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Migräne

Definition Migräne

Migräne Weit verbreitetes Leiden, das durch wiederkehrende Anfälle von heftigen, meist pochenden Kopfschmerzen charakterisiert ist, die hinsichtlich Häufigkeit und Dauer sehr verschieden sein können. In zwei Dritteln der Fälle treten sie als einseitige Schmerzen im Inneren des Kopfes, in den Schädelknochen, im Inneren des Auges oder dahinter, jedoch nie in der Kopfhaut auf. Oft sind sie mit einer erhöhten Reizbarkeit verbunden, ferner mit Augensymptomen (Sehen von abstrakten Figuren wie Sterne, Zacken, Kreise, Rechtecke usw., schwarzweiß oder in leuchtenden Farben; Flimmern und Gesichtsfeldausfall beim Lesen). Übelkeit und Erbrechen, Überempfindlichkeit gegen Sinnesreize (helles Licht, Geräusche, Gerüche), psychischen Beeinträchtigungen (erschwertes Denken, Störungen der Wortfindung, Konzentrationsschwäche) sowie diversen körperlichen Begleiterscheinungen (feuchtkalte Hände und Füße, Nasenlaufen, Wasseransammlung im Körper, Mundtrockenheit, Verstopfung, gelegentlich Fieber).

Mögliche Vorzeichen eines Migräneanfalls - man spricht von Aura - sind unnatürliches Wohlbefinden und Redefluss, aber auch körperliches Unbehagen und Missstimmung sowie Sehstörungen, Kribbeln und Taubheitsgefühl. Diese Symptome verschwinden in der Regel, sobald der Kopfschmerz einsetzt.

Bisher vermutete man, dass die überaus heftigen Schmerzattacken durch krampfartige Zusammenziehungen von Blutgefäßen im Gehirn ausgelöst werden, an denen wiederum starke seelische Belastungen, Klimaeinflüsse, Genussmittel oder Medikamente schuld sind. Neuerdings weist jedoch vieles darauf hin, dass es sich um das Gegenteil, nämlich um eine auf der Freisetzung bestimmter Substanzen beruhende Gefäßerweiterung, möglicherweise auch um entzündliche Gefäßveränderungen im Bereich der schmerzempfindlichen Hirnhäute handelt. Dafür, dass überdies auch hormonelle Einflüsse eine Rolle spielen könnten, spricht die Tatsache, dass weitaus mehr Frauen als Männer unter Migräneanfällen leiden und dass nicht selten ein zeitlicher Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus besteht. Auffällig ist außerdem, dass das Leiden in manchen Familien gehäuft auftritt, wohingegen andere davon vollkommen verschont bleiben.

Eine Sonderform der Migräne ist der Cluster-Kopfschmerz, der durch starke, halbseitige Schmerzanfälle in der Augen- oder Schläfenregion, oft verbunden mit vegetativen Störungen der betroffenen Gesichtshälfte (Rötung des Gesichts, vermehrter Tränenfluss, erhöhte Nasensekretion und Pupillenverengung) charakterisiert ist.

Bei der Behandlung der Migräne ist die Mitarbeit des Patienten ausschlaggebend. An erster Stelle steht eine Umstellung im Sinne einer gesundheitsfördernden Lebensführung: ausreichender Schlaf, Wechsel zwischen Arbeit und Entspannung, ausgeglichene Ernährung, kein Genussmittelmissbrauch (Alkohol, Nikotin). Zur raschen Beendigung eines Migräneanfalls eignen sich Schmerzmittel, die je nach Schwere des Krankheitsbildes eingesetzt werden. Seit einigen Jahren stehen spezielle Migränepräparate wie die Triptane zur Verfügung, von denen es verschiedene Werkstoffe gibt, die eine individuell angepasste Therapie ermöglichen. Derartige Arzneimittel sind jedoch der schweren Migräne vorbehalten; bei leichten bis mäßigen Attacken empfiehlt die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft zunächst den Einsatz schwächerer Arzneimittel wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Ibuprofen. Bei längerer Einnahme von Kopfschmerzmitteln besteht allerdings immer die Gefahr einer Arzneimittelabhängigkeit. Außerdem ist bekannt, dass die ständige Einnahme starker Medikamente gegen die Migräne langfristig selbst Kopfschmerzen auslösen kann. Daneben gelingt es bisweilen, mit Hilfe der physikalischen Therapie über eine Umstimmung des ganzen Körpers eine Heilwirkung zu erzielen. Geeignet sind hierzu unter anderem Luftbäder, Wasseranwendungen, Sport, Gymnastik, Spiele und Bindegewebsmassagen. Neuerdings wird auch die Akupressur zur Behandlung von Kopfschmerzen empfohlen.

Zur körperlichen Behandlung sollen - vor allem, wenn die Migräneanfälle durch seelische Belastungen ausgelöst werden - nach Möglichkeit auch psychotherapeutische Maßnahmen kommen: In erster Linie ist hier das autogene Training zu nennen; daneben kommen aber auch andere Entspannungsübungen sowie eine Verhaltenstherapie in Betracht. Auch Biofeedback-Techniken werden mit Erfolg eingesetzt. Dabei lernt der Patient, normalerweise nicht dem Willen unterworfene Körperfunktionen mittels unmittelbarer Rückmeldungen willkürlich zu kontrollieren.

Abbildungen

  • Migräne1_Migraine_gender_age.png

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