Inhaltsverzeichnis
- Die eingewanderte Rückenmuskulatur: Erläuterungen
- Die spinoscapuläre und spinohumerale Muskulatur
- Die spinocostale Muskulatur
- Die modifizierte Intercostalmuskulatur
- Die eingewanderte Rückenmuskulatur: Tabellarische Übersicht
- Beliebte Prüfungsfragen zur Eingewanderten Rückenmuskulatur
- Quellen
- Dieser kostenlose Leitfaden zeigt Ihnen leicht &verständlich die Anatomie Grundlagen auf.✔ Knochen, Gelenke und Muskeln✔ Gefäße und Gefäßsystem✔ Nerven und Nervensystem

Bild: “Muscles That Position the Pectoral Girdle” von philschatz. Lizenz: CC BY 4.0
Die eingewanderte Rückenmuskulatur: Erläuterungen
Die eingewanderte Rückenmuskulatur wird auch sekundäre Rückenmuskulatur genannt.
Topographisch werden die darin unterteilten Muskeln auch der lateralen Leibeswand und der oberen Extremität zugerechnet, was sowohl in ihrer Lokalisation als auch ihrer genetischen Entwicklung vom Föten hin zum vollständigen Menschen begründet liegt.
Die Innervation erfolgt grob gesagt durch die ventralen Äste der Spinalnerven und einzelnen Hirnnerven.
Um eine Übersichtlichkeit über die große Gruppe zu erhalten, ist es sinnvoll Untergruppierungen zu bilden. In der Literatur werden drei Untergruppen erwähnt, die logisch aufgebaut und vergleichsweise einfach zu lernen sind. Diese orientieren sich an ihrer Lokalisation und funktionellen Anatomie.
Die spinoscapuläre und spinohumerale Muskulatur
Die Gruppe der spinoscapulären und spinohumeralen Muskulatur umfasst Rückenmuskeln, die am Rumpf ihren ossären Ursprung haben und zur Scapula oder Humerus ziehen. Hierbei handelt es sich um großflächige, an der Oberfläche verlaufende Strukturen, die ebenfalls zur Muskulatur der oberen Extremität gehören.
Sie dienen der Stabilisation des Schultergürtels und beeinflussen Funktionsabläufe des Rumpfes, wenn der Arm das Punctum fixum ist und dadurch Ursprung und Ansatz umgekehrt werden. Ihre neuronale Versorgung wird durch Nervenäste des Plexus cervicobrachialis gewährleistet, welcher aus den Rami ventrales der cervicalen Spinalnerven gebildet wird. Zu dieser Gruppe zählen:
- M. trapezius
- M. rhomboideus major
- M. rhomboideus minor
- M. levator scapulae
- M. latissimus dorsi
Musculus trapezius
Der M. trapezius ist in drei Anteile untergliedert: Pars descendens, Pars transversa und Pars ascendens. Alle drei Anteile erhalten ihre Innervation durch den N. accessorius (Hirnnerv XI) und dem Plexus cervicalis (C2 – C4).

Bild: “Trapezius back” von Anatomography. Lizenz: CC BY-SA 2.1 JP
Pars descendens
Pars descendens entspringt von Protuberantia occipitalis externa, Linea nuchae superior, Lig. nuchae und den Processi spinosi der Segmente C2 und C3 und inseriert am lateralen Drittel der Clavicula und dem Acromion. Dieser Anteil führt Extension und kontralaterale Rotation von Kopf und HWS aus.
Pars transversa
Die Pars transversa hat ihren Ursprung an den Processi spinosi von C4 – Th1 und inseriert am Oberrand der Spina scapulae und dem Acromion. Sie verschiebt die Scapula nach medial.
Pars ascendens
Der dritte Anteil – die Pars ascendens – beginnt an den Processi spinosi von Th5 – Th12 und hat ihren Ansatz am Unterrand des medialen Drittels der Spina scapulae. Ihre Aufgabe ist die medio-caudale Translation der Scapula auf dem Thorax.
Musculus rhomboideus major
Der große Rhomboideus-Muskel entspringt von den Processi spinosi von Th1 – Th4 und findet an der Margo medialis scapulae (caudal der Spina scapulae) seinen Ansatz. Bei aktiver Innervation durch den N. dorsalis scapulae und den Plexus brachialis (C4 – C5) agiert er als Fixierer der Scapula auf dem Thorax und Translator der Scapula nach cranio-medial.
Musculus rhomboideus minor
Der kleine Rhomboideus-Muskel befindet sich caudal seines größeren Counterparts und hat seinen Ursprung an den Processi spinosi von C6 – C7. Er inseriert an der Margo medialis scapulae (caudal der Spina scapulae) und teilt sich sowohl Innervation als auch Funktion mit dem M. rhomboideus major: N. dorsalis scapulae und Plexus brachialis (C4 – C5); Fixation und cranio-mediale Translation der Scapula auf dem Thorax.
Musculus levator scapulae
Dieser schlauchartige Muskel entspringt von den Processi transversi von C1 – C4 und deren Tuberculi posteriora und findet am Anglus superior scapulae seinen Ansatz. Neben seiner Primärfunktion als Heber des Schulterblattes durch cranio-mediale Translation auf dem Thorax kann er sowohl Dorsalextension als auch ipsilaterale Lateralflexion der HWS bewirken. Er wird durch den N. dorsalis scapulae und den Plexus brachialis (C3 – C5) innerviert.
Musculus latissimus dorsi
Der M. latissimus dorsi ist einer der großflächigen Rückenmuskeln mit einem sehr breiten Ursprungsareal: Processi spinosi von Th7 – L5, Facies dorsalis ossisacri, mediales Drittel der Crista iliaca, 9. – 12. Rippe, Fascia thoracolumbalis und bei manchen Menschen zusätzlich am Anglus inferior scapulae.
Er inseriert an der Crista tuberculi minoris humeri und hat Funktionen am Rumpf und am Oberarm. Man nennt ihn „Schürzenbindermuskel“ aufgrund seiner humeralen Funktion als Extensor, Adduktor und Innenrotator.
Weiterhin ist er ein Atemhilfsmuskel der Exspiration als auch aktiver Hustenmuskel. Außerdem kann er den gesamten Schultergürtel sowohl nach dorsal als auch nach caudal ziehen. In der funktionellen Anatomie wird er daher gerne in der Schultergürtelmuskulatur eingereiht. Er wird durch den N. thoracodorsalis (C6 – C8) neuronal versorgt.
Die spinocostale Muskulatur
Die spinocostale Muskulatur ist in der mittleren Schicht zwischen der eingewanderten Extremitätenmuskulatur und der autochthonen Rückenmuskulatur lokalisiert.
Sie ziehen von den Processi spinosi der Wirbelkörper zu den dorsalen Rippenabschnitten und synergieren als Atemhilfsmuskeln die Inspiration. Sie erhalten ihre Innervation durch die N. intercostales, die aus den Rami ventrales der thorakalen Segmente entspringen. Sie werden auch der lateralen Leibeswand oder insbesondere in älterer medizinischer Fachliteratur den primären Thoraxwandmuskeln zugeordnet. Zu dieser Gruppe zählen zwei Muskeln:
- M. serratus posterior superior
- M. serratus posterior inferior
Musculus serratus posterior superior
Der M. serratus posterior superior entspringt von den Processi spinosi von C6 – Th2 und findet an den Angulus costae der Rippen 2 – 5 seinen Ansatz. Er wird von den Rami ventrales der Spinalnerven (Th1 – Th4) innerviert und hebt die Rippen an. Somit ist er ein Synergist der Inspiration.
Musculus serratus posterior inferior
Von den Processi spinosi der Wirbelkörper Th11 – L2 beginnend, inseriert der M. serratus posterior inferior am Unterrand der 9. – 12. Rippe. Bei aktiver Innervation durch die Rami ventrales der Spinalnerven (Th9 – Th12) fixiert er die Rippen nach dorsal und agiert somit als Gegenspieler zur Pars costalis des Diaphragma bei der Inspiration.
Die modifizierte Intercostalmuskulatur
Die modifizierte Intercostalmuskulatur ist eine morphologische Fortsetzung der autochthonen Rückenmuskulatur in der Tiefe. Sie dienen als Verbindung der Rippenhomologa von zwei aufeinanderfolgenden Segmenten im extrathorakalen Bereich der Wirbelsäule. Ihre Bewegungsfunktionen sind allerdings sehr schwach und mit anderen Skelettmuskeln daher nicht vergleichbar. Was in der BWS die bekannten Intercostalmuskeln sind, entspricht in LWS und HWS folgenden Muskeln:
- Mm. intertransversarii lateralis lumborum
- Mm. intertransversarii anteriores cervicis
- M. rectus capitis lateralis
Musculi intertransversarii lateralis lumborum
Die Mm. intertransversarii lateralis lumborum entspringen an den Processi costales aller Lendenwirbel und inserieren an den Processi costales der benachbarten Lendenwirbel. Bei aktiver Innervation durch den Plexus lumbalis (Rami ventrales L1 – L4) agieren sie als Lateralflexor der LWS.
Musculi intertransversarii anteriores cervicis
Diese Muskeln haben ihren Ursprung an den Tubercula anteriora der Processi transversi aller Halswirbel und ihren Ansatz an den Tubercula anteriora der Processi transversi der benachbarten Halswirbel. Sie werden vom Plexus cervicalis (Rami ventrales C2 – C6) innerviert und sind Lateralflexoren der HWS.
Musculus rectus capitis lateralis
Vom Processus transversus atlantis ausgehend, setzt der M. rectus capitis lateralis an der Pars basilaris ossis occipitalis, lateral des Condylus occipitalis an. Er lateralflektiert das Atlantooccipitalgelenk, wenn er durch den Plexus cervicalis (Ramus ventralis C1) seine aktive Innervation erhält.
Die eingewanderte Rückenmuskulatur: Tabellarische Übersicht
Muskelgruppe | Muskeln |
Spinoscapuläre und spinohumerale Muskulatur |
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Spinocostale Muskulatur |
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Modifizierte Intercostalmuskulatur |
|
In einem weiteren Beitrag erfahren Sie alles über die autochthone Rückenmuskulatur.
Beliebte Prüfungsfragen zur Eingewanderten Rückenmuskulatur
Die Lösungen befinden sich unterhalb der Quellenangaben.
1. In wie viele Muskelgruppen lässt sich die eingewanderte Rückenmuskulatur logisch untergliedern?
- 1
- 2
- 3
- 4
- 5
2. Welcher der aufgeführten Muskeln gehört nicht zur spinoscapulären und spinohumeralen Gruppe?
- M. trapezius
- M. levator scapulae
- M. rhomboideus major
- M. rhomboideus minor
- M. deltoideus
3. Welche der aufgeführten Funktionen übernimmt die modifizierte Intercostalmuskulatur?
- Flexion
- Extension
- Lateralflexion
- Rotation
- Stabilisation
Quellen
Acker, H. (2000). Muskeltabellen des Bewegungsapparates. Konstanz: Herbert Acker.
Bommas-Ebert, U., Teubner, P. & Voß, R. (2006). Kurzlehrbuch Anatomie und Embryologie. Stuttgart: Thieme.
Platzer, W. (1999). Taschenatlas der Anatomie Bd. 1: Bewegungsapparat. Stuttgart: Thieme.
Putz, R. & Pabst, R. [Hrsg.] (2004). Sobotta 1 + 2 – Atlas der Anatomie des Menschen, limitierte Jubiläumsausgabe. München: Urban & Fischer.
Netter, Frank H. (2006). Atlas der Anatomie des Menschen – 3. Auflage. Stuttgart: Thieme.
Lösungen zu den Fragen: 1C, 2E, 3C
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