
Die Anzahl der mobilen User steigt stetig – die Unternehmen hingegen verhalten sich eher zurückhaltend und gestalten ihre Internetpräsenzen nur langsam um. Die Scheu vor hohem Aufwand und hohen Kosten lassen auch die neue Form des Recruitings nicht so recht anlaufen. Warum sich ein Umdenken für Ihr Unternehmen dennoch lohnen kann, zeigt der folgende Artikel.
Mobile Recruiting – das Potenzial nutzen Firmen kaum
Mobiles Recruiting ist keine Zukunftsvision mehr, sondern längst zur Realität geworden. Bei vielen Internetnutzern gehören mobile Geräte zum Alltag dazu. Das wird auch in einer TNS Infratest Studie von 2014 deutlich:
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Die Unternehmen gehen auf diesen Trend jedoch kaum ein – weder in Deutschland noch in der Schweiz.
Eine Befragung im Prospective Trend Report 2014 von 1479 Arbeitnehmern (davon 1139 Deutsche) ergab, dass nur 12 % der Schweizer Unternehmer erste Erfahrungen mit Mobile Recruiting gemacht haben. 45% sind noch dabei ihre damit verbundenen Möglichkeiten zu überprüfen. Die Schweiz gilt im Mobile Recruiting-Bereich fortschrittlicher als Deutschland.
Den Unternehmen beider Länder entgeht dabei die Chance, potentielle Fachkräfte zu rekrutieren.
Eine Absolventa Studie aus dem Jahre 2014 (578 Teilnehmer) beweist, dass heute genauso viele Befragte (43%) ihr Smartphone wie ihren PC zur Jobsuche nutzen. 20% nutzen dafür ihr Tablet. Kandidaten sind also sehr gut über mobile Kanäle zu erreichen:

Quelle: Absolventa
Laut einer Mobile Recruiting Studie von 2014 haben 80% der Firmen trotzdem kein mobil-optimiertes Angebot für potentielle Fachkräfte entwickelt. Es stellte sich heraus, dass nur 22% von 160 Unternehmen eine mobile Webseite haben.
Immerhin 18% haben eine mobil optimierte Jobbörse. 6% lassen (Vor-)Bewerbungen mobil zu. Ebenfalls 6% bieten mobile Karriere-Apps an.
Viele Bewerber sind mit den heutigen Möglichkeiten zufrieden
Der Blogger Stefan Scheller beurteilt das Verhalten der Unternehmen weniger dramatisch. Er hat sich ebenfalls mit der Mobile Recruiting Studie 2014 beschäftigt und außerdem das Recruiting Barbecue von Absolventa in Frankfurt am Main besucht. Dort wurde die Mobile Recruiting Studie vorgestellt und besprochen.
Erstaunlich findet Scheller, dass sich nur 13% der 600 Befragten mobil beworben haben, obwohl sie der Generation Y zugeordnet wurden. 53% der Teilnehmer würden sich mobil bewerben, aber 41% nur wahrscheinlich.
Diese Unsicherheit begründet der Blogger mit den wenigen Möglichkeiten für mobile Bewerbungen. Deshalb sieht Scheller den Durchbruch von Mobile Recruiting als gescheitert. Zu bedenken gibt er außerdem, dass unklar ist, wie viel Versionen mobiler Webseiten bezüglich der Bewerberanzahl nützen.
Die Absolventa Studie besagt, dass 46 % der Bewerber mit den heutigen Möglichkeiten des mobilen Angebots zufrieden sind. Der Absolventa-Gründer Christoph Jobst hält die Ergebnisse der Studie deshalb für vage.
Scheller weist zudem auf einen großen Nachteil des Mobile Recruiting hin: Die Webseiten wirken nach der mobilen Optimierung wenig ansprechend, weil ihre Inhalte ohne Videos und Bilder angezeigt werden. Am Ende werden nur gekürzte Texte angezeigt, damit die Seite schneller geladen wird – das Corporate Design wird vergessen.
Auch die Scheu der Personaler vor Fast Track Bewerbungen sei nicht unberechtigt. Die niedrige Hemmschwelle bewirkt, dass ebenfalls viele unqualifizierte Bewerber mitmischen.
Scheller rät jedoch lieber dazu, geschickt am Massenbewerbungsphänomen vorbei zu rekrutieren. Vor allem in Märkten, wo begehrte Kandidaten sich gar nicht mehr aktiv bewerben müssen, weil sie genügend Angebote erhalten, finden sich die passenden Mitarbeiter.
Im Schlusswort plädiert der Blogger für die Bewerbung auf nicht mobilen Geräten. Die Zeit reicht aus, um sich auf klassische Art zu bewerben, da monatelang im Unternehmen ausgewählt wird. Scheller befürchtet, dass durch technikbedingte Restriktionen sogar geringere Chancen entstehen könnten.
Dennoch ist Mobile Recruiting nicht nur mit dem Hinblick auf Bewerbungen zu betrachten, sondern ganzheitlicher, wie Sebastian Schäfer von Talents Connect meint. Auch wenn Bewerbungen über mobile Devices (noch) selten sind, so ist es heute schon ein extrem wichtiges Informationsmedium für die allermeisten Bewerber.
Durch die zunehmende Anzahl von mobilen Geräten und technische Entwicklungen wie die Bevorzugung von mobiler Internetseiten durch Google, wird die Bedeutung des Mobile Recruiting noch weiter steigen, prognostiziert der Experte.
Fazit
Die Mobile Internetnutzung lässt sich aus der heutigen Zeit nicht mehr wegdenken. Deshalb sollte kein Unternehmen die Möglichkeiten des Mobile Recruitings versäumen. Trotzdem kann auch diese Form der Personalbeschaffung keine Wunder vollbringen.
Es empfiehlt sich beide Chancen wahrzunehmen: Betreiben Sie eine hochwertige Karriereseite und ergänzen sie diese durch eine mobile Variante. So steigen Ihre Chancen, schnellstmöglich auf die richtigen Mitarbeiter zu stoßen.
Quellen
Mobile Recruiting: Diese 20 Tipps machen Unternehmen attraktiv via karrierebibel.de
Unternehmen kommunizieren konsequent an Zielgruppen Gen Y und Gen Z vorbei via saatkorn.com
Und wie mobil rekrutieren SIE? Studie Mobile Recruiting 2013 via personalmarketing2null.de
Anteil der Nutzer des mobilen Internets in Deutschland in den Jahren 2012 bis 2014 via statista.de
Der Schweizer HR-Trendreport 2014 via blog.buckmanngewinnt.ch
Generation Y: Medienwechsel in der Jobsuche via absolventa.de
Mobile Recruiting Studie 2014 via wollmilchsau.de
Mobile Recruiting – der nächste große HR-Rohrkrepierer!? via persoblogger.de
Mobile Recruiting: Kein Trend, sondern ein Standard via Talents Connect
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