Inhaltsverzeichnis
- Die oberflächliche Schicht (Platysma) der ventralen Halsmuskulatur
- Die prävertrebralen Muskeln der ventralen Halsmuskulatur
- Die Treppenmuskeln (Scalenusmuskulatur) der ventralen Halsmuskulatur
- Weitere wichtige Muskeln nahe der ventralen Halsmuskulatur
- Beliebte Prüfungsfragen zu den ventralen Halsmuskeln
- Dieser kostenlose Leitfaden zeigt Ihnen leicht &verständlich die Anatomie Grundlagen auf.✔ Knochen, Gelenke und Muskeln✔ Gefäße und Gefäßsystem✔ Nerven und Nervensystem

Bild: “Posterior and Lateral Views of the Neck” von Phil Schatz. Lizenz: CC BY 4.0
Die oberflächliche Schicht (Platysma) der ventralen Halsmuskulatur
Das Platysma gehört zur Untergruppe der von Hirnnerven versorgten Muskulatur und bedeckt nahezu vollständig die anteriore Fläche des Halses. Ihr Ursprung ist die Faszie, die den M. pectoralis major und den M. deltoideus bedeckt. Dadurch hat das Platysma Kontakt zum Schultergürtel und Thorax und folglich großen Einfluss auf die dazugehörigen ossären Strukturen.
Der Ansatz des Platysmas verläuft kaudal der Linea obliqua der Mandibula. Zusätzlich können faserige Elemente in Musculus mentalis oder Musculus depressor anguli oris inserieren. Daher zählt das Platysma funktionell auch zur mimischen Muskulatur.
Die Innervation erfolgt durch den N. facialis (Ramus colli). Kontrahiert sich das Platysma, wird der Unterkiefer nach kaudal gezogen ebenso wie der Mundwinkel und die Unterlippe. Ist die Mandibula das punctum fixum, wird lediglich die Halshaut gespannt. Bei einer Fascialisparese spannt sich das Platysma – nach einer Aufforderung an den Patienten die Mundwinkel nach unten zu ziehen – nur auf der gesunden Seite an.
Die prävertrebralen Muskeln der ventralen Halsmuskulatur
Die prävertebralen Muskeln zählen zur Gruppe der ventralen Halsmuskulatur. Zu ihnen gehören M. rectus capitis anterior, M. longus capitits und M. longus colli, welche jeweils paarig links und rechts der Wirbelsäule angelegt sind.
Sie liegen als tiefste Schicht direkt auf der Wirbelsäule auf und verbinden Wirbelkörper und Querfortsätze der Halswirbelsäule und die Pars basilaris ossis occipitalis auf der Ventralseite.
Die prävertebralen Muskeln werden bei einer pathologischen Hyperextension z.B. beim Schleudertrauma massiv irritiert, was oft in schmerzhaften Kontrakturen resultiert. Diese sind sowohl medikamentös als auch physiotherapeutisch nur sehr schwer zu behandeln.
Musculus rectus capitis anterior
Der M. rectus capitis anterior entspringt von der Massa lateralis atlantis und inseriert an der Pars basilaris ossis occipitalis. Durch seinen Verlauf wirkt er bei der Vorneigung des Kopfes mit, wenn er seine aktive Innervation durch den Plexus cervicalis (C1) erhält.
Musculus longus capitis
Der Ursprung des M. longus capitis ist die Tubercula anteriora der Processi transversi von C3 – C6. Sein Ansatz ist mit dem des M. rectus capitis anterior identisch (Pars basilaris ossis occipitalis). Dadurch ist auch seine Funktion – das Vorneigen des Kopfes – gleich. Einseitig durch den Plexus cervicalis (C1 – C4) innerviert, kann dieser Muskel auch eine Lateralflexion des Kopfes bewirken.
Musculus longus colli
Der M. longus colli besitzt drei Fasergruppen, die voneinander unterschieden werden müssen: pars recta, pars obliqua inferior, pars obliqua superior. Die gemeinsame Innervation erfolgt durch den Plexus cervicalis (C2 – C6). Bei einer einseitigen Innervation wird die Halswirbelsäule zur innervierten Seite lateralflektiert und rotiert, während die beidseitige Innervation in einer Ventralflexion der Halswirbelsäule resultiert.
Die pars recta entspringt an den Ventralflächen der Corpi von C5 – Th3 und inseriert an den Ventralflächen der Corpi von C2 – C4.
Die Ursprünge der pars obliqua inferior sind die Corpi Th1 – Th3, während der Ansatz das Tuberculum anterius der Processi transversi von C5 – C6 ist. Die Fasern der pars obliqua superior entspringen von der Tubercula anteriora der Processi transversi von C2 – C5 und setzen am Tuberculum anterius atlantis an.
Die Treppenmuskeln (Scalenusmuskulatur) der ventralen Halsmuskulatur
Die Treppenmuskeln – auch Scalenusmuskulatur oder Scalenusgruppe genannt – setzen die Intercostalmuskulatur nach cranial fort. Die Gruppe besteht aus insgesamt vier Muskeln: M. scalenus anterior, M. scalenus medius, M. scalenus posterior und M. scalenus minimus, wobei der letztere nicht bei jedem Menschen angelegt ist.
In der Klinik ist es wichtig zu wissen, dass sich zwischen dem M. scalenus anterior und dem M. scalenus medius die Scalenuslücke befindet, durch die der Plexus brachialis und die Arteria subclavia verlaufen.
Bei der Retroversion des Armes kann es zu Einklemmungen dieser empfindlichen Strukturen kommen, wenn die ossären Ansatzpunkte zu stark angenähert werden. Eine Behandlung dieser Symptomatik kann z. B. durch eine manuelle Therapie oder Krankengymnastik erfolgen.
Bezüglich der Funktion sollten Mediziner wissen, dass viele Lehrbücher die Scalenusmuskulatur lediglich als Hilfsmuskeln der Inspiration beschreiben, obwohl diese bereits bei der normalen Inspiration durch die Fixierung und Anhebung der Rippen aktiviert werden.

Bild: “Scheme of muscles of neck” von Olek Remesz. Lizenz: CC BY-SA 2.5
Musculus scalenus anterior
Der anteriore Muskel entspringt von den Tubercula anteriora der Processi transversi von C3 – C6 und inseriert am Tuberculum m. scaleni der ersten Rippe. Seine Innervation erfolgt durch den Plexus cervicalis (C4/5 – C7). Bei einer einseitigen Innervation wird die HWS lateralflektiert, während eine beidseitige Innervation eine Flexion der HWS sowie das Anheben der ersten Rippe bewirkt.
Musculus scalenus medius
Die Ursprünge des M. scalenus medius sind die Tubercula posteriora der Processi transversi von C1/2 – C7 und sein Ansatz liegt dorsal des Sulcus a. subclaviae der ersten Rippe sowie anteilig an der zweiten Rippe. Bei einer einseitigen Innervation durch den Plexus cervicalis (C3/4 – C8) erfolgt eine Lateralflexion der HWS und bei einer beidseitigen Innervation das Anheben der ersten Rippe und anteilig der zweiten Rippe.
Musculus scalenus posterior
Der M. scalenus posterior hat seinen Ursprung an den Tubercula posteriora der Processi transversi von C5 – C6/7 und findet seinen Ansatz an der ersten Rippe sowie anteilig an der dritten Rippe. Er wird vom Plexus cervicalis (C6 – C8) innerviert. Bei einer einseitigen Innervation fungiert er als Lateralflexor der HWS, bei einer beidseitigen Innervation wird die zweite Rippe bzw. anteilig die dritte Rippe angehoben.
Musculus scalenus minimus
Dieser nicht immer angelegte Muskel hat seinen Ursprung am Tuberculum anterius des Processus transversus von C6/7. Er inseriert am Innenrand der ersten Rippe dorsal des M. scalenus anterior und der Pleurakuppel, welche er funktionell stabilisiert und daher als Inspirationsmuskel zählt. Des Weiteren hilft er bei der Lateralflexion der HWS mit. Seine Innervation erfolgt durch den N. cervicalis VIII (C8).
Weitere wichtige Muskeln nahe der ventralen Halsmuskulatur
Betrachtet man die Anatomie der menschlichen Kopf-Hals-Region stößt man auf weitere wichtige Muskeln, die zwar im Bereich des ventralen Halses lokalisiert sind, aber anderen Muskelgruppen zugeordnet werden.
In der Vorklinik (Physikum) werden der M. sternocleidomastoideus und der M. rectus capitis lateralis aufgrund ihrer Lokalisation als ventrale Halsmuskeln geführt, auch wenn sie selbst anderen Untergruppen zugeordnet werden.
Der M. rectus capitis lateralis gehört zur Untergruppe der sekundären Rückenmuskulatur bzw. der eingewanderten ventrolateralen Muskulatur, während der M. sternocleidomastoideus zur Untergruppe der Kopfmuskeln mit Ansatz am Schultergürtel bzw. der von Hirnnerven versorgten Muskulatur zählt.
Musculus rectus capitis lateralis
Der M. rectus capitis lateralis entspricht entwicklungsgeschichtlich einem M. intertransversarius anterior. Sein Ursprung ist der Processus transversus atlantis und er inseriert an der Pars basilaris des Os occipitale, lateral des Condylus occipitalis. Bei der Innervation durch den Plexus cervicalis (Ramus ventralis C1) wird eine Lateralflexion im Atlantooccipitalgelenk durchgeführt.
Musculus sternocleidomastoideus
Der M. sternocleidomastoideus hat zwei Ursprünge. Der Ursprung des caput mediale/sternale ist das Manubrium sterni, der Ursprung des caput laterale/claviculare ist das mediale Dritte der Clavicula. Beide Anteile inserieren gemeinsam am Processus mastoideus des os temporale und der Linea nuchae superior des Os occipitale.
Er wird vom N. accessorius (Hirnnerv XI) innerviert. Bei einer einseitigen Innervation werden HWS und Kopf lateralflektiert sowie zur Gegenseite rotiert. Bei einer beidseitigen Innervation werden die Kopfgelenke dorsalextendiert und der Kopf daher gehoben. In manchen Quellen wird der M. sternocleidomastoideus häufig als „Kopfnicker“ bezeichnet, was jedoch falsch ist, da er keine maximalflektorische Komponente hat.
Deshalb ist die Funktion dieses Muskels ein beliebtes Prüfungsthema im Medizinstudium sowie der Ausbildung zum Physiotherapeuten. Weiterhin ist er ein Atemhilfsmuskel der Inspiration bei beidseitiger Innervation.
Beliebte Prüfungsfragen zu den ventralen Halsmuskeln
Die Lösungen befinden sich unterhalb der Quellenangaben.
1. Welche Funktion hat der M. sternocleidomastoideus nicht?
- Atemhilfsmuskel der Inspiration
- Dorsalextension der Kopfgelenke
- Lateralflexion der HWS
- Gegenseitige Rotation der HWS
- Flexion der HWS
2. Welche beiden Scalenusmuskeln bilden die Scalenuslücke?
- M. scalenus anterior und M. scalenus medius
- M. scalenus medius und M. scalenus posterior
- M. scalenus posterior und M. scalenus minimus
- M. scalenus anterior und M. scalenus posterior
- M. scalenus medius und M. scalenus minimus
3. Welcher Hirnnerv versorgt das Platysma?
- N. accessorius (Hirnnerv XI)
- N. facialis (Hirnnerv VII)
- N. trigeminus (Hirnnerv V)
- N. hypoglossus (Hirnnerv XII)
- N. olfactorius (Hirnnerv I)
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2 Gedanken zu „Anatomie Kopf-Hals: Die ventrale Halsmuskulatur“
toll geschirbene
ich möchte mich informieren