Somatische Belastungsstörung / Somatisierungsstörung

Die somatische Belastungsstörung / Somatisierungsstörung ist ein Zustand, der durch das Vorhandensein von einem oder mehreren körperlichen Symptomen in Verbindung mit übermäßigen Gedanken und Gefühlen über die Schwere der Symptome gekennzeichnet ist. Die Symptome sind in der Regel nicht gefährlich aber Patient*innen verwenden übermäßig viel Zeit und Energie darauf, die zugrundeliegende Ursache und Behandlungsmöglichkeiten herauszufinden. Die Behandlung beruht auf einer starken therapeutischen Allianz zwischen Patient*in und behandelnder Person. Hinweis: Die somatische Belastungsstörung ist eine Neuerung der ICD-11 und ersetzt das Krankheitsbild der Somatisierungsstörung aus der ICD-10. Das grundlegende Verständnis für die Erkrankung ändert sich nicht, es gibt allerdings Unterschiede in den Diagnosekriterien.

Aktualisiert: 19.06.2023

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

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Epidemiologie und Ätiologie

Epidemiologie

  • Geschätzte Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung: 0,1 %
  • Frauen* sind häufiger betroffen.
  • Risikofaktoren:
    • Niedriger sozioökonomischer Status
    • Niedriges Bildungsniveau
    • Minderheitenbevölkerung

Ätiologie

  • Unbekannt
  • Häufig assoziiert mit körperlichem und sexuellem Missbrauch in der Kindheit
  • Unzureichendes Bewusstsein für Emotionen und emotionale Entwicklung in der Kindheit aufgrund von Vernachlässigung durch die Eltern oder mangelnder emotionaler Nähe
  • Übermäßige Angst und Aufmerksamkeit für körperliche Vorgänge oder Krankheiten
  • Komorbiditäten:

Klinik

Alter des Auftretens

  • Manifestiert sich meist in der Jugend und im frühen Erwachsenenalter
  • Bei älteren Erwachsenen, die sich zum ersten Mal mit somatischen Symptomen vorstellen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine bislang unerkannte organische Erkrankung handelt, deutlich größer als dass eine somatoforme Störung vorliegt.

Körperliche Beschwerden

  • Es treten multiple somatische Beschwerden auf, die oft verschiedene Organsysteme betreffen.
  • Zu den Symptomen können unter anderem unspezifische Schmerzen, Müdigkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Herzklopfen, Schwäche und Taubheitsgefühl gehören.
  • Hinweis: Die Beschreibungen der somatischen Symptome können je nach kulturellen Faktoren variieren.

Emotionale Beschwerden

  • Die Patient*innen sind sehr beunruhigt über ihre Symptome und machen sich große Sorgen um ihre Gesundheit.
  • Die Sorgen, die Patient*innen sich machen, sind zeitaufwendig und schränken Aktivitäten des täglichen Lebens ein.

Diagnostik

Die Diagnose einer somatischen Belastungsstörung / Somatisierungsstörung kann erst gestellt werden, wenn die Symptome keine andere klinische Erklärung haben.

Diagnostische Tests

Die folgenden diagnostischen Tests können verwendet werden, um körperliche Ursachen der Symptome zu erklären oder auszuschließen.

  • Großes Blutbild
  • Überprüfung von Stoffwechselparametern
  • Untersuchung von Schilddrüsenparametern
  • Leberfunktionstests
  • Urinanalyse
  • Toxikologische Untersuchung
  • Bildgebung

Diagnosekriterien nach ICD-10

  • Mindestens 6 verschiedene Symptome, an mindestens 2 verschiedenen Lokalisation, die immer wieder auftreten und wechseln
  • Beschwerden seit mindestens 2 Jahren: Patient*innen haben häufig eine umfangreiche Krankenakte.
  • Chronischer Verlauf mit fluktuierender Symptomatik
  • Häufig einhergehend mit Störungen des familiären, interpersonalen und sozialen Verhaltens

Diagnosekriterien nach ICD-11

  • Auftreten multipler Symptome, die seit mehreren Monaten bestehen und variieren können. Häufig sind Schmerzen oder Fatigue eines der prominenten Symptome.
  • Wiederholter Kontakt zu Ärzt*innen
  • Bei Bestehen einer chronischen Erkrankung, die zur Symptomatik beiträgt, wird dieser eine exzessive Aufmerksamkeit geschenkt.
  • Das intensive Beschäftigen mit den Beschwerden ist durch angemessene Untersuchungen, Diagnostik und Beruhigung der Betroffenen nicht zu lindern.
  • Auswirkungen auf das Verhalten: Z. B. angespannte Beziehungsverhältnisse, Einschränkungen im beruflichen Werdegang, Aufgabe von Hobbys

Tabelle: Merkmale der Somatisierungsstörung im Vergleich zu ähnlichen Erkrankungen
Symptome Übermäßige Sorge Untersuchungsergebnisse
Somatische Belastungsstörung / Somatisierungsstörung + +
Krankheit Angststörung +
Konversionsstörung Konversionsstörung Konversionsstörung + Atypisch

Therapie

Grundsätze für die Praxis

Menschen mit somatischer Belastungsstörung / Somatisierungsstörung fühlen sich oft missverstanden. Daher besteht das Hauptziel der Behandlung darin, eine therapeutische Allianz mit den Patient*innen zu bilden.

  • Einplanung regelmäßiger Besuche bei denselben Ärzt*innen, um eine Beziehung aufzubauen und die Anliegen der Patient*innen anzusprechen.
  • Förderung funktionaler Verhaltensweisen, wie Entspannungstechniken und moderate Bewegung
  • Vermeidung sich wiederholender, risikoreicher oder kostspieliger diagnostischer Tests, die zur Beunruhigung der Patient*innen führen
  • Die Patient*innen sollten davon abgehalten werden, sich Meinungen mehrerer Fachärzt*innen einzuholen oder sich notfallmäßig vorzustellen, es sei denn, es treten schwere Symptome auf.

Schwerpunkt der Behandlung

Es ist oft schwer zu entscheiden, ob der Schwerpunkt der Behandlung auf den körperlichen oder den psychiatrischen Symptomen liegen soll.

Differenzialdiagnosen

  • Hypochondrische Störung Hypochondrische Störung Hypochondrische Störung: ein Zustand, der durch anhaltende und übertriebene Sorge um die eigene Gesundheit und mögliche Krankheiten gekennzeichnet ist. Die Patient*innen befürchten oder sind überzeugt, dass sie eine Krankheit haben, und interpretieren geringfügige oder normale körperliche Symptome als Anzeichen für ernsthafte Erkrankungen. Somatische Symptome sind nur leicht oder gar nicht vorhanden.
  • Konversionsstörung Konversionsstörung Konversionsstörung: das Vorhandensein von Symptomen oder Defiziten, die die willkürliche motorische oder sensorische Funktion in einer Weise beeinträchtigen, die auf ein neurologisches Leiden schließen lässt, aber nicht durch medizinische Befunde erklärt werden kann. Die Diagnose ist klinisch, und die Behandlung umfasst psychologische und physische Therapie. Im Gegensatz zur Somatisierungsstörung sind die motorischen oder sensorischen Symptome der Konversionsstörung Konversionsstörung Konversionsstörung spezifisch und besser definiert.
  • Wahnvorstellungen: eine psychiatrische Erkrankung, bei der die Patient*innen nicht zwischen Realität und Einbildung unterscheiden können. Diese Wahnvorstellungen haben eine feste Qualität. Im Vergleich zu wahnhaften Störungen sind Personen mit Somatisierungsstörung in der Lage, die Möglichkeit zu akzeptieren, dass sie vielleicht keine bestimmte Krankheit haben.

Quellen

  1. American Psychiatric Association. (2013). Somatic symptom and related disorders. In Diagnostic and statistical manual of mental disorders (5th ed.). https://doi.org/10.1176/appi.books.9780890425596
  2. D’Souza RS, Hooten WM. Somatic Syndrome Disorders. [Updated 2021 Mar 21]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2021 Jan-. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK532253/
  3. Sadock, BJ, Sadock, VA, & Ruiz, P. (2014). Kaplan and Sadock’s synopsis of psychiatry: Behavioral sciences/clinical psychiatry (11th ed.). Chapter 13, Psychosomatic medicine, pages 465-503. Philadelphia, PA: Lippincott Williams and Wilkins.
  4. Henningsen P. (2018). Management of somatic symptom disorder. Dialogues in clinical neuroscience20(1), 23-31. https://doi.org/10.31887/DCNS.2018.20.1/phenningsen
  5. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (2018). S3 Leitlinie “Funktionelle Körperbeschwerden”. Zugriff am 24.01.2022. https://www.awmf.org/leitlinien/leitlinien-suche.html#result-list
  6. World Health Organisation (2020). ICD-11, 6C20 Bodily Distress Disorder. Zugriff am 24.01.2022. https://icd.who.int/browse11/l-m/en#/http%3a%2f%2fid.who.int%2ficd%2fentity%2f767044268

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Simon Veiser

Simon Veiser beschäftigt sich seit 2010 nicht nur theoretisch mit IT Service Management und ITIL, sondern auch als leidenschaftlicher Berater und Trainer. In unterschiedlichsten Projekten definierte, implementierte und optimierte er erfolgreiche IT Service Management Systeme. Dabei unterstützte er das organisatorische Change Management als zentralen Erfolgsfaktor in IT-Projekten. Simon Veiser ist ausgebildeter Trainer (CompTIA CTT+) und absolvierte die Zertifizierungen zum ITIL v3 Expert und ITIL 4 Managing Professional.

Dr. Frank Stummer

Dr. Frank Stummer ist Gründer und CEO der Digital Forensics GmbH und seit vielen Jahren insbesondere im Bereich der forensischen Netzwerkverkehrsanalyse tätig. Er ist Mitgründer mehrerer Unternehmen im Hochtechnologiebereich, u.a. der ipoque GmbH und der Adyton Systems AG, die beide von einem Konzern akquiriert wurden, sowie der Rhebo GmbH, einem Unternehmen für IT-Sicherheit und Netzwerküberwachung im Bereich Industrie 4.0 und IoT. Zuvor arbeitete er als Unternehmensberater für internationale Großkonzerne. Frank Stummer studierte Betriebswirtschaft an der TU Bergakademie Freiberg und promovierte am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe.

Sobair Barak

Sobair Barak hat einen Masterabschluss in Wirtschaftsingenieurwesen absolviert und hat sich anschließend an der Harvard Business School weitergebildet. Heute ist er in einer Management-Position tätig und hat bereits diverse berufliche Auszeichnungen erhalten. Es ist seine persönliche Mission, in seinen Kursen besonders praxisrelevantes Wissen zu vermitteln, welches im täglichen Arbeits- und Geschäftsalltag von Nutzen ist.

Wolfgang A. Erharter

Wolfgang A. Erharter ist Managementtrainer, Organisationsberater, Musiker und Buchautor. Er begleitet seit über 15 Jahren Unternehmen, Führungskräfte und Start-ups. Daneben hält er Vorträge auf Kongressen und Vorlesungen in MBA-Programmen. 2012 ist sein Buch „Kreativität gibt es nicht“ erschienen, in dem er mit gängigen Mythen aufräumt und seine „Logik des Schaffens“ darlegt. Seine Vorträge gestaltet er musikalisch mit seiner Geige.

Holger Wöltje

Holger Wöltje ist Diplom-Ingenieur (BA) für Informationstechnik und mehrfacher Bestseller-Autor. Seit 1996 hat er über 15.800 Anwendern in Seminaren und Work-shops geholfen, die moderne Technik produktiver einzusetzen. Seit 2001 ist Holger Wöltje selbstständiger Berater und Vortragsredner. Er unterstützt die Mitarbeiter von mittelständischen Firmen und Fortune-Global-500- sowie DAX-30-Unternehmen dabei, ihren Arbeitsstil zu optimieren und zeigt Outlook-, OneNote- und SharePoint-Nutzern, wie sie ihre Termine, Aufgaben und E-Mails in den Griff bekommen, alle wichtigen Infos immer elektronisch parat haben, im Team effektiv zusammenarbeiten, mit moderner Technik produktiver arbeiten und mehr Zeit für das Wesentliche gewinnen.

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Frank Eilers ist Keynote Speaker zu den Zukunftsthemen Digitale Transformation, Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit. Er betreibt seit mehreren Jahren den Podcast „Arbeitsphilosophen“ und übersetzt komplexe Zukunftsthemen für ein breites Publikum. Als ehemaliger Stand-up Comedian bringt Eilers eine ordentliche Portion Humor und Lockerheit mit. 2017 wurde er für seine Arbeit mit dem Coaching Award ausgezeichnet.

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Yasmin Kardi ist zertifizierter Scrum Master, Product Owner und Agile Coach und berät neben ihrer Rolle als Product Owner Teams und das höhere Management zu den Themen agile Methoden, Design Thinking, OKR, Scrum, hybrides Projektmanagement und Change Management.. Zu ihrer Kernkompetenz gehört es u.a. internationale Projekte auszusteuern, die sich vor allem auf Produkt-, Business Model Innovation und dem Aufbau von Sales-Strategien fokussieren.

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Leon Chaudhari ist ein gefragter Marketingexperte, Inhaber mehrerer Unternehmen im Kreativ- und E-Learning-Bereich und Trainer für Marketingagenturen, KMUs und Personal Brands. Er unterstützt seine Kunden vor allem in den Bereichen digitales Marketing, Unternehmensgründung, Kundenakquise, Automatisierung und Chat Bot Programmierung. Seit nun bereits sechs Jahren unterrichtet er online und gründete im Jahr 2017 die „MyTeachingHero“ Akademie.

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Als akkreditierter Trainer für PRINCE2® und weitere international anerkannte Methoden im Projekt- und Portfoliomanagement gibt Andreas Ellenberger seit Jahren sein Methodenwissen mit viel Bezug zur praktischen Umsetzung weiter. In seinen Präsenztrainings geht er konkret auf die Situation der Teilnehmer ein und erarbeitet gemeinsam Lösungsansätze für die eigene Praxis auf Basis der Theorie, um Nachhaltigkeit zu erreichen. Da ihm dies am Herzen liegt, steht er für Telefoncoachings und Prüfungen einzelner Unterlagen bzgl. der Anwendung gern zur Verfügung.

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Alexander Plath ist seit über 30 Jahren im Verkauf und Vertrieb aktiv und hat in dieser Zeit alle Stationen vom Verkäufer bis zum Direktor Vertrieb Ausland und Mediensprecher eines multinationalen Unternehmens durchlaufen. Seit mehr als 20 Jahren coacht er Führungskräfte und Verkäufer*innen und ist ein gefragter Trainer und Referent im In- und Ausland, der vor allem mit hoher Praxisnähe, Humor und Begeisterung überzeugt.

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