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Giftige Tiere

Definition Giftige Tiere

Giftige Tiere Man unterscheidet 2 Gruppen:

1. passiv giftige Tiere: Sie besitzen keinen Giftapparat; vielmehr beruht ihre Giftigkeit auf Substanzen, die sie mit dem Stoffwechsel bilden oder mit ihrer Nahrung aufnehmen. In diese Gruppe gehören in erster Linie Muscheln und Fische, bei deren Verzehr es beim Menschen zu Magen-Darm- oder Nervenvergiftungen kommt.

2. aktiv giftige Tiere: Sie haben die Fähigkeit, selbst Gift zu produzieren, das sie über Stacheln, Klauen, und Zähne auf andere Lebewesen übertragen können. In diese Gruppe gehören Schlangen, Quallen, Fische, Skorpione und Spinnen.

In der Reise- und Touristikmedizin haben vor allem Gifttiere südlicher und tropischer Regionen eine gewisse Bedeutung.

Die wichtigsten Gifttiere und ihre Verbreitung sind:

  • Muscheln (Küstengebiete der nördlichen Hemisphäre): Miesmuscheln und Austern können durch Bakterien (Salmonellenerkrankungen) oder Viren verseucht sein und zu entsprechenden Erkrankungen führen. Auch durch Aufnahme einzelliger Geißeltierchen, die periodisch in den Monaten Juli bis September an den Küsten der nördlichen Halbkugel auftreten, können sie giftig werden. Die Muscheln selbst bleiben dabei äußerlich unauffällig. Symptome der durch sie ausgelösten Nervenvergiftung sind: abnorme Empfindungen (Kribbeln usw.) um den Mund herum, Gefühlsstörungen und Lähmungen an Armen und Beinen, in seltenen Fällen Atemlähmung. Die Erscheinungen verschwinden meist nach 1-2 Tagen. Behandlung: Erbrechen und Abführen.
  • Fische (tropische Korallenriffe, Karibik, Pazifik): Ciguatera-Krankheit durch Raubfische, die Algengifte aufgenommen haben. 3-40 Stunden nach dem Fischgenuss treten Erbrechen, Durchfall, Bauchkrämpfe, abnorme Empfindungen, metallischer Geschmack auf der Zunge, gestörte Kalt-Warm-Empfindung, Pupillenerweiterung und Muskelschmerzen auf. Der Tod erfolgt durch Atemlähmung oder Schock; Fischvergiftung.
  • Quallen (alle Meere): In den meisten Fällen führt der Kontakt mit Quallen nur zu brennnesselartigen Hauterscheinungen. Schwere Vergiftungen werden durch Tiere der tropischen Gewässer sowie durch die Würfelqualle an der australischen Nordostküste verursacht: Ertrinkungsgefahr durch Kreislaufversagen, Atemstörung, Verwirrung oder Bewusstlosigkeit. Behandlung: Das Gift der an der Haut anhaftenden Quallenreste kann mit Alkohol oder Salmiakgeist neutralisiert werden. Die medikamentöse Behandlung erfolgt mit Antihistaminika oder Corticosteroiden (Kortison).
  • Seeigel (alle Meere): Verletzungen durch Seeigelstacheln gehören zu den häufigsten Unfällen beim Baden. Nur bei wenigen Arten kommt es neben der mechanischen Verletzung zu einer Vergiftung, die sich durch Schmerzen und Rötung der Stichstelle bemerkbar macht. Bei allgemeiner Vergiftung treten Schwellungen im Gesicht, abnorme Empfindungen und Lähmungen auf. Behandlung: Die Stacheln müssen entfernt werden, da sie Infektionen auslösen können. Dabei kann ein Teil der Stacheln durch täglich wiederholtes Aufkleben von Heftpflaster oder mit einer Zugsalbe entfernt werden; die verbleibenden Stacheln müssen chirurgisch beseitigt werden.
  • Kegelschnecken (Indopazifik): Einzelne Kegelschnecken besitzen einen hoch entwickelten Giftapparat, mit dem sie Muschelsammler zumeist an der Hand verletzen. Das auf diese Weise in den Körper eingedrungene Nervengift verursacht ein schmerzhaftes Taubheitsgefühl, Muskelschwäche, Speichelfluss, Sehstörungen, in schweren Fällen sogar Atemprobleme und Bewusstlosigkeit. Behandlung: Heißwasserbehandlung zur Schmerzbekämpfung.
  • Skorpione (Nordafrika, Naher Osten, Süd- und Mittelamerika): Gefährdet sind vor allem Touristen, die morgens Schuhe und Kleidung anziehen, in die sich Skorpione verkrochen haben. Deshalb sollte man Schuhe und Kleidung vor dem Anziehen immer gut ausschütteln. Der Stich verursacht eine schmerzhafte Schwellung mit Taubheitsgefühl. Allgemeinanzeichen sind Angst- und Erstickungsgefühl, Speichelfluss, Erbrechen, Pulsjagen, Krämpfe, Lungenödem und Blutungen. Behandlung: Bei Kindern ist wegen möglicher Todesfälle die Gabe eines Gegengiftes unbedingt notwendig. Eine Stauung der Venen verlangsamt die Giftaufnahme.
  • Spinnen (weltweit): Für den Menschen gefährlich sind die Schwarze Witwe, Wanderspinnen und verwandte Arten. Sie verursachen unterschiedliche örtliche Erscheinungen und Nervengiftwirkungen.
  • Schlangen (weltweit): Dort, wo bekanntermaßen Giftschlangen vorkommen, ist darauf zu achten, wohin man greift und tritt. Ferner ist es sinnvoll, lange Hosen und feste Schuhe zu tragen, beim Gehen fest aufzutreten und nachts eine Taschenlampe zu benutzen. Grundsätzlich sollte der Nichtfachmann keine Schlangen berühren, auch wenn er sie für tot hält. Beschwerden: örtliche Schwellung, Blutungsneigung, Sprach- und Schluckstörungen, Lähmungen, Atemstörungen, Angstzustände, Schweißausbruch, schneller Puls. Erste Hilfe: Nach einem Schlangenbiss eine venöse Stauung herzwärts des Bisses anlegen; die betroffene Extremität ruhig stellen; das nächste Krankenhaus aufsuchen. Behandlung: Injektion eines spezifischen Gegengiftes.