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Muskelerkrankungen

Definition Muskelerkrankungen

auch bekannt als: Myopathien

Muskelerkrankungen Eigenständige Erkrankungen der Muskulatur kommen verhältnismäßig selten vor. Hingegen passiert es häufig, dass die Muskeln von anderen Grundkrankheiten mitbetroffen werden, vor allem von Erkrankungen des Nervensystems; Infektionskrankheiten wie Typhus und Tuberkulose; parasitären Erkrankungen, z. B. durch Trichinen (Trichinose) und Schweinebandwurm (Bandwürmer) sowie von Hormonstörungen (Basedow-Krankheit, Myxödem, Cushing-Krankheit, Störungen der Nebenschilddrüsen, Zuckerkrankheit). 

Den einfachen Muskelschwund (Muskelatrophie) findet man nicht selten als Folge einer Schonhaltung oder Ruhigstellung, z. B. unter einem Gipsverband. Eine Muskelverkürzung (Muskelkontraktur) kann durch Verwachsungen nach Verletzungen oder durch Durchblutungsmangel – z. B. als Folge strangulierender Verbände – entstehen. Muskelzittern (Zittern einzelner Muskelbündel, z. B. der Wadenmuskeln) kommt als Begleiterscheinung von Überanstrengung, Kälte und Nervosität, aber auch bei Nervenentzündungen, Ischialgie und organischen Nervenkrankheiten vor. Ursache von Muskelschmerzen (Myalgie) können ein Muskelrheumatismus, Überanstrengung, Erkältung, Stoffwechselstörungen (Gicht, Zuckerkrankheit) oder eine Überbeanspruchung bestimmter Muskelgruppen infolge einer Skelettdeformität (Plattfuß, X-Beine, Wirbelsäulenverbiegung) sein. 

Beim Myom handelt es sich um eine gutartige, beim Myosarkom um eine äußerst bösartige Geschwulst des Muskelgewebes. 

Schließlich gibt es noch Lähmungen und Krampferscheinungen eines Muskels, die durch Störungen des zugehörigen Nervs oder der Blutzirkulation bedingt sein können. 

Die eigentlichen Muskelerkrankungen werden in folgende Gruppen eingeteilt: 

1. Muskelatrophie: Muskelschwäche und -schwund infolge Nervendegeneration; oft familiär auftretende Erkrankung unbekannter Ursache ohne wirksame Behandlungsmöglichkeit. 

2. Muskeldystrophie: Gruppe erblicher Muskelerkrankungen, die mit fortschreitendem Muskelabbau und dadurch bedingter Muskelschwäche einhergehen. Die meisten Formen beginnen schon im frühen Kindesalter oder in der Pubertät. 

3. Myotonie: Das gemeinsame Kennzeichen der unter diesem Begriff zusammengefassten Krankheitsbilder ist die abnorm lange Dauer einer Muskelzusammenziehung (Kontraktion), nach der die Erschlaffung lange auf sich warten lässt. Dies äußert sich z. B. in der Unfähigkeit, einen Händedruck sofort wieder zu lösen oder den Mund nach dem Zubeißen gleich wieder zu öffnen. Es handelt sich zumeist um familiäre Erbleiden. 

4. periodische Lähmungen: Dabei handelt es sich um eine seltene Erbstörung mit schlaffen Lähmungen, von der es wiederum 2 Formen mit erhöhtem und erniedrigtem Blutkalziumspiegel gibt. Durch entsprechende Diät und Zufuhr von Mineralsalzen können Häufigkeit und Schwere der Anfälle gemildert werden. 

5. Myasthenie: krankhafte Muskelschwäche, die teils durch Störungen der Überträgerstoffe der Nervenerregung bedingt ist. So ist die Myasthenia gravis dadurch gekennzeichnet, dass Bewegungsbefehle motorischer Nerven die zugehörigen Muskeln nicht erreichen. Die Krankheit verläuft langsam und schleichend und führt dazu, dass die betroffenen, nicht mehr beanspruchten Muskeln sich allmählich immer mehr zurückbilden. 

6. Dermatomyositis (Haut- und Muskelentzündung): seltene Allgemeinerkrankung mit entzündlichen und degenerativen Veränderungen der quer gestreiften Muskulatur und der Haut

7. Polymyositis: Muskelerkrankung mit ähnlichen Erscheinungen wie bei der Dermatomyositis, jedoch ohne Hautausschlag. Hinsichtlich der Ursache geht man davon aus, dass die Störung zu den Autoaggressionskrankheiten gehört, also zu den Leiden, die durch den Angriff des Körpers auf eigene Strukturen zu Stande kommen.

Abbildungen

  • Muskelerkrankungen_Atrophie_1025_Atrophy.png

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