Erosio corneae und Keratitis

Die Erosio corneae und Keratitiden resultieren in Defekten des Cornealepithels. Während die Erosio eine oberflächliche Schädigung darstellt, können sich Ulzera infolge einer Keratitis in das darunter liegende Stroma erstrecken. Abschürfungen werden häufig durch Fremdkörper verursacht, Keratitiden wiederum meist bakteriell, aber auch durch Viren, Pilze oder Akanthamöben. Wichtig ist eine ausführliche Anamnese, körperliche Untersuchung und Spaltlampenuntersuchung. Erosionen werden u. a. mit antibiotischen Salbenverbänden und Augentropfen behandelt, die Behandlung infektiöser Keratitiden orientiert sich an dem Agens. Zu den Komplikationen zählen Infektionen, Sehverlust, Perforationen und irregulärer Astigmatismus Astigmatismus Refraktionsfehler.

Aktualisiert: 21.06.2023

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

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Überblick

Anatomie

Die Cornea ist eine transparente, gefäßfreie Struktur des Auges, die die Iris, die vordere Augenkammer und die Pupille Pupille Physiologie und Anomalien der Pupille bedeckt.

Schichten der Cornea:

  • Vorderes Cornealepithel
  • Bowman-Membran
  • Substantia propia
  • Descemet-Membran
  • Hinteres Corneaendothel

Definition

Erosio corneae und Keratitiden sind Defekte im Hornhautepithel:

Epidemiologie

  • Cornealepitheldefekte ursächlich für 8 – 13 % der opthalmologischen Notfälle
  • Erhöhtes Risiko für Keratitiden durch Tragen von Kontaktlinsen – insb. über längere Zeit

Ätiologie

  • Erosio corneae:
    • Traumatische Hornhautabschürfungen durch:
      • Fingernägel, Papier, Äste, Pfoten
      • Fremdkörper im Auge
      • Kontaktlinsen
    • Spontane Abschürfungen:
      • Auftreten ohne unmittelbare Verletzung möglich
      • Verursachung möglicherweise durch zugrunde liegenden Defekt des Hornhautepithels (z. B. Fuchs-Endotheldystrophie)
  • Keratitis:
    • Bakterielle Keratitis:
    • Virale Keratitis:
      • Herpes simplex
      • Varicella zoster
      • Cytomegalievirus
    • Mykotische Keratitis:
      • Erhöhtes Risiko bei wärmeren klimatische Bedingungen, Exposition der Hornhautläsion gegenüber pflanzlichem Material und durch Anwendung von Steroiden
      • Häufigste Pathogene: Aspergillus, Fusarium, Candida Candida Candida/Candidose albicans und andere Candida-Arten
    • Akanthamöbenkeratitis:
      • Vorkommen von Akanthamöben im Süßwasser und im Boden
      • Risiko für Keratitis vor allem beim Tragen von Kontaktlinsen
    • Nicht-infektiöse Keratitis:
      • Keratitis punctata superficialis
      • Keratitis e lagopthalmo
      • Keratitis neuroparalytica
Abschürfung der Kornea

Abschürfung der Kornea

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Pathophysiologie

Erosio corneae

  • Häufig traumatische Verletzungen des Hornhautepithels
  • Mögliche Beeinträchtigung der Sehschärfe Sehschärfe Augenuntersuchung durch Verletzungen in der Mitte der Hornhaut Hornhaut Anatomie des Auges
  • Rezidivierende Erosio:
    • Ungenügende Adhäsion der Epithelzellen an der Bowman-Membran
    • Wiederholtes Aufbrechen über Wochen und Monate, häufig bei morgendlicher Lidöffnung

Keratitis

Klinik

Üblicherweise Bulbustrauma in der Vorgeschichte, z. B. durch Fremdkörper oder Finger.

  • Erosio corneae:
    • Starke Schmerzen
    • Fotophobie
    • Blepharospasmus (Lidkrampf)
    • Fremdkörpergefühl
    • Konjunktivale Injektion
    • Tränende Augen
  • Zusätzliche Symptome einer Keratitis:
    • Rötung von Augenlid und Bindehaut Bindehaut Anatomie des Auges
    • Eitriges Sekret (bakterielle Keratitis) oder wässriges Sekret (virale Keratitis)
    • Trübung
    • Sehverschlechterung

Diagnostik

Anamnese und augenärztliche Untersuchung:

  • Anamnese: Hinweise auf die Ätiologie und richtungsweisend für das weitere Vorgehen
  • Erfordernis einer sorgfältigen Untersuchung des Auges:
    • Beurteilung des Ausmaßes der Verletzung
    • Ausschluss einer Perforation oder eines unmittelbaren Verlusts der Sehschärfe Sehschärfe Augenuntersuchung
  • Untersuchung der Augenbewegungen hinsichtlich Schmerzen oder Diplopie Diplopie Strabismus
  • Umklappen des Augenlids zur Fremdkörpersuche
  • Ausstrich aus dem Ulkusgrund zur Erregerbestimmung bei Keratitis

Spaltlampenuntersuchung

  • Goldstandard zur Erkennung von Hornhautdefekten durch Untersuchung auf:
    • Fremdkörper
    • Defekte des Epithels
    • Infiltrate
    • Ödeme
    • Perforationen
    • Anzeichen einer Hornhautdystrophie
    • Tiefe und Entzündung Entzündung Entzündung der vorderen Augenkammer
      • Hypopyon oder Eiter in der Vorderkammer bei infektiöser Keratitis möglich
      • Hyphaema bei penetrierenden Verletzung möglich
  • Fluoreszenzgabe:
    • Anfärbung verletzter Bereiche
    • Grünes Aufleuchten der Defekte

Therapie

  • Erosio corneae:
    • Ggf. Fremdkörperentfernung
    • Antibiotischer Salbenverband oder therapeutische Kontaktlinsen
    • Antibiotische Augentropfen
    • Ggf. fototherapeutische Keratektomie (PTK)
    • Ggf. Hornhautstichelung
  • Keratitis:
    • Medizinischer Notfall, der zu einer dauerhaften Sehbehinderung führen kann
    • Unspezifische Therapie:
      • Analgetika
      • Zykloplegika
    • Bakterielle Keratitis:
      • Topische Antibiotika (z. B. Moxifloxacin, Gentamycin, Erythromycin)
      • Ggf. subkonjunktivale Applikation des Antibiotikums bei schweren Infektionen
    • Virale Keratitis: Topische oder systemische Virostatika
    • Mykotische Keratitis:
      • Topische Antimykotika (z. B. Natamycin, Amphotericin B)
      • Anwendung systemischer Antimykotika bei intraokularer Beteiligung
    • Akanthamöbenkeratitis:
      • Konservative Therapie: Anwendung von Damidinen, Biguaniden und Breitspektrum-Antibiotika
      • Operative Therapie: Keratoplastik à chaud beim Versagen der konservativen Therapie

Komplikationen

  • Hornhautvernarbung
  • Infektiöse Keratitis
  • Perforationen
  • Trübungen der Cornea
  • Irregulärer Astigmatismus Astigmatismus Refraktionsfehler
  • Visusverlust

Differentialdiagnosen

  • Hyphäma: Ansammlung von Blut in der Vorderkammer, meist durch ein Trauma verursacht. Erste Anzeichen sind ein teilweiser oder vollständiger Verlust der Sehschärfe Sehschärfe Augenuntersuchung. Die Behandlung umfasst Analgetika, Zykloplegika, topische Steroide und Pflaster.
  • Hypopyon: Ansammlung von Leukozyten und Exsudat in der Vorderkammer. Ein Hypopyon ist die Folge einer zugrunde liegenden Infektion und wird häufig bei bakteriellem und mykotischem Ulcus corneae beobachtet. Die Hauptsymptome sind Schmerzen und partieller oder vollständiger Verlust der Sehschärfe Sehschärfe Augenuntersuchung. Der Behandlung erfolgt mithilfe von Antibiotika oder -mykotika sowie Analgetika.
  • Iritis: Entzündung Entzündung Entzündung der vorderen oder hinteren Augenkammer und der Iris. Die Hauptsymptome der Iritis sind Schmerzen, Fotophobie und Schmerzen im Zusammenhang mit Augenbewegungen. Die Therapie umfasst topische Zykloplegika und topische Steroide.
  • Verätzungen: Verätzungen sind chemisch bedingte Verletzungen des Auges durch Exposition gegenüber Säuren oder Laugen, wobei letztere als gefährlicher gelten. Sie führen zu umfangreichen Schäden am Epithel Epithel Epithel: Definition, Arten und Funktion – Histologie, der Cornea und dem vorderen Augenabschnitt – und möglicherweise zur Erblindung. Sie stellen einen ophthalmologischen Notfall dar.
  • Fremdkörper: Können sich teilweise oder vollständig in der Cornea festsetzen und mit einem Ulcus corneae verwechselt werden oder ein solches verursachen. Die Schädigung des Epithels bietet verschiedenen Krankheitserreger potenziell Eintritt. Die Behandlung umfasst die Entfernung des Fremdkörpers sowie topische Antibiotika, topische Zykloplegika und systemischen Analgetika.
  • Epitheliale Herpes-simplex-Virus-Keratitis: Rezidiv einer Herpes-simplex-Virus-Infektion, häufiger in immun-kompromittierten Patient*innen. Charakterisiert durch mehrere kleine, verzweigte Epithelläsionen auf der Hornhautoberfläche. Zu den Symptomen zählen Schmerzen, Erythem, verminderte Sehschärfe Sehschärfe Augenuntersuchung und tränende Augen. Die Behandlung erfolgt antiviral oder durch eine lamelläre Keratoplastik.

Quellen

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