Lexikon

Alkoholismus

Definition Alkoholismus

auch bekannt als: Alkoholkrankheit

Alkoholkrank ist, wer sich durch Alkoholkonsum körperlich, psychisch oder sozial schädigt. Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird jemand als Alkoholiker bezeichnet, wenn seine Abhängigkeit vom Alkohol einen solchen Grad erreicht hat, dass er deutlich seelische Störungen aufweist oder eine Beeinträchtigung seiner körperlichen und seelischen Gesundheit, seiner mitmenschlichen Beziehungen und seiner sozialen und wirtschaftlichen Funktionen bzw. Vorläufer einer solchen Entwicklung zeigt.

Die Alkoholkrankheit ist weltweit das sozialmedizinische Problem Nummer 1. In Deutschland gibt es heute etwa vier Millionen behandlungsbedürftige Alkoholkranke, darunter sind etwa 25-30 Prozent Frauen und 10 Prozent jüngere Menschen bis zum 25. Lebensjahr. Die Zahl hat sich im Lauf der letzten 25 Jahre verzehnfacht.

Nach dem unterschiedlichen Trinkverhalten kann man Alkoholkranke in folgende Typen unterteilen:

1. Alpha-Trinker: Dies sind Problem-, Konflikt- und Erleichterungstrinker, die praktisch zeitweilig abhängig sind, bei denen jedoch noch kein Kontrollverlust besteht, wobei Kontrolle in diesem Zusammenhang bedeutet, dass der Trinkende noch die Freiheit hat, seinen Alkoholkonsum nach Belieben zu beenden.

2. Beta-Trinker: Hierunter versteht man Gelegenheits-, Wochenend- und Fernsehtrinker, für die ein übermäßiger, aber nicht unbedingt regelmäßiger Alkoholkonsum kennzeichnend ist. Es besteht keine Abhängigkeit vom Alkohol, körperliche Schäden sind jedoch möglich.

3. Gamma-Trinker: Sie zeigen psychische, später auch körperliche Abhängigkeit und Kontrollverlust; zeitweilige Abstinenz ist noch möglich.

4. Delta-Trinker: Gewohnheitstrinker mit deutlicher körperlicher Abhängigkeit, bei denen eine eindeutige Unfähigkeit zur Abstinenz besteht. Man bezeichnet sie auch als »Spiegeltrinker«, weil sie zur Aufrechterhaltung ihres »Wohlbefindens« einen bestimmten Alkoholspiegel benötigen.

5. Epsilon-Trinker: Darunter versteht man Trinker mit zeitweiligem totalen Kontrollverlust, so genannte »Quartalsäufer«, die sich durch mehrtägiges exzessives Trinken auszeichnen, dazwischen jedoch zu wochenlanger Abstinenz fähig sind.

Die chronische Zufuhr von Alkohol führt früher oder später zu schweren Krankheitsbildern an verschiedenen Organen. Am stärksten betroffen sind Magen-Darm-Trakt (Magen, Dünndarm, Leber, Bauchspeicheldrüse), Herz, Blut bildende Organe und Nervensystem. Die wichtigsten Erkrankungen im Gefolge des Alkoholismus sind Magenschleimhautentzündung (Gastritis), Fettleber, Hepatitis, Leberzirrhose, akute und chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung, Anämie (Blutarmut), Herzmuskelschaden, Nervenentzündungen, Gehirnerkrankungen, Demenz (Geistesschwäche) bis hin zum Delirium tremens, einer schweren Bewusstseinseintrübung mit Verwirrtheit, Unruhe, Angst, Halluzinationen und starkem Zittern. Besonders traurig sind die Auswirkungen des Alkoholgenusses bei Schwangeren. Wenn diese in der Frühschwangerschaft täglich 60 g Alkohol konsumieren, kommt es in 40 Prozent der Fälle zu Fruchtschäden wie Totgeburt, Organmissbildungen und Intelligenzminderungen. Außerdem bleiben die Kinder in ihrer geistigen Entwicklung hinter Gleichaltrigen zurück.

Die kritische Alkoholmenge pro Tag beträgt bei fortgesetztem Konsum 60 g für Männer und 20 g für Frauen. Wird diese Grenze dauerhaft überschritten, muss innerhalb von 5-10 Jahren mit der Entwicklung einer Leberzirrhose, d. h. der narbigen Schrumpfung der Leber, gerechnet werden. Frauen besitzen eine geringere Alkoholtoleranz, weil ihre Leber für den Alkoholabbau nicht so gut gerüstet ist wie die der Männer.

Bei Alkoholikern ist mit einer erhöhten Sterblichkeit zu rechnen, vor allem im mittleren Lebensalter. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist um 15 Prozent, bei alkoholabhängigen Frauen um 12 Prozent vermindert, wobei Herzerkrankungen, Leberzirrhose, Selbstmord und Unfälle die häufigsten Todesursachen darstellen.

Eine ambulante Behandlung ist nur in seltenen Fällen möglich. Nach Möglichkeit ist eine stationäre Entziehungskur in einer Spezialheilstätte anzustreben. Besonders wichtig ist die Nachsorge über mehrere Jahre. Abstinenz ist zwar eine Voraussetzung für den Gesundungsprozess, aber nicht das alleinige Ziel. Der Kranke muss vielmehr mit Hilfe psychotherapeutischer Methoden neue Verhaltensmuster lernen, damit er motiviert bleibt, auf Alkohol zu verzichten. Eingeschränkter Alkoholgenuss ist dabei auf Dauer genauso sinnlos wie begrenzte Trinkpausen. An die Einzelbehandlung im Anfangsstadium sollte eine Gruppentherapie angeschlossen werden. Trotz allem sind die heutigen Behandlungserfolge noch bescheiden: Eine echte Heilung von der Alkoholkrankheit gelingt allenfalls bei 10 bis 20 Prozent der Betroffenen. Eine gewisse Unterstützung bei derartigen Entziehungskuren bringen neuartige Medikamente, die mithelfen, das übermäßige Verlangen nach Alkohol zu dämpfen.

Abbildungen

  • Alcohol_consumption_2005.png

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