Nebenschilddrüsen: Anatomie

Nebenschilddrüsen

Die Nebenschilddrüsen (Glandulae parathyreoideae) sind zwei Paar kleiner endokriner Drüsen, die sich in unmittelbarer Nähe der Schilddrüse befinden. Die oberen Nebenschilddrüsen liegen im Parenchym der oberen Pole des rechten und linken Schilddrüsenlappens; die unteren Nebenschilddrüsen befinden sich in der Nähe der unteren Spitzen oder Lappenpole. Die Drüsen sezernieren das Parathormon, welches eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des Calciumspiegels spielt.

Aktualisiert: May 8, 2023

Inhalt

Embryonalentwicklung

Makroskopische Anatomie, Gefäßversorgung und Innervation

Mikroskopische Anatomie und Funktion

Klinische Relevanz

Quellen

Embryonalentwicklung

Die Nebenschilddrüsen stammen aus den Schlundtaschen, die ihren Ursprung im Mesoderm haben.

Die Nebenschilddrüsen entwickeln sich in der 7. Schwangerschaftswoche.
Aus der 3. Schlundtasche entstehen die Glandulae parathyreoideae inferiores (untere Nebenschilddrüsen).
Die 4. Schlundtasche entwickelt sich zu den Glandulae parathyreoideae superiores (obere Nebenschilddrüsen).

Makroskopische Anatomie, Gefäßversorgung und Innervation

Makroskopische Anatomie

Struktur:

Insgesamt 4 Nebenschilddrüsen
Linke und rechte obere Nebenschilddrüse
Linke und rechte untere Nebenschilddrüse

Lagebeziehungen: posteriore Seite der Schilddrüsenseitenlappen

Anatomie der Nebenschilddrüsen — Posteriore Ansicht der Schilddrüse mit Darstellung der Nebenschilddrüsen
Bild von Lecturio.

Gefäßversorgung und Innervation

Arterielle Versorgung: v.a. durch die A. thyroidea inferior
Venöse Drainage: Nebenschilddrüsenvenen → Plexus thyroideus impar
Innervation: Schilddrüsenäste der Halsganglien

Parathyroid glands — Arterielle Versorgung der Nebenschilddrüsen
Image by Lecturio.

Mikroskopische Anatomie und Funktion

Mikroskopische Anatomie

Hauptzellen:
- Polygonale Zellen mit runden Kernen
- Erscheinen violett aufgrund der Körnchen (Granula) im Zytoplasma
Oxyphile Zellen:
- Große Zellen mit reichlich Zytoplasma
- Pinkeres Zytoplasma als Hauptzellen

Nebenschilddrüsenoxyphile und Hauptzellen — Mikroskopische Aufnahme mit hoher Vergrößerung mit Hämatoxylin- und Eosin-(HE)-Färbung:
Die kleinen, dunklen Zellen sind Hauptzellen, die für die Sekretion des Parathormons (PTH) verantwortlich sind. Die Zellen mit dem orange-/rosa gefärbten Zytoplasma sind oxyphile Zellen.
Bild: „Parathyroid oxyphil and chief cells – annotated“ von Mikael Häggström. Lizenz: CC0 1.0

Funktion

Wichtig für die Funktion der Nebenschilddrüsen sind die Hauptzellen, welche das Parathormon (PTH) produzieren und sezernieren:

Regulieren den Calciumspiegel im Blut
Calcium-sensitive Rezeptoren (CaSRs) in den Hauptzellen überwachen den Calciumspiegel im Blut und die moderate PTH-Sekretion.
↓ Blutcalciumspiegel → ↑ Sekretion von PTH → ↑ Serumcalcium
PTH-Effekte:
- Stimulation der Calciumresorption und Phosphatausscheidung im distalen Tubulus der Niere
- Erhöht die renale Aktivierung von Vitamin D:
  - Calcitriol (1,25-Dihydroxycholecalciferol) ist die aktive Form.
  - Erhöht die Darmresorption von Calcium
- Stimulation der Calcium- und Phosphatfreisetzung aus den Knochen durch Osteoklastenaktivierung
Regulierung der PTH-Sekretion:
- Stimuliert durch:
  - Abnahme des Serumcalciums
  - Niedrige Calcitriolspiegel
  - Hyperphosphatämie
  - Leichte Hypomagnesiämie
- Gehemmt durch hohe Serumcalciumspiegel

Diagramm, das die Rolle von PTH bei der Regulierung des Kalziumspiegels zeigt — Diagramm, das die Rolle des Parathormons (PTH) bei der Regulierung des Calciumspiegels zeigt
Bild von Lecturio.

Klinische Relevanz

Hyperparathyreoidismus: nachgewiesen durch pathologisch erhöhte PTH-Spiegel. Je nach Pathogenese kann es sich um einen primären, sekundären oder tertiären Hyperparathyreoidismus handeln. Die häufigste Ursache sind Nebenschilddrüsenadenome, die mithilfe eines Tc-99m-Sestamibi-Scans mit SPECT-Bildgebung zur 3D-Lokalisierung erkannt werden können. Hyperfunktionelle Adenome werden in der Regel operativ entfernt.
Hypoparathyreoidismus: Ein Mangel an Parathormon führt zu niedrigen Serumcalciumspiegeln und erhöhten Phosphatspiegeln. Die Ursache des Hypoparathyreoidismus ist am häufigsten iatrogen nach Halsoperationen (z. B. Thyreoidektomie). Die Behandlung besteht in einer Calciumersatztherapie mit häufigen Laborkontrollen, um adäquate physiologische Werte sicherzustellen.
Nebenschilddrüsenkarzinom: macht etwa 1% aller Fälle von Hyperparathyreoidismus aus (die Hypersekretion von PTH macht etwa 90% der Krebsarten aus). Ultraschalluntersuchungen des Halses und/oder Tc-99m-Sestamibi-Scans werden zur Erkennung vergrößerter Drüsen verwendet, es fehlt jedoch die Sensitivität oder Spezifität, um zwischen gutartigen und bösartigen Ätiologien des Hyperparathyreoidismus zu unterscheiden. Eine Feinnadelaspirationsbiopsie wird aufgrund der schwierigen Differenzierung von benignen und malignen Zellen in der Zytopathologie und des hohen Risikos der Aussaat der Nebenschilddrüsenweichteile nicht empfohlen. Sowohl die Diagnose als auch die Behandlung werden mit der chirurgischen Resektion erreicht.

Quellen

Wei, C.H., Harari, A. (2012). Parathyroid carcinoma: update and guidelines for management. Curr Treat Options Oncol. 13(1), 11–23. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22327883/
Fuleihan, G.E., Silverberg, S.J. (2020). Primary hyperparathyroidism: Diagnosis, differential diagnosis, and evaluation. UpToDate. Retrieved February 6, 2021, from https://www.uptodate.com/contents/primary-hyperparathyroidism-diagnosis-differential-diagnosis-and-evaluation
Silverberg, S.J., Fuleihan, G.E. (2019). Primary hyperparathyroidism: Management. UpToDate. Zugriff am 6. Februar 2021, from https://www.uptodate.com/contents/primary-hyperparathyroidism-management