Lexikon

Kneippkur

Definition Kneippkur

Kneippkur Von dem Pfarrer Sebastian Kneipp begründete Behandlungsmethode, die eine gesunde Lebensweise, Abhärtung, ausgewogene Ernährung, maßvolle Verteilung von Ruhe und Bewegung, reichlich Sonne und Luft, die Verwendung natürlicher Heilmittel sowie vor allem Wasseranwendungen beinhaltet. Für diese Wasseranwendungen gilt: Vor und nach jeder Anwendung ist eine gute Erwärmung des Körpers (durch Laufen, körperliche Übungen usw.) wichtig. Niemals sollte man einen fröstelnden Körper mit kaltem Wasser behandeln! Auch sollte man keine Wasseranwendung nach einer größeren Mahlzeit durchführen. Jede Anwendung von kaltem Wasser soll rasch vor sich gehen, da die Heilwirkung bzw. der günstige Einfluss auf Gefäße, Nerven und Drüsen durch die unmittelbare Reaktion des Körpers zu Stande kommt. Zudem muss jede Anwendung der individuellen Hautreaktion angepasst werden. Um Erkältungen und Ermüdungsgefühle zu vermeiden, folgt jeder Wärme- eine Kälteanwendung. Im Allgemeinen soll man sich nach der Wasseranwendung nicht abtrocknen (außer Gesicht und Haare).

Sonderanwendungen sind das Barfußgehen, das so oft wie möglich geschehen soll, das Wassertreten (Dauer 1-2 Minuten. Wasser reicht bis zur halben Wade) und das Grasgehen im Morgentau (Dauer 5 bis höchstens 10 Minuten). Waschungen, als Ganzwaschung oder Oberkörperwaschung angewandt, sollen rasch erfolgen und in 1-2 Minuten wieder beendet sein. Bäder, als kaltes Voll- oder Sitzbad, dauern 3-10 Sekunden. Beim wechselwarmen Fußbad tauchen die Füße, mehrmals wechselnd, 2 Minuten in heißes und eine halbe Minute in kaltes Wasser. Beim Augenbad wird das Gesicht eine halbe Minute lang ins Wasser gehalten; in dieser Zeit werden die Augen (unter Wasser) mehrmals auf- und zugemacht. Güsse, mit Gießkannen oder Wasserschlauch (15-20 cm von der Haut entfernt gehalten) ausgeführt, dauern - wie üblich mit kaltem Wasser - 1-2 Minuten und werden als Oberguss (für den Oberkörper), Rücken-, Schenkel-, Knie-, Arm- oder Vollguss verabfolgt. Der Blitzguss verläuft anders als die sonstigen Güsse: Bei ihm wirkt der Wasserstrahl, aus größerer Entfernung und mit Druck angewandt, nacheinander auf Beine, Hüften, Rücken, Brust und Bauch ein. Dämpfe schließlich werden vornehmlich als Kopf- oder Fußdampf verabfolgt; durch Zusatz von Heublumen oder Kamillenblüten kann die Wirkung verstärkt werden.

Eine Kneippkur eignet sich zur Behandlung vieler Zivilisationskrankheiten, insbesondere zahlreicher funktioneller Störungen. Weitere Anwendungsgebiete sind Herz- und Gefäßerkrankungen, Nervenleiden, Störungen der Verdauungsorgane, hormonelle Unregelmäßigkeiten, Gelenk- und Muskelrheumatismus, Rückenschmerzen und Muskelverspannungen. Die Kneippkur wird vorzugsweise von besonders ausgebildeten Fachkräften in Kneippkurorten oder -sanatorien durchgeführt, aber auch von niedergelassenen Ärzten, die eine entsprechende Einrichtung besitzen.