Lexikon

Brustkrebs

Definition Brustkrebs

auch bekannt als: Mammakarzinom, Mamma Karzinom

Brustkrebs Der Krebs der Brustdrüse ist die häufigste Krebsform bei Frauen: Ungefähr jede 15.-20. Frau leidet an dieser Erkrankung, und jeder 5. Krebssterbefall bei Frauen ist darauf zurückzuführen. Der Brustkrebs kommt praktisch in allen Altersstufen ab dem 20. Lebensjahr vor; das Haupterkrankungsalter liegt jedoch zwischen dem 45. und 70. Lebensjahr. Die Krankheit wird, einer internationalen Übereinkunft entsprechend, nach der sogenannten TNM-Klassifikation eingeteilt: Diese beruht auf der Ausdehnung des Tumors (T), der Zahl der befallenen Lymphknoten (Nodus = N) und der evtl. vorhandenen Tochtergeschwülste (Metastasen = M). Danach gibt es 4 Stadien der Erkrankung.

Die Ursachen des Brustkrebses sind — wie die der Krebskrankheit überhaupt — noch unklar. Statistisch gesehen gibt es jedoch Frauen, bei denen das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, deutlich höher ist als bei anderen. Dies sind:

  1. Frauen mit Fällen von Brustkrebs in der nächsten Verwandtschaft
  2. Frauen ohne Kinder und Frauen, die nie gestillt haben
  3. Frauen, die bei der Geburt des ersten Kindes über 30 Jahre alt waren
  4. Frauen, bei denen die Menstruation schon vor dem 12. Lebensjahr eingesetzt hat
  5. Frauen, bei denen die Monatsblutung erst nach dem 52. Lebensjahr aufhört
  6. Frauen, bei denen eine Krebserkrankung der Gebärmutter, der Eierstöcke oder des Darms besteht
  7. Frauen mit gutartigen Brusterkrankungen
  8. Frauen, die an erheblichem Übergewicht oder an der Zuckerkrankheit leiden.

Der Anteil der erblich bedingten Fälle von Brustkrebs wird auf rund 5 Prozent geschätzt. Bei Betroffenen, die vor dem 35. Lebensjahr erkranken, liegt dieser Anteil vermutlich sogar bei 25-40 Prozent. Seit der Entdeckung zweier Brustkrebsgene verstärken sich die Hinweise auf die Vererbbarkeit von Auslösern des Brustkrebses. Von den Trägerinnen dieser Gene erkranken rund zwei Drittel bis zum 70. Lebensjahr, während es in der Allgemeinbevölkerung nur 10 Prozent sind.

Die Verteilung des Brustkrebses auf die Quadranten (Viertelkreise) der Brust zeigt die Abbildung oben; am häufigsten ist der obere äußere Quadrant befallen. Neben einigen Veränderungen der Haut und besonders der Brustwarze gibt es nur ein einziges Frühsymptom: die schmerzlose, tastbare Verhärtung. Das ist deswegen von großer Bedeutung, weil der Brustkrebs vollständig heilbar ist, wenn er rechtzeitig erkannt und behandelt wird. Immerhin werden 90 Prozent aller Brustkrebserkrankungen von den Patientinnen selbst entdeckt. Jede Frau über 20 sollte daher einmal im Monat, am besten am l. Tag nach Ende der Monatsblutung, 10 Minuten lang ihre Brust gründlich abtasten. Zu diesem Zeitpunkt sind menstruationsbedingte Spannungen in der Brust am geringsten, und die Brust ist am wenigsten druckempfindlich. Frauen, die keine Monatsblutungen mehr haben, sollten sich an einen festen Termin gewöhnen.

Jede Selbstuntersuchung beginnt mit der Betrachtung der Brüste vor dem Spiegel im Stehen, zuerst mit herabhängenden und dann noch einmal mit erhobenen oder hinter dem Kopf verschränkten Armen. Dabei ist auf Veränderungen der Größe und Lage und ganz besonders auf Asymmetrien zu achten. Danach sollte das Augenmerk auf Veränderungen der Haut gerichtet werden: Ist die Brust gerötet? Ist eine auffällige Schwellung, Rauigkeit oder Apfelsinenschalenhaut zu erkennen? Ist der Warzenvorhof gerötet, schuppend oder nässend? Sind die Brustwarzen eingezogen? Tritt aus ihnen eine Flüssigkeit aus, oder deutet eine Kruste darauf hin? Bestehen in der Achselhöhle Vorwölbungen?

Nach dieser Beobachtung werden Brüste und Achselhöhlen im Liegen abgetastet. Mit dem Rücken auf einem Kissen ruhend, wird jede Brust in 4 Quadranten eingeteilt, dann wird jeweils ein Viertelkreis der Brust abgetastet, und zwar in Form sanfter Druck- und Walzbewegungen vom Brustrand her nach innen.

Wird bei dieser Selbstuntersuchung ein Knoten im Gewebe festgestellt, besteht noch lange kein Grund zur Panik, denn 75 Prozent aller Veränderungen sind relativ harmlos; meist handelt es sich um gutartige Geschwülste, Zysten oder Abszesse. Ob ein Brustkrebs vorliegt oder nicht, kann dann letztlich nur der Arzt durch eine eingehende Untersuchung unterscheiden.

Einmal im Jahr sollte jede Frau zur gesetzlich geregelten Vorsorgeuntersuchung gehen, und zwar spätestens ab dem 40. Lebensjahr. Einen wichtigen Fortschritt in der Brustkrebs-Früherkennung bildet die Mammografie. Dabei handelt es sich um eine spezielle Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust, bei der die Strahlenbelastung minimal ist. Eine Mammografie sollte in folgenden Fällen durchgeführt werden:

  1. bei Frauen mit verdächtigen Veränderungen in der Brust
  2. bei Frauen auch ohne verdächtige Veränderungen bei den Vorsorgeuntersuchungen ab dem 40. Lebensjahr, und zwar alle 2 Jahre
  3. als einmalige Basisuntersuchung ab dem 40. Lebensjahr, deren Ergebnis bei späteren Untersuchungen als Vergleich dienen kann.

Grundlage der Therapie ist die operative Entfernung des Tumors, wobei die Heilungschance im Anfangsstadium sehr gut ist. Umstritten war lange Zeit die Frage, ob immer eine Radikaloperation — die Entfernung der gesamten Brust einschließlich des großen und kleinen Brustmuskels und der Lymphknoten in der Achselhöhle — notwendig ist oder ob in bestimmten Fällen auch eingeschränkte Operationen zulässig sind. Heute versucht man, wann immer möglich, brusterhaltend vorzugehen: Solange der Tumor auf die Brustdrüse beschränkt ist und die Achsellymphknoten noch nicht befallen sind, genügt die »einfache» Entfernung des Tumors mit nachfolgender Strahlentherapie. In allen anderen Fällen kommen neben der Radikaloperation eine Strahlenbehandlung, die Chemotherapie und die Behandlung mit Hormonen in Betracht. Nach einer Radikaloperation kann bei günstiger Prognose bezüglich Femmetastasen eine operative Brustrekonstruktion vorgenommen werden, die technisch schwierig und nicht immer kosmetisch befriedigend ist, aber für die Patientin in der Regel eine große psychische Hilfe darstellt. Wichtig ist immer eine sorgfältige Nachsorge, deren Zeitintervalle individuell festgelegt werden müssen.

Seit einiger Zeit gibt es ein viel versprechendes Testverfahren — den sogenannten OSDI-Test — mit dem sich relativ zuverlässig ermitteln lässt, ob bei Frauen mit schwerem Brustkrebs ein neuartiges Medikament wirksam ist, das die Krebszellen von ihren Wachstumsfaktoren abschneidet.

Abbildungen

  • Brustkrebs1_512px-Brustkrebs_01.svg.png

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