Lexikon

Neurasthenie

Definition Neurasthenie

auch bekannt als: Nervenschwäche

Neurasthenie Rund 20-30 Prozent aller Patienten, die zum Arzt gehen, leiden an Beschwerden, die sich körperlich äußern, denen jedoch seelische Probleme zugrunde liegen (psychosomatische Störungen). Dem Arzt fällt in diesen Fällen die schwierige Aufgabe zu, eine echte Organkrankheit (z. B. Schilddrüsenüberfunktion) auszuschließen. Die Diagnosen »Nervenschwäche«, »Nervosität« oder »Neurasthenie« sind heute aus der ärztlichen Fachsprache fast ganz verschwunden. Stattdessen spricht man von »vegetativer Dystonie«, vom »psychovegetativen Syndrom« oder von »vegetativer Dysregulation«. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Störungen unterschiedlicher Organe, die auf eine Unausgeglichenheit des vegetativen Nervensystems zurückzuführen sind; wobei allerdings die tiefere Ursache (Lebensangst, innere Unsicherheit und Konflikte aller Art) - wie bereits erwähnt - meist im seelischen Bereich zu suchen ist.

Typisch ist die subjektive Überwertung der als sehr stark empfundenen Beschwerden, für die kein entsprechender Organbefund vorliegt. In erster Linie klagen die Betroffenen über Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Herzbeschwerden, allgemeine Schwäche, Magen-Darm-Probleme, Schwindel, Sexualstörungen, depressive Verstimmung, Atembeschwerden und Kreuzschmerzen. Sehr oft brechen diese Beschwerden in hormonalen Krisenzeiten (Entwicklungsjahre, Schwangerschaft, Wochenbett, Wechseljahre) aus. Aber auch bei älteren Menschen können ähnliche Störungen als Reaktion auf die abnehmende körperliche Leistungsfähigkeit, den Abschluss der Berufstätigkeit, die Generationentrennung oder den Lebensrückblick auftreten.

Können organische Ursachen ausgeschlossen werden, handelt es sich also tatsächlich um seelisch bedingte funktionelle Störungen, kann der Patient selbst viel zu seiner Gesundung beitragen. Ausschlaggebend ist, dass er seine Konfliktsituation versteht und sich darüber aussprechen kann. Gespräch und Medikament sind die Stützen der Therapie. Autogenes Training und leichte körperliche Tätigkeiten, vor allem mäßig betriebener Ausdauersport, sind ebenfalls von großem Wert. Das Ziel ist eine systematische Kräftigung der Gesamtkonstitution. Diese wird erreicht durch Umstellung der Ernährung (viel Rohkost, Obst, Sauermilchprodukte, Vollkornprodukte usw.), Abstellung von Genussmittelmissbrauch (Alkohol, Nikotin, Kaffee), abhärtende Maßnahmen sowie Bäder- und Klimakuren. Die Pflanzenheilkunde bietet für derlei Beschwerden Tee bzw. Saft von Johanniskraut, Baldrian, Lavendel- und Weißdornblüten, Hopfendolden, Melisse und Anis an.