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Bild: „Bad Day“ von Nina A.J. Lizenz: CC BY-ND 2.0
In Notfallsituationen müssen Sie schnell viele wichtige Parameter erfassen, um richtig handeln zu können. Da eine Anamnese des Patienten meist unmöglich ist, sind neben der Symptompräsentation das Umfeld/der Auffindungsort und Informationen durch Dritte besonders wichtig. Aber Vorsicht! In Prüfungsfragen treffen manchmal Klischees zu (z.B. öffentliche Toilette und Opiatüberschuss), oft werden aber auch falsche Fährten gelegt.
1. Intoxikation mit Opioiden
Symptome
Ein Patient mit einer Überdosis Opioide hat typischerweise stecknadelgroße Pupillen (in Prüfungsfragen oft „Steckis“ genannt), Bradykardie, Hypothermie, Atemdepression und die Reflexe sind kaum bis gar nicht auslösbar. Im Verlauf kommt es zu einer Rhabdomyolyse durch die ausgeprägte Bewegungsstarre.
Therapie
Mittel der Wahl ist der Opioidezeptor-Antagonist Naloxon (Halbwertszeit < 30 min!) oder das oral verabreichbare Naltrexon. Die langsame Titration ist notwendig, um abrupte Opioidentzugssymptome zu vermeiden. Eine ständige Überwachung des Patienten beinhaltet vor allem die Beobachtung der Atemwege, bei einer schweren Atemdepression wird eine Intubation mit Beatmung notwendig. Diazepam kann zur Unterbrechung von Krampfanfällen appliziert werden.
2. Intoxikation mit Benzodiazepinen
Symptome
Die klassische Symptomtrias besteht aus Bewusstseinsstörungen, erhaltenen Vitalfunktionen und keinen neurologischen Ausfallerscheinungen. Bei Patienten mit hirnorganischen Schäden kann autoaggressives Verhalten mit Halluzinationen charakteristisch auftreten. Benzodiazepine können Sie im Urin (qualitativ) und Serum (quantitativ) nachweisen.
Therapie
In den meisten Fällen reicht die Gabe von Laxantien und Aktivkohle aus, auch induziertes Erbrechen kann therapeutisch wirksam sein. Falls dies nicht suffizient sein sollte, ist das Antidot Flumazenil das Mittel der Wahl.
3. Intoxikation mit Paracetamol
Symptome
Als einer der Hauptvertreter der Nicht-Opioid-Analgetika wird Paracetamol beinahe inflationär als nicht verschreibungspflichtiges Analgetikum verwendet. Bei Überdosierung kommt es zu hepatotoxischen (Leberzellnekrose) und nephrotoxischen Schäden.
Therapie
Das Antidot von Paracetamol ist Acetylcystein.
4. Intoxikation mit Trizyklischen Antidepressiva
Symptome
Ein Patient mit einer TCA-Überdosis präsentiert sich Ihnen mit Symptomen des anticholinergen Syndroms: Mydriasis, Hyperthermie, Tremor, Tachykardie, tonisch-klonische Krampfanfälle, trockene Haut und vermehrtes Durstgefühl.
Therapie
Induziertes Erbrechen und Aktivkohlegabe ist auch hier sinnvoll bei wachen, kooperierenden Patienten. Bei komatösen Patienten jedoch muss die Gabe des Antidots Physostigmin erfolgen. Kreislaufüberwachung und eventuelle Stabilisierung einleiten!
5. Intoxikation mit Lokalanästhetika
Symptome
Die ZNS-Symptomatik bei Lokalanästhetikaüberdosierung (z.B. Bupivacain) beinhaltet einen metallischen Geschmack im Mund, kloßige Sprache, perorales Kribbeln und Doppelbilder, Verwirrtheit und Unruhe, tonisch-klonische Anfälle bis hin zum Koma. Nach Ableiten eines EKGs sehen Sie Veränderungen im QRS-Komplex (verkürzte QT-Zeit, AV-Blöcke) und Überleitungsstörungen bis zu Kammerflimmern und Asystolie.
Therapie
Gegenwirken können Sie mit einer Lipidinfusion, Adrenalin und Diazepam.
Beliebte Prüfungsfragen zu Medikamentenintoxikationen
Die Antworten befinden sich unterhalb der Quellenangaben.
1. Welches Symptom ist eher untypisch für das anticholinerge Syndrom?
- Miosis
- Tachykardie
- tonisch-klonische Krampfanfälle
- Obstipation
- Mundtrockenheit
2. Nach Intoxikation mit Lorazepam ist welches Antidot am ehesten indiziert?
- Naloxon
- Naltrexon
- Flumazenil
- Diazepam
- Morphium
3. Welches Organ wird am ehesten bei einer Paracetamol-Intoxikation geschädigt?
- Gehirn
- Herz
- Niere
- Pankreas
- Leber
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