Hakenwurm-Infektion

Überblick

Allgemeine Merkmale

• Hakenwürmer:
  • Durchschnittliche Länge des adulten Wurmes: 10 mm
  • Der Kopf ist oft in die entgegengesetzte Richtung des Körpers gekrümmt: Die Würmer haben ein “hakenförmiges” Aussehen.
  • Männliche Würmer haben anstelle des gebogenen, spitzen Schwanzes, der bei anderen Darmnematoden zu finden ist, eine Bursa copulatrix.
• Die wichtigsten Arten von Hakenwürmern, die zu Infektionen beim Menschen führen:
  • Ancylostoma duodenale:
    • 4 scharfe zahnähnliche Strukturen
    • Lebensdauer: 1 Jahr
  • Necator americanus (Neuwelt-Hakenwurm):
    • Dorsale und ventrale Schneidplatten
    • Lebensdauer: 3-5 Jahre
• Andere Arten:
  • A. ceylanicum:
    • Infiziert Hunde und Katzen
    • Ursache von zoonotischen Infektionen in Asien und im Südpazifik
  • A. caninum
  • A. braziliense

Epidemiologie

• Etwa 50 Millionen Personen sind weltweit symptomatisch erkrankt; 400-900 Millionen Menschen sind asymptomatische Wirte
• N. americanus ist der weltweit verbreitete Erreger.
• Verbreitung von A. duodenale:
  • Mittelmeerraum
  • Nordindien
  • China
• Vorliebe für tropische Klimazonen

Risikofaktoren des Wirtes

• Junges Alter
• Schwangerschaft Schwangerschaft Schwangerschaft: Diagnostik, mütterliche Physiologie und Routineversorgung
• Niedriger sozioökonomischer Hintergrund
• Barfuß laufen
• Schlechte sanitäre Einrichtungen
• Schlechte Hygienebedingungen

Pathogenese

Reservoirs und Infektionsweg

• Reservoirs:
  • A. duodenale und N. americanus: Mensch
  • A. ceylanicum: Hunde und Katzen
  • A. caninum: Hunde
• Infektionswege:
  • Perkutan (überwiegend)
  • Verschlucken von Larven (z. B. durch kontaminiertes Wasser)
• Faktoren, die die Übertragung erleichtern:
  • Fäkale Verunreinigung des Bodens
  • Feuchte, warme und schattige Umgebung, in der die Larven überleben
  • Menschlicher Hautkontakt

Lebenszyklus

• Externes Umfeld:
  • Hakenwurmeier kontaminieren den Boden.
  • Eier schlüpfen in feuchter Erde → rhabditiforme Larven (leben 3-4 Wochen) → reifen zu filariformen Larven (können die Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion durchdringen)
• Menschen:
  • Die Larven dringen perkutan ein (typischerweise an den Füßen) und gelangen in den Blutkreislauf.
  • Eintritt in die rechte Seite des Herzens → pulmonale Gefäße → Alveolen → Bronchialbaum Bronchialbaum Bronchialbaum → Trachea Trachea Trachea → Rachen → Verschlucken in den Darm
  • Anheften an Mukosa von Jejunum Jejunum Dünndarm und Ileum Ileum Dünndarm → Entwicklung zur Geschlechtsreife
  • Adulte Weibchen → legen bis zu 30.000 Eier pro Tag → Fäkale Ausscheidung

Krankheitsverlauf

• Perkutane Infektion und Migration durch proteolytische Enzyme Enzyme Grundlagen der Enzyme:
  • N. americanus → Protease → Abbau von Elastin und Kollagen Kollagen Bindegewebe
  • A. duodenale → Ancylostoma-sezernierte Proteine Proteine Proteine und Peptide (Entwicklung des Parasiten) + Hyaluronidase-Enzym (Verletzung der dermalen Integrität)
  • Die perkutane Penetration führt zu Hautreizungen.
• Transpulmonale Passage: kann Atemwegssymptome verursachen, einschließlich Reizung des Rachens/der Atemwege und eosinophile Eosinophile Zellen des angeborenen Immunsystems Entzündungsreaktion
• Anheftung im Dünndarm Dünndarm Dünndarm und Blutkonsum:
  • Zähne Zähne Anatomie der Zähne oder Schneidplatten an der Wangenkapsel → Festsetzen an der Darmschleimhaut des Wirts
  • Metalloprotease und gerinnungshemmende Peptide Peptide Proteine und Peptide (hemmen den aktivierten Faktor X und den Faktor VIIa/Gewebefaktor-Komplex) helfen bei der Verdauung Verdauung Digestion und Resorption des Bluts.
  • Blutverbrauch durch Würmer und Blutverlust → Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen (Blutverlust) und Hypoalbuminämie/ Mangelernährung Mangelernährung Mangelernährung von Kindern in Ländern mit begrenzten Ressourcen (Albuminverlust)
    • N. americanus nimmt 0,3 ml/Tag zu sich.
    • A. duodenale nimmt 0,5 ml/Tag zu sich.
• Immunsuppression:
  • Parasitenproteaseinhibitoren → neutralisieren die proteolytischen Enzyme Enzyme Grundlagen der Enzyme des Wirts und verringern die Nahrungsaufnahme des Wirts
  • Parasit löst Apoptose von T-Lymphozyten aus → T-Zell-Hyporesponsivität

Klinik

Dermale Penetration

• Zum Zeitpunkt des Eindringens → lokalisierte Reaktion mit Inflammation und Juckreiz
  • Häufig Befall des Fißes, interdigital
  • Abklingen innerhalb weniger Tage
• Kutane Larva migrans: erythematöse Papel → charakteristisches serpiginöses Muster (Tunnel unter der Haut Haut Haut: Aufbau und Funktion)

Pulmonales Stadium

• Symptomatik:
  • Häufig asymptomatischer Verlauf
  • Husten oder Niesen
  • Bronchitis
  • Hämoptyse Hämoptyse Hämoptyse
  • Loeffler-Syndrom: eosinophile Eosinophile Zellen des angeborenen Immunsystems Pneumonie Pneumonie Pneumonie (Lungenentzündung)
• In der Regel selbstlimitierend

Gastrointestinales (GI) Stadium

• Abdominelle Krämpfe oder Schmerzen
• Übelkeit, Erbrechen Erbrechen Erbrechen im Kindesalter, Diarrhö
• Meteorismus
• Gastrointestinale Blutungen Gastrointestinale Blutungen Gastrointestinale Blutungen (Magen-Darm-Blutungen) in schweren Fällen (Meläna oder okkultes Blut im Stuhl)

Ernährungsbedingte Beeinträchtigung

• Gedeihstörung Gedeihstörung Gedeihstörung (Beeinträchtigung der geistigen und körperlichen Entwicklung von Kindern)
• Eisenmangelanämie Eisenmangelanämie Eisenmangelanämie (abhängig von der Wurmbelastung)
• Ödeme/Ananasarca (aufgrund von Hypoalbuminämie)
• Chronische Infektion bei schwangeren Frauen: niedriges Geburtsgewicht

Diagnostik und Therapie

Diagnostik

• Mikroskopie des Stuhls:
  • Identifikation von Eiern
  • Fäkale Eier sind etwa 8 Wochen (bei einer Infektion mit N. americanus) und bis zu 38 Wochen (bei einer Infektion mit A. duodenale) nach perkutaner Infektion nachweisbar.
  • Vor dem GI-Stadium sind Stuhluntersuchungen nicht hilfreich.
• PCR des Stuhls
• Blutbild:
  • Eosinophilie: ein wichtiger Befund, der auf eine parasitäre Infektion hinweisen kann
  • Mikrozytäre Anämie Mikrozytäre Anämie Anämie: Überblick und Formen (durch Eisenmangel)
  • Vermindertes Albumin

Therapie

Medikamentöse Therapie:

• Antiparasitäre Medikamente:
  • Mebendazol (Mehrfachdosis)
  • Albendazol (Einzeldosis)
  • Pyrantel-Pamoat
• Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen
  • Eisenpräparat (insbesondere für schwangere oder stillende Frauen*)
  • Bluttransfusion Bluttransfusion Transfusionsprodukte, wenn indiziert
• Ernährungsbezogene Maßnahmen

Prävention:

• Zentrales Instrument, da Reinfektionen häufig sind
• Hygiene (richtiger Umgang mit Lebensmitteln, sauberes Trinkwasser, Händewaschen)
• Verwendung von geeignetem Schuhwerk
• Hygienische Entsorgung menschlicher Fäkalien
• Regelmäßige Entwurmung von Hochrisikogruppen

Differentialdiagnosen

• Malabsorption Malabsorption Malassimilation: Maldigestion und Malabsorption: mangelhafte Aufnahme (Absorption) von Substraten aus dem bereits vorverdauten Speisebrei. Zu den Manifestationen gehören Gewichtsverlust, Diarrhö, Schwäche, Anämie Anämie Anämie: Überblick und Formen und Müdigkeit. Hakenwurm-Infektionen führen zu einer Malabsorption Malabsorption Malassimilation: Maldigestion und Malabsorption, die sich in der Regel in einem Nährstoffmangel aufgrund von Eisen- und Proteinverlusten äußert. Andere malabsorptive Erkrankungen, die in Betracht gezogen werden sollten, sind Zöliakie Zöliakie Zöliakie und chromisch entzündliche Darmerkrankungen. Die Unterscheidung anderer Ätiologien ist wichtig, da die Therapie spezifisch auf die zugrunde liegende Ursache abgestimmt ist.
• Ascariasis: eine Infektion, die durch den parasitären Spulwurm Ascaris lumbricoides verursacht wird. Die Übertragung erfolgt über die Aufnahme von kontaminiertem Wasser oder Lebensmitteln. Die meisten Betroffenen sind asymptomatisch. Treten Symptome auf, so können diese leicht sein und lediglich zu abdominellen Beschwerden führen, oder in schwerwiegenden Fällen einen mechanischen Ileus verursachen. Andere Symptome, wie Husten, sind auf die Wanderung der Parasiten durch den Körper zurückzuführen.
• Trichinellose Trichinellose Trichinella/Trichinellose: verursacht durch eine Trichinen-Infektion, größtenteils durch T. spiralis (kommt bei Schweinen vor). Die Übertragung erfolgt durch den Verzehr von nicht durchgegartem Fleisch. Sobald der Parasit aufgenommen wurde, migriert er in den Darm. Betroffene können eine gastrointestinale Symptomatik aufweisen, die der einer Hakenwurm-Infektion ähneln. Es folgt eine Ausbreitung über den Blutkreislauf und die Larven gelangen zu quergestreifter Muskulatur. Zu den systemischen Symptomen gehören Fieber Fieber Fieber, Schüttelfrost, Myalgien und periorbitale Ödeme. Die Diagnostik erfolgt mittels serologischer Untersuchung und wird durch eine Muskelbiopsie bestätigt. Systemische Erkrankungen werden mit antiparasitären Medikamenten und Kortikosteroiden therapiert.
• Strongyloidiasis Strongyloidiasis Strongyloidiasis: eine Erkrankung, die durch den Spulwurm (Nematode) Strongyloides verursacht wird. Strongyloidiasis Strongyloidiasis Strongyloidiasis zeigt verschiedene klinische Erscheinungsformen, darunter GI-Symptome und Eosinophilie. Die Diagnostik erfolgt anhand der Serologie.