Lexikon

Niereninsuffizienz

Definition Niereninsuffizienz

auch bekannt als: Nierenversagen

Niereninsuffizienz Akut einsetzender oder langsam fortschreitender Funktionsverlust der Niere, der sich in einer verminderten Harnproduktion zeigt. Die Folge ist ein Anstieg der normalerweise über den Urin ausgeschiedenen Substanzen (harnpflichtige Substanzen) im Blut und schließlich eine Harnvergiftung (Urämie). Außerdem wird Flüssigkeit ins Gewebe eingelagert (Ödem).

Man unterscheidet 2 Formen:

1. akutes Nierenversagen: Dieses beruht in 80 Prozent der Fälle auf Störungen, die primär nicht von der Niere oder den ableitenden Harnwegen ausgehen. Die häufigsten Ursachen sind Durchblutungsstörungen (durch Blutverluste, Wasser- und Mineralstoffverluste, Schock) oder schwere Infektionen, bei denen es zu einer Freisetzung von Bakteriengiften kommt, daneben auch Vergiftungen durch chemische Substanzen oder Arzneimittel. Die Krankheit beginnt aus anscheinend voller Gesundheit ganz plötzlich mit Kopfschmerzen, innerer Unruhe, Verwirrtheit und Krampfanfällen. Nach Stunden bis Tagen versiegt die Urinproduktion; die Betroffenen ermüden rasch, sind zunehmend weniger ansprechbar und leiden unter Übelkeit. Es kann zur Überwässerung des Körpers, insbesondere der Lunge mit Atembeschwerden, und zu Herzrhythmusstörungen kommen. Im Blut zeigt sich ein Anstieg der harnpflichtigen Substanzen. Wenn der Patient das akute Stadium überlebt, dauert die volle Wiederherstellung der Nierenfunktion 6-12 Monate.

2. chronisches Nierenversagen: über Jahre langsam fortschreitende Einschränkung der Nierenfunktion mit Zurückbleiben harnpflichtiger Substanzen im Blut. Ursächlich an erster Stelle steht mit 22 Prozent die Glomerulonephritis; die Zuckerkrankheit ist zweithäufigste Ursache (ca. 14 Prozent). Dann folgen Gefäßerkrankungen, angeborene Zystennieren und Nierenbeckenentzündungen. In 12 Prozent der Fälle lässt sich kein Auslöser finden. Die Krankheit beginnt mit einer zunehmenden Einschränkung der Nierenfunktion. Diese ist durch die Erhöhung der stickstoffhaltigen Endprodukte des Eiweißstoffwechsels im Blut ohne Anzeichen einer Vergiftung gekennzeichnet. Erst später entwickelt sich dann nach und nach eine lebensbedrohliche Harnvergiftung (Urämie).

Da die Nieren den Funktionsausfall im Anfangsstadium noch vollständig ausgleichen können, sind zunächst keine Symptome vorhanden. Erste Beschwerden sind dann ein plötzlicher Leistungsknick und Unwohlsein. Mit zunehmender Zerstörung des Nierengewebes treten typische Symptome hinzu, die alle Organsysteme betreffen. Es kommt zu Überwässerung mit Atem- und Herzbeschwerden, zu Herzrhythmusstörungen und Herzbeutelentzündungen sowie fast immer zur Hypertonie (Bluthochdruck). Übelkeit, Erbrechen und Geschmacksstörungen sind ebenso typisch wie Juckreiz und eine bräunlich gelbe Verfärbung der Haut.

Zur Behandlung der Niereninsuffizienz gibt es 4 Verfahren, die man je nach Einzelfall miteinander kombiniert:

Diät: Nierenkranke sollten ausreichend trinken und Kochsalz sowie kalium- und phosphatreiche Nahrungsmittel vermeiden. Hierfür stehen verschiedene Diätformen zur Verfügung, zum Beispiel die so genannte Schweden-Diät: eine gemischte, eiweißarme Kost aus Fisch, Fleisch und Obst mit Zusatz einiger wichtiger Aminosäuren, d.h. unentbehrlicher Eiweißbestandteile.

Medikamente: Welche Arzneimittel verordnet werden, hängt sehr stark von den jeweiligen Symptomen ab. In Betracht kommen Medikamente gegen den Bluthochdruck, gegen die Übersäuerung des Blutes, gegen die Herzmuskelschwäche und eventuell — wenn sich Flüssigkeit im Körper staut und Schwellungen (Ödeme) verursacht — auch harntreibende Mittel.

Dialyse: Da die kranken Nieren zunehmend die Fähigkeit verlieren, die harnpflichtigen Substanzen aus dem Körper zu schwemmen, muss man das Blut außerhalb des Körpers in einer komplizierten Maschine von ihnen befreien.

Nierentransplantation: Der Austausch nicht mehr funktionsfähiger Nieren gegen gesunde, die von einem Spender entnommen wurden, ist zweifellos die wirksamste Therapie bei der chronischen Niereninsuffizienz. Das Problem liegt allerdings darin, dass es bei weitem nicht genügend Spendernieren gibt, so dass Kranke oft lange Zeit darauf warten müssen.

Abbildungen

  • Niereninsuffizienz_Nierenversagen_Chronische-Nierenkrankheit

Sofern nicht anders angegeben, stehen die Bilder dieser Seite unter einer Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Lizenz