Lexikon

Enzephalitis

Definition Enzephalitis

auch bekannt als: Gehirnentzündung

Enzephalitis Relativ seltenes Krankheitsbild, das durch entzündliche Veränderungen am Gehirn und oft auch gleichzeitig am Rückenmark gekennzeichnet ist. Sind auch die Hirnhäute (Meningen) betroffen, so spricht man von einer Meningoenzephalitis. Ein großer Teil der Gehirnentzündungen wird durch Viren verschiedener Art verursacht, wobei Erkrankungen durch die so genannten ARBO-Viren - durch Arthropoden (Gliederfüßler) übertragene Viren - besonders häufig sind. Die Viren werden beim Stich oder Biss eines erkrankten Tieres (Säugetiere, Vögel, Fledermäuse, Schlangen) vom Insekt aufgenommen, vermehren sich in diesem und werden dann weiter auf den Menschen übertragen. In Europa spielt vor allem die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) eine Rolle, bei der die auslösenden Viren von Zecken übertragen werden.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde eine epidemische Enzephalitis beobachtet, die in den letzten Jahrzehnten jedoch nicht mehr aufgetreten ist. Diese Gehirnentzündung wurde auch »europäische Schlafkrankheit« oder »Kopfgrippe« genannt, weil bei ihr die unüberwindliche Schlafsucht der Patienten ein führendes Symptom war. Das verursachende Virus ist bisher noch nicht gefunden worden. Die Krankheitszeichen sind, unabhängig von der Art der Entzündungsursache, gleich: Unter hohem Fieber treten intensive Kopf- und Nackenschmerzen und meist auch Erbrechen auf. Atem- und Bewusstseinsstörungen können dazukommen, ebenso Lähmungen und Krämpfe. Im Bereich des Versorgungsgebietes der Hirnnerven - also vor allem im Kopfbereich - können sich Ausfallerscheinungen zeigen. Als Folgeschäden bleiben nicht selten Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Kopfschmerzen sowie epileptische Anfälle (Epilepsie) zurück. Je nach Erkrankungsalter und Erregertyp führt die Gehirnentzündung bei fast der Hälfte der Kinder und bei etwa 10-20 Prozent der Erwachsenen zum Tod. Zu den Virus-Gehirnentzündungen im weiteren Sinne gehören auch die spinale Kinderlähmung und die Tollwut. Zudem tritt eine Gehirnentzündung in seltenen Fällen auch neben einer anderen Infektionskrankheit auf, z. B. im Zusammenhang mit Masern, Mumps, Röteln und Windpocken. Hierbei dürften allergische Reaktionen auf die bei diesen Krankheiten ins Blut abgegebenen Giftstoffe (Toxine) eine große Rolle spielen. Schwere und Verlauf dieser Art von Gehirnentzündung sind ganz verschieden. Eine Klinikbehandlung wird sich nie umgehen lassen.

Abbildungen

  • St._Louis_Encephalitis_(SLE)_virus_EM_PHIL_1871_lores.JPG

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