
Bild: “ ” von Leo Fung. Lizenz: CC BY 2.0
1. Die Gründe für Social Media Recruiting
Der Trend zur Personalbeschaffung in sozialen Netzwerken zeigte sich im Social Media Recruiting Report 2013 mehr als deutlich. Die Befragung von über 1000 deutschen Personalern ergab, dass beinahe doppelt so viele Arbeitgeber in Social Media-Portalen nach neuen Mitarbeitern suchten als ein Jahr zuvor.
Außerdem wuchs die Bereitschaft zur direkten Kontaktaufnahme mit den Kandidaten (Active Sourcing) spürbar. Die Berücksichtigung passiver Kandidaten stieg von 54% im Vorjahr auf 66 %. Diese Maßnahme erwies sich als äußert effektiv. Mehr als jeder dritte Arbeitgeber bestätigte eine höhere Anzahl von Mitarbeitern rekrutiert zu haben, die zudem höher qualifiziert waren.
Für kleinere Unternehmen ist vor allem Active Sourcing sinnvoll, da es durch geringe Zugangsbarrieren ohne Probleme umsetzbar ist. Natürlich machen die finanziellen Ersparnisse diese Methode besonders attraktiv. Der Social Media Recruiting Report 2013 ermittelte, in welchen Bereichen Arbeitgeber im Folgejahr das Budget kürzen wollten:
2. Facebook eignet sich nicht für die gezielte Suche
Facebook ist längst kein privates Netzwerk mehr, sondern wird seit Jahren von Unternehmen zur Neukundenwerbung und Imagepflege genutzt. Vor allem Business-to-Consumer-Unternehmen (B2C) können durch ihre Profile in direkten Kontakt mit Ihrer Zielgruppe treten.
Für die Rekrutierung qualifizierter Mitarbeiter eignet sich Facebook jedoch weniger wie eine Studie der Universität Bamberg aufzeigt. In Facebook müssten Unternehmer über ihre eigenen Kontakte gezielt nach passenden Kandidaten suchen und einzeln mit ihnen Verbindung aufnehmen. Das würde einen immensen Zeitaufwand bedeuten, den wohl kaum einer leisten kann.
Das ist auch der Grund dafür, dass nur 1,8% von 10 000 deutschen Personalverantwortlichen Facebook als geeigneten Active-Sourcing-Kanal bewerteten. Trotzdem nutzen 3% das Portal für die direkte Ansprache von Kandidaten. Hauptsächlich wird Facebook jedoch für das Personalmarketing genutzt, denn wo sonst könnten sie aktiv um qualifizierte Mitarbeiter werben als auf einer Plattform mit 27,38 Millionen Nutzern?
19 Millionen loggen sich täglich in das Portal ein, um Inhalte zu sharen, zu liken oder zu posten. Natürlich finden die Besuche bei Facebook anders als bei Business-Netzwerken häufig aus privaten Gründen statt. Aber wenn Sie Ihre Zielgruppe und Facebook gut kennen, können Sie viele Vorteile aus der hohen Frequentierung ziehen und ein nachhaltiges Interesse für Ihr Unternehmen wecken.
Deshalb sollten auch Sie Facebook nutzen, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren und Ihr Unternehmen erlebbar zu machen. Ohne weiteres können Sie die User durch sogenannte Facebook Ads auf eine extra eingerichtete Karriereseite (Landing Page) führen.
3. Die Social Business Netzwerke Xing und LinkedIn im Recruiting
Neben Facebook haben sich mittlerweile reine Social Business Portale wie XING und LinkedIn etabliert. XING wird von über 14 Millionen Mitgliedern genutzt. 7,7 Millionen stammen aus Deutschland. Bei LinkedIn hingegen sind über 332 Millionen Mitglieder aus mehr als 200 Ländern registriert. Da das Netzwerk erst im Jahre 2009 auf Deutsch erschien, wuchs die deutsche Region eher langsam. Zurzeit nutzen etwa 4,5 Millionen Deutsche LinkedIn.
3.1 Internationale Kontakte durch LinkedIn aufbauen
LinkedIn eignet sich besonders für Unternehmen, die den Kontakt mit internationalen Kunden und Geschäftspartnern aufrecht erhalten möchten. Die Kontaktpflege wird bei XING durch Newsletter und Geburtstagserinnerungen erleichtert. Ähnlich wie bei Facebook und XING können Sie Informationen auf Ihrer Unternehmensseite bei LinkedIn posten.
Durch die erweiterten Suchanfragen können Sie gezielter passive Kandidaten ausfindig machen und mit Ihnen in Kontakt treten. Da die Daten aus den Profilen Ihrer Mitarbeiter ermittelt und analysiert werden, ermöglicht Ihnen LinkedIn außerdem den Erfolg Ihres Unternehmensprofils zu überprüfen.
Auf einer aktiven Kandidaten-Pipeline können Sie qualifizierte Mitarbeiter für Jobangebote von heute und morgen vormerken. Zusätzlich erkennt LinkedIn automatisch passende Fachkräfte und schlägt den richtigen Kandidaten Ihre Stellenausschreibungen vor.
Stellenzeigen können Sie regional beschränkt, aber direkt auf der Startseite ihrer Zielgruppe schalten. Durch diese virale Verteilung gelingt die Selektion gesuchter Talente schon im Voraus.
3.2 XING überzeugt vor allem deutsche Unternehmen
In Deutschland wird bisher das Social Business Portal XING bevorzugt. 9,2% von 1000 mittelständischen Unternehmen gaben an, dass sich dieses Netzwerk für sie als Recruiting-Plattform bewährt hat. Sowohl Freelancer und Selbstständige als auch die KMU können sich bei XING in 66.000 Fachgruppen austauschen. So können Firmen auf Mitarbeiter mit den von ihnen gesuchten Kompetenzen aufmerksam werden und zugreifen.
Zumindest ein kostenloses Basis-Profil sollte jedes Unternehmen anlegen. Darin ist eine „Über uns“-Seite, die Einbindung des Logos und eine automatisch generierte Mitarbeiterliste enthalten. Außerdem können Sie aktuelle Stellenanzeigen und zwei Fotos oder PDFs hoch laden. Ihr Profil ist dann auch bei Google und Bing auffindbar.
Anhand des ins Profil integrierten Nachrichtenstroms können Sie auf Ihre Veranstaltungen aufmerksam machen. Weitere Vernetzungsmöglichkeiten werden vor allem für regionale Unternehmen durch das XING Events-Tool unterstützt.Durch einen monatlichen Betrag von 24,95 Euro können Sie Ihr Profil durch weitere Features aufwerten.
Die Registrierung von Mitarbeitern kann mitunter dazu führen, dass Unternehmensprofile entstehen, ohne dass die Arbeitgeber davon wissen. Nachdem Sie die Nutzungsrechte erworben haben, können Sie Ihre Firmendaten im Nachhinein bearbeiten und ergänzen. Auch wenn LinkedIn vor allem von Konzernen genutzt wird, ist XING bereits auf dem Vormarsch. Das Unternehmen möchte seinen Umsatz bis 2016 verdoppeln.
4. Verschiedene Netzwerke haben verschiedene Zielgruppen
Um einen möglichst hohen Bekanntheitsgrad zu erreichen, bietet es sich für jedes Unternehmen an, Profile in verschiedenen Netzwerken zu betreiben. Verzichten Sie jedoch darauf, dieselben Inhalte aus Pressemitteilungen auf jedes Ihrer Profile zu posten. Damit die Kommunikation mit Interessenten nicht zum reinen Marketinginstrument verkommt, sollte auch die Ansprache zur Zielgruppe des jeweiligen Netzwerkes passen.
Wenn Sie sich unsicher sind, was den Umgangston betrifft, dann verzichten Sie lieber auf Experimente. Informationen mit Mehrwert erregen außerdem mehr Interesse. Präsentieren Sie ein Unternehmen zum Anfassen, indem Sie Schnappschüsse von Mitarbeitern oder triviale Themen in Ihre Posts mit einbauen. Das erzeugt Emotionen und baut Nähe zu den Usern auf. Lassen Sie z. B. die Chance nicht aus, eine Unternehmensseite auf Facebook optimal zu nutzen.
Die Deutsche Telekom macht es vor und nutzt mehrere Kanäle, um Interessenten anzusprechen. Auf der Facebook-Karriereseite der Telekom wird vor allem ein junges studentisches Publikum angesprochen. Daher wählt das Unternehmen eine eher unkonventionelle Ansprache der User und versucht sie mobil zu machen.
Durch Facebook-Aktionen wie „Leave Your Social Mark“ rufen sie deutsche Studenten dazu auf, soziale Projektideen vorzustellen und posten Fotos der Teilnehmergruppen und Events.
Über einen Link unter „Informationen“ gelangen die Kandidaten zur Karriere-Webseite der Deutschen Telekom und können sich tiefgreifender über Karrierechancen und Stellenangebote informieren.
Diese Seite wirkt offizieller und enthält keine interaktiven Elemente.
5. Stärken Sie Ihre Arbeitgebermarke
Bei einer 2013 durchgeführten LinkedIn-Umfrage fanden 75% der 3.300 HR-Fachkräfte, dass die Arbeitgebermarke (Employer Branding) eine relevante Bedeutung für ihren Recruiting-Erfolg hatte.
Neben einer effektiven Nutzung von sozialen Netzwerken und Medien spielt dabei vor allem die Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen eine herausragende Rolle. Durch die stärkere Identifikation mit Ihrem Unternehmen werden Ihre Mitarbeiter Sie als Arbeitgeber weiterempfehlen. Steigern Sie die Loyalität Ihrer Mitarbeiter und motivieren Sie sie zu Markenbotschaftern zu werden.
Dem amerikanischen Internetvertrieb „audible“ scheint das gelungen zu sein. Auf dem firmeneigenen LinkedIn-Profil lässt sich das Unternehmen in einem Video von seinen Mitarbeitern vorstellen und begleitet sie in kurzen Clips durch den Arbeitsalltag.
Auch der LinkedIn-Konkurrent XING hat sie etwas einfallen lassen, damit Sie als Unternehmen auf Ihre Arbeitgebermarke einwirken können. Für 395 Euro pro Monat können Sie ein spezielles Profil für Employer Branding einrichten. Erst dann können Sie Ihr Xing-Profil mit Kununu verlinken und noch mehr für Ihre Arbeitgebermarke tun.
Seit 2013 ist Kununu ein Tochterunternehmen der Xing AG, die das Portal nach zweijähriger Kooperation übernommen hat. In diesem Arbeitgeberbewertungsportal veröffentlichen Arbeitnehmer anonyme Erfahrungsberichte über Unternehmen und benoten sie u.a. in puncto Gehalt, Work-Life-Balance und Arbeitsatmosphäre.
Dadurch können sich potentielle Arbeitnehmer umfassend über einen Arbeitgeber informieren. Die Unternehmen erhalten durch Kununu Feedback und können durch die Offenlegung Ihrer Strukturen, Interessenten einen Anstoß zur Bewerbung geben.
Denken Sie daran, dass es bei jedem Unternehmen dauert bis die darin enthaltenen Werte ihren Weg in die Arbeitsrealität finden. Geben Sie der Positionierung Ihrer Marke Zeit!
6. Fazit
Über drei Viertel aller Deutschen sind in sozialen Netzwerken registriert, deshalb steht Ihnen ein riesiger Pool an potentiellen Kandidaten zur Verfügung. Erhöhen Sie Ihre Chancen auf die Rekrutierung dieser hochqualifizierten Fachkräfte, indem Sie sich auf verschiedenen Kanälen präsentieren.
Für welches Portal Sie sich entscheiden, kommt auf die Beschaffenheit Ihres Unternehmens an. Wenn Sie aktiv auf Ihre Zielgruppe eingehen, können Sie Ihr Employer Branding stärken und dadurch die besten Bewerber auf sich aufmerksam machen.
7. Weiterführende Literatur
- Dannhäuser, Ralf: „Praxishandbuch Social Media Recruiting: Experten Know-How, Praxistipps, Rechtshinweise.“, Springer Gabler, Heidelberg, 2014.
- Meyer, Roland: „Praxishandbuch zur Online-Personalarbeit.“, Praxium-Verlag, Zürich-Wollishofen, 2013.
- Bärmann, Frank: „Social Media im Personalmanagement: Facebook, XING, Blogs, Mobile Recruiting und Co. erfolgreich einsetzen.“, Mitp-Verlag, Bonn, 2012.
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