Sexualphysiologie

Überblick

Es gibt drei Möglichkeiten, das biologische Geschlecht einer Person zu bestimmen:

• Genetisches Geschlecht: bestimmt durch das Vorhandensein von Geschlechtschromosomen Geschlechtschromosomen Grundbegriffe der Genetik
  (XX = weiblich, XY = männlich)
• Gonadengeschlecht: bestimmt durch das Vorhandensein von Fortpflanzungsorganen
  (Eierstöcke bei Weibchen, Hoden Hoden Hoden bei Männchen)
• Phänotypisches Geschlecht: Die menschlichen Keimdrüsen Keimdrüsen Endokrines System: Überblick produzieren verschiedene Hormone Hormone Endokrines System: Überblick, die den äußeren Phänotyp bestimmen.

Begriffe

• Geschlechtsidentität:
  • Repräsentiert das innere Gefühl des Individuums für Männlichkeit oder Weiblichkeit
  • In der Regel im Alter von 3 Jahren festgestellt
• Geschlechterrolle oder Verhalten:
  • Stellt Verhaltensweisen dar, die eine Person zeigt oder die von ihr erwartet wird.
  • Kann kongruent oder inkongruent mit der individuellen Geschlechtsidentität sein
• Sexuelle Orientierung:
  • Individuelles Muster der körperlichen und emotionalen Erregung
  • Eine individuelle Einschätzung der eigenen sexuellen Orientierung wird als sexuelle Identität bezeichnet.
  • Beispiele:
    • Homosexualität: Anziehung zu Personen mit gleicher Geschlechtsidentität
    • Heterosexualität: Anziehung zu Personen mit entgegengesetzter Geschlechtsidentität
    • Bisexualität: Anziehung zu beiden Geschlechtsidentitäten
    • Asexualität: Anziehung zu keiner Geschlechtsidentität
  • Coming-out: definiert als offenes Eingeständnis der sexuellen Orientierung einer Person
• Geschlechtsdysphorie:
  • Emotionales Unbehagen aufgrund einer Diskrepanz zwischen Geschlechtsidentität und sexueller Identität
  • Bei Jungen* häufiger anzutreffen als bei Mädchen*

Verhaltensweisen während der sexuellen Entwicklung

Angemessen:

• Während der frühen Kinderjahre:
  • Interesse an der Erforschung der eigenen oder fremden Genitalien zeigen
  • Sich selbst oder andere entkleiden
  • Masturbatorische Bewegungen
  • Fragen zur Fortpflanzung oder Sexualität stellen
  • Verstärktes Interesse an sexuellen Wörtern oder Spielen
  • Masturbation gilt in jedem Alter als normales Verhalten und kommt bei beiden Geschlechtern gleichermaßen vor (sie ist nur dann pathologisch, wenn sie die normale Funktionfähigkeit beeinträchtigt).
• Die Erkundung der menschlichen Sexualität ist normal, vor allem im Teenageralter, mit verschiedenen oder gleichgeschlechtlichen Partner*innen.

Abnormal:

• Wiederholtes Einführen von Gegenständen in die Vagina Vagina Vagina, Vulva und Beckenboden oder den Anus
• Unangemessene Sexspiele (Simulation von genital-genitalem, oral-genitalem oder anal-genitalem Geschlechtsverkehr)
• Gewaltanwendung beim Sexspiel
• Altersunangemessenes sexuelles Wissen

Tanner-Stadien

Die Tanner-Stadien sind eine Skala zur Messung der körperlichen/sexuellen Entwicklung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Sie betrifft bei Männern* die Genitalien, bei Frauen* die Brust und bei beiden die Schambehaarung.

Sexueller Reaktionszyklus

Sexuelle Funktionsstörungen (bei Männern* oder Frauen*) entstehen durch Probleme in jeder Phase des sexuellen Reaktionszyklus.

Normale sexuelle Veränderungen mit steigendem Alter

Ein gesundes Sexualverhalten und ein gesundes Verlangen bleiben bis ins hohe Erwachsenenalter erhalten.

Es gibt Pharmakotherapie, um das Sexualverhalten zu erleichtern:

• Sildenafil: zur Unterstützung der Erektion Erektion Penis bei Männern*
• Hormonelle Cremes/Pillen: gegen die vaginale Atrophie bei Frauen*

Klinische Relevanz

• Geschlechtsdysphorie: Auch bekannt als Geschlechtsidentitätsstörung. Personen mit Geschlechtsdysphorie haben Schwierigkeiten, die Inkongruenz zwischen ihrem selbst empfundenen Geschlecht und dem zugewiesenen Geschlecht zu überwinden (ständiger innerer Konflikt zwischen Geschlechtsidentität und sexueller Identität). Die ersten Anzeichen für geschlechtsübergreifende Verhaltensweisen zeigen sich im Alter von etwa 3 Jahren, wenn die Geschlechtsidentität festgestellt wird.
• Weibliche sexuelle Funktionsstörung: Störung in jedem Teil des weiblichen sexuellen Reaktionszyklus. Zu dieser Gruppe von Störungen gehören Luststörungen, Erregungsstörungen, Orgasmusstörungen und Schmerzstörungen. Die Störung kann durch Stress und zwischenmenschliche Konflikte, aber auch durch körperliche Erkrankungen oder Medikamenten-/Substanzkonsum verursacht werden. Diese Störungen stellen für die Patientinnen eine erhebliche Belastung dar.
• Männliche sexuelle Funktionsstörung: Störung in jedem Teil des männlichen sexuellen Reaktionszyklus. Zu dieser Gruppe von Störungen gehören Luststörungen, Erregungsstörungen und Orgasmusstörungen. Die Funktionsstörung kann durch psychische Störungen, endokrine Erkrankungen, neurogene Funktionsstörungen, chronische Erkrankungen oder Medikamenten- bzw. Drogenmissbrauch verursacht werden.