Dystonie

Die Dystonie ist eine hyperkinetische Bewegungsstörung, die durch die unwillkürliche Kontraktion von Muskeln gekennzeichnet ist, die zu abnormalen Körperhaltungen oder Verdrehungen und repetitiven Bewegungen führt. Eine Dystonie kann auf verschiedene Weise auftreten und viele verschiedene Skelettmuskelgruppen betreffen. Es wird zum einen zwischen der Anzahl der betroffenen Körperregionen unterschieden, z.B. einer fokalen Dystonien wie der zervikalen Dystonie oder einer generalisierten Dystonie. Zum anderen kann man die Dystonie anhand der Ätiologie klassifizieren: primäre Dystonien, welche bereits angeboren und zumeist genetisch bedingt sind, und sekundäre Dystonien, welche durch ein Trauma entstanden sind. Zuletzt gibt es auch noch idiopathisch entstandene Dystonien, welche beim Großteil der erwachsenen Patient*innen vorliegt. Die Diagnose wird klinisch gestellt, weitere Labordiagnostik und genetische Tests werden bei unbekannter Ätiologie zum Ausschluss anderer Erkrankungen oder positiver Familienanamnese Familienanamnese Vorsorgeuntersuchungen und Prävention im Erwachsenenalter empfohlen. Die Behandlung erfolgt symptomatisch mit Botulinumtoxin oder anderen Medikamenten, die auf die verschiedenen Neurotransmitter abzielen, welche an der Pathogenese der Dystonie beteiligt sind. Operativ können Patient*innen mit einer fokalen Dystonie durch eine Tiefenhirnstimulation versorgt werden.

Aktualisiert: 17.02.2023

Redaktionelle Verantwortung: Stanley Oiseth, Lindsay Jones, Evelin Maza

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Überblick

Definition

Der Begriff Dystonie bezeichnet eine Gruppe von Bewegungsstörungen, welche durch unwillkürliche, anhaltende oder intermittierende Muskelkontraktionen gekennzeichnet sind, die abnormale, oftmals repetitive Bewegung und Körperfehlhaltung verursachen. Wenn von einer Dystonie gesprochen wird, kann neben der eigenständigen Krankheitsentität auch zum einen ein klinisches Syndrom im Rahmen einer anderen Grunderkrankung, zum anderen ein Krankheitssymptom einer anderen Grunderkrankung gemeint sein.

Epidemiologie

  • Hohe Prävalenz bei Bewegungsstörungen
  • Heterogene Störung mit variabler Prävalenz:
    • Fokale Dystonie > Generalisierte Dystonie
    • Zervikale Dystonie als häufigste Form der fokalen Dystonien
  • Weltweite Prävalenz der primären, generalisierten Dystonie: 16,4 pro 100.000 Einwohner
  • Weltweite Prävalenz der primären, fokalen Dystonie: 15,4 pro 100.000 Einwohner
  • Prävalenz von Genträgern: ca. 20 pro 100.000 Fällen mit variabler Penetranz

Ätiologie

  • Primäre (isolierte) Dystonie:
    • Im Zusammenhang mit bekannten genetischen Mutationen:
      • DYT-TOR1A als häufigste und am besten untersuchte Genmutation
      • Weitere DYT-Varianten bekannt
    • Keine anderen bekannten Ursachen vorliegend
    • Keine weiteren neurologischen Befunde (außer Tremor oder Myoklonus Myoklonus Neurologische Untersuchung)
  • Sekundäre (kombinierte) Dystonie:
    • Verursacht durch ein Trauma oder Fremdeinfluss:
      • Perinatale Hirnverletzung
      • Schädel-Hirn-Trauma
      • Hypoxischer Hirnschaden
      • Antidopaminerge Medikamente
      • Anti-N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptor-Enzephalitis
    • Umfasst verschiedene Ätiologien, einschließlich arzneimittelinduzierte, degenerative und metabolische Ursachen
  • Idiopathische Dystonien:
    • Keine identifizierbare genetische oder erworbene Ätiologie
    • Bei der Mehrheit der Erwachsenen mit fokaler oder segmentaler Dystonie vorliegend
  • Komplexe Dystonien:
    • Keine identifizierbare genetische oder erworbene Ätiologie
    • Klinik: Dystonie UND andere neurologische Symptome

Pathophysiologie

  • Kein eindeutiger Befund im Rahmen pathologischer Untersuchungen bei primärer Dystonie
  • Kein Hinweis auf zelluläre Degeneration
  • Keine einheitlichen Neurotransmitter-Defekte bei primärer Dystonie
  • Befunde der funktionellen Bildgebung bei Personen mit Dystonie alternierend; beteiligte Regionen:
  • Zu den wahrscheinlich beteiligten Mechanismen gehören:
    • Änderungen der neuronalen Verschaltung:
      • Störung der Kommunikation durch Neurotransmitter des striatalen dopaminergen und cholinergen Systems
      • Verlust der GABA-vermittelten Hemmung
    • Basierend auf Tierversuchen und Bildgebung
  • Wahrscheinlich beteiligte Neurotransmitter:
    • Dopamin
    • Acetylcholin
    • GABA
    • Glutamat
  • Primäre Dystonien:
    • Neurofunktionelle Störungen ohne Neuronenverlust wahrscheinlich
    • Starke erbliche Komponente
    • Unterschiedliches Alter bei Beginn
  • Sekundäre Dystonien:
    • Symptome, von denen angenommen wird, dass sie auf eine Schädigung des Gehirns, insbesondere der Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien), zurückzuführen sind
    • Störung der sensomotorischen Schaltkreise unter anderem durch toxische Verbindungen und physiologischen Stress möglich
    • Bei Vorliegen unterschiedlicher Stressoren Entstehung einer Dystonie möglich

Klassifikation

Betroffene Körperregionen

  • Fokal: 1 Körperregion betroffen
    • Blepharospasmus → unkontrolliertes Augenzwinkern
    • Oromandibuläre Dystonie → Verkrampfung der Kiefer-, Mund- und Zungenmuskulatur
    • Laryngeale Dystonie → Dysphagie Dysphagie Dysphagie
    • Brachiale Dystonie → „Schreibkrampf“ (Graphospasmus)
    • Zervikale Dystonie → krampfartiger Torticollis
  • Segmental: 2 benachbarte Körperregionen betroffen
    • Z.B. periokular + oromandibulär
  • Multifokal: ≥ 2 nicht benachbarte Körperregionen betroffen
    • Kriterien für eine generalisierte Dystonie nicht erfüllt
    • Am häufigsten bei früh einsetzender Dystonie vorliegend
  • Generalisiert: betrifft den Rumpf und ≥ 2 andere Regionen (mit oder ohne Beinbeteiligung)
    • Rumpfbeteiligung → abnorme Körperhaltung
  • Hemidystonie:
    • Wirkt sich auf mehrere Körperregionen auf derselben Körperseite aus
    • Am häufigsten eine Manifestation eines kontralateralen Insults (erworbene Dystonie) der Basalganglien Basalganglien Basalganglien (Stammganglien)
Nackendystonie

Klinik der zervikalen Dystonie

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Auswahl an häufig vorkommenden Dystonie-Formen

Tabelle: Auswahl an häufig vorkommenden Dystonie-Formen
Name Typ Beginn Eigenschaften
Früh einsetzende Dystonie Primäre Dystonie Kindheit
  • Progressive, schwere Bewegungsanomalien
  • Am häufigsten Beginn in den Beinen
  • Vorliegen eines damit verbundenen Tremor möglich
  • Fehlen anderer neurologischer oder kognitiver Beeinträchtigungen
DYT-TOR1A Primäre Dystonie (autosomal-dominant) Kindheit
  • Häufigste der früh einsetzenden Dystonien
  • Am häufigsten Beginn in den Gliedmaßen
  • Häufig, aber nicht immer fortschreitend zu einer generalisierten Dystonie
  • Fehlen einer kognitiven Beeinträchtigung
DYT-THAP1 Primäre Dystonie (autosomal-dominant) Jugend, frühes Erwachsenenalter
  • Früher Beginn, am häufigsten als kranial-zervikale Dystonie
  • Laryngeale Dystonie häufig → progressive Dysphagie Dysphagie Dysphagie
  • Ausbreitung von kranial nach kaudal → Generalisierung
DYT-KMT2B Primäre Dystonie (meist de novo Mutationen) Kindheit
  • Ähnelt der DYT-TOR1A-Dystonie, ist jedoch mit geistigen Behinderungen, Entwicklungsverzögerungen, Gesichts- und Körperdysmorphismen und endokrinen Anomalien verbunden
  • Auch gekennzeichnet durch eine hohe Inzidenz von oromandibulärer, laryngealer und zervikaler Beteiligung
Zervikale Dystonie (krampfartige Torticollis)
  • Primäre Dystonie
  • Fokal
Alter: 30–50 Jahre
  • Häufigste fokale Dystonie
  • Anormalen Nackenbewegungen und Haltung
  • Häufig in Verbindung mit Schmerzen
Gliedmaßendystonie
  • Primäre Dystonie
  • Fokal
Erwachsenenalter
  • Aktionsdystonie; bestimmte Bewegungen beeinflusst
  • Unfreiwillige verdrehte Beuge-/Streckhaltung der Arme, Beine oder Finger
  • Typischerweise Auftreten in den Armen nach sich wiederholenden manuellen Aktivitäten
  • “Schreibkrampf” und Dystonie des Fußes
Laryngeale Dystonie (isoliert)
  • Primäre Dystonie
  • Fokal
Erwachsenenalter
  • Intermittierende unwillkürliche Muskelkontraktionen der Kehlkopfmuskulatur
  • Beeinträchtigung der physiologischen Funktion
Blepharospasmus (isoliert)
  • Primäre Dystonie
  • Fokal
Erwachsenenalter
  • Intermittierende unwillkürliche Muskelkontraktionen der Augenlider
  • Beeinträchtigung der physiologischen Funktion
Primäre generalisierte Torsionsdystonie
  • Primäre Dystonie
  • Generalisiert
Kindheit
Meige-Syndrom Primär segmental Normalerweise Erwachsenenalter
  • Klinik: Blepharospasmus und oromandibulärer Dystonie
  • Beginnt normalerweise mit einseitigem Blepharospasmus, der sich auf die andere Seite ausbreitet
  • Progressive Muskeldysfunktion
Arzneimittelinduzierte Dystonie Sekundäre Dystonie Nach Einnahme auslösender Medikamente
Heredodegenerative Erkrankungen Sekundäre Dystonie Variiert
  • Klinik: Dystonie sowie anderen markanten neuropathologischen Befunden
  • Umfasst eine Gruppe von degenerativen und metabolischen Erkrankungen mit genetischer Ätiologie
  • Umfasst unter anderem Morbus Wilson Morbus Wilson Morbus Wilson, Morbus Parkinson und Morbus Huntington
Dystonie-plus-Syndrome (komplizierte Dystonie) Sekundäre Dystonie Normalerweise in der Kindheit
  • Assoziiert mit Dystonie und anderen fokalen neurologischen Defiziten
  • Keine neuropathologischen Befunden bekannt

Klinik

Übermäßige und häufige Muskelkontraktionen, die zu abnormalen Körperhaltungen und/oder repetitive Bewegungen führen, sind das Kennzeichen der Dystonie.

Beispiele für Bewegungsanomalien

  • Abnorme Haltungen:
    • Dauerhaft
    • Intermittierend
  • Repetitive Bewegungen
  • Bewegungsmuster
  • Verdrehende Bewegungen
  • Tremor

Merkmale der Bewegungsanomalien

Jede Körperregion möglich:

  • Fokal: 1 Körperregion betroffen
  • Segmental: ≥ 2 benachbarte Körperregionen betroffen
  • Multifokal: ≥ 2 nicht benachbarte Körperregionen betroffen
  • Generalisiert: Rumpf und ≥ 2 weitere Körperregionen betroffen
  • Hemidystonie: einseitig mehrere Körperregionen betroffen

Verschlimmerung durch willkürliche Bewegungen:

  • Versuch, eine normale Körperhaltung beizubehalten
  • Gezielte, koordinierte Bewegungen (z.B. Schreiben → „Schreibkrampf“)

Häufigstes Auftreten an anatomisch deutlich sichtbaren Stellen:

  • Nacken
  • Gliedmaßen
  • Gesicht
  • Rumpf

Früher Beginn möglich (früh einsetzende Dystonie):

  • Beginn im:
    • Säuglingsalter (0–2 Jahre)
    • Kindesalter (3–12 Jahre)
    • Jugendalter (13–20 Jahre)
  • Am häufigsten als fokale Dystonie der unteren Gliedmaßen
  • Wahrscheinlicheres Fortschreiten zu einer generalisierten Dystonie
  • Am häufigsten genetische oder idiopathische Ätiologien

Später Beginn möglich (späte Dystonie):

  • Beginn im:
    • Frühen Erwachsenenalter (21–40 Jahre)
    • Späten Erwachsenenalter (> 40 Jahre)
  • Am häufigsten als fokale oder segmentale Dystonie des Oberkörpers (z. B. Halswirbelsäule, Gesichtsmuskulatur, Arm(e)):
    • Isolierte generalisierte Dystonie im Erwachsenenalter selten
    • Exposition gegenüber Antidopaminergika als häufigste Ursache
  • Bei manchen anfänglich fokalen Körperregionen Generalisierung wahrscheinlicher als bei anderen

Zeitliche Unterschiede:

  • Frequenz- oder Intensitätsschwankungen mit zirkadianer Variation
  • Verschlimmerung bei fortschreitender Wachphase
  • Verbesserung nach Ruhephase

Dynamische Unterschiede:

  • Manifestation der Dystonie nur bei bestimmten Tätigkeiten (z.B.: „Schreibkrampf“)
  • Überlaufphänomen:
    • Unwillkürliche dystonische Bewegung einer betroffenen Extremität, welche die willkürliche Bewegung der kontralateralen Extremität „spiegelt“
    • Unwillkürliche dystonische Bewegung einer nicht angrenzenden oder entfernten Körperregion bei willkürlicher Bewegung einer Extremität oder Körperregion
  • Sensorischer Trick:
    • Verminderung einer dystonischen Bewegung durch sensorische Stimulation des Körperteils
    • Bei etwa 60 % der Personen mit Dystonie
    • Kann bei der Behandlung von Dystonie nützlich sein:
      • Training der betroffenen Personen: selbstständige Anwendung der sensorische Tricks
      • Ziel: alleiniges Vorstellen des sensorischen Tricks stoppt dystonische Bewegungen

Bei komorbiden Bewegungsstörungen als Syndrom/Symptom:

Diagnostik

Dystonie wird klinisch auf der Grundlage einer gründlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung diagnostiziert, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf Untersuchungsergebnisse des Bewegungsapparates und des Nervensystems liegt.

Anamnese und körperliche Untersuchung

  • Eine gründliche Anamnese sollte zwischen primärer und sekundärer Dystonie unterscheiden:
    • Alter des Beginns
    • Anatomische Verteilung
    • Andere neurologische Symptome
  • Ausschluss durch gründliche Anamnese:
    • Trauma (insbesondere Kopftrauma)
    • Medikamentenexposition:
      • Antidopaminerge Medikamente (Dopaminrezeptorblocker)
      • Metoclopramid Metoclopramid Antiemetika
      • Antipsychotika der 1. Generation
      • Antipsychotika der 2. Generation
    • Exposition gegenüber Giften
  • Familienanamnese Familienanamnese Vorsorgeuntersuchungen und Prävention im Erwachsenenalter: bekannte familiäre Fälle einer Dystonie als wichtiger Faktor!
  • Detaillierte körperliche Untersuchung: Schlüssel zur Diagnose der genauen Arten von Dystonie
    • Vorliegen der folgenden beobachtbaren oder tastbaren Befunde:
      • Muskelkontraktionen
      • Abnormale Bewegungen
      • Abnormale Haltung
      • Tremor
      • Andere neurologische Befunde
    • Anatomische Verteilung und Lateralität der Befunde als Hinweis
  • Ausschluss einer sekundären Dystonie: Fehlen von neurologischer Befunde, abgesehen von Dystonie und Tremor
  • AIMS (abnormal involuntary movement scale):
    • Skala für abnorme unfreiwillige Bewegungen
    • Bestimmung eines Ausgangswertes → danach Beginn einer Behandlung mit Dopaminblockern wie Antipsychotika

L-Dopa-Test

  • Empfohlen bei früh einsetzender Dystonie unbekannter Ätiologie
  • Bei Erwachsenen mit Dystonie unbekannter Ätiologie in Betracht ziehen
  • Testverfahren: Vor und nach der Gabe von L-Dopa Bewertung der Beweglichkeit
  • Verbesserung der Beweglichkeit → Patient*innen profitieren von einer Dopamin-Agonisten-Therapie

Labordiagnostik

  • Keine spezifischen Routine-Labormarker für die Diagnose einer Dystonie verfügbar
  • Ausschluss anderer Ätiologien, die eine ähnliche Klinik aufweisen; Identifizierung komorbider und beitragender Erkrankungen
  • Sinnvolle Laborwerte:

Bildgebende Verfahren

Genetische Tests

  • Indiziert bei primärer Dystonie, insbesondere bei Personen mit positiver Familienanamnese Familienanamnese Vorsorgeuntersuchungen und Prävention im Erwachsenenalter oder in Fällen mit Beginn < 26 Jahre
  • Mutationen am DYT1-Locus oft in Verbindung mit hereditärer Dystonie:
    • Spezielle Panels zur Testung von DYT-Varianten
    • Empfehlung einer genetischen Beratung für Betroffene und deren Familien

Therapie

Die Behandlung ist weitgehend symptomatisch, da es keine Heilung für Dystonie gibt.

Pharmakotherapie

  • Einfluss auf die Beeinträchtigungen des dopaminergen und cholinergen Neurotransmitter-Schaltkreises und/oder der GABA-vermittelten Hemmung
  • Zu den Medikamentenklassen gehören:

Botulinumtoxin

  • Therapie der Wahl bei isolierter zervikaler Dystonie
  • Hemmung der Freisetzung von Acetylcholin aus Motoneuronen → Störung der neuromuskulären Übertragung
  • I.m.-Injektionen in die betroffenen Bereiche
  • Reduktion der dystonen Symptome, neuromuskuläre Blockade nur in dem betroffenen Bereich
  • Keine breite Anwendung aufgrund des Potenzials für systemische Toxizität (iatrogener Botulismus Botulismus Botulismus) möglich
  • Bei einigen Patient*innen: im Laufe der Zeit Abnahme des Ansprechens auf Botulinumtoxin:
    • Dosisanpassungen erforderlich
    • Anatomisch präzisere Injektionen erforderlich
    • Zusätzlich Physiotherapie
  • Bei einigen Patient*innen: Entwicklung von Autoantikörper gegen Botulinumtoxin → unwirksam

Operation

  • Tiefenhirnstimulation:
    • Zielgebiet: Globus Pallidum
    • Gemischte Evidenz für Wirksamkeit
    • Keine genauen Leitlinien für die Anwendung bei sekundärer Dystonie
  • Historisch: Läsionsoperationen mit teils schweren Nebenwirkungen

Rehabilitationstherapie

  • Physiotherapie für Personen mit beeinträchtigen Gang oder Schrift
  • Sprachtherapie für Personen, bei denen Dystonie das Sprechen oder das Schlucken Schlucken Gastrointestinale Motilität beeinträchtigt
  • Anwendung von Orthesen

Differentialdiagnosen

  • Morbus Parkinson: eine chronische, fortschreitende, neurodegenerative Erkrankung. Betroffene Personen weisen eine Klinik mit Ruhetremor, Bradykinesie, Rigidität und Haltungsinstabilität auf. Die Parkinson-Krankheit wird klinisch anhand ihrer charakteristischen Anzeichen und Symptome diagnostiziert. Die Behandlung umfasst eine unterstützende körperliche und emotionale Therapie sowie Medikamente wie Levodopa Levodopa Pharmakotherapie bei Morbus Parkinson/Carbidopa, Monoaminoxidase-Typ-B-Hemmer und Dopaminagonisten.
  • Zerebralparese Zerebralparese Zerebralparese: eine Gruppe von Erkrankungen, die die körperliche Aktivität einschränkt und zu motorischen Beeinträchtigungen des Tonus und der Körperhaltung führt. Die Zerebralparese Zerebralparese Zerebralparese wird durch eine nicht fortschreitende ZNS-Schädigung des fötalen oder kindlichen Gehirns verursacht. Eine Klassifizierung erfolgt nach Muskeltonus, seiner Verteilung und dem voraussichtlichen Zeitpunkt der Verletzung. Die Diagnostik basiert auf einer detaillierten Anamnese, einer körperlichen Untersuchung und einem MRT MRT Magnetresonanztomographie (MRT), um die ZNS-Schädigung zu bestätigen. Die Therapie erfolgt multidisziplinär und die Prognose hängt vom Grad der Behinderung ab.
  • Tourette-Syndrom Tourette-Syndrom Ticstörungen und Tourette-Syndrom: eine schwere Form einer neurologisch bedingten Verhaltensstörung im Kindesalter, die durch plötzliche, wiederholte, nicht-rhythmische, stereotype Muskelbewegungen gekennzeichnet ist, die manchmal von Geräuschen oder Lauten begleitet werden. Das Tourette-Syndrom Tourette-Syndrom Ticstörungen und Tourette-Syndrom wird klinisch diagnostiziert und die Behandlung umfasst vor allem eine Verhaltenstherapie, Antipsychotika und die Behandlung von Begleiterkrankungen. Die Mehrheit der Kinder wächst im Erwachsenenalter aus ihren Symptomen heraus, eine Minderheit der Erwachsenen zeigt allerdings weiterhin schwere Tics.
  • Chorea Huntington Chorea Huntington Chorea Huntington: eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung mit autosomal-dominanter Vererbung und schlechter Prognose. Das häufigste klinische Bild im Erwachsenenalter ist eine als Chorea bekannte Bewegungsstörung, die durch abrupte, unwillkürliche Bewegungen des Gesichts, des Rumpfes und der Gliedmaßen gekennzeichnet ist. Psychiatrische und kognitive Merkmale sind ebenfalls üblich. Die Diagnose ist in erster Linie klinisch, oft mit einer positiven Familienanamnese Familienanamnese Vorsorgeuntersuchungen und Prävention im Erwachsenenalter, gefolgt von einer genetischen Bestätigung. Die Therapie ist rein symptomatisch und umfasst ein interdisziplinäres Team, das auf das Ziel der Erhaltung der Lebensqualität hinarbeitet.
  • Morbus Wilson Morbus Wilson Morbus Wilson: eine autosomal-rezessiv vererbte Erkrankung, die durch einen abnormalen Kupferstoffwechsel aufgrund von Mutationen im ATP7B -Gen gekennzeichnet ist. Kupfer Kupfer Spurenelemente reichert sich in der Leber Leber Leber und im ZNS an, was zu fortschreitender Organdysfunktion führt. Neurologische Symptome sind fast immer auf das motorische System beschränkt und umfassen Dystonie, Tremor, Ataxie Ataxie Ataxie-Teleangiektasien und Verlust der motorischen Kontrolle. Die Diagnose basiert auf Laborbefunden, einschließlich reduziertem Serum-Caeruloplasmin und erhöhten Kupferspiegeln. Die Behandlung besteht aus einer kupferarmen Diät und der Anwendung von Kupfer-Chelatbildnern.
  • Spätdyskinesie (tardive Dyskinesien): ein extrapyramidales Syndrom als Folge der langfristigen Einnahme von Medikamenten wie Neuroleptika, die die Aktivität der Dopaminrezeptoren Dopaminrezeptoren Rezeptoren und Neurotransmitter des ZNS blockieren. Spätdyskinesien zeigen sich mit fokaler Dystonie, insbesondere Torticollis oder Blepharospasmus. Der Beginn ist latent und tritt innerhalb von Tagen bis Jahren nach der Anwendung von Dopamin-Blockern auf. Die Behandlung umfasst die Früherkennung und das Absetzen/Ändern des betreffenden Arzneimittels. Neuere Medikamente wie VMAT2-Hemmer sind vielversprechend.

Quellen

  1. Tarsy, D. (2006). Dystonia. The New England Journal of Medicine, 355, 818–829. https://doi.org/10.1056/NEJMra055549 (Zugriff am 28. September 2021).
  2. Jankovic, J. (2006). Treatment of dystonia. The Lancet. Neurology, 5, 864–872. https://doi.org/10.1016/S1474-4422(06)70574-9 (Zugriff am 28. September 2021).
  3. Breakefield, X. (2008). The pathophysiological basis of dystonias. Nature Reviews, Neuroscience, 9, 222–234. https://doi.org/10.1038/nrn2337 (Zugriff am 28. September 2021).
  4. Pana, A., Saggu, BM (2020).  Dystonia. In: StatPearls[Internet] . Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; Januar 2021. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK448144/ (Zugriff am 28. September 2021).
  5. Diek, A. (2021). Etiology, clinical features, and diagnostic evaluation of dystonia. https://www.uptodate.com/contents/etiology-clinical-features-and-diagnostic-evaluation-of-dystonia (Zugriff am 28. September 2021).
  6. Diek, A. (2021). Treatment of dystonia in children and adults. https://www.uptodate.com/contents/treatment-of-dystonia-in-children-and-adults (Zugriff am 28. September 2021).
  7. Amwf. Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Herr Prof. Dr. Chi Wang Ip. Dystonie. Zuletzt aktualisiert am 1. Februar 2021. https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-039l_S1_Dystonie_2021-05.pdf (Zugriff am 03. Dezember 2022).
  8. Deutsche Hirnstiftung. Frau Prof. Dr. Zeuner. Dystonie. https://hirnstiftung.org/alle-erkrankungen/dystonie/ (Zugriff am 03. Dezember 2022).

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Simon Veiser

Simon Veiser beschäftigt sich seit 2010 nicht nur theoretisch mit IT Service Management und ITIL, sondern auch als leidenschaftlicher Berater und Trainer. In unterschiedlichsten Projekten definierte, implementierte und optimierte er erfolgreiche IT Service Management Systeme. Dabei unterstützte er das organisatorische Change Management als zentralen Erfolgsfaktor in IT-Projekten. Simon Veiser ist ausgebildeter Trainer (CompTIA CTT+) und absolvierte die Zertifizierungen zum ITIL v3 Expert und ITIL 4 Managing Professional.

Dr. Frank Stummer

Dr. Frank Stummer ist Gründer und CEO der Digital Forensics GmbH und seit vielen Jahren insbesondere im Bereich der forensischen Netzwerkverkehrsanalyse tätig. Er ist Mitgründer mehrerer Unternehmen im Hochtechnologiebereich, u.a. der ipoque GmbH und der Adyton Systems AG, die beide von einem Konzern akquiriert wurden, sowie der Rhebo GmbH, einem Unternehmen für IT-Sicherheit und Netzwerküberwachung im Bereich Industrie 4.0 und IoT. Zuvor arbeitete er als Unternehmensberater für internationale Großkonzerne. Frank Stummer studierte Betriebswirtschaft an der TU Bergakademie Freiberg und promovierte am Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe.

Sobair Barak

Sobair Barak hat einen Masterabschluss in Wirtschaftsingenieurwesen absolviert und hat sich anschließend an der Harvard Business School weitergebildet. Heute ist er in einer Management-Position tätig und hat bereits diverse berufliche Auszeichnungen erhalten. Es ist seine persönliche Mission, in seinen Kursen besonders praxisrelevantes Wissen zu vermitteln, welches im täglichen Arbeits- und Geschäftsalltag von Nutzen ist.

Wolfgang A. Erharter

Wolfgang A. Erharter ist Managementtrainer, Organisationsberater, Musiker und Buchautor. Er begleitet seit über 15 Jahren Unternehmen, Führungskräfte und Start-ups. Daneben hält er Vorträge auf Kongressen und Vorlesungen in MBA-Programmen. 2012 ist sein Buch „Kreativität gibt es nicht“ erschienen, in dem er mit gängigen Mythen aufräumt und seine „Logik des Schaffens“ darlegt. Seine Vorträge gestaltet er musikalisch mit seiner Geige.

Holger Wöltje

Holger Wöltje ist Diplom-Ingenieur (BA) für Informationstechnik und mehrfacher Bestseller-Autor. Seit 1996 hat er über 15.800 Anwendern in Seminaren und Work-shops geholfen, die moderne Technik produktiver einzusetzen. Seit 2001 ist Holger Wöltje selbstständiger Berater und Vortragsredner. Er unterstützt die Mitarbeiter von mittelständischen Firmen und Fortune-Global-500- sowie DAX-30-Unternehmen dabei, ihren Arbeitsstil zu optimieren und zeigt Outlook-, OneNote- und SharePoint-Nutzern, wie sie ihre Termine, Aufgaben und E-Mails in den Griff bekommen, alle wichtigen Infos immer elektronisch parat haben, im Team effektiv zusammenarbeiten, mit moderner Technik produktiver arbeiten und mehr Zeit für das Wesentliche gewinnen.

Frank Eilers

Frank Eilers ist Keynote Speaker zu den Zukunftsthemen Digitale Transformation, Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit. Er betreibt seit mehreren Jahren den Podcast „Arbeitsphilosophen“ und übersetzt komplexe Zukunftsthemen für ein breites Publikum. Als ehemaliger Stand-up Comedian bringt Eilers eine ordentliche Portion Humor und Lockerheit mit. 2017 wurde er für seine Arbeit mit dem Coaching Award ausgezeichnet.

Yasmin Kardi

Yasmin Kardi ist zertifizierter Scrum Master, Product Owner und Agile Coach und berät neben ihrer Rolle als Product Owner Teams und das höhere Management zu den Themen agile Methoden, Design Thinking, OKR, Scrum, hybrides Projektmanagement und Change Management.. Zu ihrer Kernkompetenz gehört es u.a. internationale Projekte auszusteuern, die sich vor allem auf Produkt-, Business Model Innovation und dem Aufbau von Sales-Strategien fokussieren.

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Leon Chaudhari ist ein gefragter Marketingexperte, Inhaber mehrerer Unternehmen im Kreativ- und E-Learning-Bereich und Trainer für Marketingagenturen, KMUs und Personal Brands. Er unterstützt seine Kunden vor allem in den Bereichen digitales Marketing, Unternehmensgründung, Kundenakquise, Automatisierung und Chat Bot Programmierung. Seit nun bereits sechs Jahren unterrichtet er online und gründete im Jahr 2017 die „MyTeachingHero“ Akademie.

Andreas Ellenberger

Als akkreditierter Trainer für PRINCE2® und weitere international anerkannte Methoden im Projekt- und Portfoliomanagement gibt Andreas Ellenberger seit Jahren sein Methodenwissen mit viel Bezug zur praktischen Umsetzung weiter. In seinen Präsenztrainings geht er konkret auf die Situation der Teilnehmer ein und erarbeitet gemeinsam Lösungsansätze für die eigene Praxis auf Basis der Theorie, um Nachhaltigkeit zu erreichen. Da ihm dies am Herzen liegt, steht er für Telefoncoachings und Prüfungen einzelner Unterlagen bzgl. der Anwendung gern zur Verfügung.

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Zach Davis ist studierter Betriebswirt und Experte für Zeitintelligenz und Zukunftsfähigkeit. Als Unternehmens-Coach hat er einen tiefen Einblick in über 80 verschiedene Branchen erhalten. Er wurde 2011 als Vortragsredner des Jahres ausgezeichnet und ist bis heute als Speaker gefragt. Außerdem ist Zach Davis Autor von acht Büchern und Gründer des Trainingsinstituts Peoplebuilding.

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Wladislaw Jachtchenko ist mehrfach ausgezeichneter Experte, TOP-Speaker in Europa und gefragter Business Coach. Er hält Vorträge, trainiert und coacht seit 2007 Politiker, Führungskräfte und Mitarbeiter namhafter Unternehmen wie Allianz, BMW, Pro7, Westwing, 3M und viele andere – sowohl offline in Präsenztrainings als auch online in seiner Argumentorik Online-Akademie mit bereits über 52.000 Teilnehmern. Er vermittelt seinen Kunden nicht nur Tools professioneller Rhetorik, sondern auch effektive Überzeugungstechniken, Methoden für erfolgreiches Verhandeln, professionelles Konfliktmanagement und Techniken für effektives Leadership.

Alexander Plath

Alexander Plath ist seit über 30 Jahren im Verkauf und Vertrieb aktiv und hat in dieser Zeit alle Stationen vom Verkäufer bis zum Direktor Vertrieb Ausland und Mediensprecher eines multinationalen Unternehmens durchlaufen. Seit mehr als 20 Jahren coacht er Führungskräfte und Verkäufer*innen und ist ein gefragter Trainer und Referent im In- und Ausland, der vor allem mit hoher Praxisnähe, Humor und Begeisterung überzeugt.

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