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Empfängnisverhütung

Definition Empfängnisverhütung

auch bekannt als: Geburtenregelung, Kontrazeption

Empfängnisverhütung Die Familienplanung, d. h. die bewusste Einflussnahme eines Ehepaares auf Kinderzahl und Geburtenabstand, wird heute als Grundrecht angesehen. Die Empfängnisverhütung ist aber nicht nur für Eheleute, sondern für alle Menschen im fortpflanzungsfähigen Alter eine überaus wichtige Angelegenheit, die dazu beitragen kann, die hohe Zahl von Schwangerschaftsabbrüchen deutlich zu verringern. Sie ist nicht nur angebracht, um eine ungewollte Schwangerschaft zu verhüten, sondern auch um Frauen vor einer Schwangerschaft zu schützen, durch die sie gesundheitlich gefährdet würden. Für die Beurteilung bzw. Empfehlung einer empfängnisverhütenden Maßnahme sind folgende Punkte ausschlaggebend:

  1. Zuverlässigkeit der Wirkung
  2. Unschädlichkeit
  3. Verträglichkeit oder Annehmbarkeit

Die Zuverlässigkeit wird nach der Versagerquote beurteilt: Das ist die Zahl der bei Anwendung einer Methode ungewollt eintretenden Schwangerschaften, wenn 100 Frauen diese Methode 12 Monate lang anwenden. Die Werte der Versagerquoten reichen von 0,2-0,5 (»zuverlässig«) für die Anti-Baby-Pille und die 3-Monats-Spritze bis zu 15-25 (»unzuverlässig«) für Kalendermethoden und für den unterbrochenen Geschlechtsverkehr (Coitus interruptus). Die Sicherheit einer Methode hängt aber nicht nur von ihrer grundsätzlichen Zuverlässigkeit, sondern ganz entscheidend auch von der korrekten Anwendung durch die Frau bzw. ihren Partner ab. Dabei spielen persönliche Disziplin, Bildungsgrad und wirtschaftliche Verhältnisse eine große Rolle.

Bei der Beurteilung der Unschädlichkeit muss zwischen der unmittelbaren Wirkung auf die Frau selbst, der Wirkung auf die Frucht im Falle eines Versagens und den Spätschäden unterschieden werden. Darauf wird bei den einzelnen Methoden noch eingegangen.

Die Frage der Verträglichkeit und Annehmbarkeit umfasst mehrere Komplexe: Beeinträchtigung des Geschlechtslebens durch Vorbereitungen vor dem Verkehr; allgemeine oder örtliche Nebenwirkungen; rechtliche, moralische oder religiöse Bedenken.

Die heute vielfach zu beobachtende Abneigung gegen »Chemie und Technik« hat dazu geführt, dass viele Frauen die »natürliche Familienplanung« bevorzugen, die sich der unterschiedlichen Rhythmusmethoden bedient. Auch Frauen, die nicht mit den Lehren der katholischen Kirche in Konflikt geraten wollen, tendieren hierzu.

Die gebräuchlichsten Methoden der Empfängnisverhütung in der Reihenfolge ihrer Zuverlässigkeit sind:

1. die Anti-Baby-Pille (Ovulationshemmer, orale Kontrazeptiva): Sie verhindert durch die in ihr enthaltenen Hormone (Östrogen und Gestagen) den Eisprung (Ovulation). Außerdem hat die Pille 2 weitere Effekte, die einer Schwangerschaft entgegenwirken:

  • Die normalerweise um die Zeit des Eisprungs eintretende Verflüssigung des Schleims im Gebärmutterhals bleibt aus; dadurch können die Samenfäden nicht in die Gebärmutter eindringen .
  • Die Entwicklung der Gebärmutterschleimhaut als »Bett« für den befruchteten Keim findet nur unzureichend statt. Die Pille ist bei zuverlässiger Einnahme nahezu hundertprozentig sicher, die Versagerquote liegt gerade einmal bei 0,2-0,5 Prozent.

Doch auch wenn sie regelmäßig eingenommen wird, kann es aus 2 Gründen zu einer Empfängnis kommen:

  1. bei Erbrechen oder Durchfall innerhalb der ersten 3 Stunden nach Einnahme der Pille. In diesen Fällen soll innerhalb von 12 Stunden nachträglich eine weitere Pille eingenommen werden.
  2. bei Beeinträchtigung der Wirkung durch bestimmte, über längere Dauer eingenommene Medikamente. Hierzu gehören unter anderem einige Tuberkulosemittel, spezielle Medikamente gegen die Epilepsie sowie die in Schlaf- und Beruhigungsmitteln enthaltenen Barbiturate.

Von den verschiedenen Pillenpräparaten werden immer mehr diejenigen mit möglichst geringem Hormongehalt bevorzugt. Für alle Präparate gilt, dass vom 5. bis 24. oder 25. Zyklustag - also 21 oder 22 Tage lang - täglich 1 Pille eingenommen wird. Eine Ausnahme machen die 28-Tage-Packungen: Diese enthalten neben den 21 Hormondragees weitere 7 Dragees ohne Wirkstoff; diese Präparate werden während des ganzen Zyklus täglich eingenommen.

Folgendes Vorgehen ist zu empfehlen:

  • Die Pille abends einnehmen und am nächsten Morgen die Einnahme kontrollieren; die modernen Kalenderpackungen erleichtern diese Kontrolle.
  • Bei Vergessen der Einnahme am Abend kann die Einnahme am Morgen nachgeholt werden, ohne dass die Sicherheit der Methode leidet.
  • Beträgt der Abstand zwischen 2 Einnahmen mehr als 36 Stunden, kann nicht mehr mit einem zuverlässigen Empfängnisschutz gerechnet werden. Die restlichen Pillen sollen dann zwar noch weiter eingenommen werden; in der Zeit bis zur nächsten Regelblutung müssen aber andere Verhütungsmittel angewandt werden.
  • Nach dem Absetzen der Pille tritt die Menstruation meist mit einer Verspätung von etwa 8 Tagen ein. Zu beachten ist, dass die Chance einer Empfängnis in den ersten Monaten nach Absetzen der Pille besonders hoch ist.
  • Während der Pilleneinnahme sind ärztliche Kontrollen in einem Abstand von 6-12 Monaten ratsam.
  • Eine Pillenpause nach 6 oder 12 Zyklen - wie sie früher gefordert wurde - ist nicht mehr notwendig. Dennoch sollte die Pille nur in Ausnahmefällen über mehr als 6-8 Jahre ununterbrochen eingenommen werden.In folgenden medizinisch begründeten Fällen darf die Pille keinesfalls ohne ausdrückliche Zustimmung des Arztes eingenommen werden:
  • bei bestehender Schwangerschaft
  • bei früher durchgemachten Thrombosen und Embolien sowie einem Herzinfarkt oder Schlaganfall
  • bei Hypertonie (Bluthochdruck) über 140/90 mm Hg
  • bei schwerer Zuckerkrankheit mit ersten Gefäßveränderungen
  • bei hormonabhängigen Tumoren, so bei speziellen Formen von Brustkrebs und Geschwülsten der Leber
  • bei anderweitigen akuten oder chronisch fortschreitenden Leberkrankheiten
  • bei dauernder Unbeweglichkeit, z. B. infolge von Lähmungen.

Bei einer Reihe anderer Erkrankungen (starke Krampfadern, Fettsucht, Fettstoffwechselstörungen, Migräne, Ohrensausen usw.) ist während der Pilleneinnahme eine besonders intensive ärztliche Überwachung erforderlich. Die meisten unerwünschten Nebenwirkungen - Übelkeit, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Gewichtsveränderungen, Pigmentverschiebungen usw. - sind harmlos. Ernster zu nehmen sind Zyklusstörungen: Zwischenblutungen (Schmierblutungen) in der Mitte des Zyklus; heftige »Durchbruchblutungen« in der letzten Pillenwoche; Ausbleiben der Regelblutung. Wenn diese Störungen öfter auftreten, wird der Arzt den Wechsel auf ein anderes Präparat empfehlen.

Die Pille erhöht das Risiko von Gefäßerkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Thrombosen, Embolien), und zwar umso mehr, je älter die Frauen sind und je stärker sie gleichzeitig rauchen! Dagegen kann von einem erhöhten Krebsrisiko durch die Pille keine Rede sein. Scheidenentzündungen durch Pilze und Trichomonaden treten unter der Pille etwas häufiger auf. Eine Akne kann durch die Pille verschwinden, in seltenen Fällen aber auch zum ersten Mal auftreten.

Ein umstrittenes Problem ist die Verordnung der Pille an Jugendliche. Die meisten Einwände dagegen sind heute durch eingehende Untersuchungen widerlegt. Pillen mit geringem Hormongehalt können grundsätzlich bereits nach der ersten Regelblutung verschrieben werden. Vor der Verordnung der Pille an Minderjährige wird sich der Arzt allerdings davon überzeugen, ob die Jugendliche die Bedeutung und Tragweite ihrer Entscheidung kennt. Bekanntlich haben die Jugendlichen heute bereits im Alter von 17 Jahren zu 50 Prozent sexuelle Kontakte. Pro Jahr werden zurzeit in der Bundesrepublik Deutschland etwa 20000 Mädchen unter 18 Jahren ungewollt schwanger. Da damit für die Jugendlichen häufig nicht nur gesundheitliche, sondern auch erhebliche psychische Schäden sowie schwere soziale Probleme verbunden sind, muss man konstatieren, dass die Anwendung der Pille gegenüber einer Schwangerschaft im Jugendalter sicherlich das kleinere Übel darstellt.

2. die 3-Monats-Spritze: Sie gehört ebenso wie die Pille zu den Ovulationshemmern, wirkt genauso und ist ebenso zuverlässig. Die Spritze enthält ein Gestagen, das alle 3 Monate in den Gesäßmuskel gespritzt wird. Der Vorteil der Methode liegt also in erster Linie darin, dass die betreffende Frau nicht Tag für Tag an die Einnahme der Pille denken muss. Dem steht als Nachteil das häufigere Auftreten von zum Teil schweren Zyklusstörungen entgegen. Die 3-Monats-Spritze ist auf keinen Fall für minderjährige Mädchen und junge Frauen mit späterem Kinderwunsch geeignet.

3. die Minipille: Sie wird täglich ohne Pause eingenommen und enthält nur eine so geringe Dosis Gestagen, dass der Eisprung nicht verhindert wird. Vielmehr besteht die empfängnisverhütende Wirkung darin, dass die Verflüssigung des Schleims im Gebärmutterhalskanal ausbleibt und daher die Samenfäden nicht in die Gebärmutter eindringen können. Die Versagerquote liegt bei 2-3, die Methode ist daher nur »relativ zuverlässig«. Zudem ist die Minipille sehr empfindlich gegen Einnahmefehler: Die normale Einnahmezeit soll um nicht mehr als 3 Stunden überschritten werden! Als häufige Nebenwirkungen treten Zyklusstörungen auf. Die Minipille wird in erster Linie solchen Frauen empfohlen, die östrogenhaltige Präparate wegen ihrer Nebenwirkungen nicht vertragen. Außerdem wird sie bei stillenden Müttern verwendet, weil sie Menge und Zusammensetzung der Muttermilch nicht beeinflusst.

4. die Pille am »Morgen danach« (morning-after-pill, Postkoitalpille): Sie verhindert die Einnistung des befruchteten Eies in die Gebärmutter, was deshalb nicht als Schwangerschaftsabbruch zu bewerten ist, weil nach dem Strafgesetz ein Eingriff erst dann als Schwangerschaftsabbruch gilt, wenn er nach vollendeter Einnistung des Keims in die Gebärmutter vorgenommen wird. Diese Pille enthält eine große Menge Östrogen. Die Einnahme darf nicht später als 48 Stunden nach dem sexuellen Kontakt beginnen. Die Frau erhält bei der ärztlichen Konsultation 2 Pillen und weitere 2 Pillen 12 Stunden später. An Nebenwirkungen ist mit zum Teil erheblicher Übelkeit, mit Erbrechen, Kreislaufproblemen und Zyklusstörungen zu rechnen. Die »Pille danach« wird als »Notbremse« eingesetzt, wenn keine Empfängnisverhütung betrieben wurde, wenn es Probleme mit dem Kondom gab oder wenn eine Vergewaltigung stattgefunden hat. Eine Schwangerschaft wird mit 98-99-prozentiger Sicherheit verhindert.

5. die »Pille für den Mann« Sie befindet sich noch immer im Versuchsstadium. Durch die Zufuhr hoher Dosen männlicher Geschlechtshormone gelingt es, bei Männern eine vorübergehende Sterilität hervorzurufen. Die Produktion der Samenfäden wird eingestellt. Als Nebenwirkungen können auftreten: Abnahme von Libido und Potenz sowie unter Umständen völliges Erlöschen der Samenproduktion.

6. Mechanische Methoden:

  • das Kondom (Präservativ, »Gummi«): Die weit verbreitete Methode, mit der der Mann seinen Beitrag zur Empfängnisverhütung leisten kann, weist eine Versagerquote von 2-3 auf (»relativ zuverlässig«) und hat neben der empfängnisverhütenden Funktion den Vorteil, dass sie gleichzeitig vor Geschlechtskrankheiten sowie vor der Ansteckung mit Pilzen und Trichomonaden schützt. Gerade bei häufig wechselnden Sexualpartnern ist dies von großer Bedeutung. Weitere Vorteile sind: völlige Unschädlichkeit, keine Nebenwirkungen, kein Eingriff in den weiblichen Hormonhaushalt. Anwendbarkeit auch in der Stillperiode. Nachteile: Vorbereitungshandlung unmittelbar vor dem sexuellen Kontakt. Missempfindungen in der Scheide bei einem Teil der Partnerinnen, Erektionsstörungen bei sensiblen Männern.
  • das Intrauterinpessar (IUP, »Spirale«): Es wird vom Arzt während der Menstruation, wenn der Muttermund leicht geöffnet ist, mit Hilfe einer Einführungsröhre in die Gebärmutter eingelegt und verhindert die Einnistung des befruchteten Eies in die Gebärmutterschleimhaut. Die Versagerquote beträgt 2-3, womit die Methode als »relativ zuverlässig« gilt. Es gibt verschiedene Modelle (Schleifen, Spiralen), die aus gewebefreundlichem Plastikmaterial hergestellt, teilweise mit feinstem Kupferdraht umwickelt und zum Teil sogar gestagenhaltig sind. Bei korrekter Lage können Intrauterinpessare bis zu 5 Jahre in der Gebärmutter verbleiben. Als häufigste Komplikationen treten verstärkte Menstruationsblutungen, Eileiterentzündungen oder die Spontanausstoßung, selten das Einwachsen in die Gebärmutterwand auf. Intrauterinpessare sind nicht für Frauen geeignet. die noch nicht entbunden haben. Sie sind vor allem denjenigen zu empfehlen, die keinen Kinderwunsch mehr haben und die Pille nicht vertragen oder nicht nehmen wollen.
  • Scheidenpessar (Scheidendiaphragma, Diaphragmapessar) und Portiokappe sind weniger verbreitete Methoden mit »mittlerer Zuverlässigkeit« (Versagerquote: 5-10). Diese Behelfe sollen das Eindringen der Samenfäden in die Gebärmutter verhindern; sie müssen richtig sitzen und deshalb vom Arzt angepasst werden.

 

7.  chemische Methoden: Hierbei werden unmittelbar vor dem Geschlechtsverkehr chemische Präparate - Schaum-Ovulum, Schaum-Spray - in die Scheide eingebracht. Die Versagerquote liegt bei 5-10, was eine »mittlere Zuverlässigkeit« bedeutet. Die Wirkungsweise beruht einerseits auf dem mechanischen Verschluss des äußeren Muttermundes und andererseits auf der raschen Abtötung der Samenfäden. Die Verträglichkeit der Präparate ist gut; gelegentlich klagen die Frauen über Brennen und Wärmegefühl in der Scheide. Vielfach wird eine Kombination dieser chemischen Verhütungsmittel mit Scheidendiaphragma oder Kondom empfohlen, um die Sicherheit zu erhöhen.

8. Methoden ohne Anwendung von Mitteln (» natürliche Methoden«):

  • der Coitus interruptus (unterbrochener Geschlechtsverkehr, »Rückzieher«, »Aufpassen«): Er stellt die älteste und noch heute weit verbreitete Methode der Empfängnisverhütung dar. Die Versagerquote liegt allerdings bei 15-25, d. h., die Methode ist »unzuverlässig«. Sie erfordert zwar keinen großen Aufwand, stört aber häufig das intime Liebeserlebnis; vielfach wird die Frau dabei um den Orgasmus betrogen.
  • Methoden der periodischen Enthaltsamkeit (Rhythmusmethoden): Sie basieren auf der Bestimmung der unfruchtbaren Tage der Frau.
  • Die Knaus-Ogino-Methode (Kalendermethode) hat eine Versagerquote von 15-25, ist daher »unzuverlässig«. Die Berechnung der unfruchtbaren Tage geht davon aus, dass der Eisprung bei der gesunden Frau stets am 15. Tag vor der nächsten Menstruation erfolgt; daher sei die fruchtbare Phase nur der 9.-17. Zyklustag. Voraussetzung ist das Vorliegen eines Menstruationskalenders über 12 Monate. Jedoch muss selbst bei Frauen mit stabiler Periode mit Zyklusverschiebungen durch Fieber, Operationen, Unfälle, Überanstrengungen und größere Klimaunterschiede gerechnet werden. Die Temperaturmethode ist ebenfalls eine »Zeitwahlmethode«, die aber auf einer soliden Basis beruht.
  • Die Billings-Methode: Sie beruht auf der Selbstuntersuchung des Schleims im Gebärmutterhalskanal (»Zervikalschleim«) durch die Frau und geht davon aus, dass dieser Schleim zum Zeitpunkt des Eisprungs völlig klar und zwischen 2 Fingern zu einem Faden ausspinnbar aus der Scheide austritt. Es handelt sich um eine umständliche Methode, für deren Erlernung viele Frauen Monate brauchen; außerdem hat sie eine hohe Versagerquote.
  • Die symptothermale Methode: Hierbei handelt es sich um eine Kombination der Billings-Methode mit der Kalendermethode. Bei sorgfältiger Durchführung ist sie durchaus »zuverlässig«
  • Die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage werden mit Hilfe der Körpertemperatur bestimmt. Die Morgentemperatur (Basaltemperatur) steigt 1-2 Tage nach dem Eisprung um 0,4 bis 0,6 Grad an; die Zeit der erhöhten Temperatur (37,0- 37,3 °C) dauert dann bis zum Beginn der folgenden Menstruation. Vom 3. Tag des Temperaturanstiegs bis zur nächsten Regelblutung sind die sicher unfruchtbaren Tage. Diese »strenge Form der Temperaturmethode« hat eine Versagerquote von 1, ist also »relativ zuverlässig«. Bei der »erweiterten Form der Temperaturmethode« werden auch die Tage von der Menstruation bis 6 Tage vor dem frühesten Temperaturanstieg in die unfruchtbare Phase einbezogen; dadurch steigt die Versagerquote auf 3.

Bei der Anwendung der Temperaturmethode müssen folgende Regeln eingehalten werden:

  • Messen der Temperatur jeden Morgen vor dem Aufstehen im Bett zur gleichen Zeit
  • Die Bettruhe darf nicht weniger als 6 Stunden betragen haben
  • Die Temperatur wird 5 Minuten lang in After oder Mund gemessen; Messungen unter der Achsel sind zu ungenau
  • Grundsätzlich können alle geeichten Fieberthermometer verwendet werden; Spezialthermometer erleichtern aber das Ablesen
  • Die Messwerte sind sofort in ein Spezialkurvenblatt einzutragen
  • Für die Berechnung sollen 6 komplette Temperaturkurven vorliegen

All diese Methoden der »natürlichen Familienplanung« werden nur von 6 Prozent der Frauen angewendet. In Phasen mit unregelmäßigen Zyklen, bei jungen Mädchen und Frauen in den Wechseljahren sind sie zu unsicher. Die auf der Bestimmung der unfruchtbaren Tage beruhenden Methoden der periodischen Enthaltsamkeit sind für junge Paare nicht gut geeignet, da zu viele Abstinenztage gefordert werden. Die Temperaturmethode setzt bei der Frau einen gewissen Intelligenzgrad und Zuverlässigkeit beim täglichen Messen voraus; sie ist außerdem während der Stillperiode nicht praktikabel und bei stärkeren Schwankungen des Menstruationsintervalls nur bedingt anwendbar.

Die Empfängnisregelung schützt nicht nur vor ungewollten Schwangerschaften, sondern ist auch als Maßnahme einer positiven Geburtenregelung anzusehen. Sie bietet dem Ehepaar die Möglichkeit, einen sinnvollen Zeitpunkt für die Schwangerschaft auszuwählen. Das günstigste Alter einer Frau für eine Schwangerschaft liegt zwischen dem 18. und 32. Lebensjahr. Das hat nicht nur psychologische, sondern auch medizinische Gründe; Vor dem 18. Lebensjahr sind die Risiken für Mutter und Kind größer als in den folgenden Jahren; mit 32 Jahren steigen sie bereits wieder an. Je älter eine Frau bei der Schwangerschaft ist, desto größer ist die Gefahr, dass ein Kind mit Down-Syndrom geboren wird. Doch auch Frauen über 40 können heute mit Hilfe der modernen Medizin durchaus gesunde Babys zur Welt bringen.

Abbildungen

  • Empfängnisverhütung_Kondom_Condom_unrolled_durex.jpg

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