
1. Der richtige Zeitpunkt
Oft erscheint die Zeit vom Physikum bis zum 2. Staatsexamen noch sehr lang. Dennoch sollten Sie berücksichtigen, dass sich eine Doktorarbeit nicht von selbst schreibt. Insbesondere experimentelle Arbeiten sind sehr arbeitsintensiv und nehmen in der Regel mehrere Jahre in Anspruch. Gleiches gilt u.U. auch für klinische und zuweilen auch statistische Doktorarbeiten. Ein frühestmöglicher Beginn ist daher anzuraten.
2. Die richtige Art der Doktorarbeit
Ist die Entscheidung für ein Promotionsvorheben gefallen, stellt sich die Frage nach der Art der Arbeit. Bei einer angestrebten universitären Laufbahn oder eine Tätigkeit in der Forschung an, ist eine experimentelle Arbeit von Vorteil. Doch nicht jedem liegt das oftmals mühsame und stundenlange Arbeiten im Labor. Daher gilt: Berücksichtigen Sie Ihre persönliche Neigungen und Stärken. Schließlich soll die Arbeit nicht zur Qual werden. Wem das Pipettieren in der Biochemie schon keinen Spaß gemacht hat, dem ist tendenziell von einer experimentellen Arbeit abzuraten. Im Nachfolgenden finden Sie eine Charakterisierung der verschiedenen Arbeiten:
Experimentelle Doktorarbeiten dienen der Grundlagenforschung. Sie sind reine Laborarbeiten und erfordern neben einer guten analytischen Auffassungsgabe das Erlernen der verwendeten Methoden. Gearbeitet wird mit Zellkulturen, menschlichem Gewebe oder an Versuchstieren. Der zeitliche Aufwand hierfür ist hoch. In der Regel beträgt er 2-3 Jahre. Zudem gibt es häufig Durststrecken, in denen die Experimente einfach nicht gelingen wollen. Eine gewisse Frustrationstoleranz ist daher absolute Grundvoraussetzung. Wer durchhält wird dafür mit guten Noten belohnt.
Klinische Doktorarbeit: Bei klinischen Studien arbeiten Sie mit Patientendaten, die Sie selbst erheben (prospektive klinische Studie) oder aus Patientenakten generieren (retrospektive klinische Studie). Prospektive klinische Studien ermöglichen Ihnen Klinikluft zu schnuppern, neue Untersuchungstechniken zu erlernen und hierüber Einblicke in Ihr favorisiertes Fachgebiet zu gewinnen. Wie die experimentelle Doktorarbeit sind sie in der Regel arbeitsintensiv und verlangen eine hohe zeitliche Flexibilität. Datenerhebungen an Wochenenden sind keine Seltenheit.
Je nach Studiendesign müssen Patienten rekrutiert, einbestellt und über einen definierten Zeitraum hinweg beobachtet werden. Nicht selten kommt es dabei vor, dass Termine kurzfristig abgesagt oder verschoben werden oder im schlimmsten Falle Patienten ohne Angabe von Gründen aus der Studie ausscheiden.
Retrospektive Studien bergen diese Gefahren nicht, da die erhobenen Daten bereits vorliegen. Sie sind meist überschaubarer und auch weniger aufwendig. Gerade bei kleinen Studienkollektiven ist es für die statistische Auswertung jedoch wichtig, dass die vorhandenen Daten vollständig sind.
Theoretische Arbeiten (Literaturarbeit): Die Möglichkeit sich in andere Fachgebiete einzuarbeiten, bieten Literaturarbeiten. Diese können in den Bereichen „Medizingeschichte“, „Medizinethik“ oder „Medizininformatik“ abgelegt werden. Die angewandten Methoden und der zeitlichen Aufwand sind dabei vom jeweiligen Fachbereich und vom Thema der Arbeit abhängig.
3. Werden Sie aktiv
Nachdem Sie für sich geklärt haben, welche Art der Doktorarbeit Ihnen liegt, können Sie sich auf die Suche begeben. Da die meisten Institute ihre Doktorandenstellen nicht ausschreiben, sollten Sie sich aktiv auf die Suche begeben. Fragen Sie Ihre Kommilitonen, Ihre Vorlesungsdozenten oder gehen Sie im Chefarztsekretariat vorbei. Auf den Internetpräsenzen der Institute können Sie sich vorab Informationen über die jeweiligen Forschungsgebiete und Arbeitsgruppen einholen.
4. Bereiten Sie sich auf das Gespräch vor
Kommt es zu einem Gesprächstermin mit Ihrem zukünftigen Doktorvater/Ihrer zukünftigen Doktormutter, sollten Sie gut vorbereitet sein. Um sich einen umfassenden Überblick über die angebotene Arbeit zu verschaffen, ist es hilfreich sich einen Fragenkatalog zu erstellen. Die im Folgenden genannten Punkte bieten eine Orientierung.
Experimentellen Doktorarbeiten:
- Ist die verwendete Methode in der Arbeitsgruppe etabliert? Falls nicht, lassen Sie lieber die Finger davon. Hilfreich kann es sein, sich bei Folgearbeiten die Vorergebnisse zeigen zu lassen.
- Ist die Fragestellung der Arbeit klar umrissen? So spannend das Thema auch sein mag, lassen Sie sich nicht auf eine Arbeit ein, deren Ausgang von vornherein ungewiss ist.
- Ist die Betreuung im Labor gesichert? Insbesondere wenn man zuvor noch nie in einem Labor gearbeitet hat, ist eine gute Betreuung essenziell.
- Bei tierexperimentellen Arbeiten: Ist eine schnelle Aufnahme in einen Tierversuchskurs möglich? Die Wartelisten der Versuchskurse sind häufig lang, ein Versuchskundenachweis für den Beginn der Arbeiten aber unbedingt erforderlich.
Klinischen Studien allgemein:
- Wie groß ist die benötigte Studienpopulation? Ziehen Sie hierzu ggf. zusätzlich einen Statistiker zu Rate.
Prospektiven klinischen Studien:
- Welches Studiendesign wird verwendet? Wie oft bzw. über welchen Zeitraum müssen die Patienten beobachtet werden?
- Wer übernimmt die Rekrutierung und Einbestellung der Patienten?
- Wer vertritt Sie als Untersucher bei zeitlichen Engpässen oder im Krankheitsfall?
Liegt ein Ethikvotum vor?
- Immer dann, wenn Sie mit Tieren, menschlichen Proben oder Patientendaten arbeiten, muss dies durch die Ethikkommission genehmigt werden.
- Liegt noch kein Ethikvotum vor, kann eine Genehmigung bis zu 6 Monate in Anspruch nehmen, ehe Sie mit Ihrer Arbeit beginnen können.
Benötigen Sie für die Arbeit ein Freisemester?
- Gerade bei aufwendigen Arbeiten (experimentell, klinisch prospektiv) ist es sinnvoll, ein Semester in die praktische Arbeite zu investieren.
- Nehmen Sie dies jedoch erst, wenn Sie mit den Methoden vertraut und überzeugt sind, dass die Arbeit läuft. Für die anfängliche Einarbeitung reichen in der Regel die Semesterferien aus.
Wie hoch ist der benötigte Arbeitsaufwand ein?
- Lassen Sie sich nicht von geschönten Versprechen blenden. Überschaubare kurze Arbeiten mag es zwar auch im experimentellen Bereich geben. Sie sind aber eher die Ausnahme.
Gibt es Hilfe bei der statistischen Auswertung?
Wer schreibt das Paper?
- Gerade bei sehr anspruchsvollen Arbeiten ist die Erstautorenschaft ggf. verhandelbar.
Wie viele Doktoranden betreut Ihr Doktorvater außer Ihnen?
5. Überdenken Sie Ihre Entscheidung
Die Entscheidung für eine Doktorarbeit sollten Sie nicht leichtfertig treffen. Schließlich wird sie Sie die nächsten Jahre Ihres Studiums begleiten. Stellen Sie daher sicher, dass Sie das Thema wirklichinteressiert und dass die Chemie zwischen Ihnen und Ihrem zukünftigen Doktorvater/Ihrem Betreuer stimmt.
Um einen Überblick über die Betreuungssituation zu erhalten, suchen Sie den Kontakt zu anderen Doktoranden der Arbeitsgruppe. Bei experimentellen Arbeiten gelingt dies z.B. über einen Probearbeitstag im Labor. Hierbei können Sie auch für sich herausfinden, ob Ihnen die Arbeit liegt.
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