanosis Donovanosis Donovanosis (Granuloma inguinale) ist eine seltene Geschlechtskrankheit, die durch Klebsiella Klebsiella Klebsiella granulomatis verursacht wird. Die progresisven, knotigen Genitalläsionen können sich zu schmerzlosen Ulzerationen entwickeln, die Gewebeschäden verursachen. Eine Lymphadenopathie Lymphadenopathie Lymphadenopathie ist nicht üblich. Die Diagnostik wird durch eine Anamnese, dem mikroskopischen Nachweis von Donovan-Körpern und der Giemsa-Färbung gestellt. Die Therapie umfasst Antibiotika wie Makrolide Makrolide Makrolide und Ketolide, Tetrazykline und Cotrimoxazol.
• Lymphogranuloma venereum (LGV): Diese STD wird durch die Serotypen L1-L3 von Chlamydia trachomatis hervorgerufen. Die Betroffenen entwickeln kleine, schmerzlose Genitalulzera. Im Verlauf kommt es zu einer schmerzhaften, eitrigen, inguinalen und/oder femoralen Lymphadenopathie Lymphadenopathie Lymphadenopathie. Die Diagnostik ist klinisch, beinhaltet aber auch Erregernachweise und Antikörpernachweise. Die Therapie umfasst Tetracycline Tetracycline Tetracycline wie Doxycyclin oder Makrolide Makrolide Makrolide und Ketolide wie Erythromycin.